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Energie & Management > Regenerative - Analysten: 2023 war ein PPA-Rekordjahr
Quelle: Fotolia / vencav
Regenerative

Analysten: 2023 war ein PPA-Rekordjahr

2023 sind hierzulande leistungsmäßig mehr anlagenbezogene Grünstrom-Lieferverträge (PPA) abgeschlossen worden als je zuvor. Das sagen zwei Beratungs- und Analysehäuser auf Anfrage.
Nach einem Rekordjahr 2023 für deutsche Power Purchase Agreements sehen die Aussichten überwiegend gut aus. Dieses Fazit ziehen unabhängig voneinander auf Anfrage dieser Redaktion die Analysten und Berater Enervis Energy Advisors (Berlin) und Pexapark (Zürich). „Für das Gros des Wachstums war die anhaltend starke Nachfrage nach Grünstrom aus dem Corporate-Segment verantwortlich“, sagt Pexapark-Chefanalystin Dominique Hischier.

Beide Unternehmen erfassen die veröffentlichten PPA in Europa, während Enervis auch PPA erfasst, die kürzer laufen als fünf Jahre. Die Analysten kommen daher zu unterschiedlichen Zahlen, aber zu ähnlichen Trend-Aussagen.

Demnach gab es 2023 einen Deutschland-Rekord an vertraglich neu gebundener Leistung. Getragen war er von Offshore-Wind und Freiflächen-Photovoltaik. Enervis zählte 2023 in der deutschen See PPA-Deals von insgesamt mehr als 2.000 MW. Das sei siebenmal so viel wie im Mittel der Jahre zuvor, sagt Geschäftsführer Nicolai Herrmann, und stamme ausschließlich von förderfreien Projekten. Laut Pexapark-Chefanalystin Dominique Hischier wurde der deutsche PPA-Markt − früher wegen attraktiver Förderbedingungen relativ klein − 2023 zum „zweitgrößten dicht hinter Spanien“.
 
Dominique Hischier ist Head of Analysis bei Pexapark
Quelle: Pexapark

Rekord in der PV-Freifläche bei regulatorischen Änderungen

In der PV-Freifläche wurde 2023 mit 1.400 MW (Enervis) oder 1.750 MW (Pexapark) so viel Zubau kontrahiert wie nie zuvor. In den Vorjahren lag die Abschlusskapazität laut Enervis-Mann Herrmann unter 700 MW: „In 2023 haben wir einen deutlichen Trend zu größeren Projekten gesehen.“ Das größte PPA umfasste 605 MW (wir berichteten).
 
Enervis-Co-Geschäftsführer Nicolai Herrmann
Quelle: Enervis

Nicolai Herrmann deutet das Ende der ausnahmsweisen Zulassung von Einzelprojekten bis 100 MW in den diesjährigen Ausschreibungen so: „Derzeit gilt wieder die alte 20-MW-Grenze. PPA sind dann zentral, um größere Vorhaben zu finanzieren.“ Der Enervis-Mann äußert sich „vorsichtig optimistisch“ hinsichtlich eines „geringen“ weiteren Segmentwachstums. Die PPA-Preise seien zwar gesunken (wir berichteten), aber die von Modulen ebenfalls.

Dass der Bund die Subventions-Höchstwerte in den Ausschreibungen von 2023 um 25 Prozent erhöht hatte, hat das PV-PPA-Geschäft gedämpft, meint Dominique Hischier von Pexapark. Ausschreibungen seien dadurch für Projektträger gegenüber PPA attraktiver gemacht worden.

Offshore-Höchstleistung wegen erster förderfreier Vorhaben

Der Leistungsrekord bei Offshore-Wind-PPA liegt nach Hischiers Ansicht daran, dass die Projektierer der ersten förderfreien Windparks Leistungsscheiben mittels PPA zur Einnahmenabsicherung und Projektfinanzierung verkaufen. 2024 erwartet die Chefanalystin weiterhin „großes Wachstum, falls die tendenziell sinkenden PPA-Preise nicht unter die Finanzierungs- und Rohstoffkosten von Windparks fallen“. Zur Ausschreibung kommen 2024 ungeförderte 8.000 MW, fast so viel wie 2023.

Erstmals hat Hischier 2023 Abschlüsse gesehen, gemäß derer Ökostrom ausdrücklich zur Herstellung grünen Wasserstoffs verwendet werden soll. „Auch wenn insgesamt noch große Unsicherheiten bestehen, nehmen Länder wie Deutschland hier eine Vorreiterrolle in Europa ein“, meint die Pexapark-Frau und verwies exemplarisch auf ein 114-MW-PPA zwischen Iberdrola und Salzgitter (wir berichteten).

​EU-Regulierung begünstigt PPA-Markt

Die EU habe, so die Hischier weiter, 2023 wasserstoffbezogene PPA entfesselt, indem sie in einer Durchführungsverordnung die Anforderungen an grünen Wasserstoff und PPA als eine der zentralen Optionen zur Strombeschaffung definierte und damit am Markt „Klarheit“ geschaffen habe. Dies gelte auch für das künftige Strommarktdesign und den Industriestrompreis. 

Zudem verschaffe die EU kleineren Unternehmen als bisher einen Zugang zum PPA-Markt, indem sie den Weg zur Einführung staatlicher Kreditgarantien geebnet habe.

Nicolai Herrmann hebt die Anzahl von rund zwei Dutzend PPA-Abschlüssen für Meereswindparks hervor. Das seien „deutlich“ mehr als je zuvor. „Hier kamen auch Abnehmer zum Zuge, die nicht gleich mehrere hundert MW in einem PPA abnehmen“, sagt Herrmann. Dies sei „eine gute Nachricht“.

Onshore-Wind: Nur für Weiterbetrieb

Bei Onshore-Wind haben sowohl Enervis (300 MW) als auch Pexapark (unter 200 MW) 2023 ein relativ kleines Abschlussvolumen verzeichnet, ungeachtet einer höheren „Dunkelziffer“. Dies liegt Enervis zufolge an der „weiter attraktiven Ausschreibungssituation, die dazu führt, dass Betreiber meist nur kurzlaufende PPA abschließen, die keine echte Finanzierungskomponente haben“.

Donnerstag, 25.01.2024, 15:02 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Regenerative - Analysten: 2023 war ein PPA-Rekordjahr
Quelle: Fotolia / vencav
Regenerative
Analysten: 2023 war ein PPA-Rekordjahr
2023 sind hierzulande leistungsmäßig mehr anlagenbezogene Grünstrom-Lieferverträge (PPA) abgeschlossen worden als je zuvor. Das sagen zwei Beratungs- und Analysehäuser auf Anfrage.
Nach einem Rekordjahr 2023 für deutsche Power Purchase Agreements sehen die Aussichten überwiegend gut aus. Dieses Fazit ziehen unabhängig voneinander auf Anfrage dieser Redaktion die Analysten und Berater Enervis Energy Advisors (Berlin) und Pexapark (Zürich). „Für das Gros des Wachstums war die anhaltend starke Nachfrage nach Grünstrom aus dem Corporate-Segment verantwortlich“, sagt Pexapark-Chefanalystin Dominique Hischier.

Beide Unternehmen erfassen die veröffentlichten PPA in Europa, während Enervis auch PPA erfasst, die kürzer laufen als fünf Jahre. Die Analysten kommen daher zu unterschiedlichen Zahlen, aber zu ähnlichen Trend-Aussagen.

Demnach gab es 2023 einen Deutschland-Rekord an vertraglich neu gebundener Leistung. Getragen war er von Offshore-Wind und Freiflächen-Photovoltaik. Enervis zählte 2023 in der deutschen See PPA-Deals von insgesamt mehr als 2.000 MW. Das sei siebenmal so viel wie im Mittel der Jahre zuvor, sagt Geschäftsführer Nicolai Herrmann, und stamme ausschließlich von förderfreien Projekten. Laut Pexapark-Chefanalystin Dominique Hischier wurde der deutsche PPA-Markt − früher wegen attraktiver Förderbedingungen relativ klein − 2023 zum „zweitgrößten dicht hinter Spanien“.
 
Dominique Hischier ist Head of Analysis bei Pexapark
Quelle: Pexapark

Rekord in der PV-Freifläche bei regulatorischen Änderungen

In der PV-Freifläche wurde 2023 mit 1.400 MW (Enervis) oder 1.750 MW (Pexapark) so viel Zubau kontrahiert wie nie zuvor. In den Vorjahren lag die Abschlusskapazität laut Enervis-Mann Herrmann unter 700 MW: „In 2023 haben wir einen deutlichen Trend zu größeren Projekten gesehen.“ Das größte PPA umfasste 605 MW (wir berichteten).
 
Enervis-Co-Geschäftsführer Nicolai Herrmann
Quelle: Enervis

Nicolai Herrmann deutet das Ende der ausnahmsweisen Zulassung von Einzelprojekten bis 100 MW in den diesjährigen Ausschreibungen so: „Derzeit gilt wieder die alte 20-MW-Grenze. PPA sind dann zentral, um größere Vorhaben zu finanzieren.“ Der Enervis-Mann äußert sich „vorsichtig optimistisch“ hinsichtlich eines „geringen“ weiteren Segmentwachstums. Die PPA-Preise seien zwar gesunken (wir berichteten), aber die von Modulen ebenfalls.

Dass der Bund die Subventions-Höchstwerte in den Ausschreibungen von 2023 um 25 Prozent erhöht hatte, hat das PV-PPA-Geschäft gedämpft, meint Dominique Hischier von Pexapark. Ausschreibungen seien dadurch für Projektträger gegenüber PPA attraktiver gemacht worden.

Offshore-Höchstleistung wegen erster förderfreier Vorhaben

Der Leistungsrekord bei Offshore-Wind-PPA liegt nach Hischiers Ansicht daran, dass die Projektierer der ersten förderfreien Windparks Leistungsscheiben mittels PPA zur Einnahmenabsicherung und Projektfinanzierung verkaufen. 2024 erwartet die Chefanalystin weiterhin „großes Wachstum, falls die tendenziell sinkenden PPA-Preise nicht unter die Finanzierungs- und Rohstoffkosten von Windparks fallen“. Zur Ausschreibung kommen 2024 ungeförderte 8.000 MW, fast so viel wie 2023.

Erstmals hat Hischier 2023 Abschlüsse gesehen, gemäß derer Ökostrom ausdrücklich zur Herstellung grünen Wasserstoffs verwendet werden soll. „Auch wenn insgesamt noch große Unsicherheiten bestehen, nehmen Länder wie Deutschland hier eine Vorreiterrolle in Europa ein“, meint die Pexapark-Frau und verwies exemplarisch auf ein 114-MW-PPA zwischen Iberdrola und Salzgitter (wir berichteten).

​EU-Regulierung begünstigt PPA-Markt

Die EU habe, so die Hischier weiter, 2023 wasserstoffbezogene PPA entfesselt, indem sie in einer Durchführungsverordnung die Anforderungen an grünen Wasserstoff und PPA als eine der zentralen Optionen zur Strombeschaffung definierte und damit am Markt „Klarheit“ geschaffen habe. Dies gelte auch für das künftige Strommarktdesign und den Industriestrompreis. 

Zudem verschaffe die EU kleineren Unternehmen als bisher einen Zugang zum PPA-Markt, indem sie den Weg zur Einführung staatlicher Kreditgarantien geebnet habe.

Nicolai Herrmann hebt die Anzahl von rund zwei Dutzend PPA-Abschlüssen für Meereswindparks hervor. Das seien „deutlich“ mehr als je zuvor. „Hier kamen auch Abnehmer zum Zuge, die nicht gleich mehrere hundert MW in einem PPA abnehmen“, sagt Herrmann. Dies sei „eine gute Nachricht“.

Onshore-Wind: Nur für Weiterbetrieb

Bei Onshore-Wind haben sowohl Enervis (300 MW) als auch Pexapark (unter 200 MW) 2023 ein relativ kleines Abschlussvolumen verzeichnet, ungeachtet einer höheren „Dunkelziffer“. Dies liegt Enervis zufolge an der „weiter attraktiven Ausschreibungssituation, die dazu führt, dass Betreiber meist nur kurzlaufende PPA abschließen, die keine echte Finanzierungskomponente haben“.

Donnerstag, 25.01.2024, 15:02 Uhr
Georg Eble

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