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Energie & Management > Studien - KfW: Erneuerbare 2023 europaweit vorn
Quelle: Fotolia / Minerva Studio
Studien

KfW: Erneuerbare 2023 europaweit vorn

Rund 44 Prozent des in der EU erzeugten Stroms stammte im vergangenen Jahr aus erneuerbaren Energien, so viel wie noch nie. Das Potenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft.
2023 lag der Anteil der fossilen Energieträger an der Stromerzeugung EU-weit noch immer bei 34 Prozent, 23 Prozent entfielen auf die Kernenergie. Damit wird mit 44 Prozent zwar schon jetzt der meiste Strom aus erneuerbaren Energiequellen generiert. Doch von ihrem Ziel, den Stromsektor bis 2040 vollständig zu dekarbonisieren, ist die EU noch weit entfernt, wie aus einer aktuellen Studie von KfW Research hervorgeht.

„Die Zielerreichung erfordert, ausgehend vom heutigen Niveau, nochmals einen deutlichen Ausbau klimafreundlicher Erzeugungskapazitäten. Dabei zeigen sich mit Blick auf den Strommix erhebliche Unterschiede zwischen den europäischen Mitgliedsstaaten“, erklärte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.

So erzeugen 14 der 27 EU-Mitglieder Strom hauptsächlich aus erneuerbaren Energien. Von diesen Ländern sind fünf erst in den jüngsten vier Jahren dazugekommen, heißt es in der Studie: Griechenland, Spanien, Slowenien, Litauen - und Deutschland.

Die Hauptenergieträger unterscheiden sich dabei deutlich: Wasserkraft spielt, historisch gewachsen, beispielsweise in Österreich (56 Prozent der Stromerzeugung), Lettland (55 Prozent), Luxemburg (51 Prozent), Kroatien (45 Prozent) oder Schweden (40 Prozent) eine große Rolle.

In den anderen Ländern liegt das größte Gewicht auf Windkraftanlagen, mit den höchsten Anteilen in Dänemark (59 Prozent), Litauen (49 Prozent) und Portugal (28 Prozent).
 
 
Erdgas ist der einzige Energieträger, der den Analysten zufolge in allen europäischen Ländern verstromt wird. In Deutschland liegt der Anteil der Stromerzeugung aus Gas bei 15 Prozent und damit unter dem europäischen Durchschnitt.

Mit Blick auf die Kernenergie verfolgen die Länder in Europa sehr unterschiedliche Strategien. Während einige Staaten wie Italien, Portugal und Österreich gänzlich von der Nutzung absehen und in Deutschland im vergangenen Jahr die letzten drei Reaktoren vom Netz gegangen sind, erzeugen derzeit noch zwölf EU-Länder Atomstrom. Insgesamt stehen in der EU 100 Kernreaktoren mit einer installierten Gesamtleistung von rund 100.000 MW.

Große Unterschiede beim Erneuerbaren-Ausbau

„Es gibt deutliche Unterschiede zwischen europäischen Ländern beim aktuellen Stand des Ausbaus von Erneuerbaren“, erklärte Köhler-Geib. „Im Jahr 2023 haben lediglich drei EU-Mitglieder mehr als 75 Prozent des Stroms erneuerbar produziert. Weitere zehn Länder liegen zwischen 50 und 75 Prozent, darunter auch Deutschland. Deutschland zählt zu den Ländern, die mit ambitionierten Ausbauzielen vorangehen. Windkraft steht in Deutschland an erster Stelle. Auch das Potenzial von Photovoltaik ist indes noch in keinem europäischen Land ausgereizt“, so die Chefvolkswirtin.

Erstmals seit 2002 war der Stromaustausch-Saldo Deutschlands im Jahr 2023 wieder von einem Importüberschuss gekennzeichnet, in Höhe von insgesamt 11,7 Milliarden kWh. Dabei wurden drei Viertel des importierten Stroms CO2-frei erzeugt.

Die Gründe für den Importüberschuss sehen die Analysten zum einen in der Stilllegung der letzten drei Kernkraftwerke in Deutschland und in der im Vergleich zum Vorjahr höheren Verfügbarkeit der Kernenergie in Frankreich. Zum anderen schreite aber auch der Ausbau der Erneuerbaren im europäischen Ausland voran und sorge dort für ein größeres kostengünstiges Grünstrom-Angebot.

„Neben den Erzeugungskapazitäten sind die Integration der nationalen Strommärkte und die physikalischen Fähigkeiten des Stromtransportes entscheidend für eine kosteneffiziente Dekarbonisierung. Der Ende 2023 vorgelegte Aktionsplan der EU-Kommission zur Stärkung der europäischen Stromnetze ist daher zu begrüßen. Wird der Stromverbund weiter gestärkt und das Strommarktdesign zudem um Kapazitätsmärkte ergänzt, die Speicherlösungen und eine Nachfrageflexibilisierung berücksichtigen und auch europäisch gedacht werden, sind weitere Effizienzgewinne möglich“, so das Fazit der KfW-Chefvolkswirtin (siehe auch separate Meldung zur Strommarkt-Reform der EU).

Die Ergebnisse der Untersuchung mit dem Titel „Raus aus der fossilen Stromerzeugung – wo steht Europa heute?“ sind auf den Internetseiten der KfW abrufbar.

Donnerstag, 11.04.2024, 17:10 Uhr
Katia Meyer-Tien
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Studien
KfW: Erneuerbare 2023 europaweit vorn
Rund 44 Prozent des in der EU erzeugten Stroms stammte im vergangenen Jahr aus erneuerbaren Energien, so viel wie noch nie. Das Potenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft.
2023 lag der Anteil der fossilen Energieträger an der Stromerzeugung EU-weit noch immer bei 34 Prozent, 23 Prozent entfielen auf die Kernenergie. Damit wird mit 44 Prozent zwar schon jetzt der meiste Strom aus erneuerbaren Energiequellen generiert. Doch von ihrem Ziel, den Stromsektor bis 2040 vollständig zu dekarbonisieren, ist die EU noch weit entfernt, wie aus einer aktuellen Studie von KfW Research hervorgeht.

„Die Zielerreichung erfordert, ausgehend vom heutigen Niveau, nochmals einen deutlichen Ausbau klimafreundlicher Erzeugungskapazitäten. Dabei zeigen sich mit Blick auf den Strommix erhebliche Unterschiede zwischen den europäischen Mitgliedsstaaten“, erklärte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.

So erzeugen 14 der 27 EU-Mitglieder Strom hauptsächlich aus erneuerbaren Energien. Von diesen Ländern sind fünf erst in den jüngsten vier Jahren dazugekommen, heißt es in der Studie: Griechenland, Spanien, Slowenien, Litauen - und Deutschland.

Die Hauptenergieträger unterscheiden sich dabei deutlich: Wasserkraft spielt, historisch gewachsen, beispielsweise in Österreich (56 Prozent der Stromerzeugung), Lettland (55 Prozent), Luxemburg (51 Prozent), Kroatien (45 Prozent) oder Schweden (40 Prozent) eine große Rolle.

In den anderen Ländern liegt das größte Gewicht auf Windkraftanlagen, mit den höchsten Anteilen in Dänemark (59 Prozent), Litauen (49 Prozent) und Portugal (28 Prozent).
 
 
Erdgas ist der einzige Energieträger, der den Analysten zufolge in allen europäischen Ländern verstromt wird. In Deutschland liegt der Anteil der Stromerzeugung aus Gas bei 15 Prozent und damit unter dem europäischen Durchschnitt.

Mit Blick auf die Kernenergie verfolgen die Länder in Europa sehr unterschiedliche Strategien. Während einige Staaten wie Italien, Portugal und Österreich gänzlich von der Nutzung absehen und in Deutschland im vergangenen Jahr die letzten drei Reaktoren vom Netz gegangen sind, erzeugen derzeit noch zwölf EU-Länder Atomstrom. Insgesamt stehen in der EU 100 Kernreaktoren mit einer installierten Gesamtleistung von rund 100.000 MW.

Große Unterschiede beim Erneuerbaren-Ausbau

„Es gibt deutliche Unterschiede zwischen europäischen Ländern beim aktuellen Stand des Ausbaus von Erneuerbaren“, erklärte Köhler-Geib. „Im Jahr 2023 haben lediglich drei EU-Mitglieder mehr als 75 Prozent des Stroms erneuerbar produziert. Weitere zehn Länder liegen zwischen 50 und 75 Prozent, darunter auch Deutschland. Deutschland zählt zu den Ländern, die mit ambitionierten Ausbauzielen vorangehen. Windkraft steht in Deutschland an erster Stelle. Auch das Potenzial von Photovoltaik ist indes noch in keinem europäischen Land ausgereizt“, so die Chefvolkswirtin.

Erstmals seit 2002 war der Stromaustausch-Saldo Deutschlands im Jahr 2023 wieder von einem Importüberschuss gekennzeichnet, in Höhe von insgesamt 11,7 Milliarden kWh. Dabei wurden drei Viertel des importierten Stroms CO2-frei erzeugt.

Die Gründe für den Importüberschuss sehen die Analysten zum einen in der Stilllegung der letzten drei Kernkraftwerke in Deutschland und in der im Vergleich zum Vorjahr höheren Verfügbarkeit der Kernenergie in Frankreich. Zum anderen schreite aber auch der Ausbau der Erneuerbaren im europäischen Ausland voran und sorge dort für ein größeres kostengünstiges Grünstrom-Angebot.

„Neben den Erzeugungskapazitäten sind die Integration der nationalen Strommärkte und die physikalischen Fähigkeiten des Stromtransportes entscheidend für eine kosteneffiziente Dekarbonisierung. Der Ende 2023 vorgelegte Aktionsplan der EU-Kommission zur Stärkung der europäischen Stromnetze ist daher zu begrüßen. Wird der Stromverbund weiter gestärkt und das Strommarktdesign zudem um Kapazitätsmärkte ergänzt, die Speicherlösungen und eine Nachfrageflexibilisierung berücksichtigen und auch europäisch gedacht werden, sind weitere Effizienzgewinne möglich“, so das Fazit der KfW-Chefvolkswirtin (siehe auch separate Meldung zur Strommarkt-Reform der EU).

Die Ergebnisse der Untersuchung mit dem Titel „Raus aus der fossilen Stromerzeugung – wo steht Europa heute?“ sind auf den Internetseiten der KfW abrufbar.

Donnerstag, 11.04.2024, 17:10 Uhr
Katia Meyer-Tien

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