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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Albers geht - Frauen führen die Energieverbände in die Zukunft
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung

Albers geht - Frauen führen die Energieverbände in die Zukunft

Beim Bundesverband Windenergie (BWE) endet eine Ära. Hermann Albers kandidiert nicht wieder als Präsident der Lobbyorganisation. Seine Stellvertreterin Bärbel Heidebroek steht bereit.
 
Hermann Albers, hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2010, kandidiert nicht wieder als Präsident des BWE
Quelle: BWE

Alles neu macht bekanntlich der Mai. Er liefert dabei auch eine Personalneuigkeit im lange Zeit bedeutendsten Erneuerbaren-Verband der Republik. Mit Hermann Albers (63) nimmt der Präsident des „Bundesverbands WindEnergie“ nach 16 Jahren seinen Hut.

Wenn die Delegiertenversammlung des BWE am 25. Mai in Berlin dem Vorschlag des Präsidiums folgt und es zu keiner Kampfabstimmung kommt, sind die Leitungsposten der drei einflussreichsten Lobbyverbände im Energiesektor in weiblicher Hand. Den Dachverband der Ökoenergien, Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE), führt Simone Peter, den Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) Präsidentin Marie-Luise Wolff mit Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. Im wahrscheinlichen Falle ihrer Wahl würde nun Bärbel Heidebroek beim BWE auf Hermann Albers folgen.

Bärbel Heidebroek, Vorsitzende des Landesverbands Erneuerbare Energien Niedersachsen-Bremen und Stellvertreterin Albers' beim BWE, wäre nicht die erste Frau an der Spitze der Windkraft-Interessenvertretung. Als Hermann Albers Anfang der 2010er-Jahre aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten wollte und das Amt nach sechs Jahren abgab, übernahm Sylvia Pilarsky-Grosch als Präsidentin. Allerdings nur für ein Jahr. Nach ihrem privat motivierten Rückzug sprang Albers 2014 erneut in die Bresche.

Drei Jahrzehnte Verbandstätigkeit gehen zu Ende

Jetzt will der Landwirt aus Nordfriesland also nicht länger das Gesicht des BWE sein und für die mehr als 20.000 Mitglieder sprechen. Es schließt sich somit ein Kreis von rund drei Jahrzehnten Verbandstätigkeit, in deren Verlauf der Einfluss der Branche in Deutschland ebenso zugenommen hat wie die Bedeutung der erneuerbaren Energien selbst.
 
Rückenwind aus Berlin: Mit Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne, l.) erhielt Hermann Albers (Mitte) zuletzt einen Gesinnungsgenossen in der Bundesregierung.
Quelle: BMWK

Als der Interessenverband Windkraft Binnenland (IWB) und die Deutsche Gesellschaft für Windenergie (DGW) im Herbst 1996 ihren Konkurrenzkampf einstellten und zum BWE fusionierten, war Hermann Albers als Betreiber des ersten Bürgerwindparks (Simonsberg bei Husum) in Deutschland schon dabei. 2007 rückte er vom Vizepräsidenten zum Nachfolger von BWE-Chef Peter Ahmels auf.

Aus Sicht seines langjährigen Mitstreiters, des Paderborner Windkrafturgesteins Johannes Lackmann, sei es wichtig gewesen, „die Branche zusammenzuhalten“. Dies sei gelungen, so Lackmann gegenüber E&M, auch wenn die großen Konzerne sich längst auch vom BDEW vertreten lassen. Die großen Verbände suchen indes immer öfter das Verbindende. Zuletzt Ende März veröffentlichten BWE und BDEW ein gemeinsames Forderungspapier, um Standorte von Windenergieanlagen schneller auf ihre mögliche Gefahr für bestimmte Vogelarten zu prüfen.

Der immer für einen Fachstreit offene Ostwestfale Lackmann zählt sich selbst zu jenen, die Albers als Ahmels-Nachfolger vorschlugen und die Verbandsentwicklung hernach auch mit Molltönen begleiteten. Ein „Kompliment fürs lange Durchhalten“ sendet er Albers als Abschiedsgeschenk gen hohen Norden.

Was im BWE gelang, ein gemeinsames Bündnis der verschiedenen Windkraftakteure zu schmieden, war auf der Ebene aller Erneuerbaren ein noch einmal schwierigeres Unterfangen. Als Vorstandsvize im Bundesverband Erneuerbare Energien, der Hermann Albers bis heute ist, verwendete er nicht wenig Energie darauf, die Ökobranche unter einem Dach zu vereinen. Es ging im neuen Jahrtausend um nicht weniger, als den Erneuerbaren im Ringen mit den Regierungen im Reichstag eine kraftvolle Stimme zu verleihen − mit der Betonung auf „eine“. Der BEE ist − je nach Sichtweise − heute ein schlagkräftiges Ganzes mit Fachabteilungen oder ein heterogenes Gebilde, in das nach wie vor Einzelverbände ihre Vertretungen entsenden.

Das neue BWE-Präsidium, dem auch Vize Andreas Jesse (Landesverband Mecklenburg-Vorpommern) nicht mehr angehören will, steht im Idealfall vor Boom-Jahren für die Windkraftbranche. Der politisch gewollte massive Ausbau der Kapazitäten an Land und auf See könnte ähnliche Aufbruchstimmung erzeugen wie seinerseits die Einführung des Vergütungssystems über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).

Auch beim LEE in NRW kommt es zum Generationenwechsel

Auch für diesen Prozess kann sich der von Bärbel Heidebroek geführte BWE auf kritische Begleitung aus den eigenen Reihen verlassen. Der Verband müsse „sich mehr orientieren an einem volkswirtschaftlichen Gesamtinteresse“, sagt Johannes Lackmann. Es solle künftig weniger um „direkten Lobbyismus für die Windenergie“ gehen, als um das Wahrnehmen allgemeiner Interessen. Für den Westfalenwind-Gründer müssten bei der Energiewende nun günstige Verbraucherpreise und bezahlbare Industriestrompreise in den Mittelpunkt rücken. Auch dieser Standpunkt Lackmanns, unternehmerische Profite ins Gemeinwohlmäntelchen zu kleiden, verspricht energische Debatten.

Einem großen Landesverband der Erneuerbaren-Branche, dem LEE Nordrhein-Westfalen, steht ebenfalls ein Personalwechsel an oberster Stelle ins Haus. Reiner Priggen (70), früherer Fraktionschef der Grünen im Düsseldorfer Landtag, räumt seinen Schreibtisch. Sechs Jahre lang war er Vorsitzender des LEE NRW. Einziger Kandidat für Priggens Nachfolge auf der Mitgliederversammlung am 4. Mai ist der ehemalige Regierungspräsident des Regierungsbezirks Arnsberg, Hans-Josef Vogel.
Dem CDU-Politiker eilt der Ruf voraus, in seinen Tätigkeitsbereichen Fürsprecher für Windenergieprojekte gewesen zu sein − auch gegen Widerstände aus der eigenen Partei. Reiner Priggen glaubt, dass der nötige Ausbau der Erneuerbaren Fahrt aufnehmen werde. „2023 wird wegen diverser Verzögerungen für die Windkraft in NRW noch ein fürchterliches Jahr, aber ab 2024 wird es richtig losgehen.“
 
Reiner Priggen (r.) beim jüngsten Sommerempfang des LEE NRW mit viel grüner Prominenz: NRW-Umweltminister Oliver Krischer und NRW-Energieministerin Mona Neubaur 
Quelle: E&M / Volker Stephan


 

Samstag, 15.04.2023, 10:26 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Albers geht - Frauen führen die Energieverbände in die Zukunft
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Albers geht - Frauen führen die Energieverbände in die Zukunft
Beim Bundesverband Windenergie (BWE) endet eine Ära. Hermann Albers kandidiert nicht wieder als Präsident der Lobbyorganisation. Seine Stellvertreterin Bärbel Heidebroek steht bereit.
 
Hermann Albers, hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2010, kandidiert nicht wieder als Präsident des BWE
Quelle: BWE

Alles neu macht bekanntlich der Mai. Er liefert dabei auch eine Personalneuigkeit im lange Zeit bedeutendsten Erneuerbaren-Verband der Republik. Mit Hermann Albers (63) nimmt der Präsident des „Bundesverbands WindEnergie“ nach 16 Jahren seinen Hut.

Wenn die Delegiertenversammlung des BWE am 25. Mai in Berlin dem Vorschlag des Präsidiums folgt und es zu keiner Kampfabstimmung kommt, sind die Leitungsposten der drei einflussreichsten Lobbyverbände im Energiesektor in weiblicher Hand. Den Dachverband der Ökoenergien, Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE), führt Simone Peter, den Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) Präsidentin Marie-Luise Wolff mit Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. Im wahrscheinlichen Falle ihrer Wahl würde nun Bärbel Heidebroek beim BWE auf Hermann Albers folgen.

Bärbel Heidebroek, Vorsitzende des Landesverbands Erneuerbare Energien Niedersachsen-Bremen und Stellvertreterin Albers' beim BWE, wäre nicht die erste Frau an der Spitze der Windkraft-Interessenvertretung. Als Hermann Albers Anfang der 2010er-Jahre aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten wollte und das Amt nach sechs Jahren abgab, übernahm Sylvia Pilarsky-Grosch als Präsidentin. Allerdings nur für ein Jahr. Nach ihrem privat motivierten Rückzug sprang Albers 2014 erneut in die Bresche.

Drei Jahrzehnte Verbandstätigkeit gehen zu Ende

Jetzt will der Landwirt aus Nordfriesland also nicht länger das Gesicht des BWE sein und für die mehr als 20.000 Mitglieder sprechen. Es schließt sich somit ein Kreis von rund drei Jahrzehnten Verbandstätigkeit, in deren Verlauf der Einfluss der Branche in Deutschland ebenso zugenommen hat wie die Bedeutung der erneuerbaren Energien selbst.
 
Rückenwind aus Berlin: Mit Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne, l.) erhielt Hermann Albers (Mitte) zuletzt einen Gesinnungsgenossen in der Bundesregierung.
Quelle: BMWK

Als der Interessenverband Windkraft Binnenland (IWB) und die Deutsche Gesellschaft für Windenergie (DGW) im Herbst 1996 ihren Konkurrenzkampf einstellten und zum BWE fusionierten, war Hermann Albers als Betreiber des ersten Bürgerwindparks (Simonsberg bei Husum) in Deutschland schon dabei. 2007 rückte er vom Vizepräsidenten zum Nachfolger von BWE-Chef Peter Ahmels auf.

Aus Sicht seines langjährigen Mitstreiters, des Paderborner Windkrafturgesteins Johannes Lackmann, sei es wichtig gewesen, „die Branche zusammenzuhalten“. Dies sei gelungen, so Lackmann gegenüber E&M, auch wenn die großen Konzerne sich längst auch vom BDEW vertreten lassen. Die großen Verbände suchen indes immer öfter das Verbindende. Zuletzt Ende März veröffentlichten BWE und BDEW ein gemeinsames Forderungspapier, um Standorte von Windenergieanlagen schneller auf ihre mögliche Gefahr für bestimmte Vogelarten zu prüfen.

Der immer für einen Fachstreit offene Ostwestfale Lackmann zählt sich selbst zu jenen, die Albers als Ahmels-Nachfolger vorschlugen und die Verbandsentwicklung hernach auch mit Molltönen begleiteten. Ein „Kompliment fürs lange Durchhalten“ sendet er Albers als Abschiedsgeschenk gen hohen Norden.

Was im BWE gelang, ein gemeinsames Bündnis der verschiedenen Windkraftakteure zu schmieden, war auf der Ebene aller Erneuerbaren ein noch einmal schwierigeres Unterfangen. Als Vorstandsvize im Bundesverband Erneuerbare Energien, der Hermann Albers bis heute ist, verwendete er nicht wenig Energie darauf, die Ökobranche unter einem Dach zu vereinen. Es ging im neuen Jahrtausend um nicht weniger, als den Erneuerbaren im Ringen mit den Regierungen im Reichstag eine kraftvolle Stimme zu verleihen − mit der Betonung auf „eine“. Der BEE ist − je nach Sichtweise − heute ein schlagkräftiges Ganzes mit Fachabteilungen oder ein heterogenes Gebilde, in das nach wie vor Einzelverbände ihre Vertretungen entsenden.

Das neue BWE-Präsidium, dem auch Vize Andreas Jesse (Landesverband Mecklenburg-Vorpommern) nicht mehr angehören will, steht im Idealfall vor Boom-Jahren für die Windkraftbranche. Der politisch gewollte massive Ausbau der Kapazitäten an Land und auf See könnte ähnliche Aufbruchstimmung erzeugen wie seinerseits die Einführung des Vergütungssystems über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).

Auch beim LEE in NRW kommt es zum Generationenwechsel

Auch für diesen Prozess kann sich der von Bärbel Heidebroek geführte BWE auf kritische Begleitung aus den eigenen Reihen verlassen. Der Verband müsse „sich mehr orientieren an einem volkswirtschaftlichen Gesamtinteresse“, sagt Johannes Lackmann. Es solle künftig weniger um „direkten Lobbyismus für die Windenergie“ gehen, als um das Wahrnehmen allgemeiner Interessen. Für den Westfalenwind-Gründer müssten bei der Energiewende nun günstige Verbraucherpreise und bezahlbare Industriestrompreise in den Mittelpunkt rücken. Auch dieser Standpunkt Lackmanns, unternehmerische Profite ins Gemeinwohlmäntelchen zu kleiden, verspricht energische Debatten.

Einem großen Landesverband der Erneuerbaren-Branche, dem LEE Nordrhein-Westfalen, steht ebenfalls ein Personalwechsel an oberster Stelle ins Haus. Reiner Priggen (70), früherer Fraktionschef der Grünen im Düsseldorfer Landtag, räumt seinen Schreibtisch. Sechs Jahre lang war er Vorsitzender des LEE NRW. Einziger Kandidat für Priggens Nachfolge auf der Mitgliederversammlung am 4. Mai ist der ehemalige Regierungspräsident des Regierungsbezirks Arnsberg, Hans-Josef Vogel.
Dem CDU-Politiker eilt der Ruf voraus, in seinen Tätigkeitsbereichen Fürsprecher für Windenergieprojekte gewesen zu sein − auch gegen Widerstände aus der eigenen Partei. Reiner Priggen glaubt, dass der nötige Ausbau der Erneuerbaren Fahrt aufnehmen werde. „2023 wird wegen diverser Verzögerungen für die Windkraft in NRW noch ein fürchterliches Jahr, aber ab 2024 wird es richtig losgehen.“
 
Reiner Priggen (r.) beim jüngsten Sommerempfang des LEE NRW mit viel grüner Prominenz: NRW-Umweltminister Oliver Krischer und NRW-Energieministerin Mona Neubaur 
Quelle: E&M / Volker Stephan


 

Samstag, 15.04.2023, 10:26 Uhr
Volker Stephan

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