E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Photovoltaik - Agri-PV ohne EEG-Förderung und mit Rindern
Quelle: Quelle: Pixabay / Leopictures
Photovoltaik

Agri-PV ohne EEG-Förderung und mit Rindern

Ein zweiter Kommunalversorger sucht mit Agrosolar Europe Landwirtschaftsflächen für eine Doppelnutzung mit PV. Anderswo setzt Next 2 Sun Maßstäbe in puncto Größe und Netzauslastung.
Agrosolar Europe aus dem brandenburgischen Steinhöfel, einer der ersten und größten Projektierer von Agri-PV-Anlagen, hat mit den Stadtwerken Esslingen (SWE, Baden-Württemberg) einen zweiten Kommunalversorger gefunden, der mit ihm gemeinsam Landwirte für eine Doppelnutzung von Obst- und Weinbauflächen mit Photovoltaik-Stromerzeugung anspricht. Dies ist laut Agrosolar der Gegenstand einer Kooperationsvereinbarung mit der SWE-Tochter Solar ES, in der das Stadtwerk seine Photovoltaik-Aktivitäten bündelt. Mit den ersten Landbesitzern gebe es bereits Gespräche, sagte eine Agrosolar-Sprecherin auf Anfrage dieser Redaktion.

Erst im Mai hatte Agrosolar mit der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung (DEW21) eine entsprechende Zusammenarbeit vereinbart. Einer Agrosolar-Sprecherin zufolge schlagen Agri-PV-Parks mehrere Fliegen mit einer Klappe: Die Landwirte können vor allem gute Böden weiter bewirtschaften und erhalten nicht nur zusätzliche Pachteinnahmen vom jeweiligen PV-Projektierer, sondern mit den aufgeständerten PV-Anlagen Schutzsysteme vor Extremwetter-Auswirkungen wie starker Sonneneinstrahlung, Dürre oder Hagel. 
 
Ein Traktor fährt unter einer Agri-PV-Anlage durch
Quelle: Agrosolar Europe GmbH

Zudem wirke der Erhalt wertvoller heimischer Agrarböden während der Laufzeit von PV-Parks einer angeblich abnehmenden Akzeptanz von PV-Freiflächenanlagen in der Bevölkerung und vor allem unter passionierten Landwirten entgegen, so die Sprecherin weiter.

Sicherlich sei die Errichtung im Vergleich zu konventionellen Freiflächen-Anlagen teurer, aber das gelte vor allem für hoch aufgeständerte Anlagen. Für Obst- und Weinbaukulturen genügten aber niedrigere Agri-PV-Konstruktionen. Mittlerweile kämen Landwirte auf Agrosolar Europe zu, weil sie den Hagel- und Sonnenschutz bräuchten.

Das Bundeswirtschaftsministerium will im Solarpaket I ein eigenes Ausschreibungssegment Agri-PV mit höherer Förderung einführen. Agrosolar Europe nimmt nach Angaben der Sprecherin auch an den bisherigen Ausschreibungen nicht teil: "Wir machen's ohne, weil das viel zu kompliziert ist."

Allerdings gab es in der Vergangenheit forschungsbezogene Projektförderungen vom Bund, wie etwa 2021 auf einem Gewürz- und Gemüsehof für die bisher größte deutsche Agri-PV-Anlage im niedersächsischen Lüchow mit circa 750 kW. Agrosolar Europe war dort der Projektierer.

Beteiligt war das Unternehmen − genauso wie Baywa Re und Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme − schon am ersten namhaften Forschungsprojekt Deutschlands: Auf einem Gemüseacker der Demeter-Hofgemeinschaft Heggelbach am Bodensee war 2018 eine 194-kWp-Anlage in Betrieb genommen worden.

Erste Anlage in agrarischem Vorranggebiet

Unterdessen hat Saarlands Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) am 16. Oktober in Ottweiler symbolisch das erste Solarmodul in eine senkrecht aufgeständerte Agri-PV-Anlage "Pfaffenthaler Hof" eingesetzt. Sie ist das erste solche Projekt in einem Vorranggebiet für Landwirtschaft und die erste auf einer Rinderweide.
 
Legt bei der Agri-PV-Anlage Hand an: Saarlands Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD)
Quelle Next 2 Sun

Die Anlage setzt mit ihrer Leistung von 3,8 MW im Endausbau nicht nur Größenmaßstäbe, sondern auch mit einer gleichmäßigeren Einspeisung des Solarstroms. Durch die vertikale statt schräge Aufständerung der Module, das Auffangen von Sonnenstrahlung auf beiden Seiten durch die bifaziale Beschichtung sowie durch die Ausrichtung in verschiedene Himmelsrichtungen erzeugt die Anlage, die Next 2 Sun aus Dillingen an der Saar herstellt und projektiert, in den Morgen- und Abendstunden sowie im Winter mehr Strom als konventionelle Anlagen, dafür in der Mittagsspitze und im Sommer weniger, wenn viele Netze ohnehin an ihre Leistungsgrenze kommen. "Bei begrenzten Netzanschluss-Möglichkeiten kann die maximal mögliche Menge erneuerbarer Energie eingespeist werden", verspricht Next-2-Sun-Vorstand Heiko Hildebrandt in einer Unternehmensmitteilung.

Die in Abständen von 12 Metern installierten Modulreihen belegen ihm zufolge nur 1 Prozent der Fläche einer knapp 12 Hektar großen Rinderwiese. 9 Prozent sind für Biodiversitäts-Maßnahmen vorgesehen, sodass 90 Prozent für die landwirtschaftliche Nutzung übrig bleiben.

Betreiberin soll die Oekogeno Erste Agri PV GmbH & Co. KG werden. Sie ist eine Tochter einer der größten Bürgerbeteiligungs-Genossenschaften, der Oekogeno eG (OEG) aus Freiburg im Breisgau. 

Im Mai hatte Österreichs Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) im steirischen Gabersdorf auf einer Kürbis-Anbaufläche die erste vertikale bifaziale Agri-Photovoltaik-Großanlage des Landes offiziell in Betrieb genommen. Sie leistet 2 MW. Betreiber ist hier der Landwirt, dem das Kürbisfeld gehört.

Mittwoch, 18.10.2023, 10:23 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Photovoltaik - Agri-PV ohne EEG-Förderung und mit Rindern
Quelle: Quelle: Pixabay / Leopictures
Photovoltaik
Agri-PV ohne EEG-Förderung und mit Rindern
Ein zweiter Kommunalversorger sucht mit Agrosolar Europe Landwirtschaftsflächen für eine Doppelnutzung mit PV. Anderswo setzt Next 2 Sun Maßstäbe in puncto Größe und Netzauslastung.
Agrosolar Europe aus dem brandenburgischen Steinhöfel, einer der ersten und größten Projektierer von Agri-PV-Anlagen, hat mit den Stadtwerken Esslingen (SWE, Baden-Württemberg) einen zweiten Kommunalversorger gefunden, der mit ihm gemeinsam Landwirte für eine Doppelnutzung von Obst- und Weinbauflächen mit Photovoltaik-Stromerzeugung anspricht. Dies ist laut Agrosolar der Gegenstand einer Kooperationsvereinbarung mit der SWE-Tochter Solar ES, in der das Stadtwerk seine Photovoltaik-Aktivitäten bündelt. Mit den ersten Landbesitzern gebe es bereits Gespräche, sagte eine Agrosolar-Sprecherin auf Anfrage dieser Redaktion.

Erst im Mai hatte Agrosolar mit der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung (DEW21) eine entsprechende Zusammenarbeit vereinbart. Einer Agrosolar-Sprecherin zufolge schlagen Agri-PV-Parks mehrere Fliegen mit einer Klappe: Die Landwirte können vor allem gute Böden weiter bewirtschaften und erhalten nicht nur zusätzliche Pachteinnahmen vom jeweiligen PV-Projektierer, sondern mit den aufgeständerten PV-Anlagen Schutzsysteme vor Extremwetter-Auswirkungen wie starker Sonneneinstrahlung, Dürre oder Hagel. 
 
Ein Traktor fährt unter einer Agri-PV-Anlage durch
Quelle: Agrosolar Europe GmbH

Zudem wirke der Erhalt wertvoller heimischer Agrarböden während der Laufzeit von PV-Parks einer angeblich abnehmenden Akzeptanz von PV-Freiflächenanlagen in der Bevölkerung und vor allem unter passionierten Landwirten entgegen, so die Sprecherin weiter.

Sicherlich sei die Errichtung im Vergleich zu konventionellen Freiflächen-Anlagen teurer, aber das gelte vor allem für hoch aufgeständerte Anlagen. Für Obst- und Weinbaukulturen genügten aber niedrigere Agri-PV-Konstruktionen. Mittlerweile kämen Landwirte auf Agrosolar Europe zu, weil sie den Hagel- und Sonnenschutz bräuchten.

Das Bundeswirtschaftsministerium will im Solarpaket I ein eigenes Ausschreibungssegment Agri-PV mit höherer Förderung einführen. Agrosolar Europe nimmt nach Angaben der Sprecherin auch an den bisherigen Ausschreibungen nicht teil: "Wir machen's ohne, weil das viel zu kompliziert ist."

Allerdings gab es in der Vergangenheit forschungsbezogene Projektförderungen vom Bund, wie etwa 2021 auf einem Gewürz- und Gemüsehof für die bisher größte deutsche Agri-PV-Anlage im niedersächsischen Lüchow mit circa 750 kW. Agrosolar Europe war dort der Projektierer.

Beteiligt war das Unternehmen − genauso wie Baywa Re und Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme − schon am ersten namhaften Forschungsprojekt Deutschlands: Auf einem Gemüseacker der Demeter-Hofgemeinschaft Heggelbach am Bodensee war 2018 eine 194-kWp-Anlage in Betrieb genommen worden.

Erste Anlage in agrarischem Vorranggebiet

Unterdessen hat Saarlands Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) am 16. Oktober in Ottweiler symbolisch das erste Solarmodul in eine senkrecht aufgeständerte Agri-PV-Anlage "Pfaffenthaler Hof" eingesetzt. Sie ist das erste solche Projekt in einem Vorranggebiet für Landwirtschaft und die erste auf einer Rinderweide.
 
Legt bei der Agri-PV-Anlage Hand an: Saarlands Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD)
Quelle Next 2 Sun

Die Anlage setzt mit ihrer Leistung von 3,8 MW im Endausbau nicht nur Größenmaßstäbe, sondern auch mit einer gleichmäßigeren Einspeisung des Solarstroms. Durch die vertikale statt schräge Aufständerung der Module, das Auffangen von Sonnenstrahlung auf beiden Seiten durch die bifaziale Beschichtung sowie durch die Ausrichtung in verschiedene Himmelsrichtungen erzeugt die Anlage, die Next 2 Sun aus Dillingen an der Saar herstellt und projektiert, in den Morgen- und Abendstunden sowie im Winter mehr Strom als konventionelle Anlagen, dafür in der Mittagsspitze und im Sommer weniger, wenn viele Netze ohnehin an ihre Leistungsgrenze kommen. "Bei begrenzten Netzanschluss-Möglichkeiten kann die maximal mögliche Menge erneuerbarer Energie eingespeist werden", verspricht Next-2-Sun-Vorstand Heiko Hildebrandt in einer Unternehmensmitteilung.

Die in Abständen von 12 Metern installierten Modulreihen belegen ihm zufolge nur 1 Prozent der Fläche einer knapp 12 Hektar großen Rinderwiese. 9 Prozent sind für Biodiversitäts-Maßnahmen vorgesehen, sodass 90 Prozent für die landwirtschaftliche Nutzung übrig bleiben.

Betreiberin soll die Oekogeno Erste Agri PV GmbH & Co. KG werden. Sie ist eine Tochter einer der größten Bürgerbeteiligungs-Genossenschaften, der Oekogeno eG (OEG) aus Freiburg im Breisgau. 

Im Mai hatte Österreichs Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) im steirischen Gabersdorf auf einer Kürbis-Anbaufläche die erste vertikale bifaziale Agri-Photovoltaik-Großanlage des Landes offiziell in Betrieb genommen. Sie leistet 2 MW. Betreiber ist hier der Landwirt, dem das Kürbisfeld gehört.

Mittwoch, 18.10.2023, 10:23 Uhr
Georg Eble

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.