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Energie & Management > Österreich - E-Wirtschaft wirbt um Nachwuchskräfte
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

E-Wirtschaft wirbt um Nachwuchskräfte

Mehrere Interessenverbände wollen mit einer Online-Kampagne Jugendliche für Berufswege im Bereich der Elektrotechnik gewinnen. Dies sei für das Gelingen der Energiewende unerlässlich.
Mit der Online-Kampagne „Join the Future“ werben der Branchenverband Oesterreichs Energie sowie der Österreichische Verband für Elektrotechnik (OVE) mit weiteren Partnern um Nachwuchskräfte. Sie wollen damit dem Fachkräftemangel im Bereich der Elektro- und Informationstechnologien entgegenwirken. Die Kampagne läuft vorerst acht Wochen und wendet sich an Jugendliche im Alter von zehn bis 18 Jahren.

Bei der Präsentation der Kampagne am 21. September in Wien erläuterte OVE-Präsident Kari Kapsch, derzeit fehlten in einschlägigen Berufen österreichweit etwa 14.000 Fachkräfte. Fast jede vierte freie Stelle sei damit unbesetzt. Bis 2030 könnte diese Lücke ohne Gegenmaßnahmen auf rund 22.000 Personen anwachsen. Zum Vergleich: Insgesamt arbeiten in dem Bereich etwa 50.000 Menschen.

Die Kampagne zeigt anhand prominenter Persönlichkeiten wie Nikola Tesla oder Hedy Lamarr, der Erfinderin der Frequenzwechseltechnik, Vorbilder für sogenannte „Zukunftserfinder.“ Hatten beispielsweise noch im Wintersemester 2021/22 rund 160 Personen ein einschlägiges Studium an der TU Graz aufgenommen, sind es nach den derzeitigen Inskriptionszahlen im kommenden Wintersemester 2023/24 nur mehr etwa 100. In etwa stabil ist die Zahl der 10.000 Lehrlinge. Nur zwischen 600 und 700 davon sind Frauen.

Zukunft gestalten statt „Klimakleben“

Die Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, Barbara Schmidt, ergänzte, die Energiewende stelle für die Elektrizitätswirtschaft eine erhebliche Herausforderung dar: „Wir müssen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten mehrere Hundert Wasserkraftwerke, Tausende Windräder und Hunderttausende Photovoltaikanlagen errichten. Außerdem müssen wir die Netze ertüchtigen und Stromspeicher aller Arten und Größen installieren. Ohne elektrotechnisch ausgebildete Fachkräfte ist das nicht zu bewältigen.“

Schmidt lud interessierte Jugendliche zum Einstieg ein. Dies sei möglicherweise sinnvoller, als sich aus grundsätzlich verständlichem klimapolitischem Engagement „auf die Straße zu kleben“.

Von der Redaktion nach den Erwartungen an die Kampagne gefragt, konstatierte OVE-Präsident Kapsch, er hoffe, den Rückgang bei den Beschäftigtenzahlen zumindest in gewissem Ausmaß eindämmen zu können: „Ideal wäre natürlich, den Rückgang völlig auszugleichen. Aber das wäre wohl eine überzogene Hoffnung.“

Kritik übte Kapsch auf Anfrage der Redaktion an der Bundespolitik. Im Entwurf des Nationalen Energie- und Klimaplans (NEKP) etwa sind für ein Programm zur Fachkräfteausbildung gerade einmal 10 Millionen Euro vorgesehen. Die Kosten der Umsetzung des Plans beziffert das Energieministerium (BMK) demgegenüber mit rund 170 Milliarden Euro. „Natürlich passt das nicht zusammen“, stellte Kapsch klar.

An der Qualität der technischen Ausbildungswege in Österreich gibt es ihm zufolge wenig zu bemängeln: „Was fehlt, ist die Quantität.“ In den vergangenen Jahren seien keine neuen technisch ausgerichteten Mittelschulen (Höhere Technische Lehranstalten, HTL) eingerichtet worden. In Grenzregionen wiederum würden Schüler ins Ausland „abgesaugt“.

„Powerfrauen“ starten durch

Schmidt zufolge sind die Interessenverbände der Energiewirtschaft in ständigem Kontakt mit der Politik, um die Ausbildungswege attraktiver zu machen. Dies betrifft auch die geforderte Abschaffung der gefürchteten „Knock-out-Prüfungen“ am Beginn technischer Studien.

Positiv entwickelt sich das im Frühjahr gegründete Netzwerk „Powerfrauen“ von Oesterreichs Energie, mit dem Frauen Berufswege in der E-Wirtschaft erschlossen und erleichtert werden sollen. Wie Schmidt der Redaktion berichtete, haben sich mehrere Hundert Damen dem Netzwerk angeschlossen. Kürzlich fand in Salzburg ein erstes großes Treffen statt, bei dem die Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner über ihre Erfahrungen berichtete. Zurzeit sind nur rund 24 Prozent der Beschäftigten in der E-Wirtschaft Frauen. Deren Anteil an den Führungskräften der Branche liegt bei etwa 10 Prozent.

Die Kampagne „Join the Future“ ist unter www.zukunftserfinderinnen.at zugänglich.

Donnerstag, 21.09.2023, 15:29 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - E-Wirtschaft wirbt um Nachwuchskräfte
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Österreich
E-Wirtschaft wirbt um Nachwuchskräfte
Mehrere Interessenverbände wollen mit einer Online-Kampagne Jugendliche für Berufswege im Bereich der Elektrotechnik gewinnen. Dies sei für das Gelingen der Energiewende unerlässlich.
Mit der Online-Kampagne „Join the Future“ werben der Branchenverband Oesterreichs Energie sowie der Österreichische Verband für Elektrotechnik (OVE) mit weiteren Partnern um Nachwuchskräfte. Sie wollen damit dem Fachkräftemangel im Bereich der Elektro- und Informationstechnologien entgegenwirken. Die Kampagne läuft vorerst acht Wochen und wendet sich an Jugendliche im Alter von zehn bis 18 Jahren.

Bei der Präsentation der Kampagne am 21. September in Wien erläuterte OVE-Präsident Kari Kapsch, derzeit fehlten in einschlägigen Berufen österreichweit etwa 14.000 Fachkräfte. Fast jede vierte freie Stelle sei damit unbesetzt. Bis 2030 könnte diese Lücke ohne Gegenmaßnahmen auf rund 22.000 Personen anwachsen. Zum Vergleich: Insgesamt arbeiten in dem Bereich etwa 50.000 Menschen.

Die Kampagne zeigt anhand prominenter Persönlichkeiten wie Nikola Tesla oder Hedy Lamarr, der Erfinderin der Frequenzwechseltechnik, Vorbilder für sogenannte „Zukunftserfinder.“ Hatten beispielsweise noch im Wintersemester 2021/22 rund 160 Personen ein einschlägiges Studium an der TU Graz aufgenommen, sind es nach den derzeitigen Inskriptionszahlen im kommenden Wintersemester 2023/24 nur mehr etwa 100. In etwa stabil ist die Zahl der 10.000 Lehrlinge. Nur zwischen 600 und 700 davon sind Frauen.

Zukunft gestalten statt „Klimakleben“

Die Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, Barbara Schmidt, ergänzte, die Energiewende stelle für die Elektrizitätswirtschaft eine erhebliche Herausforderung dar: „Wir müssen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten mehrere Hundert Wasserkraftwerke, Tausende Windräder und Hunderttausende Photovoltaikanlagen errichten. Außerdem müssen wir die Netze ertüchtigen und Stromspeicher aller Arten und Größen installieren. Ohne elektrotechnisch ausgebildete Fachkräfte ist das nicht zu bewältigen.“

Schmidt lud interessierte Jugendliche zum Einstieg ein. Dies sei möglicherweise sinnvoller, als sich aus grundsätzlich verständlichem klimapolitischem Engagement „auf die Straße zu kleben“.

Von der Redaktion nach den Erwartungen an die Kampagne gefragt, konstatierte OVE-Präsident Kapsch, er hoffe, den Rückgang bei den Beschäftigtenzahlen zumindest in gewissem Ausmaß eindämmen zu können: „Ideal wäre natürlich, den Rückgang völlig auszugleichen. Aber das wäre wohl eine überzogene Hoffnung.“

Kritik übte Kapsch auf Anfrage der Redaktion an der Bundespolitik. Im Entwurf des Nationalen Energie- und Klimaplans (NEKP) etwa sind für ein Programm zur Fachkräfteausbildung gerade einmal 10 Millionen Euro vorgesehen. Die Kosten der Umsetzung des Plans beziffert das Energieministerium (BMK) demgegenüber mit rund 170 Milliarden Euro. „Natürlich passt das nicht zusammen“, stellte Kapsch klar.

An der Qualität der technischen Ausbildungswege in Österreich gibt es ihm zufolge wenig zu bemängeln: „Was fehlt, ist die Quantität.“ In den vergangenen Jahren seien keine neuen technisch ausgerichteten Mittelschulen (Höhere Technische Lehranstalten, HTL) eingerichtet worden. In Grenzregionen wiederum würden Schüler ins Ausland „abgesaugt“.

„Powerfrauen“ starten durch

Schmidt zufolge sind die Interessenverbände der Energiewirtschaft in ständigem Kontakt mit der Politik, um die Ausbildungswege attraktiver zu machen. Dies betrifft auch die geforderte Abschaffung der gefürchteten „Knock-out-Prüfungen“ am Beginn technischer Studien.

Positiv entwickelt sich das im Frühjahr gegründete Netzwerk „Powerfrauen“ von Oesterreichs Energie, mit dem Frauen Berufswege in der E-Wirtschaft erschlossen und erleichtert werden sollen. Wie Schmidt der Redaktion berichtete, haben sich mehrere Hundert Damen dem Netzwerk angeschlossen. Kürzlich fand in Salzburg ein erstes großes Treffen statt, bei dem die Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner über ihre Erfahrungen berichtete. Zurzeit sind nur rund 24 Prozent der Beschäftigten in der E-Wirtschaft Frauen. Deren Anteil an den Führungskräften der Branche liegt bei etwa 10 Prozent.

Die Kampagne „Join the Future“ ist unter www.zukunftserfinderinnen.at zugänglich.

Donnerstag, 21.09.2023, 15:29 Uhr
Klaus Fischer

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