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Energie & Management > Gas - Eurogas: Erdgas lässt sich nur teilweise ersetzen
Quelle: Fotolia / Dmitry Naumov
Gas

Eurogas: Erdgas lässt sich nur teilweise ersetzen

Die europäische Gaswirtschaft versucht, ihr Geschäft in der Energiewende zu retten. Derweil ruft die Ukraine die EU dazu auf, auch fällige Rechnungen nicht einfach so zu bezahlen.
Die jüngsten Vorschläge der EU-Kommission zum Klimapakt - “ Fit for 55“ und „REPowerEU“ - haben das Umfeld der Energiewirtschaft nach Ansicht der europäischen Gasbranche bereits stark verändert. Die von der Kommission anvisierten Ziele zum Einsatz von synthetischen und biologischen „grünen“ Gasen seien „anspruchsvoll, aber erreichbar“, sagte der Präsident von Eurogas, Didier Holleaux, am 14. Juni in Brüssel auf der Jahrestagung des Verbandes.

Holleaux unterstrich den Anspruch der Branche, auch in einer dekarbonisierten Energiewirtschaft eine wichtige Rolle zu spielen. Erdgas könne auch in Zukunft nicht vollständig ersetzt werden. Um die dabei entstehenden CO2-Emissionen zu neutralisieren, sei ein schneller Ausbau der CCUS-Technologie notwendig (Carbon Capture, Use and Storage). CO2 müsse in größeren Mengen entweder eingelagert oder in industriellen Prozessen verwendet werden. Die von der Kommission angepeilte „integrierte Energiewirtschaft“ sei effizienter, wenn Gas mit von der Partie sei, sagte Holleaux weiter.

Zweifel äußerte der Cheflobbyist der EU-Gaswirtschaft daran, dass sich fossiles Gas in der Industrie so schnell ersetzen lässt, wie es die EU-Kommission plant. Nicht die gesamte Industrie könne elektrifiziert werden. Dagegen könne Gas vergleichsweise zeitnah einen wichtigen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen im Seeverkehr leisten.

Beim Ersatz von Erdgas oder anderen, fossilen Brennstoffen durch Wasserstoff gehe es nicht nur um erhebliche Mengen, sondern auch darum, diese so herzustellen, dass der Planet keinen Schaden nehme. Die Arbeitsbedingungen in der Branche müssten akzeptabel bleiben, und die Arbeitskräfte müssten neu qualifiziert werden.

Für gemeinsamen Gaseinkauf, aber: "Voraussetzung fehlt"

Die Bemühungen der EU-Kommission, den Gaseinkauf der EU-Mitgliedsstaaten zu bündeln, um ihre Verhandlungsposition gegenüber den Anbietern zu stärken, werden von der Gaswirtschaft grundsätzlich begrüßt. Die dafür von der Kommission geschaffene Platform sei ein wichtiges Instrument, um die Versorgung der Union zu verbessern, hieß es am Rande der Konferenz. Allerdings müssten solche Geschäfte von den kartellrechtlichen Vorschriften der EU ausgenommen werden.

Der Auftritt des ukrainischen Gas-Chefs

Der Chef des ukrainischen Versorgers Naftogaz, Jurij Vitrenko, bekannte sich in einer Videobotschaft ebenfalls zur Dekarbonisierung. Das Einsparpotential der Ukraine bezifferte Vitrenko auf 10 Mrd. Kubikmeter pro Jahr. Dieses Potential könne auch durch die richtigen Investitionen beim Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg mobilisiert werden. Viele Einsparmaßnahmen könnten aber auch sofort ergriffen werden, sagte Vitrenko und verwies auf eine erst kürzlich in Betrieb genommene Müllverbrennungsanlage.

Der Naftogaz-Chef forderte die Energiewirtschaft der EU auf, kein Gas oder Öl mehr von Russland zu kaufen und fällige Rechnungsbeträge einzufrieren. Nur so werde sichergestellt, dass Moskau die Einnahmen aus dem Verkauf fossiler Brennstoffe nicht mehr für die Finanzierung seines Krieges gegen die Ukraine verwenden könne.

Für den Preisanstieg auf den Energiemärkten machte Vitrenko auch die Klimapolitik der EU verantwortlich. Die Verteuerung von Öl und Gas habe schon lange vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine eingesetzt, weil die Konjunktur nach der Corona-Krise wieder angezogen habe und weil die globale Förderung angesichts der europäischen Dekarbonisierungspolitik gedrosselt worden sei.

Mittwoch, 15.06.2022, 13:17 Uhr
Tom Weingärtner
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Eurogas: Erdgas lässt sich nur teilweise ersetzen
Die europäische Gaswirtschaft versucht, ihr Geschäft in der Energiewende zu retten. Derweil ruft die Ukraine die EU dazu auf, auch fällige Rechnungen nicht einfach so zu bezahlen.
Die jüngsten Vorschläge der EU-Kommission zum Klimapakt - “ Fit for 55“ und „REPowerEU“ - haben das Umfeld der Energiewirtschaft nach Ansicht der europäischen Gasbranche bereits stark verändert. Die von der Kommission anvisierten Ziele zum Einsatz von synthetischen und biologischen „grünen“ Gasen seien „anspruchsvoll, aber erreichbar“, sagte der Präsident von Eurogas, Didier Holleaux, am 14. Juni in Brüssel auf der Jahrestagung des Verbandes.

Holleaux unterstrich den Anspruch der Branche, auch in einer dekarbonisierten Energiewirtschaft eine wichtige Rolle zu spielen. Erdgas könne auch in Zukunft nicht vollständig ersetzt werden. Um die dabei entstehenden CO2-Emissionen zu neutralisieren, sei ein schneller Ausbau der CCUS-Technologie notwendig (Carbon Capture, Use and Storage). CO2 müsse in größeren Mengen entweder eingelagert oder in industriellen Prozessen verwendet werden. Die von der Kommission angepeilte „integrierte Energiewirtschaft“ sei effizienter, wenn Gas mit von der Partie sei, sagte Holleaux weiter.

Zweifel äußerte der Cheflobbyist der EU-Gaswirtschaft daran, dass sich fossiles Gas in der Industrie so schnell ersetzen lässt, wie es die EU-Kommission plant. Nicht die gesamte Industrie könne elektrifiziert werden. Dagegen könne Gas vergleichsweise zeitnah einen wichtigen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen im Seeverkehr leisten.

Beim Ersatz von Erdgas oder anderen, fossilen Brennstoffen durch Wasserstoff gehe es nicht nur um erhebliche Mengen, sondern auch darum, diese so herzustellen, dass der Planet keinen Schaden nehme. Die Arbeitsbedingungen in der Branche müssten akzeptabel bleiben, und die Arbeitskräfte müssten neu qualifiziert werden.

Für gemeinsamen Gaseinkauf, aber: "Voraussetzung fehlt"

Die Bemühungen der EU-Kommission, den Gaseinkauf der EU-Mitgliedsstaaten zu bündeln, um ihre Verhandlungsposition gegenüber den Anbietern zu stärken, werden von der Gaswirtschaft grundsätzlich begrüßt. Die dafür von der Kommission geschaffene Platform sei ein wichtiges Instrument, um die Versorgung der Union zu verbessern, hieß es am Rande der Konferenz. Allerdings müssten solche Geschäfte von den kartellrechtlichen Vorschriften der EU ausgenommen werden.

Der Auftritt des ukrainischen Gas-Chefs

Der Chef des ukrainischen Versorgers Naftogaz, Jurij Vitrenko, bekannte sich in einer Videobotschaft ebenfalls zur Dekarbonisierung. Das Einsparpotential der Ukraine bezifferte Vitrenko auf 10 Mrd. Kubikmeter pro Jahr. Dieses Potential könne auch durch die richtigen Investitionen beim Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg mobilisiert werden. Viele Einsparmaßnahmen könnten aber auch sofort ergriffen werden, sagte Vitrenko und verwies auf eine erst kürzlich in Betrieb genommene Müllverbrennungsanlage.

Der Naftogaz-Chef forderte die Energiewirtschaft der EU auf, kein Gas oder Öl mehr von Russland zu kaufen und fällige Rechnungsbeträge einzufrieren. Nur so werde sichergestellt, dass Moskau die Einnahmen aus dem Verkauf fossiler Brennstoffe nicht mehr für die Finanzierung seines Krieges gegen die Ukraine verwenden könne.

Für den Preisanstieg auf den Energiemärkten machte Vitrenko auch die Klimapolitik der EU verantwortlich. Die Verteuerung von Öl und Gas habe schon lange vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine eingesetzt, weil die Konjunktur nach der Corona-Krise wieder angezogen habe und weil die globale Förderung angesichts der europäischen Dekarbonisierungspolitik gedrosselt worden sei.

Mittwoch, 15.06.2022, 13:17 Uhr
Tom Weingärtner

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