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Energie & Management > E-World - Speicher, Wasserstoff und CCS
Quelle: Fotolia / PhotographyByMK
E-World

Speicher, Wasserstoff und CCS

Klimaneutralität 2045 ist möglich − aber dafür muss Deutschand auf eine Kombination aller technischen Möglichkeiten setzen.
Ist die Klimaneutralität bis 2045 zu schaffen? Wer beim „Führungstreffen Energie“ am Vortag der diesjährigen Fachmesse "E-world" kontroverse Einschätzungen zu dieser Frage bei einer Podiumsdiskussion erwartet hatte, erlebte überraschenderweise eine große Einigkeit.

Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie, Prof. Michael Sterner, Experte für Energiespeicher und Energiesysteme an der OTH Regensburg, und Holger Kreetz, zuständig für das operative Geschäft bei der derzeit verstaatlichten Uniper SE, hielten diesen Zeitplan für realistisch. Einzig bei Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer beim Wirtschaftsverband Fuels und Energie e.V., klangen leichte Zweifel an.

Damit es nicht beim Wunschdenken bleibt, müssen nach Energie-Professor Sterner „alle technischen Möglichkeiten“ genutzt werden. Dass der gebürtige Niederbayer angesichts seines Lehrstuhls dabei vor allem auf Speichertechnologien setzt, liegt auf der Hand: „Wir können noch so viele Wind- und Solarenergieanlagen bauen, ohne eine ausreichende Speicherinfrastruktur ist weder die Energiewende noch die Dekarbonisierung zu schaffen."
 
Diskutierten über den Zeitplan bis zur Klimaneutralität: (von links) Christian Küchen (en2x), Holger Kreetz (Uniper), Michael Sterner (OTH Regensburg), und Michael Bauchmüller (SZ). Simone Peter (BEE) war digital zugeschaltet.
Quelle: Volker Stephan

Die Anfänge für einen Speicher-Hochlauf sieht Sterner durchaus geschafft: Nach seinen Recherchen gibt es derzeit 650.000 private Hausspeicher und reichlich Industriespeicher mit einer Gesamtleistung von 4.300  MW, mit denen sich mehr als 7,5 Milliarden kWh Strom zwischenspeichern lassen. Hinzu kommt noch in den immer zahlreicher rollenden E-Autos ein Volumen von 65 Millionen kWh. „Dieses Potenzial wird bislang in Gänze wenig genutzt, schon gar nicht in flexibler Fahrweise“, so Sterner.

Blauer Wasserstoff ist für den BEE keine Option

Bekanntlich ist auch Wasserstoff ein Speichermedium. Deshalb plädierte der OTH-Professor für einen schnellen Ausbau der Wasserstoffwirtschaft. Dass Wasserstoff mitunter als (teurer) Champagner der Energiewende gebrandmarkt wird, ließ Sterner nicht gelten: „Wir hatten bei der Photovoltaik vor 20 Jahren die gleichen Diskussionen, zu teuer, zu ineffizient, zu wenig nachhaltig. Heute ist Solarstrom konkurrenzfähig. Die gleiche Entwicklung erwartete ich beim Wasserstoff.“

Gegen diese Entwicklung hätte BEE-Präsidentin Simone Peter nichts einzuwenden. Für sie kommt es darauf an, dass der Wasserstoff einerseits grün sei und anderseits weitestgehend aus deutschen Landen komme: „Wir müssen die Wertschöpfung beim Wasserstoff in Deutschland behalten, weil das hierzulande Arbeitsplätze schafft.“ Eine klare Absage erteilte Peter den Forderungen aus Industrie und Teilen der Energiewirtschaft, dass beim H2-Hochlauf auch blauer Wasserstoff eingesetzt werden soll: „Unsere Devise beim Wasserstoff lautet Grün oder gar nicht.“

Dass eine großdimensionierte Produktion von blauem Wasserstoff hierzulande wieder eine Debatte um die Gefahren der unterirdischen Lagerung des abgetrennten Kohlendioxids auslösen dürfte, gehört zu den Herausforderungen der Dekarbonisierung. Die Widerstände gegen die Carbon Capture und Storage (CCS)-Technologie, die es in den Nuller-Jahren gegeben hat, sind legendär. Wohl auch deshalb hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vor einigen Wochen versucht, mögliche CCS-Lagerstätten in Norwegen auszuloten.

Dass es solche CO2-Speicher eines Tages in Norddeutschland geben wird, hält Speicher-Professor Sterner für eher unwahrscheinlich: „Ich sehe da eher die Gas-Upstream-Länder in der Pflicht, wo die entsprechenden Bohrungen gleich auch für die Verpressung genutzt werden sollten.“

Montag, 22.05.2023, 17:28 Uhr
Ralf Köpke
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Quelle: Fotolia / PhotographyByMK
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Speicher, Wasserstoff und CCS
Klimaneutralität 2045 ist möglich − aber dafür muss Deutschand auf eine Kombination aller technischen Möglichkeiten setzen.
Ist die Klimaneutralität bis 2045 zu schaffen? Wer beim „Führungstreffen Energie“ am Vortag der diesjährigen Fachmesse "E-world" kontroverse Einschätzungen zu dieser Frage bei einer Podiumsdiskussion erwartet hatte, erlebte überraschenderweise eine große Einigkeit.

Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie, Prof. Michael Sterner, Experte für Energiespeicher und Energiesysteme an der OTH Regensburg, und Holger Kreetz, zuständig für das operative Geschäft bei der derzeit verstaatlichten Uniper SE, hielten diesen Zeitplan für realistisch. Einzig bei Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer beim Wirtschaftsverband Fuels und Energie e.V., klangen leichte Zweifel an.

Damit es nicht beim Wunschdenken bleibt, müssen nach Energie-Professor Sterner „alle technischen Möglichkeiten“ genutzt werden. Dass der gebürtige Niederbayer angesichts seines Lehrstuhls dabei vor allem auf Speichertechnologien setzt, liegt auf der Hand: „Wir können noch so viele Wind- und Solarenergieanlagen bauen, ohne eine ausreichende Speicherinfrastruktur ist weder die Energiewende noch die Dekarbonisierung zu schaffen."
 
Diskutierten über den Zeitplan bis zur Klimaneutralität: (von links) Christian Küchen (en2x), Holger Kreetz (Uniper), Michael Sterner (OTH Regensburg), und Michael Bauchmüller (SZ). Simone Peter (BEE) war digital zugeschaltet.
Quelle: Volker Stephan

Die Anfänge für einen Speicher-Hochlauf sieht Sterner durchaus geschafft: Nach seinen Recherchen gibt es derzeit 650.000 private Hausspeicher und reichlich Industriespeicher mit einer Gesamtleistung von 4.300  MW, mit denen sich mehr als 7,5 Milliarden kWh Strom zwischenspeichern lassen. Hinzu kommt noch in den immer zahlreicher rollenden E-Autos ein Volumen von 65 Millionen kWh. „Dieses Potenzial wird bislang in Gänze wenig genutzt, schon gar nicht in flexibler Fahrweise“, so Sterner.

Blauer Wasserstoff ist für den BEE keine Option

Bekanntlich ist auch Wasserstoff ein Speichermedium. Deshalb plädierte der OTH-Professor für einen schnellen Ausbau der Wasserstoffwirtschaft. Dass Wasserstoff mitunter als (teurer) Champagner der Energiewende gebrandmarkt wird, ließ Sterner nicht gelten: „Wir hatten bei der Photovoltaik vor 20 Jahren die gleichen Diskussionen, zu teuer, zu ineffizient, zu wenig nachhaltig. Heute ist Solarstrom konkurrenzfähig. Die gleiche Entwicklung erwartete ich beim Wasserstoff.“

Gegen diese Entwicklung hätte BEE-Präsidentin Simone Peter nichts einzuwenden. Für sie kommt es darauf an, dass der Wasserstoff einerseits grün sei und anderseits weitestgehend aus deutschen Landen komme: „Wir müssen die Wertschöpfung beim Wasserstoff in Deutschland behalten, weil das hierzulande Arbeitsplätze schafft.“ Eine klare Absage erteilte Peter den Forderungen aus Industrie und Teilen der Energiewirtschaft, dass beim H2-Hochlauf auch blauer Wasserstoff eingesetzt werden soll: „Unsere Devise beim Wasserstoff lautet Grün oder gar nicht.“

Dass eine großdimensionierte Produktion von blauem Wasserstoff hierzulande wieder eine Debatte um die Gefahren der unterirdischen Lagerung des abgetrennten Kohlendioxids auslösen dürfte, gehört zu den Herausforderungen der Dekarbonisierung. Die Widerstände gegen die Carbon Capture und Storage (CCS)-Technologie, die es in den Nuller-Jahren gegeben hat, sind legendär. Wohl auch deshalb hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vor einigen Wochen versucht, mögliche CCS-Lagerstätten in Norwegen auszuloten.

Dass es solche CO2-Speicher eines Tages in Norddeutschland geben wird, hält Speicher-Professor Sterner für eher unwahrscheinlich: „Ich sehe da eher die Gas-Upstream-Länder in der Pflicht, wo die entsprechenden Bohrungen gleich auch für die Verpressung genutzt werden sollten.“

Montag, 22.05.2023, 17:28 Uhr
Ralf Köpke

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