E&M: Herr Krings, bei Quadra Energy, dem bundesweit zweitgrößten Direktvermarkter, gibt es seit Kurzem eine vierköpfige Führungsspitze. Ist mit dieser personellen Neustrukturierung auch ein Wechsel beim Geschäftsmodell verbunden?
Krings: Ich denke, ja − was durch die Entwicklungen an den Strommärkten getrieben ist. Bei den erneuerbaren Energien erleben wir einen zunehmenden Fokuswechsel von den Kurzfrist- zu den Terminmärkten, also eine steigende Bedeutung von Power Purchase Agreements (PPA). Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Einfluss auf unsere tägliche Arbeit.
E&M: Was heißt das konkret? Ist die Direktvermarktung bei Ihnen auf dem absteigenden Ast?
Krings: Überhaupt nicht, die Direktvermarktung von EEG-Strom bleibt unser Kerngeschäft. Die schon erwähnten PPA sind eine natürliche Weiterentwicklung der Direktvermarktung. Unsere Kunden, in diesem Fall die Anlagenbetreiber, wollen seit Wochen von uns verstärkt wissen, wie sie mit den hohen Marktpreisen umgehen sollen. Sprich, die Erzeuger wollen für die kommenden ein, zwei Jahre von dem Hochpreisumfeld profitieren. Direktvermarktung und PPA, das eine geht nicht ohne das andere.
Thomas Krings ist seit 1. April Sprecher der Geschäftsführung bei Quadra Energy Quelle: Quadra Energy |
Krings: Ich hoffe in den kommenden ein, zwei Jahren. Bundeswirtschaftsminister Habeck hat einen ambitionierten Ausbau bei der Windenergie angekündigt. Von diesem Volumen wollen wir uns einen möglichst großen Anteil sichern und so schnell den Sprung über die 10.000-Megawatt-Marke schaffen.
E&M: Im PPA-Geschäftsfeld hat sich Quadra Energy bereits um die Ü20-Windturbinen gekümmert, die aus der EEG-Vergütung fallen. Wie groß ist derzeit Ihr PPA-Portfolio, gesplittet nach Alt- und Neuanlagen?
Krings: Im Post-EEG-Sektor haben wir rund 1.000 Megawatt unter Vertrag; in etwa gleicher Größenordnung bewegen wir uns bei den Anlagen, die wir in PPA-Abschlüsse überführt haben. Zusammen kommen wir bei unserem PPA-Geschäft auf rund 2,5 Milliarden Kilowattstunden Einspeisung.
E&M: Mit rund 1.000 Megawatt Post-EEG-Portfolio dürfte Quadra Energy an der Spitze in diesem Segment liegen.
Krings: Wir selbst sprechen davon, dass wir nahe an der Spitze liegen. Im Mai umfasste die sonstige Direktvermarktung nach den Zahlen der vier Übertragungsnetzbetreiber ein Volumen von rund 6.800 Megawatt. Auf uns entfällt dabei ein Marktanteil von etwa 30 Prozent.
E&M: Basiert Ihr Erfolg bei den Weiterbetriebs-PPA nicht auch auf Ihrem Kombiangebot? Sie haben den Altanlagenbetreibern nicht nur einen PPA-Vertrag angeboten, sondern auch ein ausgefeiltes Serviceangebot, das helfen soll, die Anlage noch einige Jahre länger am Netz zu halten.
Krings: Von dieser Kopplung gehe ich in der Tat aus. In Zusammenarbeit mit Enercon haben wir dieses einzigartige Produkt aufgelegt, was nach unseren Erfahrungen wirklich hilft, die Lebensdauer zu verlängern.
E&M: Ist dieses Kombiangebot nach wie vor nur auf Enercon-Betreiber beschränkt oder gibt es diese Offerte auch für Anlagentypen anderer Hersteller?
Krings: Unser Kombiangebot gilt nach wie vor nur für die Enercon-Betreiber. Ein klassisches PPA hingegen kann jeder Windmüller von uns bekommen, egal bei welchem Hersteller er seine Anlage gekauft hat.
E&M: So gesehen profitiert Quadra Energy von dem hohen Marktanteil, den Enercon auf dem heimischen Windmarkt mit bis zu 60 Prozent in den Vorjahren gehabt hat, oder?
Krings: Ja, das stimmt. Es macht aber auch Spaß, diesen Pionieren nach einem wirklich schwierigen Jahr 2021 mittlerweile eine wirtschaftliche Perspektive für ihre Altanlagen bieten zu können. Die Pionieranlagen können sich, wie es aussieht und wenn es zu keinen schwerwiegenden Schäden kommt, noch eine Zeit lang drehen.
E&M: Mit welchen Marktwerten für die Windenergie rechnen Sie für die kommenden ein, zwei Jahre?
Krings: Wir sehen für die kommenden Monate keine Anzeichen, dass sich die Marktwerte signifikant nach unten bewegen. Darüber hinaus sind alle Aussagen so unsicher wie beim Blick in eine Glaskugel. Der Strompreis derzeit ist hochpolitisch. Seine Entwicklung hängt unter anderem vom Krieg in der Ukraine oder den weiteren Gaslieferungen für Deutschland ab. Prognosen können deshalb nur hochspekulativ sein.
E&M: Wird die Windenergie für Quadra Energy weiterhin das Brot-und-Butter-Geschäft bleiben oder planen Sie, Marktanteile bei anderen regenerativen Energieträgern zu gewinnen? Quadra hat beispielsweise auch 800 Megawatt Photovoltaik unter Vertrag.
Krings: Ausgehend von unserer Stärke bei der Windenergie versuchen wir, uns auch für die weiteren regenerativen Energieträger zu öffnen. Die Prämisse dabei ist aber weniger das Gewinnen von Marktanteilen. Vielmehr bieten wir ein sicheres, profitables Geschäft an. Es ist kein Geheimnis, dass wir einige unserer Solarkunden bereits aus dem Windsektor kennen. Eine Reihe unserer Kunden betreibt sowohl Wind- als auch Solarenergieanlagen.
E&M: Gibt es in Ihrem Haus Überlegungen, künftig auch den Strom von Offshore-Windparks zu vermarkten?
Krings: Wir hatten bislang aus der Offshore-Windbranche nur wenige Anfragen. Wir lehnen dieses Geschäft nicht grundsätzlich ab, unser primärer Fokus liegt jedoch weiterhin auf der Onshore-Windenergie.
E&M: Sie haben eingangs erwähnt, dass Ihr PPA-Portfolio umgerechnet 2,5 Milliarden Kilowattstunden umfasst. Werden Sie diesen Grünstrom auch locker los?
Krings: Der Vertrieb dieses Ökostroms zählt mittlerweile zu den fundamentalen Säulen unseres Geschäfts. Dafür haben wir in den vergangenen Jahren Kooperationen beispielsweise mit Green Planet Energy, Lichtblick, Naturstrom oder DB Energie aufgebaut und geschlossen.
E&M: Beim Zusammengehen von EWE und Teilen von Enercon hatte es Überlegungen gegeben, die Handels- und Direktvermarktungsaktivitäten beider Häuser zusammenzulegen. Quadra Energy ist letztendlich weiter allein der Aloys Wobben Stiftung (AWS) zugeordnet geblieben. Hat sich diese Lösung bewährt?
Krings: Aus Sicht der Stiftung auf jeden Fall. Quadra Energy ist eine der wichtigsten Gruppengesellschaften der AWS und ein wichtiger Bestandteil für die Erfüllung des Stiftungszwecks. Die gemeinsame Mission lautet: wirklich grüner Strom. Der Vertrieb des grünen Windstroms an Industriekunden und Abnehmer aus der Energiewirtschaft ist eine Säule, die wir in den kommenden Jahren stark ausbauen wollen. Mit der bisherigen Nachfrage von den genannten Abnehmern sind wir bislang zufrieden, wir gehen allerdings von einer weiter wachsenden Nachfrage aus.
E&M: Sehen Sie eine Entwicklung, dass die Direktvermarktung zunehmend mit dem Termingeschäft verknüpft wird?
Krings: Ja, auf jeden Fall. Das ergibt sich aus der Notwendigkeit, dass die Anlagenbetreiber sich die derzeit hohen Strompreise sichern wollen. Mit unseren PPA gewährleisten wir den Windkraftanlagenbetreibern den Zugang zu den Terminmärkten, was sich positiv auf deren Erlöse auswirkt.
E&M: Herr Krings, bei Quadra Energy, dem bundesweit zweitgrößten Direktvermarkter, gibt es seit Kurzem eine vierköpfige Führungsspitze. Ist mit dieser personellen Neustrukturierung auch ein Wechsel beim Geschäftsmodell verbunden?
Krings: Ich denke, ja − was durch die Entwicklungen an den Strommärkten getrieben ist. Bei den erneuerbaren Energien erleben wir einen zunehmenden Fokuswechsel von den Kurzfrist- zu den Terminmärkten, also eine steigende Bedeutung von Power Purchase Agreements (PPA). Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Einfluss auf unsere tägliche Arbeit.
E&M: Was heißt das konkret? Ist die Direktvermarktung bei Ihnen auf dem absteigenden Ast?
Krings: Überhaupt nicht, die Direktvermarktung von EEG-Strom bleibt unser Kerngeschäft. Die schon erwähnten PPA sind eine natürliche Weiterentwicklung der Direktvermarktung. Unsere Kunden, in diesem Fall die Anlagenbetreiber, wollen seit Wochen von uns verstärkt wissen, wie sie mit den hohen Marktpreisen umgehen sollen. Sprich, die Erzeuger wollen für die kommenden ein, zwei Jahre von dem Hochpreisumfeld profitieren. Direktvermarktung und PPA, das eine geht nicht ohne das andere.
Thomas Krings ist seit 1. April Sprecher der Geschäftsführung bei Quadra Energy Quelle: Quadra Energy |
Krings: Ich hoffe in den kommenden ein, zwei Jahren. Bundeswirtschaftsminister Habeck hat einen ambitionierten Ausbau bei der Windenergie angekündigt. Von diesem Volumen wollen wir uns einen möglichst großen Anteil sichern und so schnell den Sprung über die 10.000-Megawatt-Marke schaffen.
E&M: Im PPA-Geschäftsfeld hat sich Quadra Energy bereits um die Ü20-Windturbinen gekümmert, die aus der EEG-Vergütung fallen. Wie groß ist derzeit Ihr PPA-Portfolio, gesplittet nach Alt- und Neuanlagen?
Krings: Im Post-EEG-Sektor haben wir rund 1.000 Megawatt unter Vertrag; in etwa gleicher Größenordnung bewegen wir uns bei den Anlagen, die wir in PPA-Abschlüsse überführt haben. Zusammen kommen wir bei unserem PPA-Geschäft auf rund 2,5 Milliarden Kilowattstunden Einspeisung.
E&M: Mit rund 1.000 Megawatt Post-EEG-Portfolio dürfte Quadra Energy an der Spitze in diesem Segment liegen.
Krings: Wir selbst sprechen davon, dass wir nahe an der Spitze liegen. Im Mai umfasste die sonstige Direktvermarktung nach den Zahlen der vier Übertragungsnetzbetreiber ein Volumen von rund 6.800 Megawatt. Auf uns entfällt dabei ein Marktanteil von etwa 30 Prozent.
E&M: Basiert Ihr Erfolg bei den Weiterbetriebs-PPA nicht auch auf Ihrem Kombiangebot? Sie haben den Altanlagenbetreibern nicht nur einen PPA-Vertrag angeboten, sondern auch ein ausgefeiltes Serviceangebot, das helfen soll, die Anlage noch einige Jahre länger am Netz zu halten.
Krings: Von dieser Kopplung gehe ich in der Tat aus. In Zusammenarbeit mit Enercon haben wir dieses einzigartige Produkt aufgelegt, was nach unseren Erfahrungen wirklich hilft, die Lebensdauer zu verlängern.
E&M: Ist dieses Kombiangebot nach wie vor nur auf Enercon-Betreiber beschränkt oder gibt es diese Offerte auch für Anlagentypen anderer Hersteller?
Krings: Unser Kombiangebot gilt nach wie vor nur für die Enercon-Betreiber. Ein klassisches PPA hingegen kann jeder Windmüller von uns bekommen, egal bei welchem Hersteller er seine Anlage gekauft hat.
E&M: So gesehen profitiert Quadra Energy von dem hohen Marktanteil, den Enercon auf dem heimischen Windmarkt mit bis zu 60 Prozent in den Vorjahren gehabt hat, oder?
Krings: Ja, das stimmt. Es macht aber auch Spaß, diesen Pionieren nach einem wirklich schwierigen Jahr 2021 mittlerweile eine wirtschaftliche Perspektive für ihre Altanlagen bieten zu können. Die Pionieranlagen können sich, wie es aussieht und wenn es zu keinen schwerwiegenden Schäden kommt, noch eine Zeit lang drehen.
E&M: Mit welchen Marktwerten für die Windenergie rechnen Sie für die kommenden ein, zwei Jahre?
Krings: Wir sehen für die kommenden Monate keine Anzeichen, dass sich die Marktwerte signifikant nach unten bewegen. Darüber hinaus sind alle Aussagen so unsicher wie beim Blick in eine Glaskugel. Der Strompreis derzeit ist hochpolitisch. Seine Entwicklung hängt unter anderem vom Krieg in der Ukraine oder den weiteren Gaslieferungen für Deutschland ab. Prognosen können deshalb nur hochspekulativ sein.
E&M: Wird die Windenergie für Quadra Energy weiterhin das Brot-und-Butter-Geschäft bleiben oder planen Sie, Marktanteile bei anderen regenerativen Energieträgern zu gewinnen? Quadra hat beispielsweise auch 800 Megawatt Photovoltaik unter Vertrag.
Krings: Ausgehend von unserer Stärke bei der Windenergie versuchen wir, uns auch für die weiteren regenerativen Energieträger zu öffnen. Die Prämisse dabei ist aber weniger das Gewinnen von Marktanteilen. Vielmehr bieten wir ein sicheres, profitables Geschäft an. Es ist kein Geheimnis, dass wir einige unserer Solarkunden bereits aus dem Windsektor kennen. Eine Reihe unserer Kunden betreibt sowohl Wind- als auch Solarenergieanlagen.
E&M: Gibt es in Ihrem Haus Überlegungen, künftig auch den Strom von Offshore-Windparks zu vermarkten?
Krings: Wir hatten bislang aus der Offshore-Windbranche nur wenige Anfragen. Wir lehnen dieses Geschäft nicht grundsätzlich ab, unser primärer Fokus liegt jedoch weiterhin auf der Onshore-Windenergie.
E&M: Sie haben eingangs erwähnt, dass Ihr PPA-Portfolio umgerechnet 2,5 Milliarden Kilowattstunden umfasst. Werden Sie diesen Grünstrom auch locker los?
Krings: Der Vertrieb dieses Ökostroms zählt mittlerweile zu den fundamentalen Säulen unseres Geschäfts. Dafür haben wir in den vergangenen Jahren Kooperationen beispielsweise mit Green Planet Energy, Lichtblick, Naturstrom oder DB Energie aufgebaut und geschlossen.
E&M: Beim Zusammengehen von EWE und Teilen von Enercon hatte es Überlegungen gegeben, die Handels- und Direktvermarktungsaktivitäten beider Häuser zusammenzulegen. Quadra Energy ist letztendlich weiter allein der Aloys Wobben Stiftung (AWS) zugeordnet geblieben. Hat sich diese Lösung bewährt?
Krings: Aus Sicht der Stiftung auf jeden Fall. Quadra Energy ist eine der wichtigsten Gruppengesellschaften der AWS und ein wichtiger Bestandteil für die Erfüllung des Stiftungszwecks. Die gemeinsame Mission lautet: wirklich grüner Strom. Der Vertrieb des grünen Windstroms an Industriekunden und Abnehmer aus der Energiewirtschaft ist eine Säule, die wir in den kommenden Jahren stark ausbauen wollen. Mit der bisherigen Nachfrage von den genannten Abnehmern sind wir bislang zufrieden, wir gehen allerdings von einer weiter wachsenden Nachfrage aus.
E&M: Sehen Sie eine Entwicklung, dass die Direktvermarktung zunehmend mit dem Termingeschäft verknüpft wird?
Krings: Ja, auf jeden Fall. Das ergibt sich aus der Notwendigkeit, dass die Anlagenbetreiber sich die derzeit hohen Strompreise sichern wollen. Mit unseren PPA gewährleisten wir den Windkraftanlagenbetreibern den Zugang zu den Terminmärkten, was sich positiv auf deren Erlöse auswirkt.