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Quelle: E&M
Aus Der Zeitung

"Es braucht eine verträgliche Eigenkapitalrendite von Anfang an"

Die kommunale Wärmeplanung wird die Arbeit der Versorger verändern, sind Maik Wassmer und Andreas Döhrer im E&M-Gespräch überzeugt.
Die Kommunen sind sich über die Tragweite der kommunalen Wärmeplanung (KWP) mittlerweile im Klaren, sagt Andreas Döhrer, Executive Director beim Beratungsunternehmen Conloop. Obwohl das Thema KWP sperrig ist, hat das Interesse in den Kommunen einen handfesten Grund. „Jeder Immobilienbesitzer ist gleichzeitig auch ein Wähler“, so Döhrer. Durch die kommunale Wärmeplanung können sich Eingriffe für jeden einzelnen Immobilienbesitzer ergeben. Das habe die Sensibilität der Kommunalpolitiker für das Thema deutlich erhöht.

Allerdings lautet die gute Nachricht in Sachen KWP für die Städte und Gemeinden: „Für die Kommunen gibt es kaum eine finanzielle Belastung.“ Da es sich dabei um ein Bundesgesetz handelt, ist der Bund in der Pflicht, für die Kosten aufzukommen. „Über die sogenannte Konnexitätszahlung wird das Geld den Kommunen zur Verfügung gestellt“, sagt Döhrer. Das Konnexitätsprinzip besagt, salopp formuliert, wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen.
 Der Gesetzgeber in Berlin zahlt

Trotzdem stellt die KWP eine Herausforderung dar. Der Gesetzgeber in Berlin zahlt zwar, hat aber gleichzeitig einen zeitlichen Rahmen vorgegeben. Dieser ist ambitioniert. Sogenannte Gemeindegebiete mit mehr als 100.000 Einwohnern müssen bis Mitte 2026, alle anderen bis Mitte 2028 die kommunale Wärmeplanung auf ihrem Gebiet abgeschlossen haben. „Abgeschlossen, nicht angefangen!“, hebt Döhrer noch mal hervor. Dabei gebe es keine Ausnahme. Alle Kommunen müssten die kommunale Wärmeplanung angehen. Für Orte unter 10.000 Einwohnern sieht der Gesetzgebungsprozess unter Umständen länderspezifisch ein vereinfachtes Verfahren vor. 
 
Andreas Döhrer
Quelle: Conloop

Döhrer sieht aufgrund des Zeitplans ein Kapazitätsproblem auf die Kommunen zukommen, vor allem bei den notwendigen Fachkräften. Bei der Erhebung der KWP kommt eine Vielzahl von Daten zu zusammen. Statistische Daten, Daten zur Immobilie und über den Energieverbrauch, aber auch Kehrbuchdaten von Schornsteinfegern. Hier sind Experten und Expertinnen gefragt, die in der Lage sind, diese Daten − am besten automatisiert − zu verarbeiten, zu analysieren und daraus bestimmte Entwicklungsrichtungen zu modellieren. 

„Gefragt sind zudem Ingenieure, die energiewirtschaftlich beurteilen können, wie die Versorgung im Sinne der Wärmeplanung klimaneutral umgestellt werden kann“, so Döhrer. Weiterhin brauche es Personen, die den Prozess der Wärmeplanung so aufbereiten, dass ihn die Beteiligten verstehen. Sie bilden die Schnittstelle zu den Immobilienbesitzern und der Wohnungswirtschaft als Nachfrager von Wärme, aber auch zu Industrie und Gewerbe als mögliche Anbieter derselben.

Das Problem sei dabei gar nicht die Datenerhebung an sich. „Es gibt oftmals schon viele Daten“, ergänzt Conloop-Geschäftsführer Maik Wassmer. In Baden-Württemberg beispielsweise sei ein Großteil der Dachflächen bereits über Luftbildaufnahmen erfasst. Oftmals seien schon „Planer durch die Straßen gelaufen und haben systematisch aufgenommen, ob die Gebäude isoliert sind oder nicht“. Die Herausforderung liegt laut Wassmer „in dem intelligenten Übereinanderlegen dieser Daten“.

Dabei bezieht sich die Datenauswertung nicht nur auf die Bedarfsseite, sondern auch auf die Angebotsseite, die Quellen also, aus denen die Wärme künftig kommt. Das soll zum einen erneuerbare Wärme sein, zum anderen „nicht vermeidbare Abwärme aus industriellen Prozessen“, wie es vom Gesetzgeber heißt. Hier ist die Zusammenarbeit mit der Industrie vor Ort gefragt. „Aber auch hier gibt es schon Daten“, sagt Wassmer. Und auch hier sei die Kunst, alle diese Daten in einem möglichst standardisierten Verfahren abzufragen und zusammenzubringen. „Die Systeme dafür gibt es, man muss sie nur intelligent einsetzen.“

Das Beratungsunternehmen Conloop unterstützt die Energiewirtschaft bei der kommunalen Wärmeplanung, vor allem Betreiber von Strom-, Gas- und Wärmenetzen. Denn zahlreiche Energieunternehmen haben noch nicht ausreichend Know-how beziehungsweise die notwendigen Planungskapazitäten aufgebaut, um den gesetzlichen Anforderungen der KWP und daher den Interessen der Kommunen gerecht werden zu können. Verpflichtend war diese bisher nur in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Hamburg. 

Das eigene Stadtwerk ist nicht immer erste Wahl

Aus ihrer Erfahrung wissen die Conloop-Berater, dass die Kommunen unterschiedliche Präferenzen hinsichtlich der Partner zur KWP-Umsetzung haben. Viele Kommunen sehen dabei das örtliche Unternehmen als natürlichen Partner, aber nicht alle. „Das ist bei ungefähr einem Drittel der Kommunen der Fall“, sagt Döhrer. Ein weiteres Drittel wünscht sich eher einen Partner von außen, um unabhängig zu bleiben. 

Das letzte verbleibende Drittel agiert völlig offen und greift auf das beste Angebot zurück. „Das kann dann ein Ingenieur- oder Planungsbüro sein.“ Dass nicht immer das eigene Stadtwerk an die Reihe kommt, sei nicht ungewöhnlich. „Oftmals hat das eigene Stadtwerk gar nicht die Ressourcen. Von daher kann es angezeigt sein, ausschreibungsbasiert so eine Planung anderweitig zu vergeben“, ergänzt Kollege Wassmer. 

Was die Versorger angeht, so hat Döhrer den Eindruck, dass diese mittlerweile aktiv das Thema angehen. „Ich habe aus den Gesprächen und Projekten mit der Wärmewirtschaft − die heute oftmals noch aus Gasversorgern besteht − den Eindruck gewonnen, dass die aktuelle Situation verstanden und akzeptiert ist.“ Die Versorger haben erkannt, dass sie über eine Blockade der Wärmeplanungsaktivitäten keine Kunden halten können. „Im Gegenteil, viele Unternehmen möchten die Chancen, die sich aus der Transformation ergeben, frühzeitig mit entwickeln, erkennen und auch nutzen.“

Denn darüber müssen sich alle Beteiligten im Klaren sein: Die kommunale Wärmeplanung wird in Teilen die Quartiere verändern, wie durch die Stilllegung von Öl- und Gasheizungen und den Bau beziehungsweise die Erweiterung von Fernwärmenetzen. Hier werde auch das Thema Anschlusszwang von Haushalten eine zentrale Rolle spielen, sagt Wassmer. Denn jeder weiß: Bei einem zu geringen Anschlussgrad macht der Bau eines Fernwärmenetzes keinen Sinn. 

 
Maik Wassmer
Quelle: Conloop
 
Die Kommunen werden hier Unterstützung in Form von regulatorischen Vorschriften brauchen, ist Wassmer überzeugt. „Zu sagen, tragt ihr mal den Kampf am Haus aus, das ist eine undankbare Aufgabe!“ Das Problem bei der Errichtung von Fernwärmenetzen liege nicht im Neubaugebiet, sondern vor allem im Bestand, wenn bereits verschiedene Infrastrukturen für Erdgas oder Heizöl vorhanden sind. Denn das Wärmenetz müsse sich rechnen. 

Wassmer regt dabei ein Unbundling im Wärmebereich an. Wie das schon seit Jahrzehnten bei Strom und Erdgas gängig ist, sollte auch die Erzeugung der Wärme und der Betrieb des Netzes getrennt sein. „Zur Überlegung gehört dabei, ob es nicht eine regulierte Eigenkapitalrendite für Wärmenetze geben soll.“ Wärmenetze sollten wirtschaftlich betrieben werden, eine regulierte Rendite könnte die Attraktivität für Investoren erhöhen. 

„Wir reden über eine gewaltige Infrastrukturwende. Wenn die Kommunen oder die Stadtwerke das finanziell stemmen können, umso besser. Aber wenn zusätzliche Partner hinzukommen sollen oder müssen, dann braucht es eine sehr verträgliche Eigenkapitalrendite von Anfang an“, so Wassmer. Es müssten für Leute, die investieren wollen, klare Rahmenbedingung festgelegt werden. „Aber das haben wir heute noch nicht.“

Für Investoren sind Wärmenetze aktuell nicht attraktiv

Aktuell ist der Wärmepreis in der Regel an einen Commodity-Index, meistens den Erdgaspreis, gekoppelt, aber nicht an die Investition für das Wärmenetz. Wassmer: „Wir haben heute eine Wärmequelle, ein Wärmenetz und am Ende einen gemeinschaftlichen Wärmepreis, der mit einer alternativen Energie konkurrieren muss. Das führt dazu, dass für Investoren Wärmenetze nicht attraktiv sind.“ Bei einer Trennung von Wärmeerzeugung und Wärmetransport schaffe man Klarheit, insbesondere bei Wärmeverbünden, wo es mehrere Einspeiser gibt. 

Wassmer ist schon klar, dass es hier um einen Systemwechsel geht, der durchaus komplex ist und nicht jedem gefällt. Beispielsweise haben beim Thema Anschlusszwang Verbraucherorganisationen bereits vorsorglich ihre Ablehnung bekundet. Aber die Wirtschaft brauche Sicherheit auf der Finanzierungsseite, so der Geschäftsführer. Denn nur so könne sie sich nach geeigneten Mitarbeitern umsehen und Kapazitäten aufbauen. Dann könne die kommunale Wärmeplanung „das Schwungrad für die Kommune, die Industrie, für die ganze Community sein“.
 

Conloop GmbH

Gegründet wurde das Beratungsunternehmen Conloop 2021 von Maik Wassmer, der jahrelang Vorstand bei der Freiburger Badenova war. Unterstützung erhält er von Andreas Döhrer, der vom Karlsruher Beratungshaus Exxeta gekommen war. Ein Arbeitsgebiet von Conloop ist die Beratung und Begleitung bei M&A-Projekten im Erneuerbaren-Bereich. Der größte Erfolg war bislang der Verkauf der Firma Ostwind. Doch auch bei der Neuausrichtung von Unternehmen bietet Conloop mit seinen Mitarbeiterinnen und Beratern Unterstützung. Zudem ist Conloop in der Start-up-Szene unterwegs. 
 

Dienstag, 24.10.2023, 08:52 Uhr
Stefan Sagmeister
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Aus Der Zeitung
"Es braucht eine verträgliche Eigenkapitalrendite von Anfang an"
Die kommunale Wärmeplanung wird die Arbeit der Versorger verändern, sind Maik Wassmer und Andreas Döhrer im E&M-Gespräch überzeugt.
Die Kommunen sind sich über die Tragweite der kommunalen Wärmeplanung (KWP) mittlerweile im Klaren, sagt Andreas Döhrer, Executive Director beim Beratungsunternehmen Conloop. Obwohl das Thema KWP sperrig ist, hat das Interesse in den Kommunen einen handfesten Grund. „Jeder Immobilienbesitzer ist gleichzeitig auch ein Wähler“, so Döhrer. Durch die kommunale Wärmeplanung können sich Eingriffe für jeden einzelnen Immobilienbesitzer ergeben. Das habe die Sensibilität der Kommunalpolitiker für das Thema deutlich erhöht.

Allerdings lautet die gute Nachricht in Sachen KWP für die Städte und Gemeinden: „Für die Kommunen gibt es kaum eine finanzielle Belastung.“ Da es sich dabei um ein Bundesgesetz handelt, ist der Bund in der Pflicht, für die Kosten aufzukommen. „Über die sogenannte Konnexitätszahlung wird das Geld den Kommunen zur Verfügung gestellt“, sagt Döhrer. Das Konnexitätsprinzip besagt, salopp formuliert, wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen.
 Der Gesetzgeber in Berlin zahlt

Trotzdem stellt die KWP eine Herausforderung dar. Der Gesetzgeber in Berlin zahlt zwar, hat aber gleichzeitig einen zeitlichen Rahmen vorgegeben. Dieser ist ambitioniert. Sogenannte Gemeindegebiete mit mehr als 100.000 Einwohnern müssen bis Mitte 2026, alle anderen bis Mitte 2028 die kommunale Wärmeplanung auf ihrem Gebiet abgeschlossen haben. „Abgeschlossen, nicht angefangen!“, hebt Döhrer noch mal hervor. Dabei gebe es keine Ausnahme. Alle Kommunen müssten die kommunale Wärmeplanung angehen. Für Orte unter 10.000 Einwohnern sieht der Gesetzgebungsprozess unter Umständen länderspezifisch ein vereinfachtes Verfahren vor. 
 
Andreas Döhrer
Quelle: Conloop

Döhrer sieht aufgrund des Zeitplans ein Kapazitätsproblem auf die Kommunen zukommen, vor allem bei den notwendigen Fachkräften. Bei der Erhebung der KWP kommt eine Vielzahl von Daten zu zusammen. Statistische Daten, Daten zur Immobilie und über den Energieverbrauch, aber auch Kehrbuchdaten von Schornsteinfegern. Hier sind Experten und Expertinnen gefragt, die in der Lage sind, diese Daten − am besten automatisiert − zu verarbeiten, zu analysieren und daraus bestimmte Entwicklungsrichtungen zu modellieren. 

„Gefragt sind zudem Ingenieure, die energiewirtschaftlich beurteilen können, wie die Versorgung im Sinne der Wärmeplanung klimaneutral umgestellt werden kann“, so Döhrer. Weiterhin brauche es Personen, die den Prozess der Wärmeplanung so aufbereiten, dass ihn die Beteiligten verstehen. Sie bilden die Schnittstelle zu den Immobilienbesitzern und der Wohnungswirtschaft als Nachfrager von Wärme, aber auch zu Industrie und Gewerbe als mögliche Anbieter derselben.

Das Problem sei dabei gar nicht die Datenerhebung an sich. „Es gibt oftmals schon viele Daten“, ergänzt Conloop-Geschäftsführer Maik Wassmer. In Baden-Württemberg beispielsweise sei ein Großteil der Dachflächen bereits über Luftbildaufnahmen erfasst. Oftmals seien schon „Planer durch die Straßen gelaufen und haben systematisch aufgenommen, ob die Gebäude isoliert sind oder nicht“. Die Herausforderung liegt laut Wassmer „in dem intelligenten Übereinanderlegen dieser Daten“.

Dabei bezieht sich die Datenauswertung nicht nur auf die Bedarfsseite, sondern auch auf die Angebotsseite, die Quellen also, aus denen die Wärme künftig kommt. Das soll zum einen erneuerbare Wärme sein, zum anderen „nicht vermeidbare Abwärme aus industriellen Prozessen“, wie es vom Gesetzgeber heißt. Hier ist die Zusammenarbeit mit der Industrie vor Ort gefragt. „Aber auch hier gibt es schon Daten“, sagt Wassmer. Und auch hier sei die Kunst, alle diese Daten in einem möglichst standardisierten Verfahren abzufragen und zusammenzubringen. „Die Systeme dafür gibt es, man muss sie nur intelligent einsetzen.“

Das Beratungsunternehmen Conloop unterstützt die Energiewirtschaft bei der kommunalen Wärmeplanung, vor allem Betreiber von Strom-, Gas- und Wärmenetzen. Denn zahlreiche Energieunternehmen haben noch nicht ausreichend Know-how beziehungsweise die notwendigen Planungskapazitäten aufgebaut, um den gesetzlichen Anforderungen der KWP und daher den Interessen der Kommunen gerecht werden zu können. Verpflichtend war diese bisher nur in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Hamburg. 

Das eigene Stadtwerk ist nicht immer erste Wahl

Aus ihrer Erfahrung wissen die Conloop-Berater, dass die Kommunen unterschiedliche Präferenzen hinsichtlich der Partner zur KWP-Umsetzung haben. Viele Kommunen sehen dabei das örtliche Unternehmen als natürlichen Partner, aber nicht alle. „Das ist bei ungefähr einem Drittel der Kommunen der Fall“, sagt Döhrer. Ein weiteres Drittel wünscht sich eher einen Partner von außen, um unabhängig zu bleiben. 

Das letzte verbleibende Drittel agiert völlig offen und greift auf das beste Angebot zurück. „Das kann dann ein Ingenieur- oder Planungsbüro sein.“ Dass nicht immer das eigene Stadtwerk an die Reihe kommt, sei nicht ungewöhnlich. „Oftmals hat das eigene Stadtwerk gar nicht die Ressourcen. Von daher kann es angezeigt sein, ausschreibungsbasiert so eine Planung anderweitig zu vergeben“, ergänzt Kollege Wassmer. 

Was die Versorger angeht, so hat Döhrer den Eindruck, dass diese mittlerweile aktiv das Thema angehen. „Ich habe aus den Gesprächen und Projekten mit der Wärmewirtschaft − die heute oftmals noch aus Gasversorgern besteht − den Eindruck gewonnen, dass die aktuelle Situation verstanden und akzeptiert ist.“ Die Versorger haben erkannt, dass sie über eine Blockade der Wärmeplanungsaktivitäten keine Kunden halten können. „Im Gegenteil, viele Unternehmen möchten die Chancen, die sich aus der Transformation ergeben, frühzeitig mit entwickeln, erkennen und auch nutzen.“

Denn darüber müssen sich alle Beteiligten im Klaren sein: Die kommunale Wärmeplanung wird in Teilen die Quartiere verändern, wie durch die Stilllegung von Öl- und Gasheizungen und den Bau beziehungsweise die Erweiterung von Fernwärmenetzen. Hier werde auch das Thema Anschlusszwang von Haushalten eine zentrale Rolle spielen, sagt Wassmer. Denn jeder weiß: Bei einem zu geringen Anschlussgrad macht der Bau eines Fernwärmenetzes keinen Sinn. 

 
Maik Wassmer
Quelle: Conloop
 
Die Kommunen werden hier Unterstützung in Form von regulatorischen Vorschriften brauchen, ist Wassmer überzeugt. „Zu sagen, tragt ihr mal den Kampf am Haus aus, das ist eine undankbare Aufgabe!“ Das Problem bei der Errichtung von Fernwärmenetzen liege nicht im Neubaugebiet, sondern vor allem im Bestand, wenn bereits verschiedene Infrastrukturen für Erdgas oder Heizöl vorhanden sind. Denn das Wärmenetz müsse sich rechnen. 

Wassmer regt dabei ein Unbundling im Wärmebereich an. Wie das schon seit Jahrzehnten bei Strom und Erdgas gängig ist, sollte auch die Erzeugung der Wärme und der Betrieb des Netzes getrennt sein. „Zur Überlegung gehört dabei, ob es nicht eine regulierte Eigenkapitalrendite für Wärmenetze geben soll.“ Wärmenetze sollten wirtschaftlich betrieben werden, eine regulierte Rendite könnte die Attraktivität für Investoren erhöhen. 

„Wir reden über eine gewaltige Infrastrukturwende. Wenn die Kommunen oder die Stadtwerke das finanziell stemmen können, umso besser. Aber wenn zusätzliche Partner hinzukommen sollen oder müssen, dann braucht es eine sehr verträgliche Eigenkapitalrendite von Anfang an“, so Wassmer. Es müssten für Leute, die investieren wollen, klare Rahmenbedingung festgelegt werden. „Aber das haben wir heute noch nicht.“

Für Investoren sind Wärmenetze aktuell nicht attraktiv

Aktuell ist der Wärmepreis in der Regel an einen Commodity-Index, meistens den Erdgaspreis, gekoppelt, aber nicht an die Investition für das Wärmenetz. Wassmer: „Wir haben heute eine Wärmequelle, ein Wärmenetz und am Ende einen gemeinschaftlichen Wärmepreis, der mit einer alternativen Energie konkurrieren muss. Das führt dazu, dass für Investoren Wärmenetze nicht attraktiv sind.“ Bei einer Trennung von Wärmeerzeugung und Wärmetransport schaffe man Klarheit, insbesondere bei Wärmeverbünden, wo es mehrere Einspeiser gibt. 

Wassmer ist schon klar, dass es hier um einen Systemwechsel geht, der durchaus komplex ist und nicht jedem gefällt. Beispielsweise haben beim Thema Anschlusszwang Verbraucherorganisationen bereits vorsorglich ihre Ablehnung bekundet. Aber die Wirtschaft brauche Sicherheit auf der Finanzierungsseite, so der Geschäftsführer. Denn nur so könne sie sich nach geeigneten Mitarbeitern umsehen und Kapazitäten aufbauen. Dann könne die kommunale Wärmeplanung „das Schwungrad für die Kommune, die Industrie, für die ganze Community sein“.
 

Conloop GmbH

Gegründet wurde das Beratungsunternehmen Conloop 2021 von Maik Wassmer, der jahrelang Vorstand bei der Freiburger Badenova war. Unterstützung erhält er von Andreas Döhrer, der vom Karlsruher Beratungshaus Exxeta gekommen war. Ein Arbeitsgebiet von Conloop ist die Beratung und Begleitung bei M&A-Projekten im Erneuerbaren-Bereich. Der größte Erfolg war bislang der Verkauf der Firma Ostwind. Doch auch bei der Neuausrichtung von Unternehmen bietet Conloop mit seinen Mitarbeiterinnen und Beratern Unterstützung. Zudem ist Conloop in der Start-up-Szene unterwegs. 
 

Dienstag, 24.10.2023, 08:52 Uhr
Stefan Sagmeister

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