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Energie & Management > Veranstaltung - Eon-Chef benennt vier Baustellen für Klimaminister Habeck
Quelle: Pixabay, Gerd Altmann
Veranstaltung

Eon-Chef benennt vier Baustellen für Klimaminister Habeck

Wirtschaftsminister Habeck (Grüne) hat bei einer Veranstaltung die Energiewende als eine Garantie für Prosperität bezeichnet. Eon-Chef Birnbaum forderte Hilfe für Gaskraftwerke von ihm.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will Prosperität der Wirtschaft, Energiewende und Klimaschutz vereinen. Das kündigte er bei seiner Videobotschaft auf dem Berliner Energiegipfel des Handelsblatt an. Der beschleunigte und erhöhte Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung werde zugleich eine Garantie gegen weiter steigende Stromkosten sein, versprach er. „Die hohen Stromkosten derzeit sind durch den Hunger nach fossilen Energieträgern gespeist, wenn genug Wind weht, geht der Preis runter“, sagte Habeck.

Leonhard Birnbaum, CEO von Eon, erinnerte den Minister auf der Handelsblatttagung, dass dafür auch die Netze ausgebaut werden müssten, die den erneuerbar erzeugten Strom aufnehmen. So fehlten noch Details zum nötigen schnelleren Ausbau der Infrastruktur für die Energiewende. „Wir als Branche haben ganz klare Vorschläge gemacht, wie mit demokratischer Mitsprache Planungen beschleunigt werden kann“, sagte Birnbaum. „Alle Änderungen, die wir jetzt verabschieden, greifen erst ab 2025/26“, drängte der Eon-Chef zugleich.

Gaskraftwerke und Wasserstoffterminal jetzt planen

Der Minister kündigte weiter an, den Monitoringbericht zum Kohleausstieg auf dieses Jahr vorzuziehen, um die Möglichkeit für einen früheren Kohleausstieg als 2038 abzuschätzen. Dafür müssten schnell mehr Gaskraftwerke ans Netz. „Die EU schlägt den Fuelswitch von Erdgas auf Wasserstoff für 2030 vor, das braucht enorme Anstrengungen“, sagte Habeck.

Dafür müsse die Gaskraftwerksinfrastruktur jetzt geplant und finanziert werden, unter Einbeziehung der Infrastruktur für Wasserstoff. Der Minister kündigte auch an, ein Terminal für die Anlieferung von Wasserstoff zu planen, das möglicherweise teilweise staatlich finanziert werden müsse. „Der Umstieg auf erneuerbare Energien gibt Deutschland, wenn wir es gut machen, einen starken Impuls für Wachstum und Innovation“, sagte er. Er kündigte an, bis 2030 die Kapazität von Wasserstoffproduktion schon auf 10.000 MW auszubauen, doppelt soviel wie bisher vorgesehen.
 
Robert Habeck (Grüne), Bundeswirtschaftsminister und Leonhard Birnbaum, CEO Eon auf der Tagung
Quelle: Handelsblatt

EU-Taxonomie behindert Gaskraftwerke

Für die Energiewirtschaft forderte Eon-Chef Birnbaum, dass Wasserstoff an liquiden Märkten auch für kleinere Unternehmen verfügbar sein müsse, die ihn nicht selbst erzeugen können. „Die Ertüchtigung des bestehenden Gasnetzes ist regional praktischer und preiswerter als der Neubau“, sagte er. Zugleich forderte er Nachbesserungen am europäischen Taxonomievorschlag, da der aktuelle den Bau der Gaskraftwerke in Deutschland verhindere. Ohne diese sei aber der Kohleausstieg unmöglich.

Gemäß der Taxonomie dürften die neuen Gaskraftwerke nicht einmal ans Gasnetz angeschlossen werden, wenn dieses nicht zugleich Wasserstoffnetz sei, was aber separat gehalten werden sollte, erläuterte Birnbaum seine Kritik.
„Das eigentumsrechtliche Unbundling der Wasserstoffnetze liegt in Brüssel auf dem Tisch, damit wird es die Investitionen nicht geben“, sagte der Eon-Chef. Die Bundesregierung müsse die Wasserstoffproduktion „unbürokratisch und pragmatisch“ regulieren. Eine Bindung an Zeiträume von grüner Stromerzeugung für Elektrolyseure sei hinderlich, kritisierte er.

Differenzverträge für sichere Investitionen

Differenzverträge (CCfD) sollen der deutschen Wirtschaft dafür verlässliche Investitionsbedingungen schaffen. „Es soll nicht an staatlicher Unterstützung mangeln“, versprach Habeck. Auch die vom BDI prognostizierte dreistellige Milliardenhöhe sei möglich. Solange Wasserstoff teurer als der Marktpreis für Erdgas sei, werde der Staat abfedern, sobald die Erzeugung billiger wird, könnten die Unternehmen zurückzahlen. Das werde eine Überförderung verhindern, hofft Habeck.

„Die Digitalisierung ist der einzige Weg, um das neue Energiesystem zu beherrschen“, sagte Birnbaum. Der Smart Meter Rollout in Deutschland sei aber ein warnendes Beispiel, wie es nicht geht. „80 Prozent und schnell ist besser als 100 % und nie“, sagte er. Außerdem müsse die Anreizregulierung reformiert werden, um auch Investitionen in intelligente Netze zu ermöglichen, forderte er. Der Eon-Chef nannte weiterhin die Eigenkapitalzinsen zu unattraktiv für die anstehenden Investitionen in die Netze.

Zudem habe die energieintensive Industrie nichts vom Wegfall der EEG-Umlage. Auch hier solle die Politik Wege für Abhilfe finden. Damit Unternehmen genug erneuerbaren Strom am Markt kaufen können, solle zudem die Verfügbarkeit von Herkunftsnachweisen nicht länger auf ausländischen Strom oder auf PPA (Direktlieferverträge) begrenzt sein. Birnbaum regte an, das Verbot der Doppelvermarktung von erneuerbarem Strom aufzuheben. Dadurch könnten Betreiber frei wählen, ob sie die EEG-Umlage nehmen oder den Strom direkt vermarkten.

Dienstag, 18.01.2022, 11:51 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Veranstaltung - Eon-Chef benennt vier Baustellen für Klimaminister Habeck
Quelle: Pixabay, Gerd Altmann
Veranstaltung
Eon-Chef benennt vier Baustellen für Klimaminister Habeck
Wirtschaftsminister Habeck (Grüne) hat bei einer Veranstaltung die Energiewende als eine Garantie für Prosperität bezeichnet. Eon-Chef Birnbaum forderte Hilfe für Gaskraftwerke von ihm.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will Prosperität der Wirtschaft, Energiewende und Klimaschutz vereinen. Das kündigte er bei seiner Videobotschaft auf dem Berliner Energiegipfel des Handelsblatt an. Der beschleunigte und erhöhte Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung werde zugleich eine Garantie gegen weiter steigende Stromkosten sein, versprach er. „Die hohen Stromkosten derzeit sind durch den Hunger nach fossilen Energieträgern gespeist, wenn genug Wind weht, geht der Preis runter“, sagte Habeck.

Leonhard Birnbaum, CEO von Eon, erinnerte den Minister auf der Handelsblatttagung, dass dafür auch die Netze ausgebaut werden müssten, die den erneuerbar erzeugten Strom aufnehmen. So fehlten noch Details zum nötigen schnelleren Ausbau der Infrastruktur für die Energiewende. „Wir als Branche haben ganz klare Vorschläge gemacht, wie mit demokratischer Mitsprache Planungen beschleunigt werden kann“, sagte Birnbaum. „Alle Änderungen, die wir jetzt verabschieden, greifen erst ab 2025/26“, drängte der Eon-Chef zugleich.

Gaskraftwerke und Wasserstoffterminal jetzt planen

Der Minister kündigte weiter an, den Monitoringbericht zum Kohleausstieg auf dieses Jahr vorzuziehen, um die Möglichkeit für einen früheren Kohleausstieg als 2038 abzuschätzen. Dafür müssten schnell mehr Gaskraftwerke ans Netz. „Die EU schlägt den Fuelswitch von Erdgas auf Wasserstoff für 2030 vor, das braucht enorme Anstrengungen“, sagte Habeck.

Dafür müsse die Gaskraftwerksinfrastruktur jetzt geplant und finanziert werden, unter Einbeziehung der Infrastruktur für Wasserstoff. Der Minister kündigte auch an, ein Terminal für die Anlieferung von Wasserstoff zu planen, das möglicherweise teilweise staatlich finanziert werden müsse. „Der Umstieg auf erneuerbare Energien gibt Deutschland, wenn wir es gut machen, einen starken Impuls für Wachstum und Innovation“, sagte er. Er kündigte an, bis 2030 die Kapazität von Wasserstoffproduktion schon auf 10.000 MW auszubauen, doppelt soviel wie bisher vorgesehen.
 
Robert Habeck (Grüne), Bundeswirtschaftsminister und Leonhard Birnbaum, CEO Eon auf der Tagung
Quelle: Handelsblatt

EU-Taxonomie behindert Gaskraftwerke

Für die Energiewirtschaft forderte Eon-Chef Birnbaum, dass Wasserstoff an liquiden Märkten auch für kleinere Unternehmen verfügbar sein müsse, die ihn nicht selbst erzeugen können. „Die Ertüchtigung des bestehenden Gasnetzes ist regional praktischer und preiswerter als der Neubau“, sagte er. Zugleich forderte er Nachbesserungen am europäischen Taxonomievorschlag, da der aktuelle den Bau der Gaskraftwerke in Deutschland verhindere. Ohne diese sei aber der Kohleausstieg unmöglich.

Gemäß der Taxonomie dürften die neuen Gaskraftwerke nicht einmal ans Gasnetz angeschlossen werden, wenn dieses nicht zugleich Wasserstoffnetz sei, was aber separat gehalten werden sollte, erläuterte Birnbaum seine Kritik.
„Das eigentumsrechtliche Unbundling der Wasserstoffnetze liegt in Brüssel auf dem Tisch, damit wird es die Investitionen nicht geben“, sagte der Eon-Chef. Die Bundesregierung müsse die Wasserstoffproduktion „unbürokratisch und pragmatisch“ regulieren. Eine Bindung an Zeiträume von grüner Stromerzeugung für Elektrolyseure sei hinderlich, kritisierte er.

Differenzverträge für sichere Investitionen

Differenzverträge (CCfD) sollen der deutschen Wirtschaft dafür verlässliche Investitionsbedingungen schaffen. „Es soll nicht an staatlicher Unterstützung mangeln“, versprach Habeck. Auch die vom BDI prognostizierte dreistellige Milliardenhöhe sei möglich. Solange Wasserstoff teurer als der Marktpreis für Erdgas sei, werde der Staat abfedern, sobald die Erzeugung billiger wird, könnten die Unternehmen zurückzahlen. Das werde eine Überförderung verhindern, hofft Habeck.

„Die Digitalisierung ist der einzige Weg, um das neue Energiesystem zu beherrschen“, sagte Birnbaum. Der Smart Meter Rollout in Deutschland sei aber ein warnendes Beispiel, wie es nicht geht. „80 Prozent und schnell ist besser als 100 % und nie“, sagte er. Außerdem müsse die Anreizregulierung reformiert werden, um auch Investitionen in intelligente Netze zu ermöglichen, forderte er. Der Eon-Chef nannte weiterhin die Eigenkapitalzinsen zu unattraktiv für die anstehenden Investitionen in die Netze.

Zudem habe die energieintensive Industrie nichts vom Wegfall der EEG-Umlage. Auch hier solle die Politik Wege für Abhilfe finden. Damit Unternehmen genug erneuerbaren Strom am Markt kaufen können, solle zudem die Verfügbarkeit von Herkunftsnachweisen nicht länger auf ausländischen Strom oder auf PPA (Direktlieferverträge) begrenzt sein. Birnbaum regte an, das Verbot der Doppelvermarktung von erneuerbarem Strom aufzuheben. Dadurch könnten Betreiber frei wählen, ob sie die EEG-Umlage nehmen oder den Strom direkt vermarkten.

Dienstag, 18.01.2022, 11:51 Uhr
Susanne Harmsen

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