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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe - EnBW investiert Milliarden vor Schottland
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe

EnBW investiert Milliarden vor Schottland

Zusammen mit dem Partner BP hat das deutsche Energieunternehmen EnBW den Zuschlag für einen Offshore-Windpark vor Schottland mit 2.900 MW erhalten.
Mit Rockmusik stimmten die Verantwortlichen bei dem Pressetermin die Journalisten auf das bestehende Event ein. Die deutsche EnBW will zusammen mit ihrem britischen Partner BP einen Windpark vor der schottischen Küste mit 2.900 MW errichten. Die beiden Unternehmen haben von der zuständigen Behörde Crown Estate Scotland den Zuschlag für den Windpark „Morven“ erhalten. Die zugestandene Ausschreibungsfläche ist rund 860 Quadratkilometer groß, liegt knapp 60 Kilometer vor der Küste von Aberdeen „und zeichnet sich durch eine vorteilhafte Lage hinsichtlich Wassertiefe und Windverhältnissen aus.“

In einem Onlinepressetermin stellte der für Erzeugung zuständige EnBW-Vorstand Nikolaus Stamatelopoulos das Projekt vor. Er fing von hinten an: „Die Inbetriebnahme ist für 2030 geplant.“ Der Baustart sei für 2028 anvisiert, die finale Investitionsentscheidung werde wohl ein Jahr zuvor erfolgen. Der Zuschlag kostete die EnBW und BP an die 100 Mio. Euro, obendrauf kommen im Anschluss die Investitionskosten. 2.000 Euro pro kW gab EnBW-Vorstand Stamatelopoulos als Preismarke an. Bei 2.900 MW würden summa summarum Kosten von 5,9 Mrd. Euro auflaufen. Stand heute, März 2022.

Kosten könnten niedriger ausfallen

Diese Kosten könnten aber durchaus geringer ausfallen. Die Zahl basiere auf gemachten Erfahrungen in der deutschen Nordsee, jedoch könnte die Bodenbeschaffung in der Nordsee vor Schottland günstiger sein, so Stamatelopoulos. In Wassertiefen von 55 bis 65 Metern sollen die Windanlagen entstehen. Der EnBW-Manager hofft zudem auf den technischen Fortschritt. Verwende man die aktuell größten Windturbinen mit 15 MW Leistung, seien rund 190 Anlagen nötig, um auf die 2.900 MW zu kommen. Allerdings bereiten die Hersteller bereits Windkraftanlagen mit 18 bis 20 MW vor. Dann müssten nur 150 Anlagen ins Meer gestellt werden.

Den Behörden war auch wichtig bei der Vergabe, dass lokale Gegebenheiten berücksichtig werden. „Hier war unter anderem ausschlaggebend, mit welchem Konzept wir unterwegs waren.“ Denn die Schotten legen durchaus Wert auf die Wertschöpfung vor Ort. Im Vorfeld haben die beiden Partner die Zusammenarbeit mit dem Port of Leith in Edinburgh gesucht. Die Qualifizierung von Personal, das in der Gas- und Ölindustrie tätig ist, spielte dabei eine wichtige Rolle.

Dabei zahlt sich die Zusammenarbeit mit BP aus. Die Briten kommen aus dem Öl- und Gasgeschäft und haben zudem viel Erfahrungen bei Regulierungsfragen im Vereinigten Königreich. Für Bernard Looney, Vorstandsvorsitzender von BP, ist der Offshore-Geschäft vor Schottland auch mehr als ein Investment: „Wir werden in Projekte und Menschen investieren − von der Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität bis hin zu grünem Wasserstoff − und so Schottlands Ziele zur Energiewende unterstützen.“

Ambitionierte britische Ausbauziele

Das Auktionsergebnis in Schottland ist bereits der zweite Erfolg für die Partnerschaft von EnBW und BP. Vor einem Jahr erhielten die beiden Unternehmen den Zuschlag für eine Fläche zum Bau von 3.000 MW in der Irischen See. Die Projekte „Morgan“ und „Mona“ liegen vor der Küste zwischen Liverpool und der Isle of Man. Das Investitionsvolumen dürfte deutlich über 4 Mrd. Euro liegen.

Die Pläne der Briten in Sachen Offshore sind äußerst ambitioniert. Bis 2030 will das Land 40.000 MW an Offshore-Leistung auf hoher See installiert haben. 10.000 MW sind bereits in Betrieb. Das Prozedere der Briten ist mittlerweile gut erprobt, was auch EnBW-Mann Stamatelopoulos feststellte: „Dort gibt es ein bewährtes Vergütungsmodell und einen regulatorischen Rahmen.“

Der Ausbau der erneuerbaren Energien im Heimatmarkt Deutschland sowie in ausgewählten Auslandsmärkten ist zentraler Bestandteil der EnBW-Wachstumsstrategie. Hierfür sind bis 2025 weitere Investitionen in Höhe von insgesamt 4 Mrd. Euro vorgesehen. In Deutschland hat EnBW Offshore-Windparks mit einer Leistung von 1.000 MW in der Nord- und Ostsee installiert. 2025 soll der nächste EnBW-eigene Windpark „He Dreiht“ mit einer Leistung von 900 MW in der deutschen Nordsee ans Netz gehen.

Schottland schreibt 25.000 MW Meerwind aus

Die Crown Estate Scotland, die die staatlichen Liegenschaften und Genehmigungen für Bauanträge an Land wie auf See verwaltet, hat Ende Januar in einer Ausschreibung 17 Offshore-Projekte in den schottischen Gewässern im Atlantik und in der Nordsee vergeben. 74 Bewerbungen wurden eingereicht, teilte die Behörde mit. Insgesamt vergab sie 24.826 MW an Offshore-Kapazitäten. Neben EnBW haben sich weitere Unternehmen Felder in der Nordsee vor der schottischen Küste gesichert. Dazu gehören unter anderen die deutsche Baywa mit einem Gebiet für 960 MW Windkraftleistung und die schwedische Vattenfall mit 798 MW. Im Gegensatz zu EnBW wollen Baywa und Vattenfall schwimmende (floating) Windkraftanlagen errichten. Diese können in größeren Wassertiefen eingesetzt werden − und so die verfügbaren Offshore-Kapazitäten deutlich steigern.
 
 
Die Gewinner der Ausschreibung.
Zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken. Quelle: Crown Estate Scotland

Dienstag, 5.04.2022, 08:54 Uhr
Stefan Sagmeister
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe - EnBW investiert Milliarden vor Schottland
Quelle: E&M
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EnBW investiert Milliarden vor Schottland
Zusammen mit dem Partner BP hat das deutsche Energieunternehmen EnBW den Zuschlag für einen Offshore-Windpark vor Schottland mit 2.900 MW erhalten.
Mit Rockmusik stimmten die Verantwortlichen bei dem Pressetermin die Journalisten auf das bestehende Event ein. Die deutsche EnBW will zusammen mit ihrem britischen Partner BP einen Windpark vor der schottischen Küste mit 2.900 MW errichten. Die beiden Unternehmen haben von der zuständigen Behörde Crown Estate Scotland den Zuschlag für den Windpark „Morven“ erhalten. Die zugestandene Ausschreibungsfläche ist rund 860 Quadratkilometer groß, liegt knapp 60 Kilometer vor der Küste von Aberdeen „und zeichnet sich durch eine vorteilhafte Lage hinsichtlich Wassertiefe und Windverhältnissen aus.“

In einem Onlinepressetermin stellte der für Erzeugung zuständige EnBW-Vorstand Nikolaus Stamatelopoulos das Projekt vor. Er fing von hinten an: „Die Inbetriebnahme ist für 2030 geplant.“ Der Baustart sei für 2028 anvisiert, die finale Investitionsentscheidung werde wohl ein Jahr zuvor erfolgen. Der Zuschlag kostete die EnBW und BP an die 100 Mio. Euro, obendrauf kommen im Anschluss die Investitionskosten. 2.000 Euro pro kW gab EnBW-Vorstand Stamatelopoulos als Preismarke an. Bei 2.900 MW würden summa summarum Kosten von 5,9 Mrd. Euro auflaufen. Stand heute, März 2022.

Kosten könnten niedriger ausfallen

Diese Kosten könnten aber durchaus geringer ausfallen. Die Zahl basiere auf gemachten Erfahrungen in der deutschen Nordsee, jedoch könnte die Bodenbeschaffung in der Nordsee vor Schottland günstiger sein, so Stamatelopoulos. In Wassertiefen von 55 bis 65 Metern sollen die Windanlagen entstehen. Der EnBW-Manager hofft zudem auf den technischen Fortschritt. Verwende man die aktuell größten Windturbinen mit 15 MW Leistung, seien rund 190 Anlagen nötig, um auf die 2.900 MW zu kommen. Allerdings bereiten die Hersteller bereits Windkraftanlagen mit 18 bis 20 MW vor. Dann müssten nur 150 Anlagen ins Meer gestellt werden.

Den Behörden war auch wichtig bei der Vergabe, dass lokale Gegebenheiten berücksichtig werden. „Hier war unter anderem ausschlaggebend, mit welchem Konzept wir unterwegs waren.“ Denn die Schotten legen durchaus Wert auf die Wertschöpfung vor Ort. Im Vorfeld haben die beiden Partner die Zusammenarbeit mit dem Port of Leith in Edinburgh gesucht. Die Qualifizierung von Personal, das in der Gas- und Ölindustrie tätig ist, spielte dabei eine wichtige Rolle.

Dabei zahlt sich die Zusammenarbeit mit BP aus. Die Briten kommen aus dem Öl- und Gasgeschäft und haben zudem viel Erfahrungen bei Regulierungsfragen im Vereinigten Königreich. Für Bernard Looney, Vorstandsvorsitzender von BP, ist der Offshore-Geschäft vor Schottland auch mehr als ein Investment: „Wir werden in Projekte und Menschen investieren − von der Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität bis hin zu grünem Wasserstoff − und so Schottlands Ziele zur Energiewende unterstützen.“

Ambitionierte britische Ausbauziele

Das Auktionsergebnis in Schottland ist bereits der zweite Erfolg für die Partnerschaft von EnBW und BP. Vor einem Jahr erhielten die beiden Unternehmen den Zuschlag für eine Fläche zum Bau von 3.000 MW in der Irischen See. Die Projekte „Morgan“ und „Mona“ liegen vor der Küste zwischen Liverpool und der Isle of Man. Das Investitionsvolumen dürfte deutlich über 4 Mrd. Euro liegen.

Die Pläne der Briten in Sachen Offshore sind äußerst ambitioniert. Bis 2030 will das Land 40.000 MW an Offshore-Leistung auf hoher See installiert haben. 10.000 MW sind bereits in Betrieb. Das Prozedere der Briten ist mittlerweile gut erprobt, was auch EnBW-Mann Stamatelopoulos feststellte: „Dort gibt es ein bewährtes Vergütungsmodell und einen regulatorischen Rahmen.“

Der Ausbau der erneuerbaren Energien im Heimatmarkt Deutschland sowie in ausgewählten Auslandsmärkten ist zentraler Bestandteil der EnBW-Wachstumsstrategie. Hierfür sind bis 2025 weitere Investitionen in Höhe von insgesamt 4 Mrd. Euro vorgesehen. In Deutschland hat EnBW Offshore-Windparks mit einer Leistung von 1.000 MW in der Nord- und Ostsee installiert. 2025 soll der nächste EnBW-eigene Windpark „He Dreiht“ mit einer Leistung von 900 MW in der deutschen Nordsee ans Netz gehen.

Schottland schreibt 25.000 MW Meerwind aus

Die Crown Estate Scotland, die die staatlichen Liegenschaften und Genehmigungen für Bauanträge an Land wie auf See verwaltet, hat Ende Januar in einer Ausschreibung 17 Offshore-Projekte in den schottischen Gewässern im Atlantik und in der Nordsee vergeben. 74 Bewerbungen wurden eingereicht, teilte die Behörde mit. Insgesamt vergab sie 24.826 MW an Offshore-Kapazitäten. Neben EnBW haben sich weitere Unternehmen Felder in der Nordsee vor der schottischen Küste gesichert. Dazu gehören unter anderen die deutsche Baywa mit einem Gebiet für 960 MW Windkraftleistung und die schwedische Vattenfall mit 798 MW. Im Gegensatz zu EnBW wollen Baywa und Vattenfall schwimmende (floating) Windkraftanlagen errichten. Diese können in größeren Wassertiefen eingesetzt werden − und so die verfügbaren Offshore-Kapazitäten deutlich steigern.
 
 
Die Gewinner der Ausschreibung.
Zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken. Quelle: Crown Estate Scotland

Dienstag, 5.04.2022, 08:54 Uhr
Stefan Sagmeister

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