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Energie & Management > Dena-Kongress 2023 - Transformations-Industrien in Europa für Resilienz nötig
Quelle: Dena 2023
Dena-Kongress 2023

Transformations-Industrien in Europa für Resilienz nötig

Die Bundesregierung und die EU wollen den Aufbau heimischer Produktionskapazitäten für Schlüsseltechnologien fördern. Wie das geschehen soll, wurde auf dem Dena-Kongress diskutiert.
Die EU-Klimaschutzziele brauchen große Produktionskapazitäten für Energiewende-Technologien und resiliente Lieferketten. Doch noch ist nicht klar, welche eigenen Kapazitäten sinnvoll sind und wie sie aufgebaut werden können. Auch die Möglichkeiten, die Resilienz von Lieferketten zu stärken, sind noch umstritten. Vor diesem Hintergrund diskutierten Unternehmerverbände, Politiker und Wissenschaftler auf dem Kongress der Deutschen Energie-Agentur (Dena) in Berlin.

Walburga Hemetsberger, CEO der Solar Power Europe sagte in einer Videobotschaft, die Europäische Union müsse spezifische Resilienzoptionen schaffen, um tatsächlich die geplante Erzeugung erneuerbaren Stroms aufbauen zu können. Sie regte die Schaffung einer Bank für Solarinvestitionen zur Beschaffung von Kapital an. Jorgo Chatzimarkakis, CEO des Wasserstoffverbandes Hydrogen Europe, schlug vor, eine Marke „Made in Europe“ zu etablieren und zu unterstützen. Giles Dickson, CEO von Wind Europe, begrüßte erste Anzeichen für eine neue Flexibilität in den Beihilferichtlinien der EU-Kommission, um seiner Branche zu helfen.

Eine Podiumsdiskussion erörterte weitere Möglichkeiten, resiliente europäische Produktion kritischer Technologien für die Energiewende aufzubauen. Zunächst müssten solche Industriezweige klar definiert werden, sagte Andreas Audretsch, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag. So sei er „entsetzt“ gewesen, dass in der Diskussion um den Industriestrompreis manche Politiker bereit waren, sich leichtfertig von der Stahl- oder Chemieindustrie in Deutschland zu verabschieden. Die unterbrochenen Lieferketten in der Corona-Pandemie und die Erpressbarkeit durch die Abhängigkeit von russischem Erdgas hätten doch eine Lehre sein müssen.

Regine Günther, Co-Direktorin der Stiftung Klimaneutralität, erinnerte, dass die Abhängigkeit von Russland trotz der Sanktionen bestehen bleibe. Erdgas werde aktuell eben per Schiff und nicht mehr per Pipeline geliefert. „Europa muss seine Versorgung diversifizieren und eigene Produktionskapazitäten zum Teil selbst aufbauen“, mahnte sie. Auch die große Abhängigkeit von China könne problematisch werden. „Für Solar haben wir jetzt ein strategisches Zeitfenster, wenn wir das verpassen, wäre es eine katastrophale Fehlentscheidung“, warnte Günther.

Für die Zukunftstechnik Photovoltaik mache es erpressbar, wenn man von einem Hersteller abhängig ist. Daher erwarte sie von der Bundesregierung Maßnahmen, um eine eigene europäische Produktion wieder zu etablieren. „Dafür braucht es politische Signale und Geld“, so Günther. Ein Monitoring sollte feststellen, wie viele strategisch wichtige Rohstoffe auch für die Batterie- und Elektrolyseurproduktion von Unternehmen schon kontrahiert sind oder was fehlt. Bei einheimischer Produktion in der EU könne es dann auch Anforderungen geben, heimische Produkte einzusetzen, um die Nachfrage zu sichern.

Europäische Abstimmung für effizienten Mitteleinsatz

Prof. Rainer Quitzow, warnte vor einem Subventionswettlauf auch innerhalb Europas, zum Beispiel für die Wasserstoffproduktion. Der Forschungsgruppenleiter Geopolitik der Energie- und Industrietransformation am Research Institute for Sustainability sagte, Deutschland habe nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für die H2-Produktion wie überschüssigen preiswerten erneuerbaren Strom, aber Geld, um die Technik aufzubauen.
 
Die Diskutanten: (v.l.) Andreas Audretsch (MdB Grüne),
Regine Günther (Stiftung Klimaneutralität), Rainer Quitzow (RIS)
und Dena-Moderatorin Lisa Strippchen
Quelle: E&M/S.Harmsen

„Wir sollten europäisch denken und die Stabilität der gesamten EU im Auge behalten“, appellierte Quitzow. Die Bereitstellung günstiger Kapitalkonditionen sollte an Bedingungen für Beschäftigung und Qualität geknüpft werden. Auch die öffentliche Beschaffung müsse Kriterien der Herkunft berücksichtigen, regte Quitzow an. Der Politiker Audretsch bekräftigte, aktuell die Solarindustrie in Deutschland wieder ansiedeln zu wollen. Ein erstes kleineres Programm laufe mit Ausschreibungen für die Förderung, erinnerte er.

Das Solarpaket I, das aktuell im Bundestag verhandelt wird, versuche einen verlässlichen Markt zu schaffen, indem Nachfrage gesichert wird. Die konkurrenzlos günstigen PV-Panele aus China seien nur durch starke staatliche Unterstützung in Form kostenloser Grundstücke für die Fabriken und teilweise Zwangsarbeit bei der Herstellung möglich. Das sei kein fairer Wettbewerb, daher benötige die europäische Industrie Unterstützung und man könne sich nicht auf den Markt verlassen. Audretsch unterstrich auch die Notwendigkeit, mehr Materialien im Kreislauf zu führen und zu recyclen. Damit könne der Rohstoffknappheit begegnet werden.

Dienstag, 14.11.2023, 13:28 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Dena-Kongress 2023 - Transformations-Industrien in Europa für Resilienz nötig
Quelle: Dena 2023
Dena-Kongress 2023
Transformations-Industrien in Europa für Resilienz nötig
Die Bundesregierung und die EU wollen den Aufbau heimischer Produktionskapazitäten für Schlüsseltechnologien fördern. Wie das geschehen soll, wurde auf dem Dena-Kongress diskutiert.
Die EU-Klimaschutzziele brauchen große Produktionskapazitäten für Energiewende-Technologien und resiliente Lieferketten. Doch noch ist nicht klar, welche eigenen Kapazitäten sinnvoll sind und wie sie aufgebaut werden können. Auch die Möglichkeiten, die Resilienz von Lieferketten zu stärken, sind noch umstritten. Vor diesem Hintergrund diskutierten Unternehmerverbände, Politiker und Wissenschaftler auf dem Kongress der Deutschen Energie-Agentur (Dena) in Berlin.

Walburga Hemetsberger, CEO der Solar Power Europe sagte in einer Videobotschaft, die Europäische Union müsse spezifische Resilienzoptionen schaffen, um tatsächlich die geplante Erzeugung erneuerbaren Stroms aufbauen zu können. Sie regte die Schaffung einer Bank für Solarinvestitionen zur Beschaffung von Kapital an. Jorgo Chatzimarkakis, CEO des Wasserstoffverbandes Hydrogen Europe, schlug vor, eine Marke „Made in Europe“ zu etablieren und zu unterstützen. Giles Dickson, CEO von Wind Europe, begrüßte erste Anzeichen für eine neue Flexibilität in den Beihilferichtlinien der EU-Kommission, um seiner Branche zu helfen.

Eine Podiumsdiskussion erörterte weitere Möglichkeiten, resiliente europäische Produktion kritischer Technologien für die Energiewende aufzubauen. Zunächst müssten solche Industriezweige klar definiert werden, sagte Andreas Audretsch, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag. So sei er „entsetzt“ gewesen, dass in der Diskussion um den Industriestrompreis manche Politiker bereit waren, sich leichtfertig von der Stahl- oder Chemieindustrie in Deutschland zu verabschieden. Die unterbrochenen Lieferketten in der Corona-Pandemie und die Erpressbarkeit durch die Abhängigkeit von russischem Erdgas hätten doch eine Lehre sein müssen.

Regine Günther, Co-Direktorin der Stiftung Klimaneutralität, erinnerte, dass die Abhängigkeit von Russland trotz der Sanktionen bestehen bleibe. Erdgas werde aktuell eben per Schiff und nicht mehr per Pipeline geliefert. „Europa muss seine Versorgung diversifizieren und eigene Produktionskapazitäten zum Teil selbst aufbauen“, mahnte sie. Auch die große Abhängigkeit von China könne problematisch werden. „Für Solar haben wir jetzt ein strategisches Zeitfenster, wenn wir das verpassen, wäre es eine katastrophale Fehlentscheidung“, warnte Günther.

Für die Zukunftstechnik Photovoltaik mache es erpressbar, wenn man von einem Hersteller abhängig ist. Daher erwarte sie von der Bundesregierung Maßnahmen, um eine eigene europäische Produktion wieder zu etablieren. „Dafür braucht es politische Signale und Geld“, so Günther. Ein Monitoring sollte feststellen, wie viele strategisch wichtige Rohstoffe auch für die Batterie- und Elektrolyseurproduktion von Unternehmen schon kontrahiert sind oder was fehlt. Bei einheimischer Produktion in der EU könne es dann auch Anforderungen geben, heimische Produkte einzusetzen, um die Nachfrage zu sichern.

Europäische Abstimmung für effizienten Mitteleinsatz

Prof. Rainer Quitzow, warnte vor einem Subventionswettlauf auch innerhalb Europas, zum Beispiel für die Wasserstoffproduktion. Der Forschungsgruppenleiter Geopolitik der Energie- und Industrietransformation am Research Institute for Sustainability sagte, Deutschland habe nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für die H2-Produktion wie überschüssigen preiswerten erneuerbaren Strom, aber Geld, um die Technik aufzubauen.
 
Die Diskutanten: (v.l.) Andreas Audretsch (MdB Grüne),
Regine Günther (Stiftung Klimaneutralität), Rainer Quitzow (RIS)
und Dena-Moderatorin Lisa Strippchen
Quelle: E&M/S.Harmsen

„Wir sollten europäisch denken und die Stabilität der gesamten EU im Auge behalten“, appellierte Quitzow. Die Bereitstellung günstiger Kapitalkonditionen sollte an Bedingungen für Beschäftigung und Qualität geknüpft werden. Auch die öffentliche Beschaffung müsse Kriterien der Herkunft berücksichtigen, regte Quitzow an. Der Politiker Audretsch bekräftigte, aktuell die Solarindustrie in Deutschland wieder ansiedeln zu wollen. Ein erstes kleineres Programm laufe mit Ausschreibungen für die Förderung, erinnerte er.

Das Solarpaket I, das aktuell im Bundestag verhandelt wird, versuche einen verlässlichen Markt zu schaffen, indem Nachfrage gesichert wird. Die konkurrenzlos günstigen PV-Panele aus China seien nur durch starke staatliche Unterstützung in Form kostenloser Grundstücke für die Fabriken und teilweise Zwangsarbeit bei der Herstellung möglich. Das sei kein fairer Wettbewerb, daher benötige die europäische Industrie Unterstützung und man könne sich nicht auf den Markt verlassen. Audretsch unterstrich auch die Notwendigkeit, mehr Materialien im Kreislauf zu führen und zu recyclen. Damit könne der Rohstoffknappheit begegnet werden.

Dienstag, 14.11.2023, 13:28 Uhr
Susanne Harmsen

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