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Energie & Management > Wärmewende -
Quelle: Pixabay / Mohamed Hassan
Wärmewende

"Es muss bezahlbar und umsetzbar bleiben"

Der Verteilnetzbetreiber Westfalen Weser plädiert bei der Umsetzung der Wärmewende, regionale Eigenheiten stärker zu berücksichtigen sowie kommunale Wärmepläne zügig umzusetzen.
„Man wird ganz viele dezentrale Lösungen finden müssen, um die Wärmwende bezahlbar und umsetzbar“ gestalten zu können, sagte Stefan Freitag, Geschäftsführer der Energieservice Westfalen Weser, bei einem Pressegespräch am 16. Oktober. Das Unternehmen erläuterte, wie die kommunale Wärmeplanung konkret in der eigenen Region aussehen kann.

Am Beispiel der Region Westfalen-Lippe stellte der nordrhein-westfälische Verteilnetzbetreiber Westfalen Weser die Herausforderungen einer regionalen Wärmewende vor. Man habe in einigen Kommunen und Städte bereits begonnen, Wärmepläne zu erstellen. Die Ergebnisse seien „recht ernüchternd“, sagte Freitag. Dabei zeigte sich unter anderem, dass vor allem in ländlichen Regionen Wärmenetze nur zu einem sehr geringen Anteil aufgebaut werden können. Auch in Mittelstädten werden Wärmenetze wohl nicht die „vorrangige“ Option sein. Dies sei wirtschaftlich nicht darstellbar. Daher plädiert das Unternehmen für technologieoffene Lösungen. Zudem zeigte sich das Unternehmen überzeugt, dass Erdgas als Brückentechnologie noch länger gebraucht werden wird. Es werde in manchen Regionen ohne schlichtweg nicht funktionieren.

Wärmepläne auch für Verteilnetzbetreiber wichtig

In diesem Zusammenhang warb das Unternehmen für eine zügige Umsetzung kommunaler Wärmepläne. Wärmepläne schaffen die nötigen Grundlagen für alle Akteure, damit eine sektorenübergreifende Wärmwende gelingen kann. Eine Wärmeplanung sei auch für Verteilnetzbetreiber essenziell. Sie lasse unter anderem Rückschlüsse über die nötige künftige Energieinfrastruktur zu, etwa wo Gasnetze rückgebaut werden können oder wo sie eventuell auf Wasserstoff umgerüstet werden müssen.

Auch die Stromseite sei hier nicht zu vernachlässigen. Immerhin werde ein nicht unerheblicher Teil der Wärmeversorgung elektrifiziert werden müssen, um die Dekarbonisierungsziele erreichen zu können. Auf Grundlage der Wärmepläne könnten dann Unternehmen gezielt Wärmenetze auf- und ausbauen sowie Wärmelösungsangebote anbieten. Die Westfalen Weser setzt hier unter anderem auf Contractinglösungen für Quartiere sowie ganzheitliche Endverbraucherlösungen, die die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr mit berücksichtigen.

Um die Energiewende in allen Sektoren zu stemmen, brauche es neben Wärmeplänen aber auch entsprechende Förderprogramme sowie brauchbare Übergangsregeln für Erdgas, so Freitag beim Pressegespräch. „Was wir uns noch wünschen würden, wäre mehr Marktwirtschaft und Technologieoffenheit“, ergänzte Jürgen Noch, Geschäftsführer der Westfalen Weser Energie. Die Politik muss künftig außerdem ehrlicher und besser informieren. Insbesondere die Debatten vergangener Monate hätten viel Verwirrung in der Öffentlichkeit hervorgerufen. Das müsse sich künftig ändern, so Noch. Denn die Wärmwende funktioniere nur, wenn auch Unternehmen und die Bevölkerung hinter den Plänen stehen. Er betonte zudem, dass Versorger ebenfalls stabile Rahmenbedingungen brauchen. Denn sie müssten viel Zeit und Geld investieren, um die nötige Infrastruktur auf- beziehungsweise umzubauen.

Regionale Erprobung von skalierbaren Lösungsansätzen

Zur Wärmewende gehöre auch der Wasserstoff. Ein großer Teil der Wärme in Privathaushalten und Gewerbe sei zwar elektrifizierbar. Aber Wasserstoff ist nach Ansicht des Verteilnetzbetreibers in der Industrie insbesondere für hohe Prozesswärmen dringend notwendig. Industrieunternehmen benötigen „grünen“ Wasserstoff zur Dekarbonisierung. Zugleich sei es heute so, dass Windkraftanlagen in der Region zunehmend abgeregelt werden müssten. Hier biete sich Wasserstoff als Speichermedium an. Um skalierbare Ansätze zu entwickeln, hat der Verteilnetzbetreiber deshalb zwei H2-Projekte gestartet.

Das Projekt „H2-Systemkraftwerk“ will testen, wie sich Wasserstoff aus Biomasse via Pyrolyse herstellen lässt. Projektpartner sind die Energie- und Wasserversorgung Bünde EWB sowie die Firma Rodehuth Holzenergie. „Hier befinden wir uns allerdings erst in der konzeptionellen Phase“, erläuterte Innovationsmanager Steve Flechsig von Westfalen Weser.

Beim zweiten Projekt mit dem Namen „Schlafender Riese“ sei man bereits in der Umsetzungshase. Der Ansatz hier ist die Erzeugung von Wasserstoff per Elektrolyse aus Überschussstrom. Projekpartner dort sind der Kreis Paderborn, die Stadtwerke und Stadt Lichtenau sowie die Paderborner Abfallverwertung und Energie (AVE). Unter dem Arbeitstitel „Schlafender Riese“ soll in Lichtenau bei Paderborn die vollständige Dekarbonisierung des Wärmesektors für Raumwärme und industrielle Prozesswärme im ländlichen Raum modellhaft getestet werden.

Montag, 16.10.2023, 15:31 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Wärmewende -
Quelle: Pixabay / Mohamed Hassan
Wärmewende
"Es muss bezahlbar und umsetzbar bleiben"
Der Verteilnetzbetreiber Westfalen Weser plädiert bei der Umsetzung der Wärmewende, regionale Eigenheiten stärker zu berücksichtigen sowie kommunale Wärmepläne zügig umzusetzen.
„Man wird ganz viele dezentrale Lösungen finden müssen, um die Wärmwende bezahlbar und umsetzbar“ gestalten zu können, sagte Stefan Freitag, Geschäftsführer der Energieservice Westfalen Weser, bei einem Pressegespräch am 16. Oktober. Das Unternehmen erläuterte, wie die kommunale Wärmeplanung konkret in der eigenen Region aussehen kann.

Am Beispiel der Region Westfalen-Lippe stellte der nordrhein-westfälische Verteilnetzbetreiber Westfalen Weser die Herausforderungen einer regionalen Wärmewende vor. Man habe in einigen Kommunen und Städte bereits begonnen, Wärmepläne zu erstellen. Die Ergebnisse seien „recht ernüchternd“, sagte Freitag. Dabei zeigte sich unter anderem, dass vor allem in ländlichen Regionen Wärmenetze nur zu einem sehr geringen Anteil aufgebaut werden können. Auch in Mittelstädten werden Wärmenetze wohl nicht die „vorrangige“ Option sein. Dies sei wirtschaftlich nicht darstellbar. Daher plädiert das Unternehmen für technologieoffene Lösungen. Zudem zeigte sich das Unternehmen überzeugt, dass Erdgas als Brückentechnologie noch länger gebraucht werden wird. Es werde in manchen Regionen ohne schlichtweg nicht funktionieren.

Wärmepläne auch für Verteilnetzbetreiber wichtig

In diesem Zusammenhang warb das Unternehmen für eine zügige Umsetzung kommunaler Wärmepläne. Wärmepläne schaffen die nötigen Grundlagen für alle Akteure, damit eine sektorenübergreifende Wärmwende gelingen kann. Eine Wärmeplanung sei auch für Verteilnetzbetreiber essenziell. Sie lasse unter anderem Rückschlüsse über die nötige künftige Energieinfrastruktur zu, etwa wo Gasnetze rückgebaut werden können oder wo sie eventuell auf Wasserstoff umgerüstet werden müssen.

Auch die Stromseite sei hier nicht zu vernachlässigen. Immerhin werde ein nicht unerheblicher Teil der Wärmeversorgung elektrifiziert werden müssen, um die Dekarbonisierungsziele erreichen zu können. Auf Grundlage der Wärmepläne könnten dann Unternehmen gezielt Wärmenetze auf- und ausbauen sowie Wärmelösungsangebote anbieten. Die Westfalen Weser setzt hier unter anderem auf Contractinglösungen für Quartiere sowie ganzheitliche Endverbraucherlösungen, die die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr mit berücksichtigen.

Um die Energiewende in allen Sektoren zu stemmen, brauche es neben Wärmeplänen aber auch entsprechende Förderprogramme sowie brauchbare Übergangsregeln für Erdgas, so Freitag beim Pressegespräch. „Was wir uns noch wünschen würden, wäre mehr Marktwirtschaft und Technologieoffenheit“, ergänzte Jürgen Noch, Geschäftsführer der Westfalen Weser Energie. Die Politik muss künftig außerdem ehrlicher und besser informieren. Insbesondere die Debatten vergangener Monate hätten viel Verwirrung in der Öffentlichkeit hervorgerufen. Das müsse sich künftig ändern, so Noch. Denn die Wärmwende funktioniere nur, wenn auch Unternehmen und die Bevölkerung hinter den Plänen stehen. Er betonte zudem, dass Versorger ebenfalls stabile Rahmenbedingungen brauchen. Denn sie müssten viel Zeit und Geld investieren, um die nötige Infrastruktur auf- beziehungsweise umzubauen.

Regionale Erprobung von skalierbaren Lösungsansätzen

Zur Wärmewende gehöre auch der Wasserstoff. Ein großer Teil der Wärme in Privathaushalten und Gewerbe sei zwar elektrifizierbar. Aber Wasserstoff ist nach Ansicht des Verteilnetzbetreibers in der Industrie insbesondere für hohe Prozesswärmen dringend notwendig. Industrieunternehmen benötigen „grünen“ Wasserstoff zur Dekarbonisierung. Zugleich sei es heute so, dass Windkraftanlagen in der Region zunehmend abgeregelt werden müssten. Hier biete sich Wasserstoff als Speichermedium an. Um skalierbare Ansätze zu entwickeln, hat der Verteilnetzbetreiber deshalb zwei H2-Projekte gestartet.

Das Projekt „H2-Systemkraftwerk“ will testen, wie sich Wasserstoff aus Biomasse via Pyrolyse herstellen lässt. Projektpartner sind die Energie- und Wasserversorgung Bünde EWB sowie die Firma Rodehuth Holzenergie. „Hier befinden wir uns allerdings erst in der konzeptionellen Phase“, erläuterte Innovationsmanager Steve Flechsig von Westfalen Weser.

Beim zweiten Projekt mit dem Namen „Schlafender Riese“ sei man bereits in der Umsetzungshase. Der Ansatz hier ist die Erzeugung von Wasserstoff per Elektrolyse aus Überschussstrom. Projekpartner dort sind der Kreis Paderborn, die Stadtwerke und Stadt Lichtenau sowie die Paderborner Abfallverwertung und Energie (AVE). Unter dem Arbeitstitel „Schlafender Riese“ soll in Lichtenau bei Paderborn die vollständige Dekarbonisierung des Wärmesektors für Raumwärme und industrielle Prozesswärme im ländlichen Raum modellhaft getestet werden.

Montag, 16.10.2023, 15:31 Uhr
Heidi Roider

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