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Energie & Management > Vertrieb - E&M-Direktvermarktungsumfrage: Ungewisser Herbst steht bevor
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Vertrieb

E&M-Direktvermarktungsumfrage: Ungewisser Herbst steht bevor

Das zeigt die 14. E&M-Umfrage zur Direktvermarktung: Das bevorstehende Redispatch 2.0 bewegt seit Monaten alle Anbieter. Forcieren die neuen Regeln demnächst die Marktbereinigung?
Ja, es gibt sie noch, die Direktvermarktung von Grünstrom aus EEG-Anlagen. Bei all den fast täglichen Meldungen über neue Abschlüsse von Power Purchase Agreements (PPA) ist das klassische Direktvermarktungsgeschäft etwas in den Hintergrund gerückt. Was auch damit zusammenhängt, dass es diesem Geschäft derzeit an Wachstumsimpulsen mangelt.

So wuchs im ersten Halbjahr das bundesweite Direktvermarktungsportfolio nach Zahlen der Bundesnetzagentur um 2.143 auf 83.230 MW, im Vorjahreszeitraum war das Plus mit 2.149 MW nur unwesentlich größer ausgefallen. Nach wie schlägt die Ausbaukrise bei der Windkraft an Land durch, erschwerend kommt der seit Mitte vergangenen Jahres anhaltende Stillstand bei der Offshore-Windenergie hinzu. Kein Wunder, dass sowohl in diesem ersten Halbjahr als auch in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahre mehr Solar- als Windkraftleistung für die Direktvermarktung angemeldet worden ist.

Allerdings richtig still steht das Direktvermarktungsgeschäft aber nicht, wie die Ergebnisse der mittlerweile 14. E&M-Branchenerhebung für dieses Geschäftsfeld zeigen. So meldete Statkraft Markets für die ersten sechs Monate ein Plus von gleich 1.600 MW und verfügte zur Jahresmitte über ein Portfolio von rund 11.000 MW. Dass Statkraft damit die Nummer 1 unter den Direktvermarktern hierzulande bleibt, versteht sich von selbst.

Statkraft weiter die Nummer 1 unter den Direktvermarktern

Fakt ist in der Tat, dass Statkraft weiterhin Primus unter den hierzulande tätigen Direktvermarktern bleibt. Denn es kommt nicht zum Zusammengehen von Quadra Energy und EWE Trading, die es zuletzt zusammen auf eine höhere Vertragsleistung gebracht haben. Deren Merger stand monatelang im Raum durch das Joint Venture, dass der EWE-Konzern und die Aloys-Wobben-Stiftung, alleinige Eigentümerin des Windturbinenherstellers Enercon, im vergangenen Jahr vereinbart haben.

Dieser Plan ist "letztlich verworfen" worden, teilten EWE und Stiftung auf E&M-Anfrage mit. Alterric, so der Name des neuen Joint Ventures, werde künftig über "eigene Vermarktungskompetenz" verfügen. "Die technische Abwicklung der Handelsgeschäfte erfolgt dann mithilfe verschiedener Marktteilnehmer, wie beispielsweise EWE Trading oder Quadra Energy", heißt es ergänzend in der Antwort. Deshalb hat sich kaum etwas am Ranking bei der E&M-Umfrage geändert: Nach Stakraft Markets mit 11.000 MW Portfolio folgen Quadra Energy mit 7.900 MW und Baywarre Energy Trading mit 6.750 MW auf den Plätzen zwei und drei.

Für das jüngste XXL-Plus gibt es für Marc Kohlenbach, der für Statkraft Markets die Direktvermarktung in Deutschland leitet, nicht die eine, alles erschlagende Erklärung. "Wir haben mittlerweile begonnen, auch während des laufenden Jahres Verträge neu zu verhandeln beziehungsweise zu verlängern", benennt er einen Mosaikstein für den Wachstumssprung.

Auch mit der im Oktober anstehenden Einführung der neuen Redispatch-2.0-Regelungen haben sich einige Betreiber regenerativer Kraftwerke für Statkraft als Vermarktungspartner entschieden. „Wir haben in den zurückliegenden Monaten etwa 1.500 Verträge angepasst“, lässt Kohlenbach wissen. "Um mit den Betreibern nicht in drei Monaten wieder neue Kontrakte abschließen zu müssen, haben wir bei dem Gros gleich Laufzeiten bis in die nächsten Jahre vereinbart."

"Ãœberregulierung im Hauruck-Verfahren"

Nicht der Anschluss neuer Vermarktungsverträge hat die meisten Direktvermarkter in den zurückliegenden Wochen bewegt, sondern eben das neue Redispatch 2.0-System. So auch beim unabhängigen Stromhändlers "ane.energy", dessen Wurzeln in Nordfriesland liegen. "Die eigentliche Neuakquise begann in diesem Jahr bereits im frühen Sommer, denn wir mussten in den vergangenen Wochen einen hohen personellen Aufwand betreiben, um die Neuregelungen für das Redispatch-2.0-System umzusetzen", betonte Geschäftsführer Ralf Höper gegenüber E&M. Das sei ein "immenser Kraftakt" gewesen, da viele Verträge mit den Anlagenbetreibern neu abgeschlossen werden mussten: "Für mich hat das alles mit Ãœberregulierung im Hauruck-Verfahren zu tun", so Höper. 

Auch bei der "GEWI GmbH", Tochterunternehmen der Getec-Gruppe, hat die Umstellung auf die Redispatch-2.0-Regeln Mitarbeiter und Dienstleister voll in Beschlag genommen. Für Geschäftsführer Stefan Poehling zeichnet sich ab, dass es mit dem neuen Redispatch-2.0-Regime künftig zu "Verwerfungen" beim Direktvermarktungsgeschäft kommen wird. "Wir haben wirklich hohe Abwicklungs- und Prozesskosten, die in Gänze momentan noch nicht absehbar sind, die aber vor allem die kleineren Anlagenbetreiber treffen werden." Die konkreten Auswirkungen werden aber erst im kommenden Jahr erkennbar sein. Erst einmal steht ein heißer, aber auch unsicherer Herbst bevor.

Alle Ergebnisse zur 14. E&M-Direktvermarktungsumfrage finden Sie in der kommenden E&M-Printausgabe, Erscheinungstermin 1. September, auf den Seiten 9 bis 11.
 
Hier die Ãœbersicht zur Direktvermarktung im 1. Halbjahr in Deutschland. Zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken
Quelle: E&M

Mittwoch, 25.08.2021, 13:05 Uhr
Ralf Köpke
Energie & Management > Vertrieb - E&M-Direktvermarktungsumfrage: Ungewisser Herbst steht bevor
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E&M-Direktvermarktungsumfrage: Ungewisser Herbst steht bevor
Das zeigt die 14. E&M-Umfrage zur Direktvermarktung: Das bevorstehende Redispatch 2.0 bewegt seit Monaten alle Anbieter. Forcieren die neuen Regeln demnächst die Marktbereinigung?
Ja, es gibt sie noch, die Direktvermarktung von Grünstrom aus EEG-Anlagen. Bei all den fast täglichen Meldungen über neue Abschlüsse von Power Purchase Agreements (PPA) ist das klassische Direktvermarktungsgeschäft etwas in den Hintergrund gerückt. Was auch damit zusammenhängt, dass es diesem Geschäft derzeit an Wachstumsimpulsen mangelt.

So wuchs im ersten Halbjahr das bundesweite Direktvermarktungsportfolio nach Zahlen der Bundesnetzagentur um 2.143 auf 83.230 MW, im Vorjahreszeitraum war das Plus mit 2.149 MW nur unwesentlich größer ausgefallen. Nach wie schlägt die Ausbaukrise bei der Windkraft an Land durch, erschwerend kommt der seit Mitte vergangenen Jahres anhaltende Stillstand bei der Offshore-Windenergie hinzu. Kein Wunder, dass sowohl in diesem ersten Halbjahr als auch in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahre mehr Solar- als Windkraftleistung für die Direktvermarktung angemeldet worden ist.

Allerdings richtig still steht das Direktvermarktungsgeschäft aber nicht, wie die Ergebnisse der mittlerweile 14. E&M-Branchenerhebung für dieses Geschäftsfeld zeigen. So meldete Statkraft Markets für die ersten sechs Monate ein Plus von gleich 1.600 MW und verfügte zur Jahresmitte über ein Portfolio von rund 11.000 MW. Dass Statkraft damit die Nummer 1 unter den Direktvermarktern hierzulande bleibt, versteht sich von selbst.

Statkraft weiter die Nummer 1 unter den Direktvermarktern

Fakt ist in der Tat, dass Statkraft weiterhin Primus unter den hierzulande tätigen Direktvermarktern bleibt. Denn es kommt nicht zum Zusammengehen von Quadra Energy und EWE Trading, die es zuletzt zusammen auf eine höhere Vertragsleistung gebracht haben. Deren Merger stand monatelang im Raum durch das Joint Venture, dass der EWE-Konzern und die Aloys-Wobben-Stiftung, alleinige Eigentümerin des Windturbinenherstellers Enercon, im vergangenen Jahr vereinbart haben.

Dieser Plan ist "letztlich verworfen" worden, teilten EWE und Stiftung auf E&M-Anfrage mit. Alterric, so der Name des neuen Joint Ventures, werde künftig über "eigene Vermarktungskompetenz" verfügen. "Die technische Abwicklung der Handelsgeschäfte erfolgt dann mithilfe verschiedener Marktteilnehmer, wie beispielsweise EWE Trading oder Quadra Energy", heißt es ergänzend in der Antwort. Deshalb hat sich kaum etwas am Ranking bei der E&M-Umfrage geändert: Nach Stakraft Markets mit 11.000 MW Portfolio folgen Quadra Energy mit 7.900 MW und Baywarre Energy Trading mit 6.750 MW auf den Plätzen zwei und drei.

Für das jüngste XXL-Plus gibt es für Marc Kohlenbach, der für Statkraft Markets die Direktvermarktung in Deutschland leitet, nicht die eine, alles erschlagende Erklärung. "Wir haben mittlerweile begonnen, auch während des laufenden Jahres Verträge neu zu verhandeln beziehungsweise zu verlängern", benennt er einen Mosaikstein für den Wachstumssprung.

Auch mit der im Oktober anstehenden Einführung der neuen Redispatch-2.0-Regelungen haben sich einige Betreiber regenerativer Kraftwerke für Statkraft als Vermarktungspartner entschieden. „Wir haben in den zurückliegenden Monaten etwa 1.500 Verträge angepasst“, lässt Kohlenbach wissen. "Um mit den Betreibern nicht in drei Monaten wieder neue Kontrakte abschließen zu müssen, haben wir bei dem Gros gleich Laufzeiten bis in die nächsten Jahre vereinbart."

"Ãœberregulierung im Hauruck-Verfahren"

Nicht der Anschluss neuer Vermarktungsverträge hat die meisten Direktvermarkter in den zurückliegenden Wochen bewegt, sondern eben das neue Redispatch 2.0-System. So auch beim unabhängigen Stromhändlers "ane.energy", dessen Wurzeln in Nordfriesland liegen. "Die eigentliche Neuakquise begann in diesem Jahr bereits im frühen Sommer, denn wir mussten in den vergangenen Wochen einen hohen personellen Aufwand betreiben, um die Neuregelungen für das Redispatch-2.0-System umzusetzen", betonte Geschäftsführer Ralf Höper gegenüber E&M. Das sei ein "immenser Kraftakt" gewesen, da viele Verträge mit den Anlagenbetreibern neu abgeschlossen werden mussten: "Für mich hat das alles mit Ãœberregulierung im Hauruck-Verfahren zu tun", so Höper. 

Auch bei der "GEWI GmbH", Tochterunternehmen der Getec-Gruppe, hat die Umstellung auf die Redispatch-2.0-Regeln Mitarbeiter und Dienstleister voll in Beschlag genommen. Für Geschäftsführer Stefan Poehling zeichnet sich ab, dass es mit dem neuen Redispatch-2.0-Regime künftig zu "Verwerfungen" beim Direktvermarktungsgeschäft kommen wird. "Wir haben wirklich hohe Abwicklungs- und Prozesskosten, die in Gänze momentan noch nicht absehbar sind, die aber vor allem die kleineren Anlagenbetreiber treffen werden." Die konkreten Auswirkungen werden aber erst im kommenden Jahr erkennbar sein. Erst einmal steht ein heißer, aber auch unsicherer Herbst bevor.

Alle Ergebnisse zur 14. E&M-Direktvermarktungsumfrage finden Sie in der kommenden E&M-Printausgabe, Erscheinungstermin 1. September, auf den Seiten 9 bis 11.
 
Hier die Ãœbersicht zur Direktvermarktung im 1. Halbjahr in Deutschland. Zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken
Quelle: E&M

Mittwoch, 25.08.2021, 13:05 Uhr
Ralf Köpke

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