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Energie & Management > Wasserstoff - Entscheidung zum Wasserstoff-Kernnetz im Sommer
Quelle: Shutterstock / r.classen
Wasserstoff

Entscheidung zum Wasserstoff-Kernnetz im Sommer

Noch in diesem Sommer rechnet die Bundesnetzagentur mit einer Entscheidung zum Verlauf des Wasserstoff-Kernnetzes. 
„Wir hoffen, im Mai den Antrag der Fernleitungsnetzbetreiber zum Wasserstoff-Kernnetz zu erhalten“, sagte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, kürzlich auf einer Veranstaltung des Essener Energiedienstleisters Westenergie. Diesen Antrag würde die Behörde „kurz“ konsultieren. „Wir planen bis Juli zu bescheiden“, so Müller. Dies wäre bei einer Dauer von 15 Monaten von der ersten Idee bis zur Umsetzung „fast Deutschlandgeschwindigkeit“, sagte Müller.

Zum Hintergrund: Im November vergangenen Jahres hatte der Verband der Fernleitungsnetzbetreiber (FNB Gas) einen Entwurf des Wasserstoff-Kernnetzes für Deutschland vorgelegt (wir berichteten). Das Leitungsnetz soll, wie damals bekannt wurde, 9.700 Kilometer lang werden. Die Kosten sollen bei 19,8 Milliarden Euro liegen. Gebaut werden soll das Netz zum Großteil von den Fernleitungsnetzbetreibern, auch bestehende Erdgasleitung sollen mit einbezogen werden. Wie Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte, ist das Netz so konzipiert, dass alle Regionen Deutschlands erfasst werden. Angeschlossen werden sollen zunächst Anlagen mit einer Wasserstoffleistung von 100 MW aufwärts. Abnehmer sind dabei Industrieunternehmen, aber auch Betreiber von Gaskraftwerken. Forschungsprojekte aus den Reallaboren und mögliche Importpipelines an den Grenzübergängen habe man ebenfalls mitberücksichtigt.

Die in den vergangene Wochen vorgebrachte Kritik von Verbänden (das Kernnetz sei zu überdimensioniert) und von Lokalpolitikern (das Kernnetz erreiche nicht alle Verbraucher), wies Müller zurück. Er gehe davon aus, dass das Netz, wie von den Fernleitungsnetzbetreibern vorgeschlagen, nicht mehr signifikant verändert würde. 

Beim Aufbau des Wasserstoff-Kernnetzes gehe es vielmehr darum, die künftigen wesentlichen Wasserstoffproduktionsstätten und die potenziellen Importpunkte mit den künftig wesentlichen Verbrauchspunkten und Speichern zu verbinden und damit die Basis für eine ausbaufähige Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland zu schaffen. In dieser ersten Stufe gehe es allein um die überregionale Transportebene, betonte der Chef der Bundesnetzagentur. 

Weitere Verästelung des Netzes erst in einer zweiten Stufe

Müller stellte klar: „Das Kernnetz kann nicht alle künftigen Bedarfe und Projekte, Importpunkte oder auch Speicheranlagen absehen und soll dies auch gar nicht.“ Diese Aufgabe obliege vielmehr einer zweiten Stufe − der integrierten Netzentwicklungsplanung Gas unWasserstoff. In einem rollierenden Verfahren sollen darin künftige dynamische Entwicklungen berücksichtigt werden. Müller: 
„Der integrierte Netzentwicklungsplan baut einerseits auf dem Kernnetz auf, gleichzeitig kann er aber auch Entwicklungen korrigieren, bei denen sich die politisch definierten Eingangsparameter des Kernnetzes nicht bewahrheitet haben.“

Der Szenariorahmen solle im Sommer durch die Fernleitungsnetzbetreiber vorgelegt werden, die Bundesnetzagentur werde ihn dann konsultieren. Dazu laufe derzeit eine Abfrage der Fernleitungsnetzbetreiber, erstmalig gemeinsam mit den Übertragungsnetzbetreibern, um den jeweiligen Szenariorahmen vorzubereiten. Anschließend werde dann aus dem Szenariorahmen der weitere Netzausbaubedarf abgeleitet. 

Verteilnetzbetreiber als wichtige Know-how-Träger

Mit Blick auf die Verteilnetzebene betonte Klaus Müller: „Das Kernnetz wird eine gewisse regionale Ausgewogenheit ermöglichen. Aber nicht in jeden Landkreis kann eine Wasserstoffleitung verlegt werden, das wäre schlichtweg zu teuer und nicht wirtschaftlich.“ Dies bedeute jedoch nicht, dass diese Landkreise oder bisher noch nicht berücksichtigte Industrien und Betriebe vergessen würden. „Es ist wichtig, dass diese sich in den künftigen und schon angelaufenen Prozess einbringen. Je konkreter ihre Projektplanungen sind, umso besser“, appellierte Müller.

Die Verteilnetzbetreiber können beim Wasserstoff, wie beim Erdgas auch, die Verteilungsaufgabe übernehmen. Allerdings werde diese Aufgabe anders sein als in den Gasnetzen, da die Nutzerstrukturen andere sein werden. „Ziel wird es sein, Wasserstoffkunden zu bündeln und mit den überregionalen Netzen zu verbinden.“

Die regionale Wärmewende müsse organisiert werden und Gasnetztransformationspläne erarbeitet werden. All das werde nicht nur in der künftigen Transportnetzplanung Berücksichtigung finden, sondern auch in den planerischen Entscheidungen der Verteilnetzbetreiber. Es sei daher „vernünftig“, wenn diese schon heute anfangen, selbständig und im Austausch mit den Kommunen, die Zukunft zu planen, insbesondere mit Blick auf die Wärmeversorgung. Diese wird auch zukünftig den Netzbedarf maßgeblich bestimmen. „Die Netzbetreiber sind und bleiben wichtige Know-how-Träger bei der Entwicklung funktionsfähiger Energieversorgungsstrukturen“, so Müller.

Mittwoch, 6.03.2024, 12:49 Uhr
Davina Spohn
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Wasserstoff
Entscheidung zum Wasserstoff-Kernnetz im Sommer
Noch in diesem Sommer rechnet die Bundesnetzagentur mit einer Entscheidung zum Verlauf des Wasserstoff-Kernnetzes. 
„Wir hoffen, im Mai den Antrag der Fernleitungsnetzbetreiber zum Wasserstoff-Kernnetz zu erhalten“, sagte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, kürzlich auf einer Veranstaltung des Essener Energiedienstleisters Westenergie. Diesen Antrag würde die Behörde „kurz“ konsultieren. „Wir planen bis Juli zu bescheiden“, so Müller. Dies wäre bei einer Dauer von 15 Monaten von der ersten Idee bis zur Umsetzung „fast Deutschlandgeschwindigkeit“, sagte Müller.

Zum Hintergrund: Im November vergangenen Jahres hatte der Verband der Fernleitungsnetzbetreiber (FNB Gas) einen Entwurf des Wasserstoff-Kernnetzes für Deutschland vorgelegt (wir berichteten). Das Leitungsnetz soll, wie damals bekannt wurde, 9.700 Kilometer lang werden. Die Kosten sollen bei 19,8 Milliarden Euro liegen. Gebaut werden soll das Netz zum Großteil von den Fernleitungsnetzbetreibern, auch bestehende Erdgasleitung sollen mit einbezogen werden. Wie Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte, ist das Netz so konzipiert, dass alle Regionen Deutschlands erfasst werden. Angeschlossen werden sollen zunächst Anlagen mit einer Wasserstoffleistung von 100 MW aufwärts. Abnehmer sind dabei Industrieunternehmen, aber auch Betreiber von Gaskraftwerken. Forschungsprojekte aus den Reallaboren und mögliche Importpipelines an den Grenzübergängen habe man ebenfalls mitberücksichtigt.

Die in den vergangene Wochen vorgebrachte Kritik von Verbänden (das Kernnetz sei zu überdimensioniert) und von Lokalpolitikern (das Kernnetz erreiche nicht alle Verbraucher), wies Müller zurück. Er gehe davon aus, dass das Netz, wie von den Fernleitungsnetzbetreibern vorgeschlagen, nicht mehr signifikant verändert würde. 

Beim Aufbau des Wasserstoff-Kernnetzes gehe es vielmehr darum, die künftigen wesentlichen Wasserstoffproduktionsstätten und die potenziellen Importpunkte mit den künftig wesentlichen Verbrauchspunkten und Speichern zu verbinden und damit die Basis für eine ausbaufähige Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland zu schaffen. In dieser ersten Stufe gehe es allein um die überregionale Transportebene, betonte der Chef der Bundesnetzagentur. 

Weitere Verästelung des Netzes erst in einer zweiten Stufe

Müller stellte klar: „Das Kernnetz kann nicht alle künftigen Bedarfe und Projekte, Importpunkte oder auch Speicheranlagen absehen und soll dies auch gar nicht.“ Diese Aufgabe obliege vielmehr einer zweiten Stufe − der integrierten Netzentwicklungsplanung Gas unWasserstoff. In einem rollierenden Verfahren sollen darin künftige dynamische Entwicklungen berücksichtigt werden. Müller: 
„Der integrierte Netzentwicklungsplan baut einerseits auf dem Kernnetz auf, gleichzeitig kann er aber auch Entwicklungen korrigieren, bei denen sich die politisch definierten Eingangsparameter des Kernnetzes nicht bewahrheitet haben.“

Der Szenariorahmen solle im Sommer durch die Fernleitungsnetzbetreiber vorgelegt werden, die Bundesnetzagentur werde ihn dann konsultieren. Dazu laufe derzeit eine Abfrage der Fernleitungsnetzbetreiber, erstmalig gemeinsam mit den Übertragungsnetzbetreibern, um den jeweiligen Szenariorahmen vorzubereiten. Anschließend werde dann aus dem Szenariorahmen der weitere Netzausbaubedarf abgeleitet. 

Verteilnetzbetreiber als wichtige Know-how-Träger

Mit Blick auf die Verteilnetzebene betonte Klaus Müller: „Das Kernnetz wird eine gewisse regionale Ausgewogenheit ermöglichen. Aber nicht in jeden Landkreis kann eine Wasserstoffleitung verlegt werden, das wäre schlichtweg zu teuer und nicht wirtschaftlich.“ Dies bedeute jedoch nicht, dass diese Landkreise oder bisher noch nicht berücksichtigte Industrien und Betriebe vergessen würden. „Es ist wichtig, dass diese sich in den künftigen und schon angelaufenen Prozess einbringen. Je konkreter ihre Projektplanungen sind, umso besser“, appellierte Müller.

Die Verteilnetzbetreiber können beim Wasserstoff, wie beim Erdgas auch, die Verteilungsaufgabe übernehmen. Allerdings werde diese Aufgabe anders sein als in den Gasnetzen, da die Nutzerstrukturen andere sein werden. „Ziel wird es sein, Wasserstoffkunden zu bündeln und mit den überregionalen Netzen zu verbinden.“

Die regionale Wärmewende müsse organisiert werden und Gasnetztransformationspläne erarbeitet werden. All das werde nicht nur in der künftigen Transportnetzplanung Berücksichtigung finden, sondern auch in den planerischen Entscheidungen der Verteilnetzbetreiber. Es sei daher „vernünftig“, wenn diese schon heute anfangen, selbständig und im Austausch mit den Kommunen, die Zukunft zu planen, insbesondere mit Blick auf die Wärmeversorgung. Diese wird auch zukünftig den Netzbedarf maßgeblich bestimmen. „Die Netzbetreiber sind und bleiben wichtige Know-how-Träger bei der Entwicklung funktionsfähiger Energieversorgungsstrukturen“, so Müller.

Mittwoch, 6.03.2024, 12:49 Uhr
Davina Spohn

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