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Energie & Management > Wasserstoff - Fernleitungsbetreiber aktualisierten H2-Roadmap
Quelle: Shutterstock / r.classen
Wasserstoff

Fernleitungsbetreiber aktualisierten H2-Roadmap

Die Initiative European Hydrogen Backbone (EHB) überarbeitete ihren Plan für ein gesamteuropäisches Wasserstoffnetz. Österreich könnte darin eine wesentliche Rolle spielen.
 
Die Initiative European Hydrogen Backbone (EHB), in der 33 Fernleitungsbetreiber am Aufbau eines gesamteuropäischen Wasserstoffnetzes arbeiten, veröffentlichte am 22. November eine aktualisierte Version ihrer H2-Roadmap. Sie enthält Kurzbeschreibungen von 40 diesbezüglichen Projekten mit einer Gesamtlänge von rund 31.500 Kilometern, die ab 2030 zur Verfügung stehen sollen. Dabei handelt es sich nicht zuletzt um die Umstellung bestehender Leitungen auf den Transport von Wasserstoff. Sie sind in fünf Korridore („A“ bis „E“) gegliedert, die insbesondere dem Import von Wasserstoff in die EU dienen, unter anderem aus Nordafrika, Norwegen und der Ukraine. Konkrete Kostenschätzungen enthält die H2-Roadmap nicht. Wie es darin heißt, fehlen noch belastbare Daten hinsichtlich der Kosten großer Wasserstoffleitungen. Die Roadmap verweist jedoch auf erhebliche Herausforderungen bei der Finanzierung einschlägiger Projekte sowie auf die Notwendigkeit der Anpassung rechtlicher und regulatorischer Rahmenbedingungen.

In Österreich sind die Gas Connect Austria (GCA), eine Tochtergesellschaft des Stromkonzerns Verbund und mehrerer Gas-Verteilnetzbetreiber, sowie die TAG GmbH an der EHB beteiligt. Dieses Unternehmen ist für den Betrieb der Trans-Austria-Gasleitung (TAG) zuständig, die den Gasnetzknoten Baumgarten etwa 40 Kilometer nordöstlich von Wien mit dem Knoten Arnoldstein an der Grenze zwischen den Bundesland Kärnten und Italien verbindet. In der Vergangenheit diente die TAG fast ausschließlich dem Import russischen Erdgases über Österreich nach Italien. Mittlerweile werden über die Leitung auch Erdgas-Einfuhren von Italien nach Österreich getätigt. An der TAG GmbH ist die GCA mit 15,53 Prozent beteiligt, die Mehrheit von 84,47 Prozent hält die italienische Snam.

TAG-Strang für Wasserstoff

Im Rahmen des Vorhabens „Corridor A“ der EHB soll ein Strang der TAG auf den Import von Wasserstoff aus Nordafrika umgestellt werden. Für derartige Einfuhren muss auch das 2.300 Kilometer lange „Italian Hydrogen Backbone“ etabliert werden, das zu rund 75 Prozent aus umgewidmeten Leitungen bestehen soll. In Österreich würde der Wasserstoff über die TAG nach Baumgarten transportiert und dort weiterverteilt. Erfolgen soll dies über teils neu zu errichtende Stränge der West-Austria-Gasleitung (WAG) und der Penta West, die das österreichische und das deutsche Fernleitungsnetz verbinden. Auch über auf Wasserstoffbetrieb umgewidmete Leitungen durch die Slowakei und die Tschechische Republik könnte Deutschland Wasserstoff aus Baumgarten beziehen. Überdies ist am Netzknoten Murfeld in der Steiermark im Südosten Österreichs eine Abzweigung von der TAG in Richtung Slowenien geplant. Somit könnte könnte Österreich eine „zentrale Drehscheibe für den innereuropäischen Wasserstofftransit“ werden, teilte die GCA mit.

Weitere Korridore

Den Import in Nordafrika erzeugten Wasserstoffs über Portugal, Spanien und Frankreich nach Zentraleuropa und damit nicht zuletzt Deutschland würde der „Corridor B“ ermöglichen. Der „Nordseekorridor“ („Corridor C“) wiederum dient Einfuhren aus Norwegen. Der teilweise durch die Ostsee verlaufende „Corridor D“ soll Schweden, Finnland und die baltischen Staaten mit Deutschland verbinden, unter anderem über den 140 Kilometer langen Interconnector Bornholm-Lubmin, den die Gascade und der dänische Fernleitungsbetreiber Energinet schaffen möchten. „Corridor E“ schließlich ist für die Einfuhr von Wasserstoff über LNG-Terminals in Griechenland oder aus der Ukraine nach Zentraleuropa vorgesehen.
 
Eine Übersicht des geplanten europäischen Wasserstoffnetzes.
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Quelle: EHB


Innerdeutsches Wasserstoffnetz

Ein eigenes Kapitel der aktualisierten H2-Roadmap befasst sich mit der Etablierung eines innerdeutschen Wasserstoffnetzes. Dessen voraussichtliche Länge schätzt die EHB auf rund 11.200 Kilometer. Dazu gehört unter anderem der etwa 300 Kilometer lange „Green Octopus Mitteldeutschland“ (GO), der der Versorgung der Industrie in Sachsen-Anhalt sowie in der Region Salzgitter in Niedersachsen dient.

Die Projekte der H2-Roadmap befinden sich in unterschiedlichen Stadien. Für die meisten sind erst Machbarkeitsstudien geplant oder in Erarbeitung. Einzig hinsichtlich des „Hydrogen Network Netherlands“ hat die Gasunie die finale Investitionsentscheidung bereits getroffen. Dieses wird zu etwa 70 bis 80 Prozent aus umgewidmeten Erdgasleitungen bestehen. Seine Inbetriebnahme ist für 2030 vorgesehen.

Die aktualisierte H2-Roadmap ist auf der Website der EHB verfügbar.

Donnerstag, 23.11.2023, 12:45 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Wasserstoff - Fernleitungsbetreiber aktualisierten H2-Roadmap
Quelle: Shutterstock / r.classen
Wasserstoff
Fernleitungsbetreiber aktualisierten H2-Roadmap
Die Initiative European Hydrogen Backbone (EHB) überarbeitete ihren Plan für ein gesamteuropäisches Wasserstoffnetz. Österreich könnte darin eine wesentliche Rolle spielen.
 
Die Initiative European Hydrogen Backbone (EHB), in der 33 Fernleitungsbetreiber am Aufbau eines gesamteuropäischen Wasserstoffnetzes arbeiten, veröffentlichte am 22. November eine aktualisierte Version ihrer H2-Roadmap. Sie enthält Kurzbeschreibungen von 40 diesbezüglichen Projekten mit einer Gesamtlänge von rund 31.500 Kilometern, die ab 2030 zur Verfügung stehen sollen. Dabei handelt es sich nicht zuletzt um die Umstellung bestehender Leitungen auf den Transport von Wasserstoff. Sie sind in fünf Korridore („A“ bis „E“) gegliedert, die insbesondere dem Import von Wasserstoff in die EU dienen, unter anderem aus Nordafrika, Norwegen und der Ukraine. Konkrete Kostenschätzungen enthält die H2-Roadmap nicht. Wie es darin heißt, fehlen noch belastbare Daten hinsichtlich der Kosten großer Wasserstoffleitungen. Die Roadmap verweist jedoch auf erhebliche Herausforderungen bei der Finanzierung einschlägiger Projekte sowie auf die Notwendigkeit der Anpassung rechtlicher und regulatorischer Rahmenbedingungen.

In Österreich sind die Gas Connect Austria (GCA), eine Tochtergesellschaft des Stromkonzerns Verbund und mehrerer Gas-Verteilnetzbetreiber, sowie die TAG GmbH an der EHB beteiligt. Dieses Unternehmen ist für den Betrieb der Trans-Austria-Gasleitung (TAG) zuständig, die den Gasnetzknoten Baumgarten etwa 40 Kilometer nordöstlich von Wien mit dem Knoten Arnoldstein an der Grenze zwischen den Bundesland Kärnten und Italien verbindet. In der Vergangenheit diente die TAG fast ausschließlich dem Import russischen Erdgases über Österreich nach Italien. Mittlerweile werden über die Leitung auch Erdgas-Einfuhren von Italien nach Österreich getätigt. An der TAG GmbH ist die GCA mit 15,53 Prozent beteiligt, die Mehrheit von 84,47 Prozent hält die italienische Snam.

TAG-Strang für Wasserstoff

Im Rahmen des Vorhabens „Corridor A“ der EHB soll ein Strang der TAG auf den Import von Wasserstoff aus Nordafrika umgestellt werden. Für derartige Einfuhren muss auch das 2.300 Kilometer lange „Italian Hydrogen Backbone“ etabliert werden, das zu rund 75 Prozent aus umgewidmeten Leitungen bestehen soll. In Österreich würde der Wasserstoff über die TAG nach Baumgarten transportiert und dort weiterverteilt. Erfolgen soll dies über teils neu zu errichtende Stränge der West-Austria-Gasleitung (WAG) und der Penta West, die das österreichische und das deutsche Fernleitungsnetz verbinden. Auch über auf Wasserstoffbetrieb umgewidmete Leitungen durch die Slowakei und die Tschechische Republik könnte Deutschland Wasserstoff aus Baumgarten beziehen. Überdies ist am Netzknoten Murfeld in der Steiermark im Südosten Österreichs eine Abzweigung von der TAG in Richtung Slowenien geplant. Somit könnte könnte Österreich eine „zentrale Drehscheibe für den innereuropäischen Wasserstofftransit“ werden, teilte die GCA mit.

Weitere Korridore

Den Import in Nordafrika erzeugten Wasserstoffs über Portugal, Spanien und Frankreich nach Zentraleuropa und damit nicht zuletzt Deutschland würde der „Corridor B“ ermöglichen. Der „Nordseekorridor“ („Corridor C“) wiederum dient Einfuhren aus Norwegen. Der teilweise durch die Ostsee verlaufende „Corridor D“ soll Schweden, Finnland und die baltischen Staaten mit Deutschland verbinden, unter anderem über den 140 Kilometer langen Interconnector Bornholm-Lubmin, den die Gascade und der dänische Fernleitungsbetreiber Energinet schaffen möchten. „Corridor E“ schließlich ist für die Einfuhr von Wasserstoff über LNG-Terminals in Griechenland oder aus der Ukraine nach Zentraleuropa vorgesehen.
 
Eine Übersicht des geplanten europäischen Wasserstoffnetzes.
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Quelle: EHB


Innerdeutsches Wasserstoffnetz

Ein eigenes Kapitel der aktualisierten H2-Roadmap befasst sich mit der Etablierung eines innerdeutschen Wasserstoffnetzes. Dessen voraussichtliche Länge schätzt die EHB auf rund 11.200 Kilometer. Dazu gehört unter anderem der etwa 300 Kilometer lange „Green Octopus Mitteldeutschland“ (GO), der der Versorgung der Industrie in Sachsen-Anhalt sowie in der Region Salzgitter in Niedersachsen dient.

Die Projekte der H2-Roadmap befinden sich in unterschiedlichen Stadien. Für die meisten sind erst Machbarkeitsstudien geplant oder in Erarbeitung. Einzig hinsichtlich des „Hydrogen Network Netherlands“ hat die Gasunie die finale Investitionsentscheidung bereits getroffen. Dieses wird zu etwa 70 bis 80 Prozent aus umgewidmeten Erdgasleitungen bestehen. Seine Inbetriebnahme ist für 2030 vorgesehen.

Die aktualisierte H2-Roadmap ist auf der Website der EHB verfügbar.

Donnerstag, 23.11.2023, 12:45 Uhr
Klaus Fischer

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