E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Finanzierung - Investoren für die Energiewende gesucht
Quelle: Fotolia / nmann77
Finanzierung

Investoren für die Energiewende gesucht

Verbände der Energiewirtschaft und die Kreditwirtschaft haben sich Gedanken gemacht, wie der enorme Kapitalbedarf der Energieunternehmen zu stemmen ist.
Die genannten Zahlen bei dem Termin waren enorm. 600 Milliarden Euro kostet der Umbau des Energieversorgungssystems bis 2030, bis 2045 wird der Kapitalbedarf dafür wohl auf eine Billion Euro steigen. Bei einem Pressegespräch von BDEW, VKU, Deutsche Kreditwirtschaft und Deloitte wurden Vorschläge gemacht, wie diese Summen aufzubringen seien. Denn klar ist: Die Energieversorger können das nicht allein aus der eigenen Tasche finanzieren.

Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Energieverbands BDEW, brachte es auf den Punkt: „Wir stecken in der größten Transformation aller Zeiten, die man sich für ein Industrieland vorstellen kann.“ Bis 2040 sei eine Verdreifachung der Erzeugungsleistung bei Onshore-Wind notwendig, eine Verachtfachung der PV-Kapazitäten und gar eine Verzehnfachung der Windleistung auf hoher See, um die Ziele der Energiewende zu erreichen. „Plus Infrastruktur, plus Kraftwerke und Speichertechnologien.“

Zwar gebe es einen sichtbaren Aufwärtstrend bei Investitionen in erneuerbare Energien, 2022 seien 22 Milliarden Euro in diesen Bereich geflossen, allerdings bräuchte es jährlich 100 Milliarden Euro, um den Umbau zu organisieren. Dabei sei klar, dass diese Summe die Energiewirtschaft nicht allein stemmen könne, so Andreae.

Der Finanzierungsbedarf ist gewaltig

Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, sagte: „Wir teilen per se die Beobachtung des BDEW. Der Finanzierungsbedarf ist gewaltig.“ Im dritten Quartal 2023 hätten die Kredite an die Energie- und Wasserwirtschaft ein Volumen von 135 Milliarden Euro. Davon würden 70 bis 80 Prozent über Bankkredite gedeckt. Mehr sei kaum möglich, denn es gebe „regulatorische Grenzen“ für die Banken. Sie können nicht einfach über die notwendigen Eigenkapitalanforderungen der Kreditnehmer hinwegsehen.

Hilfreich für die Banken wäre in diesem Zusammenhang, wenn die Anforderungen für Kredite an Energieunternehmen sich nicht an den üblichen Kapitalmarktvorgaben orientieren müssten. Die Vergabe „hängt ganz wesentlich von den gesetzlichen Vorgaben ab, die Kreditinstitute zwingend anzuwenden haben“. Kolak plädierte daher an den Gesetzgeber, dort Erleichterungen zu prüfen.

Hans-Jürgen Walter von der Beratungsgesellschaft Deloitte bestätigte, dass der Kreditrahmen bei den Energieunternehmen oftmals schon ausgeschöpft sei. „Deshalb ist es wichtig, dass wir darüber hinaus noch weitere Instrumente nutzen.“ Entscheidend werde sein, inwieweit es neben der Kreditfinanzierung gelingt, Investoren und privates Kapital zu mobilisieren. Der Vorschlag dazu: eine öffentliche und private Mischfinanzierung sowie staatliche Garantiemechanismen.

Darüber hinaus wurde weitere Instrumente auf dem Termin benannt. BDEW-Hauptgeschäftsführerin Andreae nannte in diesem Zusammenhang „Superabschreibungen“ oder steuerbegünstigte Kapitalerträge aus Anleihen zur Finanzierung der Energiewende. Damit würde eine Stärkung der Eigenkapitalsituation der Unternehmen erreicht.

Für Andreae ist zudem eine Anpassung des regulatorischen Rahmens zwingend, mit dem Ziel, die Finanzierung deutlich zu erleichtern. Ein weiteres Instrument seien Energiewende-Fonds. Damit könnten staatliche Investitionen kombiniert mit Geldern aus der Privatwirtschaft oder von privaten Investoren ermöglicht werden. Bürger könnten so an Energiewendeprojekten beteiligt werden. Generell sollten diese stärker in die Finanzierung mit eingebunden werden. Weiterhin sollten kreditfinanzierte Energiewende-Investitionen durch Garantien von Bund und Ländern bestmöglich abgesichert werden, so eine weitere Forderung.

Eine Geothermiebohrung kostet Millionen 

Wie der Hauptgeschäftsführer des Kommunalverbands VKU, Ingbert Liebing, sagte, werde es bei Absicherung von Investitionen ohne die öffentliche Hand nicht gehen. Als einen Punkt nannte er den gewünschten Ausbau der Fernwärme. Der Bau eines Meters Fernwärmeleitung koste alles in allem 3.000 Euro. „Da kommen auf Deutschland hochgerechnet Milliarden zusammen“, so Leibing.

Als anderes Beispiel nannte er den Ausbau der Geothermie. Auch hierauf ruhten große Hoffnungen, um in den Kommunen eine nachhaltige Wärmeversorgung leisten zu können. Allerdings könne man nur durch eine Bohrung feststellen, ob sich Geothermie lohne. Eine solche Bohrung gehe aber schnell in die Millionen. „Der Staat muss die Bohrung nicht bezahlen, aber wir stellen uns hier eine Art Versicherungslösung vor, bei der der Staat die Kommunen und Stadtwerke unterstützt.“

Der BDEW, VKU, Deloitte und die Deutsche Kreditwirtschaft haben zu dem Thema „Kapital für die Energiewende“ ein Positionspapier erstellt. Es kann auf der Internetseite des BDEW heruntergeladen werden.
 

Mittwoch, 29.11.2023, 16:07 Uhr
Stefan Sagmeister
Energie & Management > Finanzierung - Investoren für die Energiewende gesucht
Quelle: Fotolia / nmann77
Finanzierung
Investoren für die Energiewende gesucht
Verbände der Energiewirtschaft und die Kreditwirtschaft haben sich Gedanken gemacht, wie der enorme Kapitalbedarf der Energieunternehmen zu stemmen ist.
Die genannten Zahlen bei dem Termin waren enorm. 600 Milliarden Euro kostet der Umbau des Energieversorgungssystems bis 2030, bis 2045 wird der Kapitalbedarf dafür wohl auf eine Billion Euro steigen. Bei einem Pressegespräch von BDEW, VKU, Deutsche Kreditwirtschaft und Deloitte wurden Vorschläge gemacht, wie diese Summen aufzubringen seien. Denn klar ist: Die Energieversorger können das nicht allein aus der eigenen Tasche finanzieren.

Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Energieverbands BDEW, brachte es auf den Punkt: „Wir stecken in der größten Transformation aller Zeiten, die man sich für ein Industrieland vorstellen kann.“ Bis 2040 sei eine Verdreifachung der Erzeugungsleistung bei Onshore-Wind notwendig, eine Verachtfachung der PV-Kapazitäten und gar eine Verzehnfachung der Windleistung auf hoher See, um die Ziele der Energiewende zu erreichen. „Plus Infrastruktur, plus Kraftwerke und Speichertechnologien.“

Zwar gebe es einen sichtbaren Aufwärtstrend bei Investitionen in erneuerbare Energien, 2022 seien 22 Milliarden Euro in diesen Bereich geflossen, allerdings bräuchte es jährlich 100 Milliarden Euro, um den Umbau zu organisieren. Dabei sei klar, dass diese Summe die Energiewirtschaft nicht allein stemmen könne, so Andreae.

Der Finanzierungsbedarf ist gewaltig

Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, sagte: „Wir teilen per se die Beobachtung des BDEW. Der Finanzierungsbedarf ist gewaltig.“ Im dritten Quartal 2023 hätten die Kredite an die Energie- und Wasserwirtschaft ein Volumen von 135 Milliarden Euro. Davon würden 70 bis 80 Prozent über Bankkredite gedeckt. Mehr sei kaum möglich, denn es gebe „regulatorische Grenzen“ für die Banken. Sie können nicht einfach über die notwendigen Eigenkapitalanforderungen der Kreditnehmer hinwegsehen.

Hilfreich für die Banken wäre in diesem Zusammenhang, wenn die Anforderungen für Kredite an Energieunternehmen sich nicht an den üblichen Kapitalmarktvorgaben orientieren müssten. Die Vergabe „hängt ganz wesentlich von den gesetzlichen Vorgaben ab, die Kreditinstitute zwingend anzuwenden haben“. Kolak plädierte daher an den Gesetzgeber, dort Erleichterungen zu prüfen.

Hans-Jürgen Walter von der Beratungsgesellschaft Deloitte bestätigte, dass der Kreditrahmen bei den Energieunternehmen oftmals schon ausgeschöpft sei. „Deshalb ist es wichtig, dass wir darüber hinaus noch weitere Instrumente nutzen.“ Entscheidend werde sein, inwieweit es neben der Kreditfinanzierung gelingt, Investoren und privates Kapital zu mobilisieren. Der Vorschlag dazu: eine öffentliche und private Mischfinanzierung sowie staatliche Garantiemechanismen.

Darüber hinaus wurde weitere Instrumente auf dem Termin benannt. BDEW-Hauptgeschäftsführerin Andreae nannte in diesem Zusammenhang „Superabschreibungen“ oder steuerbegünstigte Kapitalerträge aus Anleihen zur Finanzierung der Energiewende. Damit würde eine Stärkung der Eigenkapitalsituation der Unternehmen erreicht.

Für Andreae ist zudem eine Anpassung des regulatorischen Rahmens zwingend, mit dem Ziel, die Finanzierung deutlich zu erleichtern. Ein weiteres Instrument seien Energiewende-Fonds. Damit könnten staatliche Investitionen kombiniert mit Geldern aus der Privatwirtschaft oder von privaten Investoren ermöglicht werden. Bürger könnten so an Energiewendeprojekten beteiligt werden. Generell sollten diese stärker in die Finanzierung mit eingebunden werden. Weiterhin sollten kreditfinanzierte Energiewende-Investitionen durch Garantien von Bund und Ländern bestmöglich abgesichert werden, so eine weitere Forderung.

Eine Geothermiebohrung kostet Millionen 

Wie der Hauptgeschäftsführer des Kommunalverbands VKU, Ingbert Liebing, sagte, werde es bei Absicherung von Investitionen ohne die öffentliche Hand nicht gehen. Als einen Punkt nannte er den gewünschten Ausbau der Fernwärme. Der Bau eines Meters Fernwärmeleitung koste alles in allem 3.000 Euro. „Da kommen auf Deutschland hochgerechnet Milliarden zusammen“, so Leibing.

Als anderes Beispiel nannte er den Ausbau der Geothermie. Auch hierauf ruhten große Hoffnungen, um in den Kommunen eine nachhaltige Wärmeversorgung leisten zu können. Allerdings könne man nur durch eine Bohrung feststellen, ob sich Geothermie lohne. Eine solche Bohrung gehe aber schnell in die Millionen. „Der Staat muss die Bohrung nicht bezahlen, aber wir stellen uns hier eine Art Versicherungslösung vor, bei der der Staat die Kommunen und Stadtwerke unterstützt.“

Der BDEW, VKU, Deloitte und die Deutsche Kreditwirtschaft haben zu dem Thema „Kapital für die Energiewende“ ein Positionspapier erstellt. Es kann auf der Internetseite des BDEW heruntergeladen werden.
 

Mittwoch, 29.11.2023, 16:07 Uhr
Stefan Sagmeister

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.