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Energie & Management > Regenerative - PPA-Krise überwunden
Quelle: Fotolia / Simon Kraus
Regenerative

PPA-Krise überwunden

Anbieter und Kunden im PPA-Markt blicken optimistisch in die Zukunft, auch wenn die Strompreisbremse ihre Spuren hinterlassen hat.
Der Markt für Power Purchase Agreements hat Auswirkungen der Strompreisbremse deutlich gespürt. Dies ist eine der Erkenntnisse aus dem aktuellen PPA-Barometer, das E&M zusammen mit dem Berliner Beratungsunternehmen Enervis Energy Advisors erstellt hat. Es ist die mittlerweile fünfte Dokumentation des hierzulande an Bedeutung gewinnenden PPA-Geschäfts.

"Die Strompreisbremse hat vor allem den Markt für Kurzläufer-PPA von ein bis zwei Jahren seit Herbst 2022 praktisch zum Erliegen gebracht", sagt Nicolai Herrmann, langjähriger Marktkenner bei Enervis. Er rechnet zwar wieder mit einer Belebung nach dem Auslaufen der Abschöpfungsregelung. Doch die Zeiten sehr hoher Preise im Strom-Terminmarkt seien vorerst vorbei.

Herrmann berichtet von Marktakteuren, die davon ausgehen, dass ein erheblicher Anteil des Zubaus bei den erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren durch PPA und ohne Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erfolgen wird. Gestützt wird diese Erwartung von der Ankündigung des Projektentwicklers Move On Energy, im Herbst dieses Jahres im Landkreis Leipzig den bundesweit größten Solarpark mit einer Leistung von 650 MW in Betrieb zu nehmen.

Gleichzeitig warnt Herrmann jedoch vor allzu großer Euphorie: "Es darf nicht übersehen werden, dass es auch einige hemmende Faktoren gibt. Allen voran das wieder deutlich gesunkene Preisniveau in den Strommärkten. Aber auch die EEG-Ausschreibungen sind durch deutlich gestiegene Höchstwerte und die sehr großen Ausschreibungsvolumina ein attraktiver Marktplatz, der teils in Konkurrenz zum Abschluss von PPA steht."

Grüner Strom für die Elektrolyse

Katharina Doyle vom Projektentwickler Abo Wind in Wiesbaden spricht vor diesem Hintergrund von einem "gezügelten Appetit" auf neue PPA-Verträge. Außerdem führe die Diskussion um einen Industriestrompreis in Deutschland zu einem "wenig hilfreichen Abwarten".

Wirklich hilfreich wäre dagegen ein Blick nach Frankreich. Dort bürgt die Regierung für jene Industrie- und Gewerbebetriebe, die langfristige Stromabnahmeverträge mit Wind- oder Solarparks schließen. „Eine solche Absicherung würde dem PPA-Geschäft hierzulande sicherlich zu einem neuen Aufschwung verhelfen“, betont Doyle. Darüber hinaus hält sie Standardverträge für eine gute Möglichkeit, die immer noch hohe Komplexität von PPA zu reduzieren. Laut Enervis-Experte Hartmann ist dies auch der Grund, warum Vermittlungsplattformen noch keine wesentliche Rolle beim Abschluss der Verträge spielen.

Nach Ansicht von Daniel Parsons, der die PPA-Abteilung bei Baywa Re leitet, ergeben solche Plattformen durchaus einen Sinn, etwa für eine erste Kontaktaufnahme. Zunächst seien individuell verhandelte Kontrakte aber noch der "Standard".

Dem aktuellen PPA-Barometer zufolge erwartet das Gros der Marktteilnehmer eine steigende Zahl von Corporate PPA. "Die Nachfrage nach grünem Strom aus konkret nachzuverfolgenden Produktionsanlagen macht PPA für die Industrie attraktiv und notwendig", so Nicolai Herrmann. Dieser Trend zeige sich deutlich in der PPA-Beratung der letzten ein, zwei Jahre. Die Nachfrage beschränke sich allerdings nicht nur auf die Energielieferung. "Wir haben viele Kunden, die wollen, dass wir als Lieferant auch für die Prognose und die Ausgleichsenergie zuständig sind", berichtet Regina Klement, die den Vertrieb der Getec Energie leitet.

Und noch ein Trend zeichnet sich ab: Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft mit der Nachfrage nach grünem Strom für die Elektrolyse könnte für das PPA-Geschäft sehr interessant werden.

Das vollständige PPA-Barometer 2023 ist in der August-Printausgabe von Energie & Management veröffentlicht.

Donnerstag, 27.07.2023, 15:55 Uhr
Fritz Wilhelm
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PPA-Krise überwunden
Anbieter und Kunden im PPA-Markt blicken optimistisch in die Zukunft, auch wenn die Strompreisbremse ihre Spuren hinterlassen hat.
Der Markt für Power Purchase Agreements hat Auswirkungen der Strompreisbremse deutlich gespürt. Dies ist eine der Erkenntnisse aus dem aktuellen PPA-Barometer, das E&M zusammen mit dem Berliner Beratungsunternehmen Enervis Energy Advisors erstellt hat. Es ist die mittlerweile fünfte Dokumentation des hierzulande an Bedeutung gewinnenden PPA-Geschäfts.

"Die Strompreisbremse hat vor allem den Markt für Kurzläufer-PPA von ein bis zwei Jahren seit Herbst 2022 praktisch zum Erliegen gebracht", sagt Nicolai Herrmann, langjähriger Marktkenner bei Enervis. Er rechnet zwar wieder mit einer Belebung nach dem Auslaufen der Abschöpfungsregelung. Doch die Zeiten sehr hoher Preise im Strom-Terminmarkt seien vorerst vorbei.

Herrmann berichtet von Marktakteuren, die davon ausgehen, dass ein erheblicher Anteil des Zubaus bei den erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren durch PPA und ohne Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erfolgen wird. Gestützt wird diese Erwartung von der Ankündigung des Projektentwicklers Move On Energy, im Herbst dieses Jahres im Landkreis Leipzig den bundesweit größten Solarpark mit einer Leistung von 650 MW in Betrieb zu nehmen.

Gleichzeitig warnt Herrmann jedoch vor allzu großer Euphorie: "Es darf nicht übersehen werden, dass es auch einige hemmende Faktoren gibt. Allen voran das wieder deutlich gesunkene Preisniveau in den Strommärkten. Aber auch die EEG-Ausschreibungen sind durch deutlich gestiegene Höchstwerte und die sehr großen Ausschreibungsvolumina ein attraktiver Marktplatz, der teils in Konkurrenz zum Abschluss von PPA steht."

Grüner Strom für die Elektrolyse

Katharina Doyle vom Projektentwickler Abo Wind in Wiesbaden spricht vor diesem Hintergrund von einem "gezügelten Appetit" auf neue PPA-Verträge. Außerdem führe die Diskussion um einen Industriestrompreis in Deutschland zu einem "wenig hilfreichen Abwarten".

Wirklich hilfreich wäre dagegen ein Blick nach Frankreich. Dort bürgt die Regierung für jene Industrie- und Gewerbebetriebe, die langfristige Stromabnahmeverträge mit Wind- oder Solarparks schließen. „Eine solche Absicherung würde dem PPA-Geschäft hierzulande sicherlich zu einem neuen Aufschwung verhelfen“, betont Doyle. Darüber hinaus hält sie Standardverträge für eine gute Möglichkeit, die immer noch hohe Komplexität von PPA zu reduzieren. Laut Enervis-Experte Hartmann ist dies auch der Grund, warum Vermittlungsplattformen noch keine wesentliche Rolle beim Abschluss der Verträge spielen.

Nach Ansicht von Daniel Parsons, der die PPA-Abteilung bei Baywa Re leitet, ergeben solche Plattformen durchaus einen Sinn, etwa für eine erste Kontaktaufnahme. Zunächst seien individuell verhandelte Kontrakte aber noch der "Standard".

Dem aktuellen PPA-Barometer zufolge erwartet das Gros der Marktteilnehmer eine steigende Zahl von Corporate PPA. "Die Nachfrage nach grünem Strom aus konkret nachzuverfolgenden Produktionsanlagen macht PPA für die Industrie attraktiv und notwendig", so Nicolai Herrmann. Dieser Trend zeige sich deutlich in der PPA-Beratung der letzten ein, zwei Jahre. Die Nachfrage beschränke sich allerdings nicht nur auf die Energielieferung. "Wir haben viele Kunden, die wollen, dass wir als Lieferant auch für die Prognose und die Ausgleichsenergie zuständig sind", berichtet Regina Klement, die den Vertrieb der Getec Energie leitet.

Und noch ein Trend zeichnet sich ab: Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft mit der Nachfrage nach grünem Strom für die Elektrolyse könnte für das PPA-Geschäft sehr interessant werden.

Das vollständige PPA-Barometer 2023 ist in der August-Printausgabe von Energie & Management veröffentlicht.

Donnerstag, 27.07.2023, 15:55 Uhr
Fritz Wilhelm

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