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Energie & Management > Studien - Erneuerbare Energien werden zum Standortvorteil
Quelle: Shutterstock / pan demin
Studien

Erneuerbare Energien werden zum Standortvorteil

Die Verfügbarkeit von Erneuerbaren Energien entwickelt sich zunehmend zum entscheidenden Standortvorteil für unternehmerische Investitionsentscheidungen, resümiert eine aktuelle Studie.
Am Abend des 15. Januar hatte in Berlin die Studie „Standortvorteil Erneuerbare Energien?“ Premiere. Sie wurde von der Denkfabrik Epico Klimainnovation, dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) und der Stiftung Klimawirtschaft verfasst. Demnach stellt der konsequente Ausbau vor allem der Wind- und Solarenergie einen zentralen Beitrag zur Standortattraktivität und zum Erhalt bestehender Unternehmensstandorte dar. Der Norden Deutschlands schneidet im Vergleich zum Süden in der Bewertung deutlich besser ab.

Die Studie analysiert, vor welchen Herausforderungen Unternehmen bei der Umstellung auf erneuerbare Energien stehen und welche regionalen Standorte in Deutschland für Unternehmen attraktiv sind. Sie basiert auf einer Umfrage unter 924 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen − darunter Maschinen- und Anlagenbau, Bauwirtschaft, Informations- und Kommunikationstechnik, Verkehr und Logistik sowie Unternehmen aus der Energiebranche.

Nord-Süd-Gefälle bremst Wirtschaft

Die energieintensive Industrie in Süddeutschland weist einen hohen Bedarf an erneuerbarem Strom auf, um den bestehenden Industriestandorten eine nachhaltige Energieversorgung und damit eine erfolgreiche Transformation hin zur Klimaneutralität zu ermöglichen. Dieser könne allerdings durch die bereits errichteten Solarenergiekapazitäten allein nicht abgedeckt werden kann. Der Süden müsse daher ambitioniert auch Windkraftanlagen an Land ausbauen, so ein Fazit der Studie.

Aktuell besitze der Norden aus Sicht der Energieversorgung einen klaren Standortvorteil im Vergleich zum Süden. Sabine Nallinger, Vorständin der Stiftung Klimawirtschaft, kommentierte: „Die Wirtschaft verteilt Bestnoten an Norddeutschland und sieht die süddeutschen Bundesländer beim Ausbau der Windenergie im Zugzwang.“ Wenn nicht schnell gehandelt werde, verliere Süddeutschland seinen Nimbus als attraktiver Industriestandort, warnte Nallinger.
 
 
Die Studie empfiehlt daher:
  • Die erneuerbaren Energien müssen konsequent deutschlandweit ausgebaut werden, ebenso wie die zugehörigen Leitungs-, Speicher- und Importinfrastrukturen, unter anderem für Wasserstoff.
  • Hindernisse der Transformation müssen beseitigt werden: Die Anpassung von Geschäftsmodellen sollte gezielt mit beschränkten Klimaschutzverträgen (Contracts for Difference, CfD) unterstützt und die Anreize für Flexibilität auf allen Ebenen verbessert werden.
  • Die Wettbewerbsfähigkeit muss erhalten bleiben: Bestehende regionale Standortvorteile im Bereich Fachkräfte oder Transportinfrastruktur müssen gestärkt und hier identifizierte Nachteile hinsichtlich erneuerbarer Energieversorgung adressiert werden.
 
Deutliches Ost-West- und Nord-Süd-Gefälle in der Standortattraktivität 
(zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Epico

In einer Podiumsdiskussion sprachen Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über anstehende Herausforderungen der Energiewende. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Jung gab zu, dass einiges schon früher hätte getan werden müssen. Ingrid Nestle, Energiepolitikerin der Grünen, unterstrich, dass die Bundesnetzagentur den Auftrag bekam, für gerechtere Netzentgelte zu sorgen, sodass in Regionen mit viel erneuerbaren Energieanlagen die Anwohner nicht mehr draufzahlen müssten.

Für die Industrie betonte Christian Hartel, CEO der Wacker Chemie aus München, dass gerade die energieintensiven Unternehmen an Effizienz und erneuerbaren Quellen interessiert seien. Diese müssten aber auch verfügbar und bezahlbar sein, sonst falle die „nächste Investitionsentscheidung nicht zwischen Süd- oder Norddeutschland, sondern China oder Texas“, so Hartel. Jörg Steinbach (SPD), Wirtschaftsminister des Landes Brandenburg, betonte, dass gerade der hohe Anteil erneuerbarer Energie ein wichtiges Argument für Tesla war, sich hier anzusiedeln.

„Wir würden gern mehr in der Nähe unseres Firmensitzes bauen, aber Abstandsregeln und Artenschutz erschweren das“, sagte Matthias Taft, CEO des Energieanlagenprojektierers Baywa Re. Es gebe bei allen Projekten in Europa spezifische Besonderheiten und Hindernisse. Dennoch glaube Taft an den Siegeszug der erneuerbaren Energien. Sie müssten nur klug mit Flexibilität beim Verbrauch, digitaler Steuerung, Speichern und Back-up-Kraftwerken gekoppelt werden. Für letztere versprach Nestle in Kürze die ausstehenden Ausschreibungsregeln, damit wasserstofffähige Gaskraftwerke bis 2030 gebaut werden könnten.
 
Bei der Podiumsdiskussion zur Vorstellung der Epico-Studie in Berlin
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Aus Sicht der Wirtschaftswissenschaften betonte Prof. Karen Pittel, Leiterin des Ifo Zentrums für Energie, Klima und Ressourcen von der Ludwig-Maximilians-Universität München, dass die Wertschöpfung in Deutschland gehalten werden müsse. Das sei die Grundlage für den Erhalt des Wohlstands. Energiewende, Klimaschutz und Umbau der Wirtschaft hält sie aber für vereinbar.

Die Studie „Standortvorteil Erneuerbare Energien“ stellt Epico Klimainnovation auf seiner Internetseite als PDF zum Download bereit.

Dienstag, 16.01.2024, 15:40 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Studien - Erneuerbare Energien werden zum Standortvorteil
Quelle: Shutterstock / pan demin
Studien
Erneuerbare Energien werden zum Standortvorteil
Die Verfügbarkeit von Erneuerbaren Energien entwickelt sich zunehmend zum entscheidenden Standortvorteil für unternehmerische Investitionsentscheidungen, resümiert eine aktuelle Studie.
Am Abend des 15. Januar hatte in Berlin die Studie „Standortvorteil Erneuerbare Energien?“ Premiere. Sie wurde von der Denkfabrik Epico Klimainnovation, dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) und der Stiftung Klimawirtschaft verfasst. Demnach stellt der konsequente Ausbau vor allem der Wind- und Solarenergie einen zentralen Beitrag zur Standortattraktivität und zum Erhalt bestehender Unternehmensstandorte dar. Der Norden Deutschlands schneidet im Vergleich zum Süden in der Bewertung deutlich besser ab.

Die Studie analysiert, vor welchen Herausforderungen Unternehmen bei der Umstellung auf erneuerbare Energien stehen und welche regionalen Standorte in Deutschland für Unternehmen attraktiv sind. Sie basiert auf einer Umfrage unter 924 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen − darunter Maschinen- und Anlagenbau, Bauwirtschaft, Informations- und Kommunikationstechnik, Verkehr und Logistik sowie Unternehmen aus der Energiebranche.

Nord-Süd-Gefälle bremst Wirtschaft

Die energieintensive Industrie in Süddeutschland weist einen hohen Bedarf an erneuerbarem Strom auf, um den bestehenden Industriestandorten eine nachhaltige Energieversorgung und damit eine erfolgreiche Transformation hin zur Klimaneutralität zu ermöglichen. Dieser könne allerdings durch die bereits errichteten Solarenergiekapazitäten allein nicht abgedeckt werden kann. Der Süden müsse daher ambitioniert auch Windkraftanlagen an Land ausbauen, so ein Fazit der Studie.

Aktuell besitze der Norden aus Sicht der Energieversorgung einen klaren Standortvorteil im Vergleich zum Süden. Sabine Nallinger, Vorständin der Stiftung Klimawirtschaft, kommentierte: „Die Wirtschaft verteilt Bestnoten an Norddeutschland und sieht die süddeutschen Bundesländer beim Ausbau der Windenergie im Zugzwang.“ Wenn nicht schnell gehandelt werde, verliere Süddeutschland seinen Nimbus als attraktiver Industriestandort, warnte Nallinger.
 
 
Die Studie empfiehlt daher:
  • Die erneuerbaren Energien müssen konsequent deutschlandweit ausgebaut werden, ebenso wie die zugehörigen Leitungs-, Speicher- und Importinfrastrukturen, unter anderem für Wasserstoff.
  • Hindernisse der Transformation müssen beseitigt werden: Die Anpassung von Geschäftsmodellen sollte gezielt mit beschränkten Klimaschutzverträgen (Contracts for Difference, CfD) unterstützt und die Anreize für Flexibilität auf allen Ebenen verbessert werden.
  • Die Wettbewerbsfähigkeit muss erhalten bleiben: Bestehende regionale Standortvorteile im Bereich Fachkräfte oder Transportinfrastruktur müssen gestärkt und hier identifizierte Nachteile hinsichtlich erneuerbarer Energieversorgung adressiert werden.
 
Deutliches Ost-West- und Nord-Süd-Gefälle in der Standortattraktivität 
(zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Quelle: Epico

In einer Podiumsdiskussion sprachen Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über anstehende Herausforderungen der Energiewende. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Jung gab zu, dass einiges schon früher hätte getan werden müssen. Ingrid Nestle, Energiepolitikerin der Grünen, unterstrich, dass die Bundesnetzagentur den Auftrag bekam, für gerechtere Netzentgelte zu sorgen, sodass in Regionen mit viel erneuerbaren Energieanlagen die Anwohner nicht mehr draufzahlen müssten.

Für die Industrie betonte Christian Hartel, CEO der Wacker Chemie aus München, dass gerade die energieintensiven Unternehmen an Effizienz und erneuerbaren Quellen interessiert seien. Diese müssten aber auch verfügbar und bezahlbar sein, sonst falle die „nächste Investitionsentscheidung nicht zwischen Süd- oder Norddeutschland, sondern China oder Texas“, so Hartel. Jörg Steinbach (SPD), Wirtschaftsminister des Landes Brandenburg, betonte, dass gerade der hohe Anteil erneuerbarer Energie ein wichtiges Argument für Tesla war, sich hier anzusiedeln.

„Wir würden gern mehr in der Nähe unseres Firmensitzes bauen, aber Abstandsregeln und Artenschutz erschweren das“, sagte Matthias Taft, CEO des Energieanlagenprojektierers Baywa Re. Es gebe bei allen Projekten in Europa spezifische Besonderheiten und Hindernisse. Dennoch glaube Taft an den Siegeszug der erneuerbaren Energien. Sie müssten nur klug mit Flexibilität beim Verbrauch, digitaler Steuerung, Speichern und Back-up-Kraftwerken gekoppelt werden. Für letztere versprach Nestle in Kürze die ausstehenden Ausschreibungsregeln, damit wasserstofffähige Gaskraftwerke bis 2030 gebaut werden könnten.
 
Bei der Podiumsdiskussion zur Vorstellung der Epico-Studie in Berlin
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Aus Sicht der Wirtschaftswissenschaften betonte Prof. Karen Pittel, Leiterin des Ifo Zentrums für Energie, Klima und Ressourcen von der Ludwig-Maximilians-Universität München, dass die Wertschöpfung in Deutschland gehalten werden müsse. Das sei die Grundlage für den Erhalt des Wohlstands. Energiewende, Klimaschutz und Umbau der Wirtschaft hält sie aber für vereinbar.

Die Studie „Standortvorteil Erneuerbare Energien“ stellt Epico Klimainnovation auf seiner Internetseite als PDF zum Download bereit.

Dienstag, 16.01.2024, 15:40 Uhr
Susanne Harmsen

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