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Die Leitwarte der Stadtwerke Düsseldorf (2002). Quelle: Stadtwerke Düsseldorf
E&M Vor 20 Jahren

"Auf alle Fälle, wir sind bereit"

Die Stadtwerke Düsseldorf hatten sich Anfang 2003 einem Rating unterzogen, da kommunale Bürgschaften mit dem Einstieg von EnBW weggefallen waren.
Bei ihrer Bilanzpressekonferenz im Januar 2003 hatten die Stadtwerke Düsseldorf erklärt, dass sie in Kürze das Ergebnis eines Ratings erwarten. Einige Wochen gaben sie die Benotung von Standard & Poor’s bekannt: A-Minus.

Damit war der kommunale Energieversorger das erste Stadtwerk in Deutschland, das sich der Beurteilung einer Rating-Agentur unterzog. Entsprechend dem Schulnotensystem hätte man das Ergebnis auch mit „noch gut“ umschreiben können. Ãœber den Zusatz „stabile Perspektive“, mit dem die Rating-Agentur ihre Einschätzung versehen hatte, zeigten sich die damals Verantwortlichen sehr zufrieden.

E&M-Chefredakteur Helmut Sendner und Chefreporter Ralf Köpke sprachen im Frühjahr 2003 getrennt voneinander mit Vorstandschef Karl-Heinz Lause und Karl-Otto Abt, dem Vorstand für die Bereiche Erzeugung und Netze, über die Bedeutung des Ratings. Hier die leicht gekürzten Gespräche.
 
Karl-Heinz Lause (2003), Vorstandsvorsitzender Stadtwerke Düsseldorf
Quelle: E&M


E&M: Herr Lause, warum haben sich die Stadtwerke Düsseldorf zu diesem Rating entschlossen?

Lause: Zum einen ist es sicherlich interessant, sich von externen Finanzanalysten einmal kritisch durchchecken zu lassen, ob die eigenen Annahmen und Ziele auch wirtschaftlich gesund sind. Das entscheidende Motiv für uns war aber, dass wir künftige andere Weg bei der Kreditbeschaffung gehen müssen. Der Eintritt der Energie Baden-Württemberg AG als neuer Gesellschafter ist mit dem Wegfall von kommunalen Bürgschaften als Instrument der Kreditabsicherung verbunden gewesen. Und da wir weder von RWE noch EnBW Bürgschaften bekommen, haben wir mit dem Rating gehandelt.

E&M: Hatten Sie das „A minus“ erwartet?

Lause: Wir hatten eine Bewertung zwischen „A“ und „Triple B“ erwartet. Optimal wäre sicherlich ein glattes „A“ gewesen, was auch bei der letzten Runde mit der Ratingagentur im Gespräch gewesen war. Dieses einfache „A“ hätte aber auch bedeutet, dass wir auf die sogenannte „watch list“ gesetzt worden wären und die Stadtwerke Düsseldorf von den Finanzanalysten ständig kritisch begleitet worden wären. Mit dem „A minus stable“ sind wir sehr zufrieden, weil diese Bewertung unsere Chance auf den Kapitalmärkten überhaupt nicht schmälert, im Gegenteil.

„In der Lage, auch kurzfristig Kapital bei Banken zu organisieren“

E&M: Das Rating ist ein deutliches Indiz dafür, dass Sie an Investitionen denken. Was steht in Düsseldorf an?

Lause: Als Unternehmen, das stark auf Kraft-Wärme-Kopplung setzt, stehen wir vor der Frage, ob wir unter den Vorgaben des derzeitigen KWK-Ausbaugesetzes nicht in eine neue weitere Feuerungsanlage investieren. Dabei schwebt uns etwa die gleiche Größenordnung von 100 MW vor, wie bei der GuD-Turbine, die wir vor drei Jahren gebaut haben. Ein weiteres Thema ist, dass wir uns über unser Tochterunternehmen ENRW GmbH an Stadtwerken in Nordrhein-Westfalen beteiligen wollen. Wir hatten im vergangenen Jahr versucht, uns bei den Stadtwerken Wuppertal zu beteiligen und sind dabei auf Platz zwei hinter dem RWE-Konzern gelandet. Mit dem Rating im Rücken sind wir nun in der Lage, auch kurzfristig Kapital bei Banken zu organisieren.

E&M: ENRW versucht zurzeit den Einstieg bei Mark-E in Hagen. Wie groß sind die Chancen, dass Sie dort zum Zuge kommen?

Lause: Die vielen kommunalen Anteilseigener müssen sich erst einmal darüber einig werden, was sie wollen und ob sie zusammen ein Paket schnüren, das dann zur Ausschreibung kommt. Dann werden wir auf alle Fälle eine Bewerbung ernsthaft prüfen. Aus Erfahrung gehe ich davon aus, dass der kommunale Abstimmungsprozess noch eine Zeitlang dauern wird. Krefeld hat im vergangenen Jahr die Ausschreibung wieder aufgehoben, weil der Stadtspitze die angebotenen Preise zu niedrig waren. In unserer Nachbarstadt Ratingen tut sich einiges. Auf alle Fälle, wir sind bereit.

E&M: Wird sich ENRW auch außerhalb von Nordrhein-Westfalen um Stadtwerke-Beteiligungen bemühen?

Lause: Nein, es gibt mit EnBW eine Absprache, dass ENRW sich auf Nordrhein-Westfalen und die Benelux-Staaten konzentriert.

E&M: Erwarten Sie, dass Ihr Rating Signalwirkung für andere Stadtwerke haben wird?

Lause: Ich gehe davon aus. Ãœber die Vorgaben aus dem Basel II-Prozedere, bei dem künftig die Kreditwürdigkeit von Unternehmen viel stärker überprüft wird, werden wir verstärkt Ratings bei Banken erleben. Diese Neuerung wird auch viele kommunale Unternehmen unter Zugzwang setzen, jetzt schon über ein externes Rating nachzudenken. Ein bankeigenes Rating ist zwar preiswerter, beschränkt die Möglichkeit der Kreditaufnahme aber nur auf die Hausbank. Dem wollten wir mit dem Rating bei Standard & PoorŽs vorbeugen. Das „A minus“ sehen wir auf alle Fälle als klaren Wettbewerbsvorteil für die Zukunft.

E&M: Herr Abt, welchen Anteil hat der technische Vorstand an einem solchen Rating-Ergebnis?

 
Karl-Otto Abt (2003), Vorstand Erzeugung und Netze der Stadtwerke Düsseldorf
Quelle: E&M

Abt: Das lässt sich nicht wirklich differenzieren: Wir haben ein komplettes Modernisierungsprogramm durchgezogen. Was den Kraftwerksbereich angeht, sind wir gerade dabei, die letzten alten Kohleanlagen außer Betrieb zu nehmen. Wir haben nur noch neue oder konsequent ertüchtigte Anlagen, die mit deutlich weniger Personal und einem hohen Automatisierungsgrad gefahren werden. Und das wurde schon als sehr stabiles Element gesehen.
 
E&M: Weil Sie die Kosten gesenkt haben.

Abt: Nicht nur das. Wir haben die Kraftwerke unwahrscheinlich flexibilisiert und können heute trotz Kraft-Wärme-Kopplung von Null bis rund 70 Prozent Eigenerzeugung machen.
 
E&M: Das wurde aber nicht gemacht, um ein gutes Rating zu bekommen …

Abt: Natürlich nicht. Wir haben schon 1992 mit einem allgemeinen Sparprogramm begonnen, einfach deshalb, weil unser Eigner mehr Geld von uns wollte. 1995 haben wir ein Kraftwerksmodernisierungsprogramm aufgelegt, für das wir 600 Millionen Mark vorgesehen hatten, es aber mit 250 Millionen schafften. Wir haben eine neue GuD-Anlage in acht Monaten errichtet und innerhalb einer Woche in Betrieb genommen. Dazu waren neue Denkweisen erforderlich, die wir aus der Industrie übernommen haben, so wie auch einen Teil der Führungsmannschaft. Dann sind wir an die Netze gegangen und haben alle Sparten zusammengeführt und die modernen Instrumentarien Netzmanagement und Netzführung eingeführt. Wir haben weniger und wesentlich effektiveres Personal, das auch Aufgaben für Dritte übernimmt, zum Beispiel die Betriebsführung von Industrienetzen oder netzähnliche Dinge wie den Betrieb von Alarmanlagen.
 
„Wir haben schon ein organisatorisches Unbundling vorweggenommen“
 
E&M: Lässt sich dieser Dienstleistungsbereich beziffern?

Abt: Da sind wir vielleicht bei fünf Prozent der Arbeit, aber wir haben uns im Vorstand vorgenommen, das konsequent auszubauen und in diesem Innovationsbereich jährlich um 20 Millionen Euro zu wachsen.
 
E&M: Der Trend geht doch eigentlich mehr zum Outsourcen …

Abt: Auch bei uns, aber nur bei einfachen Dingen, die andere billiger machen können, Schreinerarbeiten zum Beispiel oder einfache Montagearbeiten. Wenn es um Höchstspezialisierungen geht, da bauen wir intern eher aus. Wir haben schon ein organisatorisches Unbundling vorweggenommen und zum Beispiel eine völlig neue Truppe Netzmanagement gebildet, die schon immer auch für Dritte gearbeitet hat.
 
E&M: Sie haben auch die ganze IT im Haus?

Abt: Wie in jedem Unternehmen ist das immer wieder auf dem Prüfstand, weil es sich um eine sehr teure Angelegenheit handelt. Im Augenblick müssen wir es im Haus behalten, weil uns der Gesetzgeber laufend zu irgendwelchen Eskapaden zwingt. Nehmen Sie die Verbändevereinbarungen und das Unbundling. Da braucht man die eigene Mannschaft.
 
E&M: Wie viel Personal haben Sie abgebaut?

Abt: Im Kraftwerksbereich waren wir 1 400, heute liegen wir bei 350, in spätestens drei Jahren werden wir bei 140 sein. Es gab aber keine einzige betriebsbedingte Kündigung. Wir haben eine sehr motivierte Mannschaft. Außerdem versuchen wir durch neue Geschäftsfelder, auch Wachstum zu bekommen.
 
E&M: Was schwebt Ihnen vor?

Abt: Wir möchten für Stadtwerke und Betriebe die Betriebsführung machen. Wir haben schon heute für alle unsere Kraftwerke inklusive Müllverbrennung nur noch eine Zentralwarte. In der steuern wir auch vier Papierfabriken und einige Contracting-Anlagen. Das können wir für Anlagen im ganzen Bundesgebiet machen und bieten es auch an.

Freitag, 7.04.2023, 14:26 Uhr
Helmut Sendner und Ralf Köpke
Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren -
Die Leitwarte der Stadtwerke Düsseldorf (2002). Quelle: Stadtwerke Düsseldorf
E&M Vor 20 Jahren
"Auf alle Fälle, wir sind bereit"
Die Stadtwerke Düsseldorf hatten sich Anfang 2003 einem Rating unterzogen, da kommunale Bürgschaften mit dem Einstieg von EnBW weggefallen waren.
Bei ihrer Bilanzpressekonferenz im Januar 2003 hatten die Stadtwerke Düsseldorf erklärt, dass sie in Kürze das Ergebnis eines Ratings erwarten. Einige Wochen gaben sie die Benotung von Standard & Poor’s bekannt: A-Minus.

Damit war der kommunale Energieversorger das erste Stadtwerk in Deutschland, das sich der Beurteilung einer Rating-Agentur unterzog. Entsprechend dem Schulnotensystem hätte man das Ergebnis auch mit „noch gut“ umschreiben können. Ãœber den Zusatz „stabile Perspektive“, mit dem die Rating-Agentur ihre Einschätzung versehen hatte, zeigten sich die damals Verantwortlichen sehr zufrieden.

E&M-Chefredakteur Helmut Sendner und Chefreporter Ralf Köpke sprachen im Frühjahr 2003 getrennt voneinander mit Vorstandschef Karl-Heinz Lause und Karl-Otto Abt, dem Vorstand für die Bereiche Erzeugung und Netze, über die Bedeutung des Ratings. Hier die leicht gekürzten Gespräche.
 
Karl-Heinz Lause (2003), Vorstandsvorsitzender Stadtwerke Düsseldorf
Quelle: E&M


E&M: Herr Lause, warum haben sich die Stadtwerke Düsseldorf zu diesem Rating entschlossen?

Lause: Zum einen ist es sicherlich interessant, sich von externen Finanzanalysten einmal kritisch durchchecken zu lassen, ob die eigenen Annahmen und Ziele auch wirtschaftlich gesund sind. Das entscheidende Motiv für uns war aber, dass wir künftige andere Weg bei der Kreditbeschaffung gehen müssen. Der Eintritt der Energie Baden-Württemberg AG als neuer Gesellschafter ist mit dem Wegfall von kommunalen Bürgschaften als Instrument der Kreditabsicherung verbunden gewesen. Und da wir weder von RWE noch EnBW Bürgschaften bekommen, haben wir mit dem Rating gehandelt.

E&M: Hatten Sie das „A minus“ erwartet?

Lause: Wir hatten eine Bewertung zwischen „A“ und „Triple B“ erwartet. Optimal wäre sicherlich ein glattes „A“ gewesen, was auch bei der letzten Runde mit der Ratingagentur im Gespräch gewesen war. Dieses einfache „A“ hätte aber auch bedeutet, dass wir auf die sogenannte „watch list“ gesetzt worden wären und die Stadtwerke Düsseldorf von den Finanzanalysten ständig kritisch begleitet worden wären. Mit dem „A minus stable“ sind wir sehr zufrieden, weil diese Bewertung unsere Chance auf den Kapitalmärkten überhaupt nicht schmälert, im Gegenteil.

„In der Lage, auch kurzfristig Kapital bei Banken zu organisieren“

E&M: Das Rating ist ein deutliches Indiz dafür, dass Sie an Investitionen denken. Was steht in Düsseldorf an?

Lause: Als Unternehmen, das stark auf Kraft-Wärme-Kopplung setzt, stehen wir vor der Frage, ob wir unter den Vorgaben des derzeitigen KWK-Ausbaugesetzes nicht in eine neue weitere Feuerungsanlage investieren. Dabei schwebt uns etwa die gleiche Größenordnung von 100 MW vor, wie bei der GuD-Turbine, die wir vor drei Jahren gebaut haben. Ein weiteres Thema ist, dass wir uns über unser Tochterunternehmen ENRW GmbH an Stadtwerken in Nordrhein-Westfalen beteiligen wollen. Wir hatten im vergangenen Jahr versucht, uns bei den Stadtwerken Wuppertal zu beteiligen und sind dabei auf Platz zwei hinter dem RWE-Konzern gelandet. Mit dem Rating im Rücken sind wir nun in der Lage, auch kurzfristig Kapital bei Banken zu organisieren.

E&M: ENRW versucht zurzeit den Einstieg bei Mark-E in Hagen. Wie groß sind die Chancen, dass Sie dort zum Zuge kommen?

Lause: Die vielen kommunalen Anteilseigener müssen sich erst einmal darüber einig werden, was sie wollen und ob sie zusammen ein Paket schnüren, das dann zur Ausschreibung kommt. Dann werden wir auf alle Fälle eine Bewerbung ernsthaft prüfen. Aus Erfahrung gehe ich davon aus, dass der kommunale Abstimmungsprozess noch eine Zeitlang dauern wird. Krefeld hat im vergangenen Jahr die Ausschreibung wieder aufgehoben, weil der Stadtspitze die angebotenen Preise zu niedrig waren. In unserer Nachbarstadt Ratingen tut sich einiges. Auf alle Fälle, wir sind bereit.

E&M: Wird sich ENRW auch außerhalb von Nordrhein-Westfalen um Stadtwerke-Beteiligungen bemühen?

Lause: Nein, es gibt mit EnBW eine Absprache, dass ENRW sich auf Nordrhein-Westfalen und die Benelux-Staaten konzentriert.

E&M: Erwarten Sie, dass Ihr Rating Signalwirkung für andere Stadtwerke haben wird?

Lause: Ich gehe davon aus. Ãœber die Vorgaben aus dem Basel II-Prozedere, bei dem künftig die Kreditwürdigkeit von Unternehmen viel stärker überprüft wird, werden wir verstärkt Ratings bei Banken erleben. Diese Neuerung wird auch viele kommunale Unternehmen unter Zugzwang setzen, jetzt schon über ein externes Rating nachzudenken. Ein bankeigenes Rating ist zwar preiswerter, beschränkt die Möglichkeit der Kreditaufnahme aber nur auf die Hausbank. Dem wollten wir mit dem Rating bei Standard & PoorŽs vorbeugen. Das „A minus“ sehen wir auf alle Fälle als klaren Wettbewerbsvorteil für die Zukunft.

E&M: Herr Abt, welchen Anteil hat der technische Vorstand an einem solchen Rating-Ergebnis?

 
Karl-Otto Abt (2003), Vorstand Erzeugung und Netze der Stadtwerke Düsseldorf
Quelle: E&M

Abt: Das lässt sich nicht wirklich differenzieren: Wir haben ein komplettes Modernisierungsprogramm durchgezogen. Was den Kraftwerksbereich angeht, sind wir gerade dabei, die letzten alten Kohleanlagen außer Betrieb zu nehmen. Wir haben nur noch neue oder konsequent ertüchtigte Anlagen, die mit deutlich weniger Personal und einem hohen Automatisierungsgrad gefahren werden. Und das wurde schon als sehr stabiles Element gesehen.
 
E&M: Weil Sie die Kosten gesenkt haben.

Abt: Nicht nur das. Wir haben die Kraftwerke unwahrscheinlich flexibilisiert und können heute trotz Kraft-Wärme-Kopplung von Null bis rund 70 Prozent Eigenerzeugung machen.
 
E&M: Das wurde aber nicht gemacht, um ein gutes Rating zu bekommen …

Abt: Natürlich nicht. Wir haben schon 1992 mit einem allgemeinen Sparprogramm begonnen, einfach deshalb, weil unser Eigner mehr Geld von uns wollte. 1995 haben wir ein Kraftwerksmodernisierungsprogramm aufgelegt, für das wir 600 Millionen Mark vorgesehen hatten, es aber mit 250 Millionen schafften. Wir haben eine neue GuD-Anlage in acht Monaten errichtet und innerhalb einer Woche in Betrieb genommen. Dazu waren neue Denkweisen erforderlich, die wir aus der Industrie übernommen haben, so wie auch einen Teil der Führungsmannschaft. Dann sind wir an die Netze gegangen und haben alle Sparten zusammengeführt und die modernen Instrumentarien Netzmanagement und Netzführung eingeführt. Wir haben weniger und wesentlich effektiveres Personal, das auch Aufgaben für Dritte übernimmt, zum Beispiel die Betriebsführung von Industrienetzen oder netzähnliche Dinge wie den Betrieb von Alarmanlagen.
 
„Wir haben schon ein organisatorisches Unbundling vorweggenommen“
 
E&M: Lässt sich dieser Dienstleistungsbereich beziffern?

Abt: Da sind wir vielleicht bei fünf Prozent der Arbeit, aber wir haben uns im Vorstand vorgenommen, das konsequent auszubauen und in diesem Innovationsbereich jährlich um 20 Millionen Euro zu wachsen.
 
E&M: Der Trend geht doch eigentlich mehr zum Outsourcen …

Abt: Auch bei uns, aber nur bei einfachen Dingen, die andere billiger machen können, Schreinerarbeiten zum Beispiel oder einfache Montagearbeiten. Wenn es um Höchstspezialisierungen geht, da bauen wir intern eher aus. Wir haben schon ein organisatorisches Unbundling vorweggenommen und zum Beispiel eine völlig neue Truppe Netzmanagement gebildet, die schon immer auch für Dritte gearbeitet hat.
 
E&M: Sie haben auch die ganze IT im Haus?

Abt: Wie in jedem Unternehmen ist das immer wieder auf dem Prüfstand, weil es sich um eine sehr teure Angelegenheit handelt. Im Augenblick müssen wir es im Haus behalten, weil uns der Gesetzgeber laufend zu irgendwelchen Eskapaden zwingt. Nehmen Sie die Verbändevereinbarungen und das Unbundling. Da braucht man die eigene Mannschaft.
 
E&M: Wie viel Personal haben Sie abgebaut?

Abt: Im Kraftwerksbereich waren wir 1 400, heute liegen wir bei 350, in spätestens drei Jahren werden wir bei 140 sein. Es gab aber keine einzige betriebsbedingte Kündigung. Wir haben eine sehr motivierte Mannschaft. Außerdem versuchen wir durch neue Geschäftsfelder, auch Wachstum zu bekommen.
 
E&M: Was schwebt Ihnen vor?

Abt: Wir möchten für Stadtwerke und Betriebe die Betriebsführung machen. Wir haben schon heute für alle unsere Kraftwerke inklusive Müllverbrennung nur noch eine Zentralwarte. In der steuern wir auch vier Papierfabriken und einige Contracting-Anlagen. Das können wir für Anlagen im ganzen Bundesgebiet machen und bieten es auch an.

Freitag, 7.04.2023, 14:26 Uhr
Helmut Sendner und Ralf Köpke

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