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Energie & Management > Veranstaltung - Contracting-Branche fordert Reform der Berechnungsgrundlagen
Teilnehmer beim Vedec-Kongress 2025 in Berlin. Quelle: Susanne Harmsen
Veranstaltung

Contracting-Branche fordert Reform der Berechnungsgrundlagen

Damit die Wärmeversorgung künftig bezahlbar, fair und erneuerbar ist, müssen noch einige Weichen gestellt werden. So die Teilnehmenden des Contracting-Kongresses 2025 in Berlin. 
Am 24. und 25. Juni treffen sich in Berlin Vertreter der Contracting-Branche, von Wohnungsunternehmen und aus Behörden. Der Kongress des Verbandes für Energiedienstleistungen, Effizienz und Contracting (Vedec) versuchte einen positiven Ansatz. Aus dem Blick einer gelungenen Wärmewende im Jahr 2035 entwarfen die Teilnehmenden einen Weg, um zu dezentralen Wärmewende vor Ort zu kommen.

So nutze das Contracting 2035 Daten aus Gebäuden, Quartieren und weiteren Quellen, um mithilfe künstlicher Intelligenz und kluger Algorithmen die Energieversorgung energieeffizient und bedarfsgerecht auszurichten. „Raus aus dem Heizungskeller, rein in die Wohnung und ins Leben“ so das Konzept. In zehn Jahren soll die Wärmeversorgung selbstverständlich mit vor Ort erzeugtem Strom, Mobilität und weiteren Services rund um die Energie verknüpft sein. 

Das Energiedienstleistungs-Unternehmen übernimmt via Contracting die Verantwortung für eine effiziente Versorgung verschiedenster Gebäudetypen. Es sei damit ein verlässlicher Partner, der Energie intelligent und dezentral erzeugt, verteilt und zur Nutzung bereitstellt. Damit diese Vision Wirklichkeit werden kann, müsse die neu gewählte Bundesregierung noch einiges beitragen, sagte Vedec-Vorstandsvorsitzender Tobias Dworschak zum Auftakt. In vielen offenen Diskussionsrunden debattierten die Teilnehmenden Möglichkeiten, mit sinnvollen Umwegen und cleveren Abkürzungen. Denn wegen der sehr unterschiedlichen lokalen Bedingungen gebe es keine Konfektionslösung für die Wärmewende.

Podiumsdiskussion zur Wärmelieferverordnung

In einer Podiumsdiskussion diskutierten Volker Hoppenbrock, Abteilungsleiter Wärmewende und Sektorkopplung im BMWE und als Vedec-Vertreter Stefan Scherz, Geschäftsführer der Empact Energy. Im Ministerium sehe man sich aktuell vor der Aufgabe, die Mieterinnen und Mieter sowie gering Verdienenden mitzunehmen in die Wärmewende, sagte Hoppenbrock. 
 

Diese seien mit Förderprogrammen nicht direkt zu erreichen, wie Eigenheimbesitzer. „Bei Strom kann sich jeder selbst einen passenden Anbieter suchen, die Wärmewende findet aber vor Ort statt und ist für viele nicht zu beeinflussen“, umriss Hoppenbrock die Hindernisse. Stefan Scherz kritisierte: „Die Wärmelieferverordnung für Bestandsprojekte ist der Tod des Contractings“. Die Berechnungsgrundlage in der Verordnung müsse reformiert werden, weil andernfalls jede Contractinglösung ungerechtfertigt als zu teuer erscheine. 

„Insbesondere wird nicht berücksichtigt, dass ja die neue Wärmelösung bereits zu mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzt“, sagte Scherz. Diese Mehrinvestitionen mit billigen fossilen Brennstoffen zu vergleichen, werde die Wärmewende verhindern, warnte er.
 
Talkrunde mit Vermietern

Auch in einer Talkrunde zur Wärmelieferverordnung (WärmeLV) ging es um den rechtlichen Rahmen. Diese müsse novelliert werden, stellten alle Teilnehmer fest. Carlotta Gerlach vom Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) forderte, dass darin fossile und erneuerbare Energien unterschieden werden und letztere zu bevorzugen seien. 

Thomas Charles vom BMWE begründete, dass die Wärmelieferverordnung dazu gedacht war, die Mieter zu schützen, aber zugleich den Vermietern ein Werkzeug zu geben, Heizungsumstellungen umzusetzen ohne einzelne Absprachen mit jedem Haushalt. Allerdings sei dem Ministerium bewusst, dass die Wärmewende nicht wie gehofft vorangeht, gab Charles zu. Daher wäre es vielleicht nötig, mit Regelungen außerhalb der Verordnung mehr Anreize zu schaffen.

Aus Sicht des Verbraucherschutzes unterstrich Tom Janneck vom VZBV, dass bereits heute eine große Zahl von Mieterinnen und Mietern mit ihren Wohnkosten überfordert seien. Wo die Kommune diese Kosten trage, seien ebenfalls Steigerungen schmerzhaft spürbar. Darum müsse der Staat einen Weg finden, die Wärmewende sozial verträglich zu gestalten. 

Aus Sicht der Vermieter wünschte Jörg Lippert vom Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), dass es möglich wäre, die Wärmeumstellung innerhalb der gesetzlich möglichen Preissteigerung von 0,50 Euro je Quadratmeter umzusetzen. Wenn die Vermieter auf höheren Kosten sitzenbleiben, wäre die Zurückhaltung für die Heizungsumstellung bei Ihnen nicht aufzubrechen. Auch die Begrenzungen für die Kosten von energetischer Sanierung seien hinderlich.

Tobias Reiners von der Energie Service Plus schlug vor, die Berechnungen in der WärmeLV zu lassen, aber in die Kostenkalkulation einen Vergleich der Umstellung des fossilen Anteils der Heizenergie zu 65 Prozent in Erneuerbare einzubeziehen. Das würde einen Großteil der Ungerechtigkeit der Berechnung beseitigen, meinte Reiners.

Dienstag, 24.06.2025, 15:35 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Veranstaltung - Contracting-Branche fordert Reform der Berechnungsgrundlagen
Teilnehmer beim Vedec-Kongress 2025 in Berlin. Quelle: Susanne Harmsen
Veranstaltung
Contracting-Branche fordert Reform der Berechnungsgrundlagen
Damit die Wärmeversorgung künftig bezahlbar, fair und erneuerbar ist, müssen noch einige Weichen gestellt werden. So die Teilnehmenden des Contracting-Kongresses 2025 in Berlin. 
Am 24. und 25. Juni treffen sich in Berlin Vertreter der Contracting-Branche, von Wohnungsunternehmen und aus Behörden. Der Kongress des Verbandes für Energiedienstleistungen, Effizienz und Contracting (Vedec) versuchte einen positiven Ansatz. Aus dem Blick einer gelungenen Wärmewende im Jahr 2035 entwarfen die Teilnehmenden einen Weg, um zu dezentralen Wärmewende vor Ort zu kommen.

So nutze das Contracting 2035 Daten aus Gebäuden, Quartieren und weiteren Quellen, um mithilfe künstlicher Intelligenz und kluger Algorithmen die Energieversorgung energieeffizient und bedarfsgerecht auszurichten. „Raus aus dem Heizungskeller, rein in die Wohnung und ins Leben“ so das Konzept. In zehn Jahren soll die Wärmeversorgung selbstverständlich mit vor Ort erzeugtem Strom, Mobilität und weiteren Services rund um die Energie verknüpft sein. 

Das Energiedienstleistungs-Unternehmen übernimmt via Contracting die Verantwortung für eine effiziente Versorgung verschiedenster Gebäudetypen. Es sei damit ein verlässlicher Partner, der Energie intelligent und dezentral erzeugt, verteilt und zur Nutzung bereitstellt. Damit diese Vision Wirklichkeit werden kann, müsse die neu gewählte Bundesregierung noch einiges beitragen, sagte Vedec-Vorstandsvorsitzender Tobias Dworschak zum Auftakt. In vielen offenen Diskussionsrunden debattierten die Teilnehmenden Möglichkeiten, mit sinnvollen Umwegen und cleveren Abkürzungen. Denn wegen der sehr unterschiedlichen lokalen Bedingungen gebe es keine Konfektionslösung für die Wärmewende.

Podiumsdiskussion zur Wärmelieferverordnung

In einer Podiumsdiskussion diskutierten Volker Hoppenbrock, Abteilungsleiter Wärmewende und Sektorkopplung im BMWE und als Vedec-Vertreter Stefan Scherz, Geschäftsführer der Empact Energy. Im Ministerium sehe man sich aktuell vor der Aufgabe, die Mieterinnen und Mieter sowie gering Verdienenden mitzunehmen in die Wärmewende, sagte Hoppenbrock. 
 

Diese seien mit Förderprogrammen nicht direkt zu erreichen, wie Eigenheimbesitzer. „Bei Strom kann sich jeder selbst einen passenden Anbieter suchen, die Wärmewende findet aber vor Ort statt und ist für viele nicht zu beeinflussen“, umriss Hoppenbrock die Hindernisse. Stefan Scherz kritisierte: „Die Wärmelieferverordnung für Bestandsprojekte ist der Tod des Contractings“. Die Berechnungsgrundlage in der Verordnung müsse reformiert werden, weil andernfalls jede Contractinglösung ungerechtfertigt als zu teuer erscheine. 

„Insbesondere wird nicht berücksichtigt, dass ja die neue Wärmelösung bereits zu mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzt“, sagte Scherz. Diese Mehrinvestitionen mit billigen fossilen Brennstoffen zu vergleichen, werde die Wärmewende verhindern, warnte er.
 
Talkrunde mit Vermietern

Auch in einer Talkrunde zur Wärmelieferverordnung (WärmeLV) ging es um den rechtlichen Rahmen. Diese müsse novelliert werden, stellten alle Teilnehmer fest. Carlotta Gerlach vom Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) forderte, dass darin fossile und erneuerbare Energien unterschieden werden und letztere zu bevorzugen seien. 

Thomas Charles vom BMWE begründete, dass die Wärmelieferverordnung dazu gedacht war, die Mieter zu schützen, aber zugleich den Vermietern ein Werkzeug zu geben, Heizungsumstellungen umzusetzen ohne einzelne Absprachen mit jedem Haushalt. Allerdings sei dem Ministerium bewusst, dass die Wärmewende nicht wie gehofft vorangeht, gab Charles zu. Daher wäre es vielleicht nötig, mit Regelungen außerhalb der Verordnung mehr Anreize zu schaffen.

Aus Sicht des Verbraucherschutzes unterstrich Tom Janneck vom VZBV, dass bereits heute eine große Zahl von Mieterinnen und Mietern mit ihren Wohnkosten überfordert seien. Wo die Kommune diese Kosten trage, seien ebenfalls Steigerungen schmerzhaft spürbar. Darum müsse der Staat einen Weg finden, die Wärmewende sozial verträglich zu gestalten. 

Aus Sicht der Vermieter wünschte Jörg Lippert vom Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), dass es möglich wäre, die Wärmeumstellung innerhalb der gesetzlich möglichen Preissteigerung von 0,50 Euro je Quadratmeter umzusetzen. Wenn die Vermieter auf höheren Kosten sitzenbleiben, wäre die Zurückhaltung für die Heizungsumstellung bei Ihnen nicht aufzubrechen. Auch die Begrenzungen für die Kosten von energetischer Sanierung seien hinderlich.

Tobias Reiners von der Energie Service Plus schlug vor, die Berechnungen in der WärmeLV zu lassen, aber in die Kostenkalkulation einen Vergleich der Umstellung des fossilen Anteils der Heizenergie zu 65 Prozent in Erneuerbare einzubeziehen. Das würde einen Großteil der Ungerechtigkeit der Berechnung beseitigen, meinte Reiners.

Dienstag, 24.06.2025, 15:35 Uhr
Susanne Harmsen

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