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Energie & Management > Strom - Deutscher Stromverbrauch steigt bis 2030 um 11 %
Quelle: Fotolia / animaflora
Strom

Deutscher Stromverbrauch steigt bis 2030 um 11 %

In Deutschland wird der Bruttostromverbrauch bis 2030 nach einer detaillierten Analyse im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums um rund 11 % auf 658 Mrd. kWh ansteigen.
Nach der am 16. November vom geschäftsführenden Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vorgelegten Analyse steigt der deutsche Bruttostromverbrauch bis 2030 um etwa 11 % auf 658 Mrd. kWh pro Jahr. Dies berechnete das Institut Prognos im Auftrag des BMWi. Damit wurden erste Berechnungen von Mitte Juli präzisiert. Damals kam das Institut zum Ergebnis, dass der Stromverbrauch 2030 zwischen 645 und 665 Mrd. kWh liegen wird. Die neue Berechnung sei durch höhere Klimaschutzziele auf EU-Ebene und in Deutschland nötig geworden, begründete Altmaier.

Haupttreiber für den Anstieg des Stromverbrauchs sind laut Analyse ein steigender Anteil der E-Mobilität und von elektrischen Wärmepumpen in Gebäuden sowie die Erzeugung von Elektrolyse-Wasserstoff und die Produktion von Batterien. Eine steigende Stromeffizienz und der rückläufige Kraftwerkseigenverbrauch aufgrund des Ausstiegs aus Kernenergie und Kohle sollen den Anstieg des Stromverbrauchs dämpfen. Branchenverbände hatten schon lange vorhergesagt, 2030 werde viel mehr Strom benötigt, als bisher von der Regierung angenommen.

Wachstum für Wärme und Elektromobilität

Die gesteigerte Elektromobilität im Straßenverkehr soll mit einem Plus von 68 Mrd. kWh zum Stromverbrauch beitragen. Es wird von 16 Mio. batterieelektrischen Pkw und 2,2 Mio. Plug-in-Hybriden ausgegangen. Der Stromverbrauch des Schienenverkehrs erhöht sich im Szenario 1 zwischen 2018 und 2030 um 5 Mrd. kWh auf 16 Mrd. kWh.

Die Zahl elektrische Wärmepumpen werde von annähernd 1 Mio. im Jahr 2018 auf 5,5 Mio. im Jahr 2030 steigen. Damit sei ein Stromverbrauch von rund 33 Mrd. kWh verbunden. Zusammen mit Großwärmepumpen in der Fernwärme mit einem Plus von 9 Mrd. kWh und den kleinen ungekoppelten Warmwasser-Wärmepumpen erhöhe sich der Stromverbrauch des Wärmesektor insgesamt auf voraussichtlich 45 Mrd. kWh.
 
Stromverbrauchsprognose nach Haupttreibern der Entwicklung
 Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken
Quelle: BMWi / Prognos

Mehr Strom für Wasserstoffproduktion

Die Wasserstoff-Elektrolyse soll laut Szenario bis zum Jahr 2030 bis zu 37 Mrd. kWh benötigen. Davon würden rund 40 % in den Endverbrauchssektoren Industrie und Verkehr verbraucht und weitere rund 40 % im Sektor Energiewirtschaft eingesetzt. Rund 20 % entfielen auf den stofflichen Verbrauch. Allerdings werde nur etwa ein Drittel des benötigten Wasserstoffs inländisch erzeugt. Bis zum Jahr 2030 steige die inländische Wasserstoffproduktion auf rund 12,5 Mrd. kWh Wasserstoff. Die im Inland installierte Leistung der Elektrolyseure soll im Jahr 2030 bei 6.500 MW liegen. Die installierte Leistung für Wind auf See steigt im Szenario bis zum Jahr 2030 auf 21.000 MW an.

Einsparungen in anderen Bereichen

Zu einem Rückgang des Stromverbrauchs komme es dagegen im Bereich der heutigen Umwandlung in Bergbau, Kokereien, Raffinerien sowie bei der Öl- und Gasförderung. Hinzu käme eine Steigerung der Energieeffizienz bei einer Vielzahl an konventionellen Anwendungen wie bei Haushaltsgeräten, der Beleuchtung und Haustechnik. In Summe wird hier eine Reduktion des Stromverbrauchs von 51 Mrd. kWh gegenüber 2018 angenommen.

Verbände fordern Rahmen für schnelle Investitionen

Branchenverbände hatten zuvor größere Steigerungen des Stromverbrauchs prognostiziert, auch weil viele Industriebereiche von fossilen Energieträgern auf Strom umsteigen müssten. Der BDEW bezifferte den Bedarf für das Jahr 2030 zuletzt auf 700 Mrd. kWh. Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, mahnte: „Aus unserer Sicht ist zudem ein höherer Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung von 70 Prozent bis 2030 erforderlich, wenn die Klimaziele erreicht werden sollen.“

Dazu sei eine Anhebung der Ausbaupfade im EEG bis 2030 notwendig, etwa 100.000 MW für Windenergieanlagen an Land, 11.000 MW für Biomasse und mindestens 150.000 MW für Photovoltaik auf Dächern und Freiflächen. Auch ein schnellerer Netzausbau werde durch den steigenden Strombedarf noch dringlicher, mahnte Andreae. Um die Versorgungssicherheit auf dem aktuell sehr hohen Niveau zu halten, müssten zudem alle Flexibilitätspotenziale beispielsweise über Lastmanagement und Speicher gehoben werden. Der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Primärenergiebedarf in Deutschland liege erst bei 17 %, erinnerte sie.

Für den Energieanlagenbau ergänzte Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer des VDMA Power Systems: „Ebenso müssen im gleichen Zeitraum wasserstofffähige Gaskraftwerke mit einer Leistung von etwa 40.000 MW zugebaut werden, deren Realisierung einen Leistungsmarkt in einem integrierten Energiesystem voraussetzt.“ Der Investitionsbedarf sei enorm, daher müsse die neue Bundersregierung den regulatorischen Rahmen so anpassen, dass die Realisierung der Projekte auf dem Weg zur Klimaneutralität schnell möglich werde, appellierte Rendschmidt.


Die Kurzanalyse des deutschen Bruttostromverbrauchs 2030 steht zum Download bereit. 

Dienstag, 16.11.2021, 13:47 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Strom - Deutscher Stromverbrauch steigt bis 2030 um 11 %
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Strom
Deutscher Stromverbrauch steigt bis 2030 um 11 %
In Deutschland wird der Bruttostromverbrauch bis 2030 nach einer detaillierten Analyse im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums um rund 11 % auf 658 Mrd. kWh ansteigen.
Nach der am 16. November vom geschäftsführenden Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vorgelegten Analyse steigt der deutsche Bruttostromverbrauch bis 2030 um etwa 11 % auf 658 Mrd. kWh pro Jahr. Dies berechnete das Institut Prognos im Auftrag des BMWi. Damit wurden erste Berechnungen von Mitte Juli präzisiert. Damals kam das Institut zum Ergebnis, dass der Stromverbrauch 2030 zwischen 645 und 665 Mrd. kWh liegen wird. Die neue Berechnung sei durch höhere Klimaschutzziele auf EU-Ebene und in Deutschland nötig geworden, begründete Altmaier.

Haupttreiber für den Anstieg des Stromverbrauchs sind laut Analyse ein steigender Anteil der E-Mobilität und von elektrischen Wärmepumpen in Gebäuden sowie die Erzeugung von Elektrolyse-Wasserstoff und die Produktion von Batterien. Eine steigende Stromeffizienz und der rückläufige Kraftwerkseigenverbrauch aufgrund des Ausstiegs aus Kernenergie und Kohle sollen den Anstieg des Stromverbrauchs dämpfen. Branchenverbände hatten schon lange vorhergesagt, 2030 werde viel mehr Strom benötigt, als bisher von der Regierung angenommen.

Wachstum für Wärme und Elektromobilität

Die gesteigerte Elektromobilität im Straßenverkehr soll mit einem Plus von 68 Mrd. kWh zum Stromverbrauch beitragen. Es wird von 16 Mio. batterieelektrischen Pkw und 2,2 Mio. Plug-in-Hybriden ausgegangen. Der Stromverbrauch des Schienenverkehrs erhöht sich im Szenario 1 zwischen 2018 und 2030 um 5 Mrd. kWh auf 16 Mrd. kWh.

Die Zahl elektrische Wärmepumpen werde von annähernd 1 Mio. im Jahr 2018 auf 5,5 Mio. im Jahr 2030 steigen. Damit sei ein Stromverbrauch von rund 33 Mrd. kWh verbunden. Zusammen mit Großwärmepumpen in der Fernwärme mit einem Plus von 9 Mrd. kWh und den kleinen ungekoppelten Warmwasser-Wärmepumpen erhöhe sich der Stromverbrauch des Wärmesektor insgesamt auf voraussichtlich 45 Mrd. kWh.
 
Stromverbrauchsprognose nach Haupttreibern der Entwicklung
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Mehr Strom für Wasserstoffproduktion

Die Wasserstoff-Elektrolyse soll laut Szenario bis zum Jahr 2030 bis zu 37 Mrd. kWh benötigen. Davon würden rund 40 % in den Endverbrauchssektoren Industrie und Verkehr verbraucht und weitere rund 40 % im Sektor Energiewirtschaft eingesetzt. Rund 20 % entfielen auf den stofflichen Verbrauch. Allerdings werde nur etwa ein Drittel des benötigten Wasserstoffs inländisch erzeugt. Bis zum Jahr 2030 steige die inländische Wasserstoffproduktion auf rund 12,5 Mrd. kWh Wasserstoff. Die im Inland installierte Leistung der Elektrolyseure soll im Jahr 2030 bei 6.500 MW liegen. Die installierte Leistung für Wind auf See steigt im Szenario bis zum Jahr 2030 auf 21.000 MW an.

Einsparungen in anderen Bereichen

Zu einem Rückgang des Stromverbrauchs komme es dagegen im Bereich der heutigen Umwandlung in Bergbau, Kokereien, Raffinerien sowie bei der Öl- und Gasförderung. Hinzu käme eine Steigerung der Energieeffizienz bei einer Vielzahl an konventionellen Anwendungen wie bei Haushaltsgeräten, der Beleuchtung und Haustechnik. In Summe wird hier eine Reduktion des Stromverbrauchs von 51 Mrd. kWh gegenüber 2018 angenommen.

Verbände fordern Rahmen für schnelle Investitionen

Branchenverbände hatten zuvor größere Steigerungen des Stromverbrauchs prognostiziert, auch weil viele Industriebereiche von fossilen Energieträgern auf Strom umsteigen müssten. Der BDEW bezifferte den Bedarf für das Jahr 2030 zuletzt auf 700 Mrd. kWh. Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, mahnte: „Aus unserer Sicht ist zudem ein höherer Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung von 70 Prozent bis 2030 erforderlich, wenn die Klimaziele erreicht werden sollen.“

Dazu sei eine Anhebung der Ausbaupfade im EEG bis 2030 notwendig, etwa 100.000 MW für Windenergieanlagen an Land, 11.000 MW für Biomasse und mindestens 150.000 MW für Photovoltaik auf Dächern und Freiflächen. Auch ein schnellerer Netzausbau werde durch den steigenden Strombedarf noch dringlicher, mahnte Andreae. Um die Versorgungssicherheit auf dem aktuell sehr hohen Niveau zu halten, müssten zudem alle Flexibilitätspotenziale beispielsweise über Lastmanagement und Speicher gehoben werden. Der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Primärenergiebedarf in Deutschland liege erst bei 17 %, erinnerte sie.

Für den Energieanlagenbau ergänzte Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer des VDMA Power Systems: „Ebenso müssen im gleichen Zeitraum wasserstofffähige Gaskraftwerke mit einer Leistung von etwa 40.000 MW zugebaut werden, deren Realisierung einen Leistungsmarkt in einem integrierten Energiesystem voraussetzt.“ Der Investitionsbedarf sei enorm, daher müsse die neue Bundersregierung den regulatorischen Rahmen so anpassen, dass die Realisierung der Projekte auf dem Weg zur Klimaneutralität schnell möglich werde, appellierte Rendschmidt.


Die Kurzanalyse des deutschen Bruttostromverbrauchs 2030 steht zum Download bereit. 

Dienstag, 16.11.2021, 13:47 Uhr
Susanne Harmsen

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