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Energie & Management > Stromspeicher - Neues Stromsystem braucht mehr Speicher
Quelle: Fotolia / malp
Stromspeicher

Neues Stromsystem braucht mehr Speicher

Ein Ausbau der Energiespeicher ist nach Ansicht von Sachverständigen entscheidend für den Erfolg der Energiewende. Dies sagten sie bei einer öffentlichen Bundestags-Anhörung.
Im Ausschuss für Klimaschutz und Energie wurden am 29. Januar verlässliche Rahmenbedingungen für den Betrieb und die Investition in Speichertechnologien gefordert. Ein der Anhörung zugrundeliegender Antrag der CDU/CSU-Fraktion traf dabei auf breite Zustimmung. Die Abgeordneten fordern darin unter anderem, das Energiemarktdesign zu verändern, um die hohen Energiesystemkosten zu senken und mehr Effizienz zu erreichen. Zudem müssten regulatorische Hindernisse beseitigt werden, die die Entwicklung und den Einsatz von Speichertechniken behinderten.

Ohne Energiespeicher kann es aus Sicht von Urban Windelen, Bundesgeschäftsführer beim Bundesverband Energiespeicher Systeme (BVES), bei der Energiewende nicht weitergehen. Sie würden in der Erzeugung, im Netz und beim Verbrauch benötigt. „Nur so kann zukünftig die Versorgung mit Energie stabil, kosteneffizient und zunehmend erneuerbar überhaupt organisiert werden“, sagte er. Die benötigen Technologien seien vorhanden. Es fehle aber ein konsistenter Rechtsrahmen für die Energiespeicherung. In der Stromspeicherstrategie des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) seien erste Schritte benannt, so Windelen. Der Bedarf gehe jedoch weit darüber hinaus.

Regulatorik ändern

Constanze Adolf von der Unternehmensberatung H/Advisors Deekeling Arndt betonte die Rolle von thermischen Energiespeichern für eine erfolgreiche Industrie- und Energiewende. Um die regulatorischen Hürden für thermische Speicher abzubauen, brauche es unter anderem die Abschaffung von Netzentgelten sowie die Entwicklung eines umlagebefreiten Wärmestromtarifs oder eines Wärmegarantiepreises zur Schaffung von Investitionssicherheit, „inklusive der Abschaffung der Netzentgelte und Baukostenzuschüsse“, sagte sie. Es brauche zudem schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie eine Beschleunigung der administrativen Prozesse bei der Förderung von Energiespeichern.

Benedikt Deuchert von der Kyon Energy Finance GmbH wies dem zügigen und umfassenden Zubau von netzgekoppelten Großbatteriespeichern eine Schlüsselrolle zu. Der volkswirtschaftliche Nutzen sei mit etwa zwölf Milliarden Euro bis 2050 erheblich. Zudem führe ein rein marktgetriebener, subventionsfreier Zubau von Großbatteriespeichern zu einem geringeren Bedarf an konventioneller Kraftwerkskapazität. In der Stromspeicherstrategie des BMWK fänden sich positive Bekenntnisse zum Ausbau von Großspeichern, so Deuchert.

Eigene Kategorie für Speicher

Michael Ritzau vom Büro für Energiewirtschaft und technische Planung GmbH (BET) kritisierte ebenfalls, „dass Stromspeicher letztendlich immer noch wie Erzeuger oder Verbraucher behandelt werden“. Das sei nicht richtig. Benötigt würde eine eigene Kategorie. Batteriespeichern wies Ritzau künftig eine große Rolle zu. Es sei von einem Hochlauf von über 40.000 MW bis 2030 auszugehen. Großbatteriespeicher könnten eine wesentliche Rolle bei der Energiewende spielen, sagte er. Abwarten müsse man, ob dies marktgetrieben gelinge.

Christian Heine, Sprecher der Geschäftsführung Hamburger Energiewerke GmbH, bewertete den politischen Rahmen für Wärmespeicher als „solide gesetzt“. Daher sollte das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) bis mindestens 2030 verlängert und die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze langfristig finanziell abgesichert werden. Heine plädierte dafür, den zukünftigen Speicherbedarf für Wasserstoff in Deutschland zu ermitteln. Für einen erfolgreichen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft sollte neben dem Aufbau der Wasserstoffherstellung und -verteilung auf der nationalen Ebene ein hinreichender Zubau von Wasserstoffspeichern an geeigneten Standorten geprüft und der erforderliche rechtliche Rahmen geschaffen werden.

Bessere Integration erneuerbaren Stroms

Thomas Seltmann vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) machte deutlich, dass die Solar- und Speicherbranche bereitstehe, sowohl die solartechnische Erzeugungsinfrastruktur als auch die notwendige Speichertechnik im erforderlichen Umfang auszubauen. Für die Solarbranche seien Batteriespeicher besonders interessant, „weil sie der ideale Partner für Photovoltaikanlagen sind, um den Tag-Nacht-Ausgleich herzustellen und damit die Stromversorgung zu verstetigen“, sagte Seltmann.

Professor Michael Sterner von der Forschungsstelle Energienetze und Energiespeicher Regensburg, der zugleich Mitglied im Nationalen Wasserstoffrat der Bundesregierung ist, forderte Änderungen in der Regulatorik. So müssten die Genehmigungsverfahren für Pumpspeicher beschleunigt und vereinfacht werden. Bei Heimspeichern, die im Winter weitgehend nutzlos herumstünden, müsse die Beladung mit Netzstrom zugelassen werden, sagte er. Das Laden zu Zeiten mit geringen Strompreisen ermögliche mehr Flexibilität, Preisstabilität und eine bessere Integration erneuerbarer Energien.

Dienstag, 30.01.2024, 15:08 Uhr
Susanne Harmsen
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Ein Ausbau der Energiespeicher ist nach Ansicht von Sachverständigen entscheidend für den Erfolg der Energiewende. Dies sagten sie bei einer öffentlichen Bundestags-Anhörung.
Im Ausschuss für Klimaschutz und Energie wurden am 29. Januar verlässliche Rahmenbedingungen für den Betrieb und die Investition in Speichertechnologien gefordert. Ein der Anhörung zugrundeliegender Antrag der CDU/CSU-Fraktion traf dabei auf breite Zustimmung. Die Abgeordneten fordern darin unter anderem, das Energiemarktdesign zu verändern, um die hohen Energiesystemkosten zu senken und mehr Effizienz zu erreichen. Zudem müssten regulatorische Hindernisse beseitigt werden, die die Entwicklung und den Einsatz von Speichertechniken behinderten.

Ohne Energiespeicher kann es aus Sicht von Urban Windelen, Bundesgeschäftsführer beim Bundesverband Energiespeicher Systeme (BVES), bei der Energiewende nicht weitergehen. Sie würden in der Erzeugung, im Netz und beim Verbrauch benötigt. „Nur so kann zukünftig die Versorgung mit Energie stabil, kosteneffizient und zunehmend erneuerbar überhaupt organisiert werden“, sagte er. Die benötigen Technologien seien vorhanden. Es fehle aber ein konsistenter Rechtsrahmen für die Energiespeicherung. In der Stromspeicherstrategie des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) seien erste Schritte benannt, so Windelen. Der Bedarf gehe jedoch weit darüber hinaus.

Regulatorik ändern

Constanze Adolf von der Unternehmensberatung H/Advisors Deekeling Arndt betonte die Rolle von thermischen Energiespeichern für eine erfolgreiche Industrie- und Energiewende. Um die regulatorischen Hürden für thermische Speicher abzubauen, brauche es unter anderem die Abschaffung von Netzentgelten sowie die Entwicklung eines umlagebefreiten Wärmestromtarifs oder eines Wärmegarantiepreises zur Schaffung von Investitionssicherheit, „inklusive der Abschaffung der Netzentgelte und Baukostenzuschüsse“, sagte sie. Es brauche zudem schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie eine Beschleunigung der administrativen Prozesse bei der Förderung von Energiespeichern.

Benedikt Deuchert von der Kyon Energy Finance GmbH wies dem zügigen und umfassenden Zubau von netzgekoppelten Großbatteriespeichern eine Schlüsselrolle zu. Der volkswirtschaftliche Nutzen sei mit etwa zwölf Milliarden Euro bis 2050 erheblich. Zudem führe ein rein marktgetriebener, subventionsfreier Zubau von Großbatteriespeichern zu einem geringeren Bedarf an konventioneller Kraftwerkskapazität. In der Stromspeicherstrategie des BMWK fänden sich positive Bekenntnisse zum Ausbau von Großspeichern, so Deuchert.

Eigene Kategorie für Speicher

Michael Ritzau vom Büro für Energiewirtschaft und technische Planung GmbH (BET) kritisierte ebenfalls, „dass Stromspeicher letztendlich immer noch wie Erzeuger oder Verbraucher behandelt werden“. Das sei nicht richtig. Benötigt würde eine eigene Kategorie. Batteriespeichern wies Ritzau künftig eine große Rolle zu. Es sei von einem Hochlauf von über 40.000 MW bis 2030 auszugehen. Großbatteriespeicher könnten eine wesentliche Rolle bei der Energiewende spielen, sagte er. Abwarten müsse man, ob dies marktgetrieben gelinge.

Christian Heine, Sprecher der Geschäftsführung Hamburger Energiewerke GmbH, bewertete den politischen Rahmen für Wärmespeicher als „solide gesetzt“. Daher sollte das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) bis mindestens 2030 verlängert und die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze langfristig finanziell abgesichert werden. Heine plädierte dafür, den zukünftigen Speicherbedarf für Wasserstoff in Deutschland zu ermitteln. Für einen erfolgreichen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft sollte neben dem Aufbau der Wasserstoffherstellung und -verteilung auf der nationalen Ebene ein hinreichender Zubau von Wasserstoffspeichern an geeigneten Standorten geprüft und der erforderliche rechtliche Rahmen geschaffen werden.

Bessere Integration erneuerbaren Stroms

Thomas Seltmann vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) machte deutlich, dass die Solar- und Speicherbranche bereitstehe, sowohl die solartechnische Erzeugungsinfrastruktur als auch die notwendige Speichertechnik im erforderlichen Umfang auszubauen. Für die Solarbranche seien Batteriespeicher besonders interessant, „weil sie der ideale Partner für Photovoltaikanlagen sind, um den Tag-Nacht-Ausgleich herzustellen und damit die Stromversorgung zu verstetigen“, sagte Seltmann.

Professor Michael Sterner von der Forschungsstelle Energienetze und Energiespeicher Regensburg, der zugleich Mitglied im Nationalen Wasserstoffrat der Bundesregierung ist, forderte Änderungen in der Regulatorik. So müssten die Genehmigungsverfahren für Pumpspeicher beschleunigt und vereinfacht werden. Bei Heimspeichern, die im Winter weitgehend nutzlos herumstünden, müsse die Beladung mit Netzstrom zugelassen werden, sagte er. Das Laden zu Zeiten mit geringen Strompreisen ermögliche mehr Flexibilität, Preisstabilität und eine bessere Integration erneuerbarer Energien.

Dienstag, 30.01.2024, 15:08 Uhr
Susanne Harmsen

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