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Energie & Management > Stromnetz - Der Anschluss an die Energie des Nordens
Visualisierung der künftigen Konverteranlage (rechts) auf dem Gelände des Umspannwerks Großgartach. Quelle: Transnet BW
Stromnetz

Der Anschluss an die Energie des Nordens

Zum Baustart des Konverters für die Südlink-Gleichstromtrasse hatte Transnet BW nach Leingarten bei Heilbronn eingeladen. Prominenter Gast: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.
Das hörte man bei den Reden zur offiziellen Grundsteinlegung für den Südlink-Konverter auf dem Gelände des Umspannwerks Großgartach im Landkreis Heilbronn gleich mehrfach: Es ist ein besonderer Tag für die Energiewende und Südlink ihr größtes Infrastrukturprojekt. Und auch bei einem anderen Punkt war man sich einig: Der Bürgermeister von Leingarten, die baden-württembergische Kommune, auf deren Grund sich die Umrichterstation befindet, hat sich um das Projekt besonders verdient gemacht.

Und auch der Einstiegssatz der Rede von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte es in sich: "Es ist ein großer und bedeutender Tag für die Region, weil sie jetzt angeschlossen wird an die Energie des Nordens." Man kann es nur als mehr oder weniger dezenten Hinweis darauf verstehen, dass der Süden der Republik in Ermangelung eigener Windkraftanlagen bei der Stromversorgung gerade etwas unterbelichtet dasteht.

"Sechs Jahr zu spät ist inakzeptabel"

Habeck verwies auf viele "kleine und große Sachen", die für die Südlink-Genehmigungsverfahren eine Rolle spielen und geklärt werden müssen und mussten: die Gespräche mit dem Bauernverband, der Artenschutz, der Emissionsschutz, die Transporte der riesigen Kabeltrommeln. Gleichzeitig erinnerte er an die Geschichte des Projekts, das 2012 in die Planung gegangen und bis zur Abschaltung der letzten Kernkraftwerke in Bayern und Baden-Württemberg Ende 2022 eigentlich hätte betriebsbereit sein sollen, um für Ersatzstrom zu sorgen. Jetzt wird die Inbetriebnahme der 700 Kilometer langen Erdkabel, die zweimal 2.000 MW Windkraftstrom nach Bayern und Baden-Württemberg bringen sollen, für 2028 angestrebt.

"Sechs Jahre zu spät ist inakzeptabel", zeigte sich Habeck verärgert. Die Planungs- und Genehmigungszeiten für wichtige Infrastrukturprojekte müssten halbiert werden. Auch betonte er nochmals die Bedeutung des Netzausbaus: Ohne ihn stehe die gesamte Energiewende infrage. Und da gehe es auch nicht, dass durch Interventionen der Kommunalpolitik massive Rückschritte verursacht werden: "Das 'nicht bei mir' ist nicht die richtige Antwort." Mit Diskussionen über das "wie" dürfe man nicht ganze Projekte aufs Spiel setzen. Im anschließenden Pressegespräch zeigte sich Habeck zuversichtlich, dass es zu keinen weiteren Verzögerungen mehr kommen wird. In dieser Hinsicht, so hieß es, habe er auch einen klaren Rückhalt der anderen Ampelpartner.

Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) sah in einer frühzeitigen Bürgerbeteiligung eine Möglichkeit, bei den Projekten schneller zu werden. EnBW-Vorstandsvorsitzender Andreas Schell erinnerte daran, dass nicht nur die großen Trassen, sondern auch die Verteilnetze ausgebaut werden müssen, um die Energiewende voranzubringen. Das Interesse der Bevölkerung jedenfalls sei vorhanden: Im Vergleich zu 2016 habe man aktuell zehnmal so viele Anträge auf den Anschluss von PV-Anlagen, nämlich 6.000 im Monat. Bis 2025 werde der Konzern 14 Milliarden Euro investieren, 75 Prozent davon in erneuerbare Energien und die Netze.
 
Transnet-CEO Werner Götz und Bundeswirtschaftsminister
Robert Habeck beim Signieren des goldenen Bauhelms
Quelle: E&M / Günter Drewnitzky

Erdverkabelung führte nicht zur Beruhigung

Transnet-CEO Werner Götz verwies darauf, dass der Konverter mit Siemens realisiert wird und die Firma auch an der Konzern auch an "Ultranet, dem zweiten Gleichstromprojekt des Übertragungsnetzbetreibers, beteiligt ist. Neben dem Landratsamt Heilbronn hob er vor allem die Unterstützung durch Bürgermeister Ralf Steinbrenner (parteilos) hervor. Der durfte, quasi als Held des Tages und Gastgeber, natürlich auch selbst etwas sagen. Und reichte zunächst einmal den eigenen Anteil an der positiven Begleitung des Südlink-Projekts samt Konverter an seine 19 Gemeinderäte weiter. Schließlich habe er selbst in dem Gremium auch nur eine Stimme.

Teil der kommunalpolitischen Arbeit und Grundlage für die Akzeptanz bei der Bevölkerung sei es gewesen, sich eigene Informationen zu verschaffen. Zum Beispiel habe man fertige Konverter besichtigt und war in der Lage, den Bürgern zu sagen: Die machen keinen Lärm. Man konnte mit Fachwissen gegen "not in my backyard" vorgehen.

Auch einen weiteren Punkt, der am Rande der Veranstaltung eifrig diskutiert wurde, sprach Steinbrenner an: Die von der Politik, vor allem auf Druck aus Bayern, durchgesetzte Umplanung von Freileitung auf Erdverkabelung hat das Projekt zum einen um Jahre verzögert und die Kosten auf jetzt 10 Milliarden Euro vervielfacht. Zum anderen hat sie aber nicht die gewünschte Wirkung gezeigt. Man war allgemein der Ansicht, dass sich die Widerstände gegen die "Monstertrasse" legen würden, wenn man sie unter der Erde verschwinden lasse.
 
 
Das Gegenteil war der Fall, es gab massenweise Einsprüche, Klagen und Proteste von Bürgern, Grundbesitzern und – wie erwähnt – aus der Kommunalpolitik. So stand beim Festakt in Leingarten auch die Frage im Raum, ob man denn in Zukunft nicht doch lieber wieder Freileitungen planen sollte.

Auf einige technische Details ging Tim Holt, Mitglied der Geschäftsführung von Siemens Energy, ein. Mit Wechselstrom- statt Gleichstromtechnik hätte man Ãœbertragungsverluste von 40 Prozent gehabt. Von den losgeschickten 2.000 MW wären nur 1.200 in Leingarten angekommen. Auch soll der Konverter, der den Gleichstrom aus Schleswig-Holstein wieder zu Wechselstrom macht, bereits vor Fertigstellung der Südlink-Trasse zur Stabilisierung des Netzes eingesetzt werden.

Donnerstag, 27.07.2023, 16:15 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Stromnetz - Der Anschluss an die Energie des Nordens
Visualisierung der künftigen Konverteranlage (rechts) auf dem Gelände des Umspannwerks Großgartach. Quelle: Transnet BW
Stromnetz
Der Anschluss an die Energie des Nordens
Zum Baustart des Konverters für die Südlink-Gleichstromtrasse hatte Transnet BW nach Leingarten bei Heilbronn eingeladen. Prominenter Gast: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.
Das hörte man bei den Reden zur offiziellen Grundsteinlegung für den Südlink-Konverter auf dem Gelände des Umspannwerks Großgartach im Landkreis Heilbronn gleich mehrfach: Es ist ein besonderer Tag für die Energiewende und Südlink ihr größtes Infrastrukturprojekt. Und auch bei einem anderen Punkt war man sich einig: Der Bürgermeister von Leingarten, die baden-württembergische Kommune, auf deren Grund sich die Umrichterstation befindet, hat sich um das Projekt besonders verdient gemacht.

Und auch der Einstiegssatz der Rede von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte es in sich: "Es ist ein großer und bedeutender Tag für die Region, weil sie jetzt angeschlossen wird an die Energie des Nordens." Man kann es nur als mehr oder weniger dezenten Hinweis darauf verstehen, dass der Süden der Republik in Ermangelung eigener Windkraftanlagen bei der Stromversorgung gerade etwas unterbelichtet dasteht.

"Sechs Jahr zu spät ist inakzeptabel"

Habeck verwies auf viele "kleine und große Sachen", die für die Südlink-Genehmigungsverfahren eine Rolle spielen und geklärt werden müssen und mussten: die Gespräche mit dem Bauernverband, der Artenschutz, der Emissionsschutz, die Transporte der riesigen Kabeltrommeln. Gleichzeitig erinnerte er an die Geschichte des Projekts, das 2012 in die Planung gegangen und bis zur Abschaltung der letzten Kernkraftwerke in Bayern und Baden-Württemberg Ende 2022 eigentlich hätte betriebsbereit sein sollen, um für Ersatzstrom zu sorgen. Jetzt wird die Inbetriebnahme der 700 Kilometer langen Erdkabel, die zweimal 2.000 MW Windkraftstrom nach Bayern und Baden-Württemberg bringen sollen, für 2028 angestrebt.

"Sechs Jahre zu spät ist inakzeptabel", zeigte sich Habeck verärgert. Die Planungs- und Genehmigungszeiten für wichtige Infrastrukturprojekte müssten halbiert werden. Auch betonte er nochmals die Bedeutung des Netzausbaus: Ohne ihn stehe die gesamte Energiewende infrage. Und da gehe es auch nicht, dass durch Interventionen der Kommunalpolitik massive Rückschritte verursacht werden: "Das 'nicht bei mir' ist nicht die richtige Antwort." Mit Diskussionen über das "wie" dürfe man nicht ganze Projekte aufs Spiel setzen. Im anschließenden Pressegespräch zeigte sich Habeck zuversichtlich, dass es zu keinen weiteren Verzögerungen mehr kommen wird. In dieser Hinsicht, so hieß es, habe er auch einen klaren Rückhalt der anderen Ampelpartner.

Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) sah in einer frühzeitigen Bürgerbeteiligung eine Möglichkeit, bei den Projekten schneller zu werden. EnBW-Vorstandsvorsitzender Andreas Schell erinnerte daran, dass nicht nur die großen Trassen, sondern auch die Verteilnetze ausgebaut werden müssen, um die Energiewende voranzubringen. Das Interesse der Bevölkerung jedenfalls sei vorhanden: Im Vergleich zu 2016 habe man aktuell zehnmal so viele Anträge auf den Anschluss von PV-Anlagen, nämlich 6.000 im Monat. Bis 2025 werde der Konzern 14 Milliarden Euro investieren, 75 Prozent davon in erneuerbare Energien und die Netze.
 
Transnet-CEO Werner Götz und Bundeswirtschaftsminister
Robert Habeck beim Signieren des goldenen Bauhelms
Quelle: E&M / Günter Drewnitzky

Erdverkabelung führte nicht zur Beruhigung

Transnet-CEO Werner Götz verwies darauf, dass der Konverter mit Siemens realisiert wird und die Firma auch an der Konzern auch an "Ultranet, dem zweiten Gleichstromprojekt des Übertragungsnetzbetreibers, beteiligt ist. Neben dem Landratsamt Heilbronn hob er vor allem die Unterstützung durch Bürgermeister Ralf Steinbrenner (parteilos) hervor. Der durfte, quasi als Held des Tages und Gastgeber, natürlich auch selbst etwas sagen. Und reichte zunächst einmal den eigenen Anteil an der positiven Begleitung des Südlink-Projekts samt Konverter an seine 19 Gemeinderäte weiter. Schließlich habe er selbst in dem Gremium auch nur eine Stimme.

Teil der kommunalpolitischen Arbeit und Grundlage für die Akzeptanz bei der Bevölkerung sei es gewesen, sich eigene Informationen zu verschaffen. Zum Beispiel habe man fertige Konverter besichtigt und war in der Lage, den Bürgern zu sagen: Die machen keinen Lärm. Man konnte mit Fachwissen gegen "not in my backyard" vorgehen.

Auch einen weiteren Punkt, der am Rande der Veranstaltung eifrig diskutiert wurde, sprach Steinbrenner an: Die von der Politik, vor allem auf Druck aus Bayern, durchgesetzte Umplanung von Freileitung auf Erdverkabelung hat das Projekt zum einen um Jahre verzögert und die Kosten auf jetzt 10 Milliarden Euro vervielfacht. Zum anderen hat sie aber nicht die gewünschte Wirkung gezeigt. Man war allgemein der Ansicht, dass sich die Widerstände gegen die "Monstertrasse" legen würden, wenn man sie unter der Erde verschwinden lasse.
 
 
Das Gegenteil war der Fall, es gab massenweise Einsprüche, Klagen und Proteste von Bürgern, Grundbesitzern und – wie erwähnt – aus der Kommunalpolitik. So stand beim Festakt in Leingarten auch die Frage im Raum, ob man denn in Zukunft nicht doch lieber wieder Freileitungen planen sollte.

Auf einige technische Details ging Tim Holt, Mitglied der Geschäftsführung von Siemens Energy, ein. Mit Wechselstrom- statt Gleichstromtechnik hätte man Ãœbertragungsverluste von 40 Prozent gehabt. Von den losgeschickten 2.000 MW wären nur 1.200 in Leingarten angekommen. Auch soll der Konverter, der den Gleichstrom aus Schleswig-Holstein wieder zu Wechselstrom macht, bereits vor Fertigstellung der Südlink-Trasse zur Stabilisierung des Netzes eingesetzt werden.

Donnerstag, 27.07.2023, 16:15 Uhr
Günter Drewnitzky

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