E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - Es gibt kein schlechtes Wetter
Quelle: Fotolia / Mellimage
E&M Vor 20 Jahren

Es gibt kein schlechtes Wetter

Wetterderivate schienen vor 20 Jahren ein großes Zukunftsthema zu werden, auch wenn die Energieversorger damals sehr zurückhaltend waren. 
Vor 20 Jahren beschäftigte sich E&M-Redakteur Fritz Wilhelm mit Wetterderivaten. Eine Bestandsaufnahme zeigte: Der Markt wird reifer, aber das Umfeld zum Teil auch schwieriger.

Kaum ein Referent, der bei den großen Konferenzveranstaltern für den Wetterderivatehandel im Allgemeinen und dabei natürlich auch für den seines Unternehmens im Besonderen die Werbetrommel rührt, kann sich den Hinweis auf das Gejammer vor allem der deutschen Energieversorger über Wetter bedingte Umsatzeinbrüche verkneifen. Dieser Running Gag wird uns wohl noch einige Zeit erhalten bleiben. Denn ein Streifzug durch die Geschäftsberichte der heimischen Strom- und Gaswirtschaft lässt uns immer noch Jahr für Jahr auf breiter Ebene fündig werden. Dass sich kurzfristig daran etwas ändern werde, sei unwahrscheinlich, eröffnen uns auch die Branchenbeobachter der Deutschen Bank. Fehlendes fachliches Know-how potenzieller Nutzer gehe mit noch relativ geringem Chancenbewusstsein und fehlender Liquidität im Markt einher, schrieb Josef Auer von DB Research im Februar. Eine Einschätzung, die wohl nach wie vor ihre Gültigkeit hat. Außerdem seien die notwendigen Wetterdaten zuweilen nicht nur schlecht verfügbar, sondern auch noch teuer. Hier hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) mittlerweile jedoch Abhilfe geschaffen: Er stellt zahlreiche Wettervariablen für 44 Klimastationen im Internet (www.dwd.de) kostenlos zur Verfügung.

Den Zögerern und Zauderern halten die Banker allerdings zugute, dass für Wetterderivate noch kein allgemein akzeptiertes Berechnungs- bzw. Bewertungsmodell existiert. Der Ansatz von Black/Scholes für den Derivatehandel bei Aktien oder anderen Commodities eigne sich nur bedingt für den Wettermarkt. Behelfen könne man sich zurzeit allenfalls mit der Burn-Analyse und der aufwendigen Monte-Carlo-Simulation. Wer sich also um die Transparenz des Wetterderivatemarktes verdient machen und sich vielleicht einmal in die Riege der Nobelpreisträger einreihen möchte, nur zu! Hier findet man noch ein fast ungepflügtes Betätigungsfeld.

Zu einer Prognose, wie sich der deutsche Markt kurzfristig entwickeln wird, lassen sich die Experten aus Frankfurt nicht hinreißen. Weltweit sehen sie allerdings einen kontinuierlichen Zuwachs beim Umsatzvolumen und bei der Anzahl abgeschlossener Kontrakte. Wer einmal erfolgreich Wetterderivate eingesetzt habe, werde sie auch weiterhin und vermutlich sogar in stärkerem Maße nutzen. Und wer sich erst jetzt schlau mache, werde den Nutzen dieser Instrumente schnell erkennen und zum Wachstum des Marktes beitragen.

Mit den Zahlen einer jährlich in ihrem Auftrag von PriceWaterhouseCoopers (PWC) durchgeführten Studie unterfüttert die Weather Risk Management Association (WRMA) eine solche Einschätzung zumindest teilweise. Einer Liste auf der WRMA-Internetseite zufolge, hat die Organisation derzeit 56 Mitglieder; deutsche Banken beispielsweise, von denen einige bereits Wetterderivate handeln, gehören nicht dazu. An der Umfrage haben sich 19 Mitglieder beteiligt. Folglich sind nicht alle weltweit am OTC-Markt geschlossenen Kontrakte erfasst. Aufschlussreich sind die Daten jedoch allemal.
 
Zwar fielen in der jüngsten Erhebung für den Zeitraum April 2002 bis März 2003 die Wachstumsraten gegenüber dem vorangegangenen Betrachtungszeitraum deutlich geringer aus – in Europa war zwischen 2000/2001 und 2001/2002 die Anzahl der Wetterkontrakte um 345 % gestiegen, von 172 auf 762, mit einem Wert von 601 Mio. Dollar (2000/2001: 49 Mio. Dollar). Doch die Zuwächse können sich immer noch sehen lassen: 1.480 Kontrakte bedeuten eine Steigerung von 90 % gegenüber der Vorperiode (2001/2002: 765 Kontrakte). In Asien, wo die Zahl der Kontrakte zwischen 2000/2001 und 2001/2002 ebenfalls um mehr als 300 % zugenommen hatte, stand für 2002/2003 eine Steigerung um knapp 85 % zu Buche. Der nordamerikanische Markt hatte in der Periode 2002/2003 allerdings einen Rückgang von etwa 20 % zu verzeichnen.

Aber auch die vorliegenden Werte stimmen die WRMA-Geschäftsführerin Valerie Cooper noch sehr optimistisch. Trotz der Abkühlung des Wachstums könne man erkennen, dass der Markt eine gewisse Stabilität und Eigendynamik erreicht habe, meinte sie bei der Präsentation der jüngsten PWC-Untersuchung im Juni dieses Jahres. Vor allem sei er vielfältiger geworden und besonders in den Schlüsselregionen Asien und Europa während des letzten Jahres gewachsen.

An der jüngsten PWC-Umfrage fällt allerdings auf, dass keine Zahlen für den Wert der Kontrakte in den einzelnen Märkten mehr genannt werden. Auf Nachfrage von E&M verwies John Stell, der Verfasser der Studie, auf einen Wunsch der WRMA. Es sollten in diesem Jahr keine Summen veröffentlicht werden. Kommentieren könne er dies nicht. Die WRMA spielt den Ball zurück und erklärt auf Anfrage, PWC habe die Ergebnisse für sensibel gehalten, da man durchaus anhand der regionalspezifischen Umsätze einzelnen Geschäften bzw. Unternehmen auf die Spur kommen könne. Deshalb habe PWC empfohlen, sie nicht zu veröffentlichen, was schließlich auch vom WRMA-Vorstand so beschlossen worden sei.

Wie auch immer, die Umsätze der an der Erhebung beteiligten Unternehmen liegen wohl deutlich unter denen des vergangenen Betrachtungszeitraums. Für den OTC-Handel betragen sie insgesamt 3,5 Mrd. Dollar. Nicht einmal die Berücksichtigung der 7.239 an der Chicago Mercantile Exchange (CME) geschlossenen Wetterkontrakte – in den Vorperioden waren diese in Anzahl und Umsatz vernachlässigbar gering – ergibt eine Umsatzsteigerung. Lediglich 4,2 Mrd. Dollar stehen 2002/2003 insgesamt zu Buche. Im Jahr davor waren es 4,3 Mrd. Dollar.

Die steigende Zahl von Kontrakten und eine hoffentlich ebenso steigende Zahl von Marktteilnehmern ließen jedoch durchaus auf eine zunehmende Liquidität des Marktes schließen, gibt Hans Esser, profilierter Prediger für mehr Wetterrisikobewusstsein von FinanzTrainer.com und WRMA-Mitglied, zu bedenken und fragt: „Was würde es nützen, wenn ein Kontrakt im Wert eines dreistelligen Millionen-Betrags geschlossen würde, aber der einzige bliebe?“ Angesichts des konjunkturbedingt schwierigen Umfelds habe man die gigantischen Wachstumsraten der letzten beiden Jahre nicht mehr erwarten können. Die Entwicklung in Europa und Asien sei dennoch ermutigend. Schließlich habe sich die Zahl der Geschäfte dort fast verdoppelt. Die Anzahl der in Deutschland in den letzten beiden Jahren geschlossenen Wetterkontrakte schätzt er auf einen dreistelligen Wert. Und auf das viel zitierte Hinterherhinken des deutschen Marktes angesprochen, wird er deutlich:„Es liegt auf keinen Fall am Produkt, sondern vielmehr an der Industrie, auch an der deutschen Energiewirtschaft und hier vor allem an der Gaswirtschaft, die so viel Ahnung von Wetterrisiken und deren Absicherung hat wie die Kuh vom Sonntag. Die deutschen Energieversorger betreiben immer noch eine Augen-zu-und-durch-Politik, wenn es um Wetterrisiken geht“. Aufgrund der kalten Witterung im letzten Winter hätten vor allem die Gasversorger Glück gehabt. Esser warnt allerdings, wer ein wettersensibles Geschäft betreibe und sich nicht gegen die entsprechenden Risiken absichere, könne nicht nur im Kerngeschäft auf die Nase fallen, sondern auch beim Rating unangenehme Überraschungen erleben.

Das meinen auch die Experten der Deutschen Bank. In Zukunft werde bei der Kreditvergabe und bei der Einstufung von Aktien genauer auf die Absicherung bestimmter Risiken, auch Wetterrisiken, geachtet werden. Mit der Ausrede, das Wetter sei an Umsatzeinbußen schuld gewesen, brauche man dann gar nicht erst anzukommen.

Dass sich umgekehrt der Abschluss von Wetterderivaten positiv auf das Rating auswirken kann, zeigen Beispiele aus den USA, allen voran der texanische Gasversorger Atmos Energy mit einem 60-Millionen-Dollar-Geschäft aus dem Jahr 2001 zur Absicherung gegen relativ milde Temperaturen in den folgenden drei Wintern.

Die Deutsche Bank sieht neben der Industrie private und institutionelle Anleger als Treiber der Marktexpansion, die sich von der Übernahme bestimmter Wetterrisiken eine verbesserte Risikodiversifikation versprechen, um eine günstigere Risiko-Rendite-Position zu erzielen.

Der Markt ist global, nicht geografisch und nicht auf eine Branche beschränkt. Das eröffnet viele Möglichkeiten, macht die Suche aber nicht einfach. An fehlenden Banken, Brokern und Beratern, als Vermittler oder auch gleich als Kontraktpartner, sollte sie jedoch nicht scheitern.

Freitag, 30.06.2023, 08:59 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - Es gibt kein schlechtes Wetter
Quelle: Fotolia / Mellimage
E&M Vor 20 Jahren
Es gibt kein schlechtes Wetter
Wetterderivate schienen vor 20 Jahren ein großes Zukunftsthema zu werden, auch wenn die Energieversorger damals sehr zurückhaltend waren. 
Vor 20 Jahren beschäftigte sich E&M-Redakteur Fritz Wilhelm mit Wetterderivaten. Eine Bestandsaufnahme zeigte: Der Markt wird reifer, aber das Umfeld zum Teil auch schwieriger.

Kaum ein Referent, der bei den großen Konferenzveranstaltern für den Wetterderivatehandel im Allgemeinen und dabei natürlich auch für den seines Unternehmens im Besonderen die Werbetrommel rührt, kann sich den Hinweis auf das Gejammer vor allem der deutschen Energieversorger über Wetter bedingte Umsatzeinbrüche verkneifen. Dieser Running Gag wird uns wohl noch einige Zeit erhalten bleiben. Denn ein Streifzug durch die Geschäftsberichte der heimischen Strom- und Gaswirtschaft lässt uns immer noch Jahr für Jahr auf breiter Ebene fündig werden. Dass sich kurzfristig daran etwas ändern werde, sei unwahrscheinlich, eröffnen uns auch die Branchenbeobachter der Deutschen Bank. Fehlendes fachliches Know-how potenzieller Nutzer gehe mit noch relativ geringem Chancenbewusstsein und fehlender Liquidität im Markt einher, schrieb Josef Auer von DB Research im Februar. Eine Einschätzung, die wohl nach wie vor ihre Gültigkeit hat. Außerdem seien die notwendigen Wetterdaten zuweilen nicht nur schlecht verfügbar, sondern auch noch teuer. Hier hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) mittlerweile jedoch Abhilfe geschaffen: Er stellt zahlreiche Wettervariablen für 44 Klimastationen im Internet (www.dwd.de) kostenlos zur Verfügung.

Den Zögerern und Zauderern halten die Banker allerdings zugute, dass für Wetterderivate noch kein allgemein akzeptiertes Berechnungs- bzw. Bewertungsmodell existiert. Der Ansatz von Black/Scholes für den Derivatehandel bei Aktien oder anderen Commodities eigne sich nur bedingt für den Wettermarkt. Behelfen könne man sich zurzeit allenfalls mit der Burn-Analyse und der aufwendigen Monte-Carlo-Simulation. Wer sich also um die Transparenz des Wetterderivatemarktes verdient machen und sich vielleicht einmal in die Riege der Nobelpreisträger einreihen möchte, nur zu! Hier findet man noch ein fast ungepflügtes Betätigungsfeld.

Zu einer Prognose, wie sich der deutsche Markt kurzfristig entwickeln wird, lassen sich die Experten aus Frankfurt nicht hinreißen. Weltweit sehen sie allerdings einen kontinuierlichen Zuwachs beim Umsatzvolumen und bei der Anzahl abgeschlossener Kontrakte. Wer einmal erfolgreich Wetterderivate eingesetzt habe, werde sie auch weiterhin und vermutlich sogar in stärkerem Maße nutzen. Und wer sich erst jetzt schlau mache, werde den Nutzen dieser Instrumente schnell erkennen und zum Wachstum des Marktes beitragen.

Mit den Zahlen einer jährlich in ihrem Auftrag von PriceWaterhouseCoopers (PWC) durchgeführten Studie unterfüttert die Weather Risk Management Association (WRMA) eine solche Einschätzung zumindest teilweise. Einer Liste auf der WRMA-Internetseite zufolge, hat die Organisation derzeit 56 Mitglieder; deutsche Banken beispielsweise, von denen einige bereits Wetterderivate handeln, gehören nicht dazu. An der Umfrage haben sich 19 Mitglieder beteiligt. Folglich sind nicht alle weltweit am OTC-Markt geschlossenen Kontrakte erfasst. Aufschlussreich sind die Daten jedoch allemal.
 
Zwar fielen in der jüngsten Erhebung für den Zeitraum April 2002 bis März 2003 die Wachstumsraten gegenüber dem vorangegangenen Betrachtungszeitraum deutlich geringer aus – in Europa war zwischen 2000/2001 und 2001/2002 die Anzahl der Wetterkontrakte um 345 % gestiegen, von 172 auf 762, mit einem Wert von 601 Mio. Dollar (2000/2001: 49 Mio. Dollar). Doch die Zuwächse können sich immer noch sehen lassen: 1.480 Kontrakte bedeuten eine Steigerung von 90 % gegenüber der Vorperiode (2001/2002: 765 Kontrakte). In Asien, wo die Zahl der Kontrakte zwischen 2000/2001 und 2001/2002 ebenfalls um mehr als 300 % zugenommen hatte, stand für 2002/2003 eine Steigerung um knapp 85 % zu Buche. Der nordamerikanische Markt hatte in der Periode 2002/2003 allerdings einen Rückgang von etwa 20 % zu verzeichnen.

Aber auch die vorliegenden Werte stimmen die WRMA-Geschäftsführerin Valerie Cooper noch sehr optimistisch. Trotz der Abkühlung des Wachstums könne man erkennen, dass der Markt eine gewisse Stabilität und Eigendynamik erreicht habe, meinte sie bei der Präsentation der jüngsten PWC-Untersuchung im Juni dieses Jahres. Vor allem sei er vielfältiger geworden und besonders in den Schlüsselregionen Asien und Europa während des letzten Jahres gewachsen.

An der jüngsten PWC-Umfrage fällt allerdings auf, dass keine Zahlen für den Wert der Kontrakte in den einzelnen Märkten mehr genannt werden. Auf Nachfrage von E&M verwies John Stell, der Verfasser der Studie, auf einen Wunsch der WRMA. Es sollten in diesem Jahr keine Summen veröffentlicht werden. Kommentieren könne er dies nicht. Die WRMA spielt den Ball zurück und erklärt auf Anfrage, PWC habe die Ergebnisse für sensibel gehalten, da man durchaus anhand der regionalspezifischen Umsätze einzelnen Geschäften bzw. Unternehmen auf die Spur kommen könne. Deshalb habe PWC empfohlen, sie nicht zu veröffentlichen, was schließlich auch vom WRMA-Vorstand so beschlossen worden sei.

Wie auch immer, die Umsätze der an der Erhebung beteiligten Unternehmen liegen wohl deutlich unter denen des vergangenen Betrachtungszeitraums. Für den OTC-Handel betragen sie insgesamt 3,5 Mrd. Dollar. Nicht einmal die Berücksichtigung der 7.239 an der Chicago Mercantile Exchange (CME) geschlossenen Wetterkontrakte – in den Vorperioden waren diese in Anzahl und Umsatz vernachlässigbar gering – ergibt eine Umsatzsteigerung. Lediglich 4,2 Mrd. Dollar stehen 2002/2003 insgesamt zu Buche. Im Jahr davor waren es 4,3 Mrd. Dollar.

Die steigende Zahl von Kontrakten und eine hoffentlich ebenso steigende Zahl von Marktteilnehmern ließen jedoch durchaus auf eine zunehmende Liquidität des Marktes schließen, gibt Hans Esser, profilierter Prediger für mehr Wetterrisikobewusstsein von FinanzTrainer.com und WRMA-Mitglied, zu bedenken und fragt: „Was würde es nützen, wenn ein Kontrakt im Wert eines dreistelligen Millionen-Betrags geschlossen würde, aber der einzige bliebe?“ Angesichts des konjunkturbedingt schwierigen Umfelds habe man die gigantischen Wachstumsraten der letzten beiden Jahre nicht mehr erwarten können. Die Entwicklung in Europa und Asien sei dennoch ermutigend. Schließlich habe sich die Zahl der Geschäfte dort fast verdoppelt. Die Anzahl der in Deutschland in den letzten beiden Jahren geschlossenen Wetterkontrakte schätzt er auf einen dreistelligen Wert. Und auf das viel zitierte Hinterherhinken des deutschen Marktes angesprochen, wird er deutlich:„Es liegt auf keinen Fall am Produkt, sondern vielmehr an der Industrie, auch an der deutschen Energiewirtschaft und hier vor allem an der Gaswirtschaft, die so viel Ahnung von Wetterrisiken und deren Absicherung hat wie die Kuh vom Sonntag. Die deutschen Energieversorger betreiben immer noch eine Augen-zu-und-durch-Politik, wenn es um Wetterrisiken geht“. Aufgrund der kalten Witterung im letzten Winter hätten vor allem die Gasversorger Glück gehabt. Esser warnt allerdings, wer ein wettersensibles Geschäft betreibe und sich nicht gegen die entsprechenden Risiken absichere, könne nicht nur im Kerngeschäft auf die Nase fallen, sondern auch beim Rating unangenehme Überraschungen erleben.

Das meinen auch die Experten der Deutschen Bank. In Zukunft werde bei der Kreditvergabe und bei der Einstufung von Aktien genauer auf die Absicherung bestimmter Risiken, auch Wetterrisiken, geachtet werden. Mit der Ausrede, das Wetter sei an Umsatzeinbußen schuld gewesen, brauche man dann gar nicht erst anzukommen.

Dass sich umgekehrt der Abschluss von Wetterderivaten positiv auf das Rating auswirken kann, zeigen Beispiele aus den USA, allen voran der texanische Gasversorger Atmos Energy mit einem 60-Millionen-Dollar-Geschäft aus dem Jahr 2001 zur Absicherung gegen relativ milde Temperaturen in den folgenden drei Wintern.

Die Deutsche Bank sieht neben der Industrie private und institutionelle Anleger als Treiber der Marktexpansion, die sich von der Übernahme bestimmter Wetterrisiken eine verbesserte Risikodiversifikation versprechen, um eine günstigere Risiko-Rendite-Position zu erzielen.

Der Markt ist global, nicht geografisch und nicht auf eine Branche beschränkt. Das eröffnet viele Möglichkeiten, macht die Suche aber nicht einfach. An fehlenden Banken, Brokern und Beratern, als Vermittler oder auch gleich als Kontraktpartner, sollte sie jedoch nicht scheitern.

Freitag, 30.06.2023, 08:59 Uhr
Fritz Wilhelm

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.