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Energie & Management > Photovoltaik - PV-Unternehmen rüffeln Branchenverband
Quelle: Shutterstock / kittipong sirirattatanon
Photovoltaik

PV-Unternehmen rüffeln Branchenverband

Der Solarverband BSW stößt mit seiner Forderung nach einem „Resilienzbonus“ für Unternehmen in der Branche auf Kritik. Ein PV-Start Up verlässt die Lobby-Organisation.
Bremst der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) Unternehmen aus, die er eigentlich vertreten sollte? Die Forderung des BSW nach Subventionen für heimische PV-Modulhersteller sorgt bei einer Reihe von Unternehmen in der Branche für Unmut. Das Hamburger PV-Start-up 1-Komma-5-Grad ist so verärgert, dass es aus dem Verband ausgetreten ist. Und in einer Pressemitteilung seinem Ärger Luft macht.

„Subventionen in dieser Form würden nur einzelnen Firmen kurzfristig helfen, während der nachhaltige Aufbau einer Solarmodul-Industrie in Deutschland sogar eingebremst werden würde“, kritisiert der Chef des Start-ups, das selbst PV-Module herstellt. Der Bonus, so Philipp Schröder, würde zu einem „Monopol einzelner Hersteller führen“. Zudem würde die Subventionierung heimischer Produktion „zusätzliche Kosten für Steuerzahler von geschätzt 700 Millionen Euro je Gigawatt Leistung bedeuten“. Auf EU-Ebene gebe es bereits eine Absage an diese Art von Förderung, so Schröder.

BSW verteidigt „Kompromiss“

Schröder befürchtet, dass dieser Produktionsbonus die Ansiedlung neuer Modul-Produzenten behindern würde, wenn diese beispielsweise noch auf einzelne Teile entlang der Wertschöpfung außerhalb Europas angewiesen seien. Die gesamte Wertschöpfungskette aus dem Stand abzubilden, sei für neue Produzenten „in Europa faktisch und praktisch unmöglich“. Der Bonus, so Schröder weiter, würde den Wettbewerb verzerren, „da potenzielle neue europäische Modul-Produzenten in Konkurrenz mit einzelnen stark geförderten Anbietern stünden“. Auch sein Unternehmen könne nicht in eine Modulproduktion investieren, „wenn man während der Hochlaufphase bei Endkunden-Förderungen gegenüber dem Wettbewerber benachteiligt wird”.

Der BSW bedauert den Austritt des Hamburger Unternehmens, sieht aber keinen Anlass, an seiner Position etwas zu ändern. Die Rede ist von einem erforderlichen Kompromiss. „Beim Thema Resilienz besteht ein Kompromiss darin, dass sich der BSW-Solar mit Nachdruck gegen die Einführung von Zöllen und Handelsbarrieren einsetzt, auf der anderen Seite aber für einen befristeten Zeitraum und einen Teil des EEG-Fördervolumens die Einführung von Resilienzboni und -auktionen empfiehlt“, erklärt Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Damit solle europäischen Herstellern während der Ramp-Up-Phase ihrer Solarfabriken der Weg zu einer internationalen Wettbewerbsfähigkeit erleichtern werden.

Enpal: „Erneutes Chaos im Markt“

Dieser Kompromiss sei „einstimmig vom BSW-Vorstand und Vertretern aller Wertschöpfungsstufen getragen“, so der Verbandschef. Auch würde die Bundesregierung mit der Einführung einer Resilienz-Komponente „lediglich einer Regelung vorgreifen, die zu Beginn der Woche von der EU entschieden wurde“, sagt er und verweist auf den Net-Zero-Industry-Act.

Offene Kritik am Resilienzbonus kommt auch von dem Unternehmen Enpal. Der aktuell vorgesehene Aufschlag auf die Einspeisevergütung beim Kauf europäischer Solarmodule führe zu Fehlanreizen auf dem Solarmarkt, heißt es. Kunden würden bestehende Aufträge stornieren und auf die Verfügbarkeit der geförderten Module warten. Der darauf folgende Einbruch der Nachfrage würde die Existenz vieler Solarbetriebe gefährden, meint Enpal. „Es ist keine Zeit für Experimente am Solarmarkt. Die direkte Folge des sogenannten Resilienzbonus ist ein erneutes Chaos im Markt zulasten der Verbraucher und des Handwerks”, so Firmenchef Mario Kohle.

Enpal und 1-Komma-5-Grad sind offenbar nicht die einzigen Unternehmen, die den geplanten Bonus für kontraproduktiv halten. Auch etwa Entwickler von Photovoltaik-Freiflächenanlagen und Hardware-Produzenten lehnen die selektive Finanzspritze dem Vernehmen nach ab.

Montag, 12.02.2024, 17:27 Uhr
Manfred Fischer
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PV-Unternehmen rüffeln Branchenverband
Der Solarverband BSW stößt mit seiner Forderung nach einem „Resilienzbonus“ für Unternehmen in der Branche auf Kritik. Ein PV-Start Up verlässt die Lobby-Organisation.
Bremst der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) Unternehmen aus, die er eigentlich vertreten sollte? Die Forderung des BSW nach Subventionen für heimische PV-Modulhersteller sorgt bei einer Reihe von Unternehmen in der Branche für Unmut. Das Hamburger PV-Start-up 1-Komma-5-Grad ist so verärgert, dass es aus dem Verband ausgetreten ist. Und in einer Pressemitteilung seinem Ärger Luft macht.

„Subventionen in dieser Form würden nur einzelnen Firmen kurzfristig helfen, während der nachhaltige Aufbau einer Solarmodul-Industrie in Deutschland sogar eingebremst werden würde“, kritisiert der Chef des Start-ups, das selbst PV-Module herstellt. Der Bonus, so Philipp Schröder, würde zu einem „Monopol einzelner Hersteller führen“. Zudem würde die Subventionierung heimischer Produktion „zusätzliche Kosten für Steuerzahler von geschätzt 700 Millionen Euro je Gigawatt Leistung bedeuten“. Auf EU-Ebene gebe es bereits eine Absage an diese Art von Förderung, so Schröder.

BSW verteidigt „Kompromiss“

Schröder befürchtet, dass dieser Produktionsbonus die Ansiedlung neuer Modul-Produzenten behindern würde, wenn diese beispielsweise noch auf einzelne Teile entlang der Wertschöpfung außerhalb Europas angewiesen seien. Die gesamte Wertschöpfungskette aus dem Stand abzubilden, sei für neue Produzenten „in Europa faktisch und praktisch unmöglich“. Der Bonus, so Schröder weiter, würde den Wettbewerb verzerren, „da potenzielle neue europäische Modul-Produzenten in Konkurrenz mit einzelnen stark geförderten Anbietern stünden“. Auch sein Unternehmen könne nicht in eine Modulproduktion investieren, „wenn man während der Hochlaufphase bei Endkunden-Förderungen gegenüber dem Wettbewerber benachteiligt wird”.

Der BSW bedauert den Austritt des Hamburger Unternehmens, sieht aber keinen Anlass, an seiner Position etwas zu ändern. Die Rede ist von einem erforderlichen Kompromiss. „Beim Thema Resilienz besteht ein Kompromiss darin, dass sich der BSW-Solar mit Nachdruck gegen die Einführung von Zöllen und Handelsbarrieren einsetzt, auf der anderen Seite aber für einen befristeten Zeitraum und einen Teil des EEG-Fördervolumens die Einführung von Resilienzboni und -auktionen empfiehlt“, erklärt Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Damit solle europäischen Herstellern während der Ramp-Up-Phase ihrer Solarfabriken der Weg zu einer internationalen Wettbewerbsfähigkeit erleichtern werden.

Enpal: „Erneutes Chaos im Markt“

Dieser Kompromiss sei „einstimmig vom BSW-Vorstand und Vertretern aller Wertschöpfungsstufen getragen“, so der Verbandschef. Auch würde die Bundesregierung mit der Einführung einer Resilienz-Komponente „lediglich einer Regelung vorgreifen, die zu Beginn der Woche von der EU entschieden wurde“, sagt er und verweist auf den Net-Zero-Industry-Act.

Offene Kritik am Resilienzbonus kommt auch von dem Unternehmen Enpal. Der aktuell vorgesehene Aufschlag auf die Einspeisevergütung beim Kauf europäischer Solarmodule führe zu Fehlanreizen auf dem Solarmarkt, heißt es. Kunden würden bestehende Aufträge stornieren und auf die Verfügbarkeit der geförderten Module warten. Der darauf folgende Einbruch der Nachfrage würde die Existenz vieler Solarbetriebe gefährden, meint Enpal. „Es ist keine Zeit für Experimente am Solarmarkt. Die direkte Folge des sogenannten Resilienzbonus ist ein erneutes Chaos im Markt zulasten der Verbraucher und des Handwerks”, so Firmenchef Mario Kohle.

Enpal und 1-Komma-5-Grad sind offenbar nicht die einzigen Unternehmen, die den geplanten Bonus für kontraproduktiv halten. Auch etwa Entwickler von Photovoltaik-Freiflächenanlagen und Hardware-Produzenten lehnen die selektive Finanzspritze dem Vernehmen nach ab.

Montag, 12.02.2024, 17:27 Uhr
Manfred Fischer

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