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Die Preissteigerungen im Energiegroßhandel und der Krieg in der Ukraine sorgten laut Österreichs Marktstatistik 2022 für hohe Ausbauraten. Dennoch ist nicht alles eitel Wonne.
Österreichs Energieministerium veröffentlichte am 26.
Juni den Marktstatistikbericht hinsichtlich des Ausbaus erneuerbarer Energien und "innovativer Energietechnologien" im Jahr 2022. Diesem zufolge führten der Anstieg der Energiepreise im Herbst 2021 sowie der Krieg in der Ukraine "in vielen Bereichen zu einer ungewöhnlich hohen Marktdiffusion von Technologien zur Nutzung und Speicherung von erneuerbarer Energie." Die höchste Zuwachsrate erzielten Biomassekessel mit 64,0
Prozent, gefolgt von Wärmepumpen mit 59,9
Prozent und Biomasseöfen mit 40,3
Prozent. Bei der Photovoltaik war ein Ausbauplus von 36,4
Prozent zu verzeichnen, bei der Windkraft waren es 7,8
Prozent.
Dem gegenüber verringerte sich der Einsatz fester Biobrennstoffe im Jahr 2022 wegen der warmen Witterung im Winter 2022 verglichen mit 2021 um 4,0
Prozent. Weiter rückläufig war ferner der Ausbau der Solarthermie: 2022 wurden um rund 16
Prozent weniger Anlagen installiert als im Jahr zuvor.
Photovoltaik: Licht und SchattenIm Bereich der Photovoltaik wurden 2022 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1.009
MW errichtet. Erstmals belief sich der Zubau somit auf mehr als 1.000
MW. Kumuliert liegt die Kapazität der in Österreich installierten PV-Anlagen auf rund 3.792
MW. Für Jubel gibt es dennoch keinen Grund, heißt es in dem Bericht: Es könne "nicht erwartet werden, dass die Klima- und Energieziele in einfacher Weise erreicht werden können." Daher müsse das Hauptaugenmerk auf dem bis 2040 zu erreichenden Ziel der Klimaneutralität liegen. Das Bestreben, den Elektrizitätsbedarf Österreichs ab 2030 vollständig mit Ökostrom zu decken, habe dem gegenüber zurückzutreten.
Wachsende Bedeutung kommt dem Bericht zufolge PV-Speichersystemen zu. Das Problem: Zurzeit werden derartige Anlagen "nahezu ausschließlich eigenverbrauchsoptimiert bewirtschaftet", nicht jedoch netzdienlich. Außerdem seien PV-Speicher keineswegs immer die ökonomisch beste Möglichkeit, um Flexibilität bereitzustellen: "Im Sinne einer kosten- und nutzeneffizienten Energiewende bedarf es daher einer klaren Strategie sowie nachvollziehbarer Entscheidungsgrundlagen, um einen koordinierten, bedarfsgerechten und optimalen Ausbau der Speicherkapazitäten sowie weiterer Flexibilitäten in Österreich sicherstellen zu können."
Zurückhaltend hinsichtlich der weiteren Perspektiven des PV-Ausbaus gab sich Vera Immitzer, die Geschäftsführerin des Verbandes Photovoltaic Austria: "Unsere Unternehmen melden bereits ein Abflachen der Nachfrage, weswegen aus heutiger Sicht noch unklar ist, wie sich der Trend fortsetzen wird."
Anpassung des EAG unabdingbarAn Windkraftanlagen wurden in Österreich 2022 insgesamt 87
Stück mit 315
MW neu installiert. Geographisch lag beim Zubau das Bundesland Niederösterreich mit 39 Anlagen und 128
MW an der Spitze, gefolgt vom Burgenland mit 30
Anlagen und ebenfalls 128
MW. In der Steiermark entstanden neun Windräder mit 30
MW, in Kärnten acht Windräder mit 26
MW. In Oberösterreich schließlich wurde ein Windrad errichtet, das 3
MW leistet. Dem Ausbau stand ein Abbau von 27
Windrädern mit 49
MW gegenüber. Der Nettozubau beläuft sich somit auf 60
Anlagen mit 266
MW. Insgesamt waren in Österreich Ende 2022 folglich 1.366
Windräder mit 3.560
MW in Betrieb. Sie erzeugten rund 8,2
Milliarden kWh Strom. Dies reicht aus, um rund 11
Prozent des österreichischen Jahresbedarfs zu decken.
Errichtet wurden sämtliche Anlagen dem Bericht zufolge noch mit Förderungen auf Basis des Ökostromgesetzes. Die ersten Anlagen, die Förderungen nach dessen Nachfolgebestimmung − dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) − erhalten, gehen voraussichtlich 2024 ans Netz. Warnend heißt es in dem Bericht: "Bei den ersten zwei Fördervergaben durch das EAG wurde nur die Hälfte der Windkraftleistung vergeben. Durch stark steigende Anlagenpreise und angehobene Zinssätze haben sich die Projekte stark verteuert. Eine Anpassung des EAG an die neuen Rahmenbedingungen ist daher eine Grundvoraussetzung für einen raschen Windkraftausbau in Österreich." Überdies fehle es für ein Durchstarten der Windkraft vielfach noch an geeigneten Rahmenbedingungen auf der Ebene der neun Bundesländer.
"Sorgenkind" SolarthermieDas "Sorgenkind" unter den erneuerbaren Energien bleibt weiterhin die Solarthermie. Wurde 2009 mit 255,4
MW der bislang höchste Ausbau erreicht, waren es 2022 nach 13 Jahren des sinkenden Zubaus gerade noch 41,4
MW. Die Politik sei "gefordert, für den aktuellen Hauptmarkt der Ein- und Mehrfamilienhäuser endlich die notwendigen Rahmenbedingungen zu setzen", heißt es in dem Bericht.
Der 320-seitige Bericht
"Innovative Energietechnologien in Österreich - Marktentwicklung 2022" steht auf der Internetseite des Bundesverbandes Photovoltaic Austria zum Download bereit.
Dienstag, 27.06.2023, 08:39 Uhr
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