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Energie & Management > Gasnetz - DIW stellt LNG-Terminals an Land in Frage
Quelle: Fotolia / zozzzzo
Gasnetz

DIW stellt LNG-Terminals an Land in Frage

In einem aktuellen Bericht bewerten Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung die aktuelle Gasversorgungslage. Sie erneuern ihre Kritik an festen LNG-Terminals.
Autoren eines aktuellen DIW-Berichts über die Gasversorgung in Deutschland plädieren dafür, die im Gesetz zur Beschleunigung des Einsatzes verflüssigten Erdgases (LNG-Beschleunigungsgesetz, LNGG) aufgelisteten Standorte für LNG-Terminals auf den Prüfstand zu stellen. LNG-Terminals an Land seien verzichtbar, während schwimmende Regasifizierungsanlagen neu bewertet werden sollten, so die Wissenschaftler an die Adresse der Bundesregierung. Dagegen heben sie die Bedeutung von Energieeffizienzmaßnahmen und das Einsparen von Erdgas gerade aus Klimaschutzgründen hervor.

Seine Empfehlungen begründet das Team um die Ökonomen Christian von Hirschhausen und Claudia Kemfert mit dem zu erwartenden rückläufigen Erdgasverbrauch in Deutschland. Die Erdgasmärkte in Deutschland hätten sich stabilisiert, und trotz gesunkener Importe aus Russland habe es auch im Winter 2023/2024 keine Gasmangellage gegeben.

Nach Angaben der Forscher hatten die europäischen Erdgasimporte aus Russland im ersten Halbjahr 2021 mehr als 80 Milliarden Kubikmeter betragen. In der zweiten Hälfte des Jahres 2023 seien es nur noch rund 24 Milliarden Kubikmeter über den Ukraine-Transit, über die Türkei und via LNG-Lieferung gewesen. „Es ist unwahrscheinlich, dass die russischen Gasexporte nach Europa auf absehbare Zeit steigen, auch wenn russische Flüssigerdgas-Exporte weiterhin Bestand haben dürften“, schreiben sie in ihrem Bericht. Über Pipelines komme dagegen gar kein russisches Erdgas mehr nach Deutschland.

Die Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) betonen, dass sich gegen Ende des Winters 2023/2024 keine Gasknappheit abzeichne. Die Versorgungslage bewerten sie als „stabil“, was sich besonders an den Gaspreisen ablesen lasse, die auf Vorkriegsniveau zurückgegangen seien. Und wie im vorigen Jahr konnten die Gasspeicher „auch ohne wesentlichen Ausbau der Importkapazitäten für Flüssigerdgas gefüllt werden“, geben sie zu bedenken.

Die kontroversen Diskussionen über den geplanten LNG-Terminal in Mukran auf Rügen hätten sich daher als unnötig herausgestellt, denn es habe in Ostdeutschland keine Versorgungslücken gegeben. „Dies liegt vor allem daran, dass keine strukturellen Netzengpässe innerhalb Deutschlands bestehen, die ein Terminal auf Rügen rechtfertigen würden“, heißt es weiter. Überhaupt sei „der überdimensionierte LNG-Infrastrukturausbau“, wie er im LNG-Beschleunigungsgesetz angedacht sei, nicht erforderlich.

In ihren Ausführungen gehen die Forscher auch auf die USA als LNG-Exportland ein. Den vorübergehenden Ausfuhrstopp von LNG durch die Biden-Administration bewerten sie als Ausdruck eines neuen Verständnisses des langfristigen Marktbedarfs an LNG und der Umweltauswirkungen von Erdgas. Dieser Schritt sei erfolgt, um dem US-Energieministerium die Möglichkeit zu geben, seine bisherigen Analysen zu überarbeiten.
 
Im LNG-Beschleunigungsgesetz genannte Standorte
(zum Vergrößern bitte auf die Tabelle klicken)
Quelle: DIW

Bereits im Februar 2023 hatte ein DIW-Bericht den geplanten Bau von LNG-Terminals an Land als „weder energiewirtschaftlich notwendig noch klimapolitisch sinnvoll“ bezeichnet. Dagegen sei es sinnvoll gewesen, auf schwimmende Terminals zu setzen. Denn mittelfristig werde Deutschland ohnehin aus der Nutzung von fossilem Erdgas aussteigen. Die „Lebenszeit“ von örtlich gebunden Importterminals an Land von mehreren Jahrzehnten spreche daher gegen eine solche Infrastruktur.

Der Bericht des DIW „Gasversorgung in Deutschland stabil: Ausbau von LNG-Infrastruktur nicht notwendig“ mit zahlreichen Grafiken steht auf der Internetseite des Instituts zum Download zur Verfügung.

Dienstag, 20.02.2024, 09:26 Uhr
Fritz Wilhelm
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DIW stellt LNG-Terminals an Land in Frage
In einem aktuellen Bericht bewerten Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung die aktuelle Gasversorgungslage. Sie erneuern ihre Kritik an festen LNG-Terminals.
Autoren eines aktuellen DIW-Berichts über die Gasversorgung in Deutschland plädieren dafür, die im Gesetz zur Beschleunigung des Einsatzes verflüssigten Erdgases (LNG-Beschleunigungsgesetz, LNGG) aufgelisteten Standorte für LNG-Terminals auf den Prüfstand zu stellen. LNG-Terminals an Land seien verzichtbar, während schwimmende Regasifizierungsanlagen neu bewertet werden sollten, so die Wissenschaftler an die Adresse der Bundesregierung. Dagegen heben sie die Bedeutung von Energieeffizienzmaßnahmen und das Einsparen von Erdgas gerade aus Klimaschutzgründen hervor.

Seine Empfehlungen begründet das Team um die Ökonomen Christian von Hirschhausen und Claudia Kemfert mit dem zu erwartenden rückläufigen Erdgasverbrauch in Deutschland. Die Erdgasmärkte in Deutschland hätten sich stabilisiert, und trotz gesunkener Importe aus Russland habe es auch im Winter 2023/2024 keine Gasmangellage gegeben.

Nach Angaben der Forscher hatten die europäischen Erdgasimporte aus Russland im ersten Halbjahr 2021 mehr als 80 Milliarden Kubikmeter betragen. In der zweiten Hälfte des Jahres 2023 seien es nur noch rund 24 Milliarden Kubikmeter über den Ukraine-Transit, über die Türkei und via LNG-Lieferung gewesen. „Es ist unwahrscheinlich, dass die russischen Gasexporte nach Europa auf absehbare Zeit steigen, auch wenn russische Flüssigerdgas-Exporte weiterhin Bestand haben dürften“, schreiben sie in ihrem Bericht. Über Pipelines komme dagegen gar kein russisches Erdgas mehr nach Deutschland.

Die Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) betonen, dass sich gegen Ende des Winters 2023/2024 keine Gasknappheit abzeichne. Die Versorgungslage bewerten sie als „stabil“, was sich besonders an den Gaspreisen ablesen lasse, die auf Vorkriegsniveau zurückgegangen seien. Und wie im vorigen Jahr konnten die Gasspeicher „auch ohne wesentlichen Ausbau der Importkapazitäten für Flüssigerdgas gefüllt werden“, geben sie zu bedenken.

Die kontroversen Diskussionen über den geplanten LNG-Terminal in Mukran auf Rügen hätten sich daher als unnötig herausgestellt, denn es habe in Ostdeutschland keine Versorgungslücken gegeben. „Dies liegt vor allem daran, dass keine strukturellen Netzengpässe innerhalb Deutschlands bestehen, die ein Terminal auf Rügen rechtfertigen würden“, heißt es weiter. Überhaupt sei „der überdimensionierte LNG-Infrastrukturausbau“, wie er im LNG-Beschleunigungsgesetz angedacht sei, nicht erforderlich.

In ihren Ausführungen gehen die Forscher auch auf die USA als LNG-Exportland ein. Den vorübergehenden Ausfuhrstopp von LNG durch die Biden-Administration bewerten sie als Ausdruck eines neuen Verständnisses des langfristigen Marktbedarfs an LNG und der Umweltauswirkungen von Erdgas. Dieser Schritt sei erfolgt, um dem US-Energieministerium die Möglichkeit zu geben, seine bisherigen Analysen zu überarbeiten.
 
Im LNG-Beschleunigungsgesetz genannte Standorte
(zum Vergrößern bitte auf die Tabelle klicken)
Quelle: DIW

Bereits im Februar 2023 hatte ein DIW-Bericht den geplanten Bau von LNG-Terminals an Land als „weder energiewirtschaftlich notwendig noch klimapolitisch sinnvoll“ bezeichnet. Dagegen sei es sinnvoll gewesen, auf schwimmende Terminals zu setzen. Denn mittelfristig werde Deutschland ohnehin aus der Nutzung von fossilem Erdgas aussteigen. Die „Lebenszeit“ von örtlich gebunden Importterminals an Land von mehreren Jahrzehnten spreche daher gegen eine solche Infrastruktur.

Der Bericht des DIW „Gasversorgung in Deutschland stabil: Ausbau von LNG-Infrastruktur nicht notwendig“ mit zahlreichen Grafiken steht auf der Internetseite des Instituts zum Download zur Verfügung.

Dienstag, 20.02.2024, 09:26 Uhr
Fritz Wilhelm

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