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Energie & Management > Windkraft Onshore - 2020 zweitschwächstes Jahr für die Windbranche
Bild: Fotolia/Felix brönnimann
Windkraft Onshore

2020 zweitschwächstes Jahr für die Windbranche

Für das laufende Jahr erwarten die Windenergieverbände auch nur eine bundesweite Zubauleistung zwischen 2.000 und 2.500 Megawatt brutto.
Von Aufwind kann nicht die Rede sein: Im vergangenen Jahr gab es hierzulande beim Windkraftausbau einen Bruttozubau von 1.431 MW. Abzüglich der abgebauten und demontierten Anlagen lag die neu installierte Leistung nur bei 1.208 MW. Diese Ausbaubilanz deckt sich weitestgehend mit der von der Fachagentur Windenergie an Land ermittelten Zubauleistung von 1.412 MW, über die E&M bereits am 20. Januar berichtet hatte.

Die jüngsten Zahlen ermittelte wie gewohnt das Consultingbüro Deutsche Wind Guard GmbH für die beiden Windenergieverbände, den Bundesverband Windenergie und VDMA Power Systems. Selbst wenn es rechnerisch im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 46 % gegeben hat, ändert das nichts an einer Tatsache: Seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2000 war 2020 das zweitschwächste Zubaujahr für die heimische Windbranche, nur im Jahr 2019 ging noch weniger Windkraftleistung neu in Betrieb.

Andreae: "Alarmierend", "Schneckentempo"

„Alarmierend“ nannte Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin beim Energieverband BDEW, diese Zahlen: „In diesem Schneckentempo erreichen wir die Klimaziele nicht. Notwendig wäre mindestens die dreifache Zubaumenge pro Jahr.“ Auch Anton Hofreiter, Vorsitzender der grünen Bundestagsfraktion, haute verbal in die gleiche Kerbe: „Es ist wieder beschämend, was wir aktuell erleben. Die Ausbaugeschwindigkeit ist nur ein Bruchteil von dem, was notwendig ist, um die Klimakrise in den Griff zu kriegen. Herr Altmaier trägt die Verantwortung dafür, dass der Wirtschaftsstandort, unsere Versorgungssicherheit und die Klimaziele gefährdet sind.“

Einen anderen Zungenschlag stimmte da schon Matthias Zelinger,
Geschäftsführer von VDMA Power Systems, an: „Wir haben 2020 zwar den ersten Schritt aus der Talsohle geschafft, dennoch klaffen Anspruch und Wirklichkeit beim Zubau zu weit auseinander.“ Ihm war anzumerken, dass er es auf jeden Fall vermeiden wollte, den deutschen Windmarkt kleinzureden beziehungsweise abzuschreiben. Dass Deutschland, in der ersten Dekade dieses Jahrhunderts der weltweit wichtigste Windmarkt, mittlerweile im internationalen Vergleich ziemlich zurückgefallen ist, zeigen vorläufige Berechnungen des Global Wind Energy Council: Danach gab es im vergangenen Jahr weltweit einen Rekordzubau von rund 82.000 MW, wovon wohl allein 45.000 MW auf China entfallen sind.

Als weiteres Indiz für den weiteren Aufschwung in Deutschland wertete Zelinger die zuletzt vorliegenden Genehmigungen mit einem Volumen von rund 3.300 MW. Basierend auf diesem Fundus gehen VDMA und BWE für dieses Jahr von einem Zubau zwischen 2.000 und 2.500 MW. Was sich verbal sicherlich auch wieder als Aufschwung verkaufen lässt, aber weit hinter allen klimapolitischen Notwendigkeiten zurückliegt. Damit die Bundesregierung ihre eigenen Klimaziele bis Ende dieser Dekade erreicht, muss nach den bislang vorliegenden Gutachten der Windkraftausbau jährlich bei rund 5.000 MW netto liegen – diese Marke ist aber zumindest für die kommenden zwei, drei Jahre überhaupt nicht in Sicht.
 
Jährlich 1.500 neue Windturbinen fordern die Grünen für den
Zubau hierzulande. Im vergangenen Jahr sind lediglich
420 Anlagen neu in Betrieb gegangen
Foto: Abo Wind AG

Deshalb würde die deutsche Windbranche auch die jüngsten Forderungen vom Grünen-Politiker Hofreiter blind unterschreiben: „Wir fordern, dass im Jahr rund 1.500 Windkraftanlagen zusätzlich neu aufgestellt werden. Dazu muss man das Ganze entbürokratisieren, die Planung beschleunigen und dafür sorgen, dass es Planungssicherheit gibt für die Menschen, die investieren wollen.“ Die deutsche Windbranche würde sich ohne Zweifel freuen, wenn sich Hofreiter an diese Sätze bei einer grünen Regierungsbeteiligung nach der Bundestagswahl am 26. September erinnern würde.

Vorerst sind die Hoffnungen von BWE und VDMA kurzfristig auf den sogenannten Entschließungsantrag der schwarz-roten Regierungsfraktionen ausgerichtet: Da sich die Koalitionäre bei der vor Weihnachten beschlossenen Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes auf einen Ausbaupfad für die Windenergie an Land bis 2030 verständigen konnten, soll das bis Ende März mit einer Mini-Reform auf Basis des erwähnten Entschließungsantrages nachgeholt werden. Die Bundesregierung will damit auch die zwischenzeitlich erhöhten Klimaziele aus Brüssel reagieren.

Die Vorstellungen über den weiteren Windenergieausbau liegen im Berliner Regierungsviertel aber noch weit auseinander. Altmaiers Wirtschaftsministerium hat sich in den zurückliegenden Wochen stets für ein Ausbauziel von 71.000 MW stark gemacht. Mitte Januar hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze 95.000 MW gefordert – zwischen beiden Zahlen liegen Welten. „Wir reden immerhin über 2.500 Megawatt mehr oder weniger jedes Jahr“, ordnete BWE-Präsident Hermann Albers die Zahlen ein. Große Hoffnungen auf eine gütliche Einigung zwischen Schwarz-Rot für den Klimaschutz, die Energiewende und damit auch für die deutsche Windindustrie hat er aber nicht: „Mein Optimismus hält sich in Grenzen.“
 

Dienstag, 26.01.2021, 16:52 Uhr
Ralf Köpke
Energie & Management > Windkraft Onshore - 2020 zweitschwächstes Jahr für die Windbranche
Bild: Fotolia/Felix brönnimann
Windkraft Onshore
2020 zweitschwächstes Jahr für die Windbranche
Für das laufende Jahr erwarten die Windenergieverbände auch nur eine bundesweite Zubauleistung zwischen 2.000 und 2.500 Megawatt brutto.
Von Aufwind kann nicht die Rede sein: Im vergangenen Jahr gab es hierzulande beim Windkraftausbau einen Bruttozubau von 1.431 MW. Abzüglich der abgebauten und demontierten Anlagen lag die neu installierte Leistung nur bei 1.208 MW. Diese Ausbaubilanz deckt sich weitestgehend mit der von der Fachagentur Windenergie an Land ermittelten Zubauleistung von 1.412 MW, über die E&M bereits am 20. Januar berichtet hatte.

Die jüngsten Zahlen ermittelte wie gewohnt das Consultingbüro Deutsche Wind Guard GmbH für die beiden Windenergieverbände, den Bundesverband Windenergie und VDMA Power Systems. Selbst wenn es rechnerisch im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 46 % gegeben hat, ändert das nichts an einer Tatsache: Seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2000 war 2020 das zweitschwächste Zubaujahr für die heimische Windbranche, nur im Jahr 2019 ging noch weniger Windkraftleistung neu in Betrieb.

Andreae: "Alarmierend", "Schneckentempo"

„Alarmierend“ nannte Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin beim Energieverband BDEW, diese Zahlen: „In diesem Schneckentempo erreichen wir die Klimaziele nicht. Notwendig wäre mindestens die dreifache Zubaumenge pro Jahr.“ Auch Anton Hofreiter, Vorsitzender der grünen Bundestagsfraktion, haute verbal in die gleiche Kerbe: „Es ist wieder beschämend, was wir aktuell erleben. Die Ausbaugeschwindigkeit ist nur ein Bruchteil von dem, was notwendig ist, um die Klimakrise in den Griff zu kriegen. Herr Altmaier trägt die Verantwortung dafür, dass der Wirtschaftsstandort, unsere Versorgungssicherheit und die Klimaziele gefährdet sind.“

Einen anderen Zungenschlag stimmte da schon Matthias Zelinger,
Geschäftsführer von VDMA Power Systems, an: „Wir haben 2020 zwar den ersten Schritt aus der Talsohle geschafft, dennoch klaffen Anspruch und Wirklichkeit beim Zubau zu weit auseinander.“ Ihm war anzumerken, dass er es auf jeden Fall vermeiden wollte, den deutschen Windmarkt kleinzureden beziehungsweise abzuschreiben. Dass Deutschland, in der ersten Dekade dieses Jahrhunderts der weltweit wichtigste Windmarkt, mittlerweile im internationalen Vergleich ziemlich zurückgefallen ist, zeigen vorläufige Berechnungen des Global Wind Energy Council: Danach gab es im vergangenen Jahr weltweit einen Rekordzubau von rund 82.000 MW, wovon wohl allein 45.000 MW auf China entfallen sind.

Als weiteres Indiz für den weiteren Aufschwung in Deutschland wertete Zelinger die zuletzt vorliegenden Genehmigungen mit einem Volumen von rund 3.300 MW. Basierend auf diesem Fundus gehen VDMA und BWE für dieses Jahr von einem Zubau zwischen 2.000 und 2.500 MW. Was sich verbal sicherlich auch wieder als Aufschwung verkaufen lässt, aber weit hinter allen klimapolitischen Notwendigkeiten zurückliegt. Damit die Bundesregierung ihre eigenen Klimaziele bis Ende dieser Dekade erreicht, muss nach den bislang vorliegenden Gutachten der Windkraftausbau jährlich bei rund 5.000 MW netto liegen – diese Marke ist aber zumindest für die kommenden zwei, drei Jahre überhaupt nicht in Sicht.
 
Jährlich 1.500 neue Windturbinen fordern die Grünen für den
Zubau hierzulande. Im vergangenen Jahr sind lediglich
420 Anlagen neu in Betrieb gegangen
Foto: Abo Wind AG

Deshalb würde die deutsche Windbranche auch die jüngsten Forderungen vom Grünen-Politiker Hofreiter blind unterschreiben: „Wir fordern, dass im Jahr rund 1.500 Windkraftanlagen zusätzlich neu aufgestellt werden. Dazu muss man das Ganze entbürokratisieren, die Planung beschleunigen und dafür sorgen, dass es Planungssicherheit gibt für die Menschen, die investieren wollen.“ Die deutsche Windbranche würde sich ohne Zweifel freuen, wenn sich Hofreiter an diese Sätze bei einer grünen Regierungsbeteiligung nach der Bundestagswahl am 26. September erinnern würde.

Vorerst sind die Hoffnungen von BWE und VDMA kurzfristig auf den sogenannten Entschließungsantrag der schwarz-roten Regierungsfraktionen ausgerichtet: Da sich die Koalitionäre bei der vor Weihnachten beschlossenen Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes auf einen Ausbaupfad für die Windenergie an Land bis 2030 verständigen konnten, soll das bis Ende März mit einer Mini-Reform auf Basis des erwähnten Entschließungsantrages nachgeholt werden. Die Bundesregierung will damit auch die zwischenzeitlich erhöhten Klimaziele aus Brüssel reagieren.

Die Vorstellungen über den weiteren Windenergieausbau liegen im Berliner Regierungsviertel aber noch weit auseinander. Altmaiers Wirtschaftsministerium hat sich in den zurückliegenden Wochen stets für ein Ausbauziel von 71.000 MW stark gemacht. Mitte Januar hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze 95.000 MW gefordert – zwischen beiden Zahlen liegen Welten. „Wir reden immerhin über 2.500 Megawatt mehr oder weniger jedes Jahr“, ordnete BWE-Präsident Hermann Albers die Zahlen ein. Große Hoffnungen auf eine gütliche Einigung zwischen Schwarz-Rot für den Klimaschutz, die Energiewende und damit auch für die deutsche Windindustrie hat er aber nicht: „Mein Optimismus hält sich in Grenzen.“
 

Dienstag, 26.01.2021, 16:52 Uhr
Ralf Köpke

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