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Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - EEG-Novelle stimmt Biogasanlagenbetreiber optimistisch
Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
E&M Vor 20 Jahren

EEG-Novelle stimmt Biogasanlagenbetreiber optimistisch

Der Stromerzeugung aus Biogasanlagen wurde vor 20 Jahren ein Potenzial ähnlich der Offshore-Windkraft attestiert.
Die erhöhte Einspeisevergütung für Strom aus Biogasanlagen, die neben Gülle ausschließlich naturbelassene Biomasse einsetzen, eröffnete 2004 für die Biogas-Branche eine vielversprechende Zukunftsperspektive.
E&M-Redakteur Michael Pecka berichtete damals.


 
„Die Nachfrage nach Biogasanlagen wird in diesem Jahr größer sein als die Kapazitäten der Anlagenhersteller“, kündigte der Geschäftsführer des Fachverbandes Biogas, Claudius da Costa Gomez, bei einem Besuch der E&M-Redaktion in Herrsching an. Etwa 2.000 Biogasanlagen mit rund 285 MW Gesamtleistung sind derzeit in Deutschland in Betrieb. „Ungefähr 500 Neuanlagen werden in diesem Jahr gebaut“, schätzt da Costa Gomez. Dabei gehe man im Fachverband von 330 kW Leistung als durchschnittliche Anlagengroße aus.

Grund für den Optimismus ist die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), die am 1. Juni in Kraft treten soll. Wie vom Biogas-Verband, dem Bundesverband Bioenergie (BEE) und dem Deutschen Bauernverband (DBV) gefordert, wurde der Bonus für den Einsatz nachwachsender Rohstoffe (NawaRos) für Anlagen bis 500 kW elektrische Leistung von 2,5 auf 6 Cent/kWh angehoben. Für größere Biogasanlagen bis 5 MW sieht der Gesetzesentwurf einen NawaRo-Bonus von 4 Cent/kWh vor.

„Die Parlamentarier von Bündnis 90/Die Grünen sind mit der Forderung nach 6 Cent in die Verhandlungen gegangen, um einen Anfangspunkt zu setzen und waren am Ende selbst erstaunt, dass dieser angenommen wurde“, beschreibt da Costa Gomez die Debatten zum EEG in Berlin. Seit gut zwei Jahren warte die Biogas-Branche auf die EEG-Novelle. Spätestens mit dem Erfahrungsbericht der Bundesregierung zum EEG, sei deutlich geworden, dass viele Biogasanlagen nicht wirtschaftlich betrieben werden können.

Die ökonomisch und energetisch interessanten Abfälle aus der Biotonne, Reste der Lebensmittelverwertung oder Speisereste werden heute bereits flächendeckend genutzt und sind kaum noch verfügbar. Dem Biogas-Lobbyisten missfällt, „dass die Entsorgungswirtschaft aufgrund der steigenden Nachfrage und Preise häufig der lachende Dritte ist“. Landwirte beginnen deshalb mit dem Anbau von Mais und Gras, um diese mit ihrer energiearmen Gülle zu vergären. Durch die Kosten für Anbau, Pflege, Ernte und Lagerung der NawaRos steigen die Stromgestehungskosten nach Verbandsangaben um 50 bis 70 Prozent gegenüber dem alleinigen Einsatz von Gülle.

Gesichertes Einkommen über 20 Jahre

„Das neue EEG gibt dem Landwirt die Möglichkeit, die von ihm produzierten nachwachsenden Rohstoffe zusammen mit der Gülle aus der Viehhaltung zu vergären und dabei selbst von der ganzen Wertschöpfung zu profitieren“, betont da Costa Gomez.

Strom aus Biogasanlagen mit einer Leistung über 500 kW wird unverändert mit 9,9 Cent/kWh vergütet, Anlagen über 5 MW erhalten 8,9 Cent/kWh, Anlagen mit mehr als 20 MW Leistung 8,4 Cent/kWh Einspeisevergütung. Für Strom aus kleineren Vergasungs-Anlagen bis 150 kW Leistung wurde mit der Neufassung des EEG erstmals eine Vergütung von 11,5 Cent/kWh eingeführt.

Der Vergütungszeitraum wurde nicht, wie im EEG-Entwurf der rot-grünen Regierung vorgesehen, auf 15 Jahre reduziert. „Dem Landwirt wird über 20 Jahre ein festes Einkommen gewährleistet“, so der Geschäftsführer des Biogas-Verbands. Mit der EU-Erweiterung sieht da Costa Gomez harte Zeiten auf die Bauern zukommen. Nach seiner Einschätzung wird in den kommenden Jahren rund 30 Prozent der Viehhaltung eingestellt und damit die Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland aufhören. Wollen Bauern künftig nicht nur eine Kulturlandschaft pflegen, sondern weiter Land bewirtschaften, müssten sie sich nach neuen Produktionszweigen umsehen. „Biogas ist eine Alternative, die sich jetzt auch rechnet“, wirbt da Costa Gomez. Für so manchen Landwirt mit rund 100 Großvieh-Einheiten sei die Stromerzeugung schon heute nicht nur Neben- sondern Haupterwerbsquelle.

Neben dem Bonus für NawaRos wurden in der EEG-Novelle Anreize für die Auskoppelung der anfallenden Wärme sowie den Einsatz von innovativen Techniken mit jeweils 2 Cent/kWh für Neuanlagen verankert. Den KWK-Bonus gibt es nur für Strom, der den im KWK-Modernisierungsgesetz festgelegten Anforderungen entspricht. Während nach Einschätzung von da Costa Gomez einige Betreiber vom KWK-Bonus profitieren können, werde der Innovations-Bonus weniger Impulse für die Branche bringen. Zwar sollen damit die Anwendung neuartiger, aber noch teurer Techniken wie Brennstoffzelle, Stirlingmotor, Trockenfermentation, Gasturbine, Dampfmotor, ORC- und Kalina-Prozess gefördert werden. Von Bedeutung sei in diesem Zusammenhang aber vielmehr die ebenfalls begünstigte Aufbereitung von Biogas auf Erdgasqualität. „Das ermöglicht nicht nur den sicheren Betrieb von Standard-Blockheizkraftwerken mit Biogas, sondern schafft auch Anstöße für die Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz“, hofft da Costa Gomez. Gespräche über die Aufbereitung und Nutzung von Biogas habe der Fachverband schon mit dem Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) und der Essener Ruhrgas AG geführt. Von einem Biogas-Einspeisegesetz ist man in Deutschland nach Auffassung von da Costa Gomez allerdings noch weit entfernt. Zunächst, so die Erwartungen des Verbands-Geschäftsführers, „werden die Energieversorger selbst verstärkt in Biogasanlagen investieren“. Auch mehr Contracting-Projekte werde es künftig geben, da potenzielle Geldgeber wegen der schwierigen Wirtschaftlichkeitsberechnungen das finanzielle Risiko bei Biogasanlagen scheuen.

​Steigende Nachfrage nach Anlagen erwartet

Mit der voraussichtlich steigenden Nachfrage nach Biogasanlagen, brechen auch für die Hersteller wieder bessere Zeiten an. „Die Situation in der Branche ist momentan dramatisch“, resümiert da Costa Gomez. Laut einer Umfrage seines Verbandes in der ersten Jahreshälfte 2003 ging der Umsatz der Biogasanlagen-Hersteller um etwa 70 Prozent zurück. Viele Firmen haben im vergangenen Jahr gar keine Neuanlagen gebaut, sondern nur Revisionen und Erweiterungen durchgeführt, so da Costa Gomez. Andere Unternehmen überlebten nur, weil sie von den Förderprogrammen einzelner Bundesländer profitierten oder im Ausland tätig waren.

Durch die EEG-Novelle ergebe sich für die Branche laut da Costa Gomez „ein Potenzial ähnlich wie im Bereich der Offshore-Windkraft“. Daher sei auch die Anhebung der jährlichen Degression, also die Verringerung der Vergütungen, gegenüber der bisherigen Gesetzesfassung von 1 auf 1,5 Prozent zu verkraften. Zwar entstehe dadurch ein „hoher Kostensenkungs-Druck für die Hersteller und Betreiber“, doch „wenn andere Energien das so vormachen, ziehen wir mit Biogas gerne nach“, zeigt sich da Costa Gomez zuversichtlich. Zumal Biogas durch den bedarfsorientierten Einsatz und die Speicherfähigkeit im Vorteil gegenüber der Windkraft ist. „Energieversorger gehen bereits auf Biogasanlagen-Betreiber zu und wollen kostengünstige Regelenergie kaufen“, betont da Costa Gomez.
 

Donnerstag, 21.03.2024, 17:30 Uhr
Michael Pecka
Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - EEG-Novelle stimmt Biogasanlagenbetreiber optimistisch
Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
E&M Vor 20 Jahren
EEG-Novelle stimmt Biogasanlagenbetreiber optimistisch
Der Stromerzeugung aus Biogasanlagen wurde vor 20 Jahren ein Potenzial ähnlich der Offshore-Windkraft attestiert.
Die erhöhte Einspeisevergütung für Strom aus Biogasanlagen, die neben Gülle ausschließlich naturbelassene Biomasse einsetzen, eröffnete 2004 für die Biogas-Branche eine vielversprechende Zukunftsperspektive.
E&M-Redakteur Michael Pecka berichtete damals.


 
„Die Nachfrage nach Biogasanlagen wird in diesem Jahr größer sein als die Kapazitäten der Anlagenhersteller“, kündigte der Geschäftsführer des Fachverbandes Biogas, Claudius da Costa Gomez, bei einem Besuch der E&M-Redaktion in Herrsching an. Etwa 2.000 Biogasanlagen mit rund 285 MW Gesamtleistung sind derzeit in Deutschland in Betrieb. „Ungefähr 500 Neuanlagen werden in diesem Jahr gebaut“, schätzt da Costa Gomez. Dabei gehe man im Fachverband von 330 kW Leistung als durchschnittliche Anlagengroße aus.

Grund für den Optimismus ist die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), die am 1. Juni in Kraft treten soll. Wie vom Biogas-Verband, dem Bundesverband Bioenergie (BEE) und dem Deutschen Bauernverband (DBV) gefordert, wurde der Bonus für den Einsatz nachwachsender Rohstoffe (NawaRos) für Anlagen bis 500 kW elektrische Leistung von 2,5 auf 6 Cent/kWh angehoben. Für größere Biogasanlagen bis 5 MW sieht der Gesetzesentwurf einen NawaRo-Bonus von 4 Cent/kWh vor.

„Die Parlamentarier von Bündnis 90/Die Grünen sind mit der Forderung nach 6 Cent in die Verhandlungen gegangen, um einen Anfangspunkt zu setzen und waren am Ende selbst erstaunt, dass dieser angenommen wurde“, beschreibt da Costa Gomez die Debatten zum EEG in Berlin. Seit gut zwei Jahren warte die Biogas-Branche auf die EEG-Novelle. Spätestens mit dem Erfahrungsbericht der Bundesregierung zum EEG, sei deutlich geworden, dass viele Biogasanlagen nicht wirtschaftlich betrieben werden können.

Die ökonomisch und energetisch interessanten Abfälle aus der Biotonne, Reste der Lebensmittelverwertung oder Speisereste werden heute bereits flächendeckend genutzt und sind kaum noch verfügbar. Dem Biogas-Lobbyisten missfällt, „dass die Entsorgungswirtschaft aufgrund der steigenden Nachfrage und Preise häufig der lachende Dritte ist“. Landwirte beginnen deshalb mit dem Anbau von Mais und Gras, um diese mit ihrer energiearmen Gülle zu vergären. Durch die Kosten für Anbau, Pflege, Ernte und Lagerung der NawaRos steigen die Stromgestehungskosten nach Verbandsangaben um 50 bis 70 Prozent gegenüber dem alleinigen Einsatz von Gülle.

Gesichertes Einkommen über 20 Jahre

„Das neue EEG gibt dem Landwirt die Möglichkeit, die von ihm produzierten nachwachsenden Rohstoffe zusammen mit der Gülle aus der Viehhaltung zu vergären und dabei selbst von der ganzen Wertschöpfung zu profitieren“, betont da Costa Gomez.

Strom aus Biogasanlagen mit einer Leistung über 500 kW wird unverändert mit 9,9 Cent/kWh vergütet, Anlagen über 5 MW erhalten 8,9 Cent/kWh, Anlagen mit mehr als 20 MW Leistung 8,4 Cent/kWh Einspeisevergütung. Für Strom aus kleineren Vergasungs-Anlagen bis 150 kW Leistung wurde mit der Neufassung des EEG erstmals eine Vergütung von 11,5 Cent/kWh eingeführt.

Der Vergütungszeitraum wurde nicht, wie im EEG-Entwurf der rot-grünen Regierung vorgesehen, auf 15 Jahre reduziert. „Dem Landwirt wird über 20 Jahre ein festes Einkommen gewährleistet“, so der Geschäftsführer des Biogas-Verbands. Mit der EU-Erweiterung sieht da Costa Gomez harte Zeiten auf die Bauern zukommen. Nach seiner Einschätzung wird in den kommenden Jahren rund 30 Prozent der Viehhaltung eingestellt und damit die Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland aufhören. Wollen Bauern künftig nicht nur eine Kulturlandschaft pflegen, sondern weiter Land bewirtschaften, müssten sie sich nach neuen Produktionszweigen umsehen. „Biogas ist eine Alternative, die sich jetzt auch rechnet“, wirbt da Costa Gomez. Für so manchen Landwirt mit rund 100 Großvieh-Einheiten sei die Stromerzeugung schon heute nicht nur Neben- sondern Haupterwerbsquelle.

Neben dem Bonus für NawaRos wurden in der EEG-Novelle Anreize für die Auskoppelung der anfallenden Wärme sowie den Einsatz von innovativen Techniken mit jeweils 2 Cent/kWh für Neuanlagen verankert. Den KWK-Bonus gibt es nur für Strom, der den im KWK-Modernisierungsgesetz festgelegten Anforderungen entspricht. Während nach Einschätzung von da Costa Gomez einige Betreiber vom KWK-Bonus profitieren können, werde der Innovations-Bonus weniger Impulse für die Branche bringen. Zwar sollen damit die Anwendung neuartiger, aber noch teurer Techniken wie Brennstoffzelle, Stirlingmotor, Trockenfermentation, Gasturbine, Dampfmotor, ORC- und Kalina-Prozess gefördert werden. Von Bedeutung sei in diesem Zusammenhang aber vielmehr die ebenfalls begünstigte Aufbereitung von Biogas auf Erdgasqualität. „Das ermöglicht nicht nur den sicheren Betrieb von Standard-Blockheizkraftwerken mit Biogas, sondern schafft auch Anstöße für die Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz“, hofft da Costa Gomez. Gespräche über die Aufbereitung und Nutzung von Biogas habe der Fachverband schon mit dem Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) und der Essener Ruhrgas AG geführt. Von einem Biogas-Einspeisegesetz ist man in Deutschland nach Auffassung von da Costa Gomez allerdings noch weit entfernt. Zunächst, so die Erwartungen des Verbands-Geschäftsführers, „werden die Energieversorger selbst verstärkt in Biogasanlagen investieren“. Auch mehr Contracting-Projekte werde es künftig geben, da potenzielle Geldgeber wegen der schwierigen Wirtschaftlichkeitsberechnungen das finanzielle Risiko bei Biogasanlagen scheuen.

​Steigende Nachfrage nach Anlagen erwartet

Mit der voraussichtlich steigenden Nachfrage nach Biogasanlagen, brechen auch für die Hersteller wieder bessere Zeiten an. „Die Situation in der Branche ist momentan dramatisch“, resümiert da Costa Gomez. Laut einer Umfrage seines Verbandes in der ersten Jahreshälfte 2003 ging der Umsatz der Biogasanlagen-Hersteller um etwa 70 Prozent zurück. Viele Firmen haben im vergangenen Jahr gar keine Neuanlagen gebaut, sondern nur Revisionen und Erweiterungen durchgeführt, so da Costa Gomez. Andere Unternehmen überlebten nur, weil sie von den Förderprogrammen einzelner Bundesländer profitierten oder im Ausland tätig waren.

Durch die EEG-Novelle ergebe sich für die Branche laut da Costa Gomez „ein Potenzial ähnlich wie im Bereich der Offshore-Windkraft“. Daher sei auch die Anhebung der jährlichen Degression, also die Verringerung der Vergütungen, gegenüber der bisherigen Gesetzesfassung von 1 auf 1,5 Prozent zu verkraften. Zwar entstehe dadurch ein „hoher Kostensenkungs-Druck für die Hersteller und Betreiber“, doch „wenn andere Energien das so vormachen, ziehen wir mit Biogas gerne nach“, zeigt sich da Costa Gomez zuversichtlich. Zumal Biogas durch den bedarfsorientierten Einsatz und die Speicherfähigkeit im Vorteil gegenüber der Windkraft ist. „Energieversorger gehen bereits auf Biogasanlagen-Betreiber zu und wollen kostengünstige Regelenergie kaufen“, betont da Costa Gomez.
 

Donnerstag, 21.03.2024, 17:30 Uhr
Michael Pecka

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