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Energie & Management > Europaeische Union - Aufschwung und Klimaziele belasten Energiemärkte
Quelle: Shutterstock / jorisvo
Europaeische Union

Aufschwung und Klimaziele belasten Energiemärkte

Die EU-Kommission hat im Zusammenhang mit dem Anstieg der Energiepreise dazu aufgerufen, mehr in erneuerbare Energien zu investieren.
Um besser mit Preissteigerungen bei fossilen Energieträgern zurechtzukommen, brauche die EU mehr grüne Energie, sagte Energiekommissarin Kadri Simson am 13. Oktober in Brüssel: „Wir müssen die Energiewende beschleunigen und nicht ausbremsen.“ Die EU-Kommission hatte zuvor eine detaillierte Analyse der Lage auf den europäischen Strom- und Gasmärkten und im Emissionshandel verabschiedet.

Die Hauptursache für die jüngste Entwicklung sieht die Kommission weiter in der Belebung der Weltwirtschaft und der damit einhergehenden höheren Nachfrage nach Energie. Ungünstiges Wetter in Europa habe außerdem dazu geführt, dass die Gas-Speicher weniger gut gefüllt seien als normalerweise im Oktober. Die Bestände beliefen sich gegenwärtig auf 20 % des Jahresverbrauchs in der EU.

Im Großhandel muss für Gas inzwischen viermal so viel bezahlt werden wie vor zwei Jahren. Endverbraucher zahlen 14 % mehr.

EU-Kommission will Gasmarkt-Reform vorschlagen

Gas bleibe in der Ãœbergangsperiode zur Klimaneutralität ein wichtiger Energieträger, sagte Simson. Die Kommission werde deswegen im Dezember eine Reform des europäischen Gasmarktes vorschlagen. Um die Versorgungssicherheit zu verbessern, sollen die Mitgliedsstaaten bei der Beschaffung von Gas und bei der Lagerhaltung enger zusammenarbeiten. 

Nachgedacht wird dabei in Brüssel über die europaweite Ausschreibung von Speicherkapazität. Die Teilnahme an solchen Auktionen soll zwar freiwillig sein, wäre aber nur möglich, wenn der Zugang zu den Speichern auch grenzüberschreitend gesichert wäre. Darüber hinaus sollen die Mitgliedsstaaten mit gleich gelagerten Versorgungsrisiken regional enger kooperieren, sowohl was die Analyse der gemeinsamen Risiken in den nächsten vier Jahren angeht als auch im Hinblick auf Maßnahmen, die sie gemeinsam ergreifen können. Dazu gehöre auch ein gemeinsames Speichermanagement.

Weil 26 % des Gases in Kraftwerken eingesetzt wird, hat die Entwicklung der Gaspreise auch den Elektrizitätsmarkt in Mitleidenschaft gezogen. Die Preise für Strom erhöhten sich im Großhandel um 230 %, die Verbraucher mussten bis jetzt 7 % mehr bezahlen.

Die Regierung in Paris verlangt deswegen, den Strom- vom Gaspreis zu entkoppeln. Das lehnt die Kommission vorerst ab. Man gehe davon aus, dass der Elektrizitätsmarkt gut funktioniere, sagte Simson. Der Großhandel orientiere sich gegenwärtig an den Grenzkosten der Kraftwerke. Damit werde sichergestellt, dass Angebot und Nachfrage ausgeglichen würden, sagte die Energiekommissarin weiter. Man werde das „Design“ des Strommarktes aber von der Regulierungsbehörde Acer überprüfen lassen.

Gaskraftwerke seien weiter unverzichtbar, um die Nachfrage nach Strom zu jedem Zeitpunkt zu gewährleisten, heißt es in der Mitteilung der Kommission. Es bestehe ein „allgemeiner Konsensus“ darüber, dass das Grenzkosten-Modell das effizienteste für einen liberalisierten Großhandel sei, auf dem Strom auch zwischen den Mitgliedsstaaten gehandelt werden könne. Es sei auch am besten geeignet, die erneuerbaren Energien in den Elektrizitätsmarkt zu integrieren und so die Kosten zu senken.

Die Kommission sowie die Aufsichts- und Regulierungsbehörden beobachten die Entwicklung nach Angaben der Energiekommissarin genau. Bislang lägen keine Anhaltspunkte dafür vor, dass es zu Manipulationen oder Spekulation in größerem Umfang gekommen sei. Das gelte auch für den Emissionshandel (ETS). 90 Prozent der Kontrakte werden nach den Erkenntnissen der Kommission von Unternehmen gehalten, die einen eigenen Bedarf an Emissionsrechten haben. Nur 10 Prozent seien Finanzinvestoren.

Der Preis für Emissionsrechte hat sich in den letzten 12 Monaten verdoppelt auf gegenwärtig rund 60 Euro pro Tonne CO2. Dabei machen sich nach der Analyse der Kommission sowohl die wirtschaftliche Belebung als auch die höheren Klimaziele bemerkbar, auf die sich die EU inzwischen verständigt hat. Der Anstieg der Gaspreise führe dazu, dass wieder mehr Kohle verstromt werde. Dadurch steige die Nachfrage nach CO2-Rechten, weil dabei mehr CO2 freigesetzt werde als beim Einsatz von Gas. Mit der Folge, dass sich der Preisanstieg beschleunige.

Für den Strompreis sei die Verteuerung von Gas der wichtigste Kostentreiber. Die eingetretene Erhöhung des Gaspreises um 45 Euro/MWh erhöhe den Preis je MWh Strom - bei einem Wirkungsgrad von 50 % - um 90 Euro/MWh. Dagegen bewirke der um 30 Euro gestiegene CO2-Preis nur eine Kostensteigerung um 10 Euro/MWh Strom aus Gas und um 25 Euro/MWh für Strom aus Kohle.

Das ETS verfüge außerdem über die Marktstabilisierungs-Reserve (MSR), die einen schnellen Anstieg der Preise verhindere. Sie ist bislang aber nicht zum Einsatz gekommen. Dafür müsste der CO2-Preis den Durchschnittspreis der letzten beiden Jahre um das Dreifache übersteigen. Dieser Durchschnitt (Okt. 2019 bis Okt. 2021) betrug ungefähr 40 Euro. Um den Einsatz der MSR auszulösen, müsste sich der CO2-Preis also noch einmal verdoppeln.

Mittwoch, 13.10.2021, 16:37 Uhr
Tom Weingärtner
Energie & Management > Europaeische Union - Aufschwung und Klimaziele belasten Energiemärkte
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Europaeische Union
Aufschwung und Klimaziele belasten Energiemärkte
Die EU-Kommission hat im Zusammenhang mit dem Anstieg der Energiepreise dazu aufgerufen, mehr in erneuerbare Energien zu investieren.
Um besser mit Preissteigerungen bei fossilen Energieträgern zurechtzukommen, brauche die EU mehr grüne Energie, sagte Energiekommissarin Kadri Simson am 13. Oktober in Brüssel: „Wir müssen die Energiewende beschleunigen und nicht ausbremsen.“ Die EU-Kommission hatte zuvor eine detaillierte Analyse der Lage auf den europäischen Strom- und Gasmärkten und im Emissionshandel verabschiedet.

Die Hauptursache für die jüngste Entwicklung sieht die Kommission weiter in der Belebung der Weltwirtschaft und der damit einhergehenden höheren Nachfrage nach Energie. Ungünstiges Wetter in Europa habe außerdem dazu geführt, dass die Gas-Speicher weniger gut gefüllt seien als normalerweise im Oktober. Die Bestände beliefen sich gegenwärtig auf 20 % des Jahresverbrauchs in der EU.

Im Großhandel muss für Gas inzwischen viermal so viel bezahlt werden wie vor zwei Jahren. Endverbraucher zahlen 14 % mehr.

EU-Kommission will Gasmarkt-Reform vorschlagen

Gas bleibe in der Ãœbergangsperiode zur Klimaneutralität ein wichtiger Energieträger, sagte Simson. Die Kommission werde deswegen im Dezember eine Reform des europäischen Gasmarktes vorschlagen. Um die Versorgungssicherheit zu verbessern, sollen die Mitgliedsstaaten bei der Beschaffung von Gas und bei der Lagerhaltung enger zusammenarbeiten. 

Nachgedacht wird dabei in Brüssel über die europaweite Ausschreibung von Speicherkapazität. Die Teilnahme an solchen Auktionen soll zwar freiwillig sein, wäre aber nur möglich, wenn der Zugang zu den Speichern auch grenzüberschreitend gesichert wäre. Darüber hinaus sollen die Mitgliedsstaaten mit gleich gelagerten Versorgungsrisiken regional enger kooperieren, sowohl was die Analyse der gemeinsamen Risiken in den nächsten vier Jahren angeht als auch im Hinblick auf Maßnahmen, die sie gemeinsam ergreifen können. Dazu gehöre auch ein gemeinsames Speichermanagement.

Weil 26 % des Gases in Kraftwerken eingesetzt wird, hat die Entwicklung der Gaspreise auch den Elektrizitätsmarkt in Mitleidenschaft gezogen. Die Preise für Strom erhöhten sich im Großhandel um 230 %, die Verbraucher mussten bis jetzt 7 % mehr bezahlen.

Die Regierung in Paris verlangt deswegen, den Strom- vom Gaspreis zu entkoppeln. Das lehnt die Kommission vorerst ab. Man gehe davon aus, dass der Elektrizitätsmarkt gut funktioniere, sagte Simson. Der Großhandel orientiere sich gegenwärtig an den Grenzkosten der Kraftwerke. Damit werde sichergestellt, dass Angebot und Nachfrage ausgeglichen würden, sagte die Energiekommissarin weiter. Man werde das „Design“ des Strommarktes aber von der Regulierungsbehörde Acer überprüfen lassen.

Gaskraftwerke seien weiter unverzichtbar, um die Nachfrage nach Strom zu jedem Zeitpunkt zu gewährleisten, heißt es in der Mitteilung der Kommission. Es bestehe ein „allgemeiner Konsensus“ darüber, dass das Grenzkosten-Modell das effizienteste für einen liberalisierten Großhandel sei, auf dem Strom auch zwischen den Mitgliedsstaaten gehandelt werden könne. Es sei auch am besten geeignet, die erneuerbaren Energien in den Elektrizitätsmarkt zu integrieren und so die Kosten zu senken.

Die Kommission sowie die Aufsichts- und Regulierungsbehörden beobachten die Entwicklung nach Angaben der Energiekommissarin genau. Bislang lägen keine Anhaltspunkte dafür vor, dass es zu Manipulationen oder Spekulation in größerem Umfang gekommen sei. Das gelte auch für den Emissionshandel (ETS). 90 Prozent der Kontrakte werden nach den Erkenntnissen der Kommission von Unternehmen gehalten, die einen eigenen Bedarf an Emissionsrechten haben. Nur 10 Prozent seien Finanzinvestoren.

Der Preis für Emissionsrechte hat sich in den letzten 12 Monaten verdoppelt auf gegenwärtig rund 60 Euro pro Tonne CO2. Dabei machen sich nach der Analyse der Kommission sowohl die wirtschaftliche Belebung als auch die höheren Klimaziele bemerkbar, auf die sich die EU inzwischen verständigt hat. Der Anstieg der Gaspreise führe dazu, dass wieder mehr Kohle verstromt werde. Dadurch steige die Nachfrage nach CO2-Rechten, weil dabei mehr CO2 freigesetzt werde als beim Einsatz von Gas. Mit der Folge, dass sich der Preisanstieg beschleunige.

Für den Strompreis sei die Verteuerung von Gas der wichtigste Kostentreiber. Die eingetretene Erhöhung des Gaspreises um 45 Euro/MWh erhöhe den Preis je MWh Strom - bei einem Wirkungsgrad von 50 % - um 90 Euro/MWh. Dagegen bewirke der um 30 Euro gestiegene CO2-Preis nur eine Kostensteigerung um 10 Euro/MWh Strom aus Gas und um 25 Euro/MWh für Strom aus Kohle.

Das ETS verfüge außerdem über die Marktstabilisierungs-Reserve (MSR), die einen schnellen Anstieg der Preise verhindere. Sie ist bislang aber nicht zum Einsatz gekommen. Dafür müsste der CO2-Preis den Durchschnittspreis der letzten beiden Jahre um das Dreifache übersteigen. Dieser Durchschnitt (Okt. 2019 bis Okt. 2021) betrug ungefähr 40 Euro. Um den Einsatz der MSR auszulösen, müsste sich der CO2-Preis also noch einmal verdoppeln.

Mittwoch, 13.10.2021, 16:37 Uhr
Tom Weingärtner

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