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Energie & Management > Klimaschutz - Deutschland erreicht Klimaschutzziel 2020 dank Corona-Krise
Bild: Fotolia, bluedesign
Klimaschutz

Deutschland erreicht Klimaschutzziel 2020 dank Corona-Krise

Das Umweltbundesamt hat die deutsche Klimabilanz 2020 vorgelegt. Danach gelang es wegen der Corona-Einschränkungen, das Ziel von 40 % weniger CO2-Ausstoß gegenüber 1990 zu erreichen.
Die Zielerreichung sei „kein Grund sich auszuruhen“, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Sie und der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA) Dirk Messner präsentierten in Berlin die neuesten Zahlen zu den Treibhausgasemissionen. Laut UBA konnte Deutschland 2020 seine Emissionen um 40,8 % gegenüber 1990 senken und so sein Klimaschutzziel erreichen, sagte Messner.

Er sagte zugleich, ohne die geringere Mobilität und die gesunkene Produktion wegen der Corona-Pandemie hätte Deutschland vermutlich nur 39 % erreicht und sein Ziel damit verfehlt. Messner nannte verschiedene Faktoren zum Erfolg der Senkung um 70 Mio. t CO2. Zu einem Drittel hätten das abgenommene Verkehrsaufkommen und die geringere Produktion durch die Corona-Pandemie beigetragen. Aber auch der Preis für die Klimagas-Zertifikate im Europäischen ETS sei trotz der Krise von 19 Euro/t Anfang 2020 auf fast 40 Euro/t aktuell gestiegen, betonte er.

Strukturwandel ist eingeleitet

„Der Klimaschutz ist weder in Deutschland noch in Europa unter die Räder der Corona-Pandemie gekommen“, sagte Messner. Da der CO2-Preis zu einem deutlichen Strukturwandel hin zu nachhaltigen Alternativen führe, wünschte er sich weitere Steigerungen. Die größte Klimagasverminderung binnen eines Jahres sei aber auch der Erfolg von strukturellen Maßnahmen der Politik, unterstrich Schulze. Dazu gehöre der ab diesem Jahr geltende Preis auf fossile Brennstoffe in Deutschland.

Im Dezember 2019 waren für die unterschiedlichen Sektoren verbindliche Treibhausgasgrenzen im deutschen Klimaschutzgesetz verankert worden. „Damit wurde jeder Minister zum Klimaschutz verpflichtet“, so Schulze. Mit den sektorspezifischen Maßnahmen will Deutschland seine Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 % gegenüber 1990 senken, für 2020 lag das Ziel bei 40 %.

Am 15. April gibt nun der Expertenrat zum Klimaschutz seine Stellungnahme zur Klimabilanz ab. Danach muss das Bauministerium, in dessen Bereich die Klimagasreduktion nicht erreicht wurde, binnen drei Monaten ein Sofortprogramm vorlegen, mit dem die Lücke von zwei Mio. t CO2-Reduktion geschlossen werden soll. Schulze drängte auf einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung, um Alternativen zu Kohle und Kernkraft zu haben. Dazu liefen derzeit harte Nachverhandlungen mit der Union, weil der Termin des ersten Quartals bald zu Ende sei.

„Kein Bereich der Wirtschaft und Gesellschaft kann mehr glauben, dass ihn die Dekarbonisierung nicht betreffen werde“, sagte Schulze. „Wir müssen die Emissionen massiv herunterbringen, das erfordert ein hohes Niveau öffentlicher Investitionen und eine Zusammenspiel der gesamten Gesellschaft“, erklärte die Ministerin. „Dieses Jahrzehnt ist entscheidend um voranzukommen“, appellierte sie.
 
Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Deutschland
Grafik: UBA - Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken

Klimaschutz als Wirtschaftsmotor

„Wir haben die Chance, ein neues Wirtschaftswunder aufzulegen über den klimafreundlichen Umbau der Gesamtwirtschaft“, sagte Messner. Er sprach sich zugleich für ein festes Enddatum für Pkw mit Verbrennungsmotoren im Jahr 2030 aus, da die bis dahin gekauften noch weitere Jahrzehnte auf den Straßen blieben. Dem Ausweg synthetischer Kraftstoffe erteilte Messner eine Absage, da sie „gegenüber der Elektromobilität weniger effektiv“ seien.

In Deutschland wurden im Jahr 2020 rund 739 Mio. Tonnen Treibhausgase freigesetzt – das sind rund 70 Mio. Tonnen oder rund 8,7 % weniger als 2019. Die Treibhausgasminderungen verteilten sich unterschiedlich auf die Sektoren: Mit rund 38 Mio. Tonnen CO2 ist der größte Emissionsrückgang in der Energiewirtschaft zu verzeichnen – das entspricht 14,5 % weniger als 2019. Den größten Anteil an dieser positiven Entwicklung habe der Rückgang der Emissionen aus der Verstromung von Kohle.

Im Gebäudebereich kam es dagegen 2020 zu einer Emissionsminderung von gut 3 Mio. Tonnen CO2 -Äquivalenten (minus 2,8 %) auf 120 Mio. Tonnen. Trotz dieser Emissionsminderung überschreitet der Gebäudesektor damit seine Jahresemissionsmenge gemäß Klimaschutzgesetz, die bei 118 Mio. Tonnen CO2 liegt.

Dienstag, 16.03.2021, 13:05 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Klimaschutz - Deutschland erreicht Klimaschutzziel 2020 dank Corona-Krise
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Klimaschutz
Deutschland erreicht Klimaschutzziel 2020 dank Corona-Krise
Das Umweltbundesamt hat die deutsche Klimabilanz 2020 vorgelegt. Danach gelang es wegen der Corona-Einschränkungen, das Ziel von 40 % weniger CO2-Ausstoß gegenüber 1990 zu erreichen.
Die Zielerreichung sei „kein Grund sich auszuruhen“, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Sie und der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA) Dirk Messner präsentierten in Berlin die neuesten Zahlen zu den Treibhausgasemissionen. Laut UBA konnte Deutschland 2020 seine Emissionen um 40,8 % gegenüber 1990 senken und so sein Klimaschutzziel erreichen, sagte Messner.

Er sagte zugleich, ohne die geringere Mobilität und die gesunkene Produktion wegen der Corona-Pandemie hätte Deutschland vermutlich nur 39 % erreicht und sein Ziel damit verfehlt. Messner nannte verschiedene Faktoren zum Erfolg der Senkung um 70 Mio. t CO2. Zu einem Drittel hätten das abgenommene Verkehrsaufkommen und die geringere Produktion durch die Corona-Pandemie beigetragen. Aber auch der Preis für die Klimagas-Zertifikate im Europäischen ETS sei trotz der Krise von 19 Euro/t Anfang 2020 auf fast 40 Euro/t aktuell gestiegen, betonte er.

Strukturwandel ist eingeleitet

„Der Klimaschutz ist weder in Deutschland noch in Europa unter die Räder der Corona-Pandemie gekommen“, sagte Messner. Da der CO2-Preis zu einem deutlichen Strukturwandel hin zu nachhaltigen Alternativen führe, wünschte er sich weitere Steigerungen. Die größte Klimagasverminderung binnen eines Jahres sei aber auch der Erfolg von strukturellen Maßnahmen der Politik, unterstrich Schulze. Dazu gehöre der ab diesem Jahr geltende Preis auf fossile Brennstoffe in Deutschland.

Im Dezember 2019 waren für die unterschiedlichen Sektoren verbindliche Treibhausgasgrenzen im deutschen Klimaschutzgesetz verankert worden. „Damit wurde jeder Minister zum Klimaschutz verpflichtet“, so Schulze. Mit den sektorspezifischen Maßnahmen will Deutschland seine Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 % gegenüber 1990 senken, für 2020 lag das Ziel bei 40 %.

Am 15. April gibt nun der Expertenrat zum Klimaschutz seine Stellungnahme zur Klimabilanz ab. Danach muss das Bauministerium, in dessen Bereich die Klimagasreduktion nicht erreicht wurde, binnen drei Monaten ein Sofortprogramm vorlegen, mit dem die Lücke von zwei Mio. t CO2-Reduktion geschlossen werden soll. Schulze drängte auf einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung, um Alternativen zu Kohle und Kernkraft zu haben. Dazu liefen derzeit harte Nachverhandlungen mit der Union, weil der Termin des ersten Quartals bald zu Ende sei.

„Kein Bereich der Wirtschaft und Gesellschaft kann mehr glauben, dass ihn die Dekarbonisierung nicht betreffen werde“, sagte Schulze. „Wir müssen die Emissionen massiv herunterbringen, das erfordert ein hohes Niveau öffentlicher Investitionen und eine Zusammenspiel der gesamten Gesellschaft“, erklärte die Ministerin. „Dieses Jahrzehnt ist entscheidend um voranzukommen“, appellierte sie.
 
Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Deutschland
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Klimaschutz als Wirtschaftsmotor

„Wir haben die Chance, ein neues Wirtschaftswunder aufzulegen über den klimafreundlichen Umbau der Gesamtwirtschaft“, sagte Messner. Er sprach sich zugleich für ein festes Enddatum für Pkw mit Verbrennungsmotoren im Jahr 2030 aus, da die bis dahin gekauften noch weitere Jahrzehnte auf den Straßen blieben. Dem Ausweg synthetischer Kraftstoffe erteilte Messner eine Absage, da sie „gegenüber der Elektromobilität weniger effektiv“ seien.

In Deutschland wurden im Jahr 2020 rund 739 Mio. Tonnen Treibhausgase freigesetzt – das sind rund 70 Mio. Tonnen oder rund 8,7 % weniger als 2019. Die Treibhausgasminderungen verteilten sich unterschiedlich auf die Sektoren: Mit rund 38 Mio. Tonnen CO2 ist der größte Emissionsrückgang in der Energiewirtschaft zu verzeichnen – das entspricht 14,5 % weniger als 2019. Den größten Anteil an dieser positiven Entwicklung habe der Rückgang der Emissionen aus der Verstromung von Kohle.

Im Gebäudebereich kam es dagegen 2020 zu einer Emissionsminderung von gut 3 Mio. Tonnen CO2 -Äquivalenten (minus 2,8 %) auf 120 Mio. Tonnen. Trotz dieser Emissionsminderung überschreitet der Gebäudesektor damit seine Jahresemissionsmenge gemäß Klimaschutzgesetz, die bei 118 Mio. Tonnen CO2 liegt.

Dienstag, 16.03.2021, 13:05 Uhr
Susanne Harmsen

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