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Energie & Management > Photovoltaik - Österreichs Netzbetreiber fordern Einspeisebegrenzung für PV
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Photovoltaik

Österreichs Netzbetreiber fordern Einspeisebegrenzung für PV

Die Kapazität, mit der Photovoltaikanlagen Strom ins Netz einspeisen, sollte auf 70 Prozent der Nennleistung begrenzt werden. Damit ließe sich im Summe mehr Ökostrom integrieren.
Österreichs Verteilernetzbetreiber wollen die Einspeiseleistung von Photovoltaikanlagen generell auf 70 Prozent der Nennleistung begrenzen. Das bestätigte der Geschäftsführer der Netz Niederösterreich GmbH, Werner Hengst, bei einem Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit am 15. Juni.

Auf Nachfrage der Redaktion konstatierte Hengst, der PV-Ausbau erfolge derart rasch und massiv, dass eine solche „dynamische Leistungsregelung“ aus Gründen der Netzsicherheit unverzichtbar sei. Hengst ergänzte, für ihre Eigenstromerzeugung könnten die Anlagenbetreiber selbstverständlich die volle installierte Leistung nutzen. Lediglich die für die Einspeisung ins Netz verwendete Kapazität solle reduziert werden.

Die dadurch entstehenden Verluste für die Ökostromerzeuger würden sich laut Hengst in Grenzen halten: „Höchstens 5 Prozent der jährlichen Stromproduktion von PV-Anlagen fallen im Leistungsbereich zwischen 70 und 100 Prozent an.“ Faktisch würde die Leistungsbegrenzung somit ohnehin nur für wenige Stunden pro Jahr schlagend.

Außerdem wäre es mithilfe der „dynamischen Leistungsregelung“ möglich, erheblich mehr PV-Anlagen in die Netze zu integrieren, ohne diese ertüchtigen zu müssen. Werde beispielsweise die Einspeiseleistung von Kleinanlagen von 6 kW auf 4 kW verringert, „könnten wir statt 160.000 Anlagen 250.000 anschließen.“

In Summe lasse sich damit um rund 45 Prozent mehr Ökostrom erzeugen. Rechtlich verankert werden müsste die „dynamische Leistungsregelung“ laut Hengst im Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ElWOG), der wesentlichsten Norm des österreichischen Elektrizitätsrechts.

Problem „Guerilla-PV“

Ein zunehmendes Problem ist Hengst zufolge die sogenannte „Guerilla-PV“. Dabei handelt es sich um Anlagen, die an das Netz angeschlossen, dem Netzbetreiber aber nicht gemeldet werden: „Das kann zu unzulässigen Netzrückwirkungen führen. Außerdem wird es für uns schwieriger, das Netz bedarfsgerecht und vorausschauend zu planen und auszubauen.“

In der Folge bestehe das Risiko von Spannungsanhebungen, die „zu unkontrollierten Abschaltungen bei ordnungsgemäß gemeldeten Anlagen führen“ können. Hengst appellierte daher an die Kunden sowie die Elektroinstallateure, die vorgeschriebenen Verfahren beim Anschluss von PV-Anlagen einzuhalten.

Regionale Speicher geplant

Hengst fügte hinzu, infolge der witterungsbedingt stark schwankenden Energieerzeugung von Ökostromanlagen gewinne das Thema Speicherung immer mehr an Bedeutung. Dies betreffe Batteriespeicher für den kurzfristigen Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch ebenso wie Power-to-Gas-Anlagen für die saisonale Speicherung elektrischer Energie.

Die Netz Niederösterreich plane Regionalspeicher im Mittel- und Niederspannungsnetz. Bei einer der Anlagen gehe es um eine Batterie mit einer Leistung von 1 MW sowie ein Speichervolumen von 5 MWh. Die Kosten bezifferte Hengst mit rund 2 bis 3 Millionen Euro. Weitere Details wollte er auf Nachfrage nicht nennen. Aufgrund der derzeitigen Rechtslage dürfen österreichische Netzbetreiber allerdings keine Stromspeicher betreiben. Auch diesbezüglich wären somit Anpassungen nötig.

Zur Frage des Energiesprechers der Sozialdemokraten (SPÖ) im Bundesparlament, Alois Schroll, ob die Probleme bei der Integration von PV-Anlagen auf einen mangelnden Netzausbau zurückzuführen seien, konstatierte Hengst: „Es gibt keinen fehlenden Netzausbau. Wir alleine verdreifachen bis 2030 unsere Kapazitäten.“ Allerdings erfolge der Ökostromausbau mit hoher Geschwindigkeit. Umso wichtiger sei die rasche Einführung der „dynamischen Leistungsregelung.“

Donnerstag, 15.06.2023, 13:24 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Photovoltaik - Österreichs Netzbetreiber fordern Einspeisebegrenzung für PV
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Photovoltaik
Österreichs Netzbetreiber fordern Einspeisebegrenzung für PV
Die Kapazität, mit der Photovoltaikanlagen Strom ins Netz einspeisen, sollte auf 70 Prozent der Nennleistung begrenzt werden. Damit ließe sich im Summe mehr Ökostrom integrieren.
Österreichs Verteilernetzbetreiber wollen die Einspeiseleistung von Photovoltaikanlagen generell auf 70 Prozent der Nennleistung begrenzen. Das bestätigte der Geschäftsführer der Netz Niederösterreich GmbH, Werner Hengst, bei einem Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit am 15. Juni.

Auf Nachfrage der Redaktion konstatierte Hengst, der PV-Ausbau erfolge derart rasch und massiv, dass eine solche „dynamische Leistungsregelung“ aus Gründen der Netzsicherheit unverzichtbar sei. Hengst ergänzte, für ihre Eigenstromerzeugung könnten die Anlagenbetreiber selbstverständlich die volle installierte Leistung nutzen. Lediglich die für die Einspeisung ins Netz verwendete Kapazität solle reduziert werden.

Die dadurch entstehenden Verluste für die Ökostromerzeuger würden sich laut Hengst in Grenzen halten: „Höchstens 5 Prozent der jährlichen Stromproduktion von PV-Anlagen fallen im Leistungsbereich zwischen 70 und 100 Prozent an.“ Faktisch würde die Leistungsbegrenzung somit ohnehin nur für wenige Stunden pro Jahr schlagend.

Außerdem wäre es mithilfe der „dynamischen Leistungsregelung“ möglich, erheblich mehr PV-Anlagen in die Netze zu integrieren, ohne diese ertüchtigen zu müssen. Werde beispielsweise die Einspeiseleistung von Kleinanlagen von 6 kW auf 4 kW verringert, „könnten wir statt 160.000 Anlagen 250.000 anschließen.“

In Summe lasse sich damit um rund 45 Prozent mehr Ökostrom erzeugen. Rechtlich verankert werden müsste die „dynamische Leistungsregelung“ laut Hengst im Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ElWOG), der wesentlichsten Norm des österreichischen Elektrizitätsrechts.

Problem „Guerilla-PV“

Ein zunehmendes Problem ist Hengst zufolge die sogenannte „Guerilla-PV“. Dabei handelt es sich um Anlagen, die an das Netz angeschlossen, dem Netzbetreiber aber nicht gemeldet werden: „Das kann zu unzulässigen Netzrückwirkungen führen. Außerdem wird es für uns schwieriger, das Netz bedarfsgerecht und vorausschauend zu planen und auszubauen.“

In der Folge bestehe das Risiko von Spannungsanhebungen, die „zu unkontrollierten Abschaltungen bei ordnungsgemäß gemeldeten Anlagen führen“ können. Hengst appellierte daher an die Kunden sowie die Elektroinstallateure, die vorgeschriebenen Verfahren beim Anschluss von PV-Anlagen einzuhalten.

Regionale Speicher geplant

Hengst fügte hinzu, infolge der witterungsbedingt stark schwankenden Energieerzeugung von Ökostromanlagen gewinne das Thema Speicherung immer mehr an Bedeutung. Dies betreffe Batteriespeicher für den kurzfristigen Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch ebenso wie Power-to-Gas-Anlagen für die saisonale Speicherung elektrischer Energie.

Die Netz Niederösterreich plane Regionalspeicher im Mittel- und Niederspannungsnetz. Bei einer der Anlagen gehe es um eine Batterie mit einer Leistung von 1 MW sowie ein Speichervolumen von 5 MWh. Die Kosten bezifferte Hengst mit rund 2 bis 3 Millionen Euro. Weitere Details wollte er auf Nachfrage nicht nennen. Aufgrund der derzeitigen Rechtslage dürfen österreichische Netzbetreiber allerdings keine Stromspeicher betreiben. Auch diesbezüglich wären somit Anpassungen nötig.

Zur Frage des Energiesprechers der Sozialdemokraten (SPÖ) im Bundesparlament, Alois Schroll, ob die Probleme bei der Integration von PV-Anlagen auf einen mangelnden Netzausbau zurückzuführen seien, konstatierte Hengst: „Es gibt keinen fehlenden Netzausbau. Wir alleine verdreifachen bis 2030 unsere Kapazitäten.“ Allerdings erfolge der Ökostromausbau mit hoher Geschwindigkeit. Umso wichtiger sei die rasche Einführung der „dynamischen Leistungsregelung.“

Donnerstag, 15.06.2023, 13:24 Uhr
Klaus Fischer

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