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Energie & Management > Photovoltaik - Mit weniger Bürokratie zum Netzanschluss
Quelle: Shutterstock / pan demin
Photovoltaik

Mit weniger Bürokratie zum Netzanschluss

Bei einem Gipfel im Wirtschaftsministerium diskutieren Branchenvertreter über Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung der Netzanschlussverfahren.
Standardisierung, Vereinfachung, weniger Bürokratie: Das erhoffen sich die Branchenverbände vom Netzanschlussgipfel, zu dem das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) am 16. April eingeladen hat. 

Themen des Gipfels, zu dem Akteure aus Energiewirtschaft, Immobilienwirtschaft, Automobilindustrie, Handwerk und Handel gekommen waren, sind unter anderem die Beschleunigung des Netzanschlusses von Erneuerbare-Energien-Anlagen, Ladeinfrastruktur, Wärmepumpen und Speichern.

Dabei geht es zum einen um den Anschluss von Stromerzeugern. Hier, so heißt es aus dem Ministerium, werde das gerade fertiggestellte Solarpaket einen Investitionsschub im Solarbereich auslösen. Die Neuanlagen sollten „möglichst einfach, das heißt digital, einheitlich, schnell und transparent an das Stromnetz angeschlossen werden. Solarausbau und Netzanschluss müssen Hand in Hand gehen“.

Zum anderen müssen die Abnehmer und damit Privathaushalte, Gewerbe, Handel und Unternehmen an das Netz angeschlossen werden. Dreh- und Angelpunkt dafür sei der Ausbau des Verteilnetzes. Anliegen aller Beteiligten sei es, den gesamten Netzanschlussprozess systematisch auf Hemmnisse zu prüfen und aus Praxissicht zu bewerten, Anschluss und Zertifizierung von Anlagen zu vereinfachen, Netzkapazitäten besser nutzbar zu machen und die Kosten für alle Beteiligten zu reduzieren.

Viele Netzanschlussbegehren

Bereits im Vorfeld des Gipfels hatte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung auf die „sprunghafte Zunahme von Netzanschlussbegehren“ hingewiesen. So sei allein die Zahl der Netzanschlüsse von Erneuerbare-Energien-Anlagen seit April 2023 von 2,5 Millionen auf heute 3,66 Millionen und damit um 45 Prozent gestiegen. Hinzu käme noch die ebenfalls gestiegene Zahl von Netzanschlussbegehren auf Verbrauchsseite. Um weitere Anschlussbegehren besser bewältigen zu können, brauche es weitere Vereinfachungen und Standardisierungen. Dabei sei die Unterscheidung zwischen Massenprozessen und Projektgeschäft entscheidend: So seien kleinere Anschlussbegehren effizient zu standardisieren, für Projekte ab der Mittelspannungsebene bräuchten die die Unternehmen deutlich mehr Zeit für eine individuelle Bearbeitung. 

Auch den Bürokratieabbau mahnte Andreae an: „Um es klar zu sagen: Die Netzbetreiber könnten deutlich schneller die Netzanschlussbegehren abarbeiten, wenn ihre Ressourcen nicht durch weitere Administrationsanforderungen, die nicht den Netzbetrieb betreffen, etwa in Form verzichtbarer Melde- und Berichtspflichten gebunden wären. Auch die schnellere regulatorische Anerkennung von erhöhten operativen Kosten würde den Netzbetreibern helfen.“ Auch in den Rahmenbedingungen gebe es noch weitere Stellschrauben. 

Netzanschluss als „Pipette der Energiewende“

Der Bundesverband Energiespeicher Systeme (BVES) unterstützt den Netzanschlussgipfel und die vorgelegte Fokusagenda des BMWK zur Beschleunigung von Netzanschlüssen ebenfalls. Es sei nun Zeit, „konkret ins Tun und in die Umsetzung zu kommen“, heißt es aus dem Verband: Netzanschlussnehmer wie Energiespeicher sähen sich weiterhin mit immer neuen Anforderungen konfrontiert, die je nach Netzbetreiber deutlich variieren könnten.

Zudem mangele es an Transparenz und Kommunikation in den laufenden Verfahren. Dies führe zu immensen Verzögerungen und damit Kosten sowohl bei Anschlussgebern als auch bei Anschlussnehmern und damit letztlich bei der Energiewende. „Der Netzanschluss ist nicht mehr nur der Flaschenhals der Energiewende“, kommentierte Urban Windelen, Bundesgeschäftsführer des BVES, „Es erinnert mittlerweile eher an eine Pipette, mit der Energiewendeanlagen wie Speichersysteme, Ladeinfrastruktur, Wärmepumpen, an das Netz angeschlossen werden können. Es braucht jetzt die vielbeschworene Deutschlandgeschwindigkeit bei der Umsetzung des Netzanschlussgipfels. Was im Großen bei LNG möglich war, muss erst recht in der Umsetzung der Energiewende vor Ort möglich sein.“

Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) hatte im Vorfeld des Gipfels auf seine unlängst vorgestellte Studie zur gemeinsamen Nutzung von Netzverknüpfungspunkten (NVP) durch Erneuerbare, Speicher und Anlagen zur Sektorenkopplung verwiesen, die der Verband gemeinsam mit dem Fraunhofer IEE und der Kanzlei Becker Büttner Held (BBH) entwickelt hat (wir berichteten). Die Studie mache deutlich, dass sich durch minimale Anpassungen an zwei Stellen im EEG kurzfristig Wind- und Photovoltaik-Anlagen im zweistelligen Gigawatt-Bereich in das bestehende Netz integrieren ließen – ohne den Neubau von Netzinfrastruktur. Das könne dem Netzausbau den notwendigen Puffer verschaffen, um mit dem Erneuerbaren-Ausbau Schritt zu halten, so der BEE.

Dienstag, 16.04.2024, 16:19 Uhr
Katia Meyer-Tien
Energie & Management > Photovoltaik - Mit weniger Bürokratie zum Netzanschluss
Quelle: Shutterstock / pan demin
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Mit weniger Bürokratie zum Netzanschluss
Bei einem Gipfel im Wirtschaftsministerium diskutieren Branchenvertreter über Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung der Netzanschlussverfahren.
Standardisierung, Vereinfachung, weniger Bürokratie: Das erhoffen sich die Branchenverbände vom Netzanschlussgipfel, zu dem das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) am 16. April eingeladen hat. 

Themen des Gipfels, zu dem Akteure aus Energiewirtschaft, Immobilienwirtschaft, Automobilindustrie, Handwerk und Handel gekommen waren, sind unter anderem die Beschleunigung des Netzanschlusses von Erneuerbare-Energien-Anlagen, Ladeinfrastruktur, Wärmepumpen und Speichern.

Dabei geht es zum einen um den Anschluss von Stromerzeugern. Hier, so heißt es aus dem Ministerium, werde das gerade fertiggestellte Solarpaket einen Investitionsschub im Solarbereich auslösen. Die Neuanlagen sollten „möglichst einfach, das heißt digital, einheitlich, schnell und transparent an das Stromnetz angeschlossen werden. Solarausbau und Netzanschluss müssen Hand in Hand gehen“.

Zum anderen müssen die Abnehmer und damit Privathaushalte, Gewerbe, Handel und Unternehmen an das Netz angeschlossen werden. Dreh- und Angelpunkt dafür sei der Ausbau des Verteilnetzes. Anliegen aller Beteiligten sei es, den gesamten Netzanschlussprozess systematisch auf Hemmnisse zu prüfen und aus Praxissicht zu bewerten, Anschluss und Zertifizierung von Anlagen zu vereinfachen, Netzkapazitäten besser nutzbar zu machen und die Kosten für alle Beteiligten zu reduzieren.

Viele Netzanschlussbegehren

Bereits im Vorfeld des Gipfels hatte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung auf die „sprunghafte Zunahme von Netzanschlussbegehren“ hingewiesen. So sei allein die Zahl der Netzanschlüsse von Erneuerbare-Energien-Anlagen seit April 2023 von 2,5 Millionen auf heute 3,66 Millionen und damit um 45 Prozent gestiegen. Hinzu käme noch die ebenfalls gestiegene Zahl von Netzanschlussbegehren auf Verbrauchsseite. Um weitere Anschlussbegehren besser bewältigen zu können, brauche es weitere Vereinfachungen und Standardisierungen. Dabei sei die Unterscheidung zwischen Massenprozessen und Projektgeschäft entscheidend: So seien kleinere Anschlussbegehren effizient zu standardisieren, für Projekte ab der Mittelspannungsebene bräuchten die die Unternehmen deutlich mehr Zeit für eine individuelle Bearbeitung. 

Auch den Bürokratieabbau mahnte Andreae an: „Um es klar zu sagen: Die Netzbetreiber könnten deutlich schneller die Netzanschlussbegehren abarbeiten, wenn ihre Ressourcen nicht durch weitere Administrationsanforderungen, die nicht den Netzbetrieb betreffen, etwa in Form verzichtbarer Melde- und Berichtspflichten gebunden wären. Auch die schnellere regulatorische Anerkennung von erhöhten operativen Kosten würde den Netzbetreibern helfen.“ Auch in den Rahmenbedingungen gebe es noch weitere Stellschrauben. 

Netzanschluss als „Pipette der Energiewende“

Der Bundesverband Energiespeicher Systeme (BVES) unterstützt den Netzanschlussgipfel und die vorgelegte Fokusagenda des BMWK zur Beschleunigung von Netzanschlüssen ebenfalls. Es sei nun Zeit, „konkret ins Tun und in die Umsetzung zu kommen“, heißt es aus dem Verband: Netzanschlussnehmer wie Energiespeicher sähen sich weiterhin mit immer neuen Anforderungen konfrontiert, die je nach Netzbetreiber deutlich variieren könnten.

Zudem mangele es an Transparenz und Kommunikation in den laufenden Verfahren. Dies führe zu immensen Verzögerungen und damit Kosten sowohl bei Anschlussgebern als auch bei Anschlussnehmern und damit letztlich bei der Energiewende. „Der Netzanschluss ist nicht mehr nur der Flaschenhals der Energiewende“, kommentierte Urban Windelen, Bundesgeschäftsführer des BVES, „Es erinnert mittlerweile eher an eine Pipette, mit der Energiewendeanlagen wie Speichersysteme, Ladeinfrastruktur, Wärmepumpen, an das Netz angeschlossen werden können. Es braucht jetzt die vielbeschworene Deutschlandgeschwindigkeit bei der Umsetzung des Netzanschlussgipfels. Was im Großen bei LNG möglich war, muss erst recht in der Umsetzung der Energiewende vor Ort möglich sein.“

Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) hatte im Vorfeld des Gipfels auf seine unlängst vorgestellte Studie zur gemeinsamen Nutzung von Netzverknüpfungspunkten (NVP) durch Erneuerbare, Speicher und Anlagen zur Sektorenkopplung verwiesen, die der Verband gemeinsam mit dem Fraunhofer IEE und der Kanzlei Becker Büttner Held (BBH) entwickelt hat (wir berichteten). Die Studie mache deutlich, dass sich durch minimale Anpassungen an zwei Stellen im EEG kurzfristig Wind- und Photovoltaik-Anlagen im zweistelligen Gigawatt-Bereich in das bestehende Netz integrieren ließen – ohne den Neubau von Netzinfrastruktur. Das könne dem Netzausbau den notwendigen Puffer verschaffen, um mit dem Erneuerbaren-Ausbau Schritt zu halten, so der BEE.

Dienstag, 16.04.2024, 16:19 Uhr
Katia Meyer-Tien

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