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Energie & Management > Photovoltaik - Studie: Dächer wären für PV-Ziel 2040 mehr als genug da
Quelle: Fotolia / KB3
Photovoltaik

Studie: Dächer wären für PV-Ziel 2040 mehr als genug da

Agora Energiewende und Greenventory haben erstmals sozusagen ein bundesweites Solarkataster für Dachflächen erstellt. Ergebnis: Das nationale Dach-PV-Ziel ist realistisch, aber ...
Auf Deutschlands Dächern gibt es ein technisches Potenzial für 409.000 MW Photovoltaik-Anlagen. Das ist gut das Doppelte jener installierten Leistung von 200.000 MW, die die Ampelkoalition für 2040 für die Aufdach-PV geplant hat.

Das sind Ergebnisse einer satelliten- und KI-gestützten Studie namens „Solarstrom vom Dach“, die die Denkfabrik Agora Energiewende am 6. November mit den Erneuerbaren-Beratern von Greenventory vorgestellt hat. Die Partner haben die Ausbaupotenziale bis auf die Postleitzahlen-Ebene herunter ermittelt. Eine solch detaillierte Untersuchung zum Dach-PV-Potenzial hat es bislang bestenfalls auf lokaler Ebene („Solarkataster“) gegeben.

Laut Katharina Hartz, Projektleiterin der Studie, eignen sich 60 Prozent der Dachflächen technisch für Solaranlagen, nach Abzug zu kleiner oder statisch ungeeigneter Dächer sowie von „Störelementen“ wie Dachfenstern, Gauben oder Schornsteinen, die eine KI auf Satellitenbildern mit einer Auflösung von 20 Zentimetern pro Bildpunkt erkannte.
 
Katharina Hartz, Projektreferentin bei Agora Energiewende
Quelle: E&M / Georg Eble
 

Die Ampel hat im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ein Ausbauziel für 2030 auf je 107.500 MW für Dach- und für Freiflächen-PV angesetzt − eine der Maßnahmen für ein klimaneutrales Stromerzeugungssystem. Bis 2040 sollen diese installierten Leistungen fast auf zweimal 200.000 MW verdoppelt werden. Bisher sind insgesamt 73.800 MW Photovoltaik am Netz.

Die drei politischen Botschaften

Dass das technische Potenzial also doppelt so groß sei wie zur Zielerreichung erforderlich, sei zwar „die gute Nachricht“, so Projektleiterin Hartz. Doch umgekehrt bedeute dies, dass jedes zweite geeignete Dach mit PV vollbelegt werden müsse. Bisher werde Dach-PV aber kleiner dimensioniert, um nur den Eigenverbrauch zu optimieren. Zudem würden Flächen Richtung Norden ausgespart.

„Das zeigt, wie wichtig Anreize für eine Vollbelegung sind“, sagte Hartz und formulierte damit die eine politische Botschaft der Studie, während der Bundestag das Solarpaket I berät.

Die zweite politische Botschaft war, dass eine „rein kostenbasierte“ nationale Solarstrategie darauf hinauslaufen würde, dass nur noch in der Freifläche Photovoltaikanlagen entstünden. Die Freifläche alleine könne aber erstens die im EEG vorgesehenen Ausbauziele nicht leisten und werfe wesentlich größere Akzeptanzprobleme und Nutzungskonflikte auf als ohnehin schon versiegelte Dachflächen. Auf gut Deutsch: Die Dach-PV solle weiterhin höher gefördert werden als die frei stehenden Anlagen, die nur in wettbewerblichen Ausschreibungen Fördersätze erlangen können.

Die dritte Empfehlung an den Bundestag ergibt sich für Agora aus dem Gefälle unter den Bundesländern, wie viel ihres Dach-Potenzials sie bereits ausgeschöpft haben. „Die drei Stadtstaaten sind mit Abstand die Schlusslichter“, sagte Katharina Hartz. Sie haben bisher nur 2 bis 3,2 Prozent ihrer technischen Möglichkeiten genutzt. Die Flächenländer rangieren dagegen zwischen 15,9 Prozent in Bayern und 8 Prozent im Saarland.

Hartz führte die Unterschiede darauf zurück, dass Wohngebäude in den Stadtstaaten nur zu einem relativ geringen Teil von ihren Eigentümern genutzt werden. Auf ihren Dächern wäre also nur Mieterstrom möglich. Hartz folgerte daraus: „Wichtig ist, dass das Solarpaket beim Mieterstrom Abhilfe schafft“, sprich, höhere Anreize als bisher schafft.

Die Ergebnisse der Studie seien aber auch für Energiesystem-Modellierer etwa bei den Stromnetzbetreibern interessant, die bisher stark pauschalisierende Ausbauszenarien mit großen Unschärfefaktoren annehmen mussten. Jetzt haben sie wenigstens das Dach-PV-Potenzial postleitzahlenscharf schwarz auf weiß.

Dachflächen so groß wie drei Bundesländer

Dachflächen machen Projektleiterin Hartz zufolge 2 Prozent der Bundesfläche aus oder zweieinhalbmal die Fläche des Saarlandes. Davon sind wie erwähnt 60 Prozent technisch geeignet. Dies entspricht der Fläche des Saarlandes, von Berlin und Hamburg zusammengenommen. Ein Viertel der geeigneten Dachflächen stammt von großen Dächern mit mehr als 100 Quadratmetern von Logistikern, Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft.

Ein paar Schlaglichter zur Methodik der Studie:
  • Ob sich der Netzanschluss für die potenziellen PV-Anlagen eignet, wurde nicht untersucht.
  • Ebenfalls gab es keinen Potenzialabzug für den Denkmalschutz. Kai Mainzer von Greenventory hielt dies für vertretbar, weil die Behörden für PV auf oder neben Denkmälern „offener“ würden, auch wenn dieses Ausschlusskriterium „wahrscheinlich nicht komplett verschwinden wird“.
  • Umgekehrt wurde weder das Potenzial des künftigen Gebäude-Neubaus noch jenes der Fassaden-PV berücksichtigt. Letzteres wäre aber, so Kai Mainzer, mit einer Methodenerweiterung wissenschaftlich möglich.

Montag, 6.11.2023, 16:54 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Photovoltaik - Studie: Dächer wären für PV-Ziel 2040 mehr als genug da
Quelle: Fotolia / KB3
Photovoltaik
Studie: Dächer wären für PV-Ziel 2040 mehr als genug da
Agora Energiewende und Greenventory haben erstmals sozusagen ein bundesweites Solarkataster für Dachflächen erstellt. Ergebnis: Das nationale Dach-PV-Ziel ist realistisch, aber ...
Auf Deutschlands Dächern gibt es ein technisches Potenzial für 409.000 MW Photovoltaik-Anlagen. Das ist gut das Doppelte jener installierten Leistung von 200.000 MW, die die Ampelkoalition für 2040 für die Aufdach-PV geplant hat.

Das sind Ergebnisse einer satelliten- und KI-gestützten Studie namens „Solarstrom vom Dach“, die die Denkfabrik Agora Energiewende am 6. November mit den Erneuerbaren-Beratern von Greenventory vorgestellt hat. Die Partner haben die Ausbaupotenziale bis auf die Postleitzahlen-Ebene herunter ermittelt. Eine solch detaillierte Untersuchung zum Dach-PV-Potenzial hat es bislang bestenfalls auf lokaler Ebene („Solarkataster“) gegeben.

Laut Katharina Hartz, Projektleiterin der Studie, eignen sich 60 Prozent der Dachflächen technisch für Solaranlagen, nach Abzug zu kleiner oder statisch ungeeigneter Dächer sowie von „Störelementen“ wie Dachfenstern, Gauben oder Schornsteinen, die eine KI auf Satellitenbildern mit einer Auflösung von 20 Zentimetern pro Bildpunkt erkannte.
 
Katharina Hartz, Projektreferentin bei Agora Energiewende
Quelle: E&M / Georg Eble
 

Die Ampel hat im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ein Ausbauziel für 2030 auf je 107.500 MW für Dach- und für Freiflächen-PV angesetzt − eine der Maßnahmen für ein klimaneutrales Stromerzeugungssystem. Bis 2040 sollen diese installierten Leistungen fast auf zweimal 200.000 MW verdoppelt werden. Bisher sind insgesamt 73.800 MW Photovoltaik am Netz.

Die drei politischen Botschaften

Dass das technische Potenzial also doppelt so groß sei wie zur Zielerreichung erforderlich, sei zwar „die gute Nachricht“, so Projektleiterin Hartz. Doch umgekehrt bedeute dies, dass jedes zweite geeignete Dach mit PV vollbelegt werden müsse. Bisher werde Dach-PV aber kleiner dimensioniert, um nur den Eigenverbrauch zu optimieren. Zudem würden Flächen Richtung Norden ausgespart.

„Das zeigt, wie wichtig Anreize für eine Vollbelegung sind“, sagte Hartz und formulierte damit die eine politische Botschaft der Studie, während der Bundestag das Solarpaket I berät.

Die zweite politische Botschaft war, dass eine „rein kostenbasierte“ nationale Solarstrategie darauf hinauslaufen würde, dass nur noch in der Freifläche Photovoltaikanlagen entstünden. Die Freifläche alleine könne aber erstens die im EEG vorgesehenen Ausbauziele nicht leisten und werfe wesentlich größere Akzeptanzprobleme und Nutzungskonflikte auf als ohnehin schon versiegelte Dachflächen. Auf gut Deutsch: Die Dach-PV solle weiterhin höher gefördert werden als die frei stehenden Anlagen, die nur in wettbewerblichen Ausschreibungen Fördersätze erlangen können.

Die dritte Empfehlung an den Bundestag ergibt sich für Agora aus dem Gefälle unter den Bundesländern, wie viel ihres Dach-Potenzials sie bereits ausgeschöpft haben. „Die drei Stadtstaaten sind mit Abstand die Schlusslichter“, sagte Katharina Hartz. Sie haben bisher nur 2 bis 3,2 Prozent ihrer technischen Möglichkeiten genutzt. Die Flächenländer rangieren dagegen zwischen 15,9 Prozent in Bayern und 8 Prozent im Saarland.

Hartz führte die Unterschiede darauf zurück, dass Wohngebäude in den Stadtstaaten nur zu einem relativ geringen Teil von ihren Eigentümern genutzt werden. Auf ihren Dächern wäre also nur Mieterstrom möglich. Hartz folgerte daraus: „Wichtig ist, dass das Solarpaket beim Mieterstrom Abhilfe schafft“, sprich, höhere Anreize als bisher schafft.

Die Ergebnisse der Studie seien aber auch für Energiesystem-Modellierer etwa bei den Stromnetzbetreibern interessant, die bisher stark pauschalisierende Ausbauszenarien mit großen Unschärfefaktoren annehmen mussten. Jetzt haben sie wenigstens das Dach-PV-Potenzial postleitzahlenscharf schwarz auf weiß.

Dachflächen so groß wie drei Bundesländer

Dachflächen machen Projektleiterin Hartz zufolge 2 Prozent der Bundesfläche aus oder zweieinhalbmal die Fläche des Saarlandes. Davon sind wie erwähnt 60 Prozent technisch geeignet. Dies entspricht der Fläche des Saarlandes, von Berlin und Hamburg zusammengenommen. Ein Viertel der geeigneten Dachflächen stammt von großen Dächern mit mehr als 100 Quadratmetern von Logistikern, Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft.

Ein paar Schlaglichter zur Methodik der Studie:
  • Ob sich der Netzanschluss für die potenziellen PV-Anlagen eignet, wurde nicht untersucht.
  • Ebenfalls gab es keinen Potenzialabzug für den Denkmalschutz. Kai Mainzer von Greenventory hielt dies für vertretbar, weil die Behörden für PV auf oder neben Denkmälern „offener“ würden, auch wenn dieses Ausschlusskriterium „wahrscheinlich nicht komplett verschwinden wird“.
  • Umgekehrt wurde weder das Potenzial des künftigen Gebäude-Neubaus noch jenes der Fassaden-PV berücksichtigt. Letzteres wäre aber, so Kai Mainzer, mit einer Methodenerweiterung wissenschaftlich möglich.

Montag, 6.11.2023, 16:54 Uhr
Georg Eble

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