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In diesem Jahr ist so wenig installierte grüne Kraftwerksleistung in PPA vermarktet worden wie seit 2021 nicht. Laut Re-Source Platform gibt es 60 Prozent weniger Abschlüsse als 2024.
Die installierte Leistung aus Erneuerbaren-Anlagen in Europa, deren Stromvermarktung in grünen Power Purchase Agreements (PPA) im Laufe dieses Jahres angekündigt worden ist, ist gegenüber 2024 vom bisherigen Rekordwert von 12.900
MW auf etwas mehr als 4.900
MW eingebrochen. Das melden die Analysten der Re-Source Platform aus Anlass der gleichnamigen PPA-Messe in Amsterdam. Die Zahlen sind bereits einigermaßen repräsentativ für das Gesamtjahr, da die sogenannte Hunting Season, die jährliche Jagdsaison nach PPA, im November praktisch schon abgeblasen ist.
Wind und vor allem PV tragen nach wie vor fast alleine zu neuen PPA bei. Alleine an Solar-PPA wurden in diesem Jahr bisher 3.100
MW angekündigt, während kombinierte neue Wind-Solar-PPA nur 200
MW stellten.
Die kumulierte unter PPA vermarktete Leistung, also inklusive der bereits in der Lieferphase befindlichen PPA, stieg zwar weiter, und zwar von etwa 53.000
MW auf 55.500
MW, doch der steile Anstieg seit 2021 ist erst mal vorbei.
Deutschland bleibt nach den Zahlen der Re-Source nach Spanien der zweitgrößte PPA-Markt Europas. Die kumulierte Leistung unter Vertrag beträgt aktuell hierzulande 7.100
MW oder 13
Prozent der europaweiten PPA-Leistung, in Spanien sind es 13.100
MW oder 24
Prozent. Dominant ist im Gegensatz zum sonnenreichen Spanien die Windkraft (on- und offshore) mit 3.600
MW, dicht gefolgt von PV mit 2.900
MW.
Hinsichtlich der Abnehmerbranchen (PPA-Offtaker) liegen die Techkonzerne in Europa mit kumuliert 17.400
MW vorne, gefolgt von der Schwerindustrie mit 14.100
MW. In Deutschland mit seiner starken industriellen Basis verhält es sich umgekehrt: 2.200
MW an die größte Abnehmerbranche, die Schwerindustrie, im Vergleich zu nur 1.400
MW zugunsten der Informations- und Kommunikationsgiganten. Die Automobilbranche hat sich nochmal 665
MW PPA gesichert und liegt hierzulande damit auf Rang drei, während sie im Europamaßstab unter ferner liefen liegt.
„Paradox“ für die europäische WindlobbyDer Dachverband Wind Europe, der mit anderen Erneuerbaren-Verbänden zur Messe und Plattform Re-Source beiträgt, nannte den Einbruch „paradox“: Die Unternehmen stimmten mit geringerer Zahlungsbereitschaft für PPA gegen ihre Energiesicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Dabei liefert Wind Europe in derselben Verbandsmitteilung den wirtschaftlichen Grund gleich selbst mit: Durch das damit häufigere Auftreten negativer Strom-Spotpreise seien PPA-Verhandlungen schwieriger geworden. Das erklärt auch der PPA-Dienstleister Pexapark in seinem Bericht übers dritte Quartal.
Wind Europe sieht weitere Ursachen für die Delle in dem geringeren Netzausbau-Tempo, währenddessen mehrere Hunderttausend MW grüner Kraftwerke auf einen Netzanschluss warteten, zudem in schleppenden Genehmigungsverfahren und in der mangelnden Elektrifizierung des Energiesystems. 26
der 27
EU-Mitgliedsstaaten hätten die Verfahrensbeschleunigungen in der EU-Erneuerbaren-Richtlinie RED
III noch nicht umgesetzt.
Der Dachverband forderte, dies nachzuholen und den Clean Industrial Act zum Aufbau und Schutz der europäischen Cleantech-Wirtschaft samt der daran angepassten Beihilferegeln (CISAF) mit Leben zu füllen. Wind Europe begrüßte auch die Erklärung der EU-Kommission, über dreiseitige Differenzverträge für Offshorewind und Co-Location-Parks nachzudenken, bei denen sich der (Mitglieds-)Staat zwischen Vermarkter und Abnehmer schiebt und beiden Risiken abnimmt.
Obendrein habe die Europäische Investitionsbank (EIB) jüngst ein 500
Millionen Euro schweres Beihilfeprogramm für Mittelstands-PPA aufgelegt.
Die Detailergebnisse der PPA-Statistik sind
auf der Re-Source Platform abrufbar.
Donnerstag, 6.11.2025, 11:01 Uhr
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