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Energie & Management > Regenerative - Direktvermarktung tritt auf der Stelle
Quelle: Fotolia / Jürgen Fälchle
Regenerative

Direktvermarktung tritt auf der Stelle

Die grüne Direktvermarktungs-Leistung ist im November trotz Energiewende fast stabil geblieben. Und die kWh-Erlöse von Ökostrom sind im Vormonat deutlich gesunken.
Entgegen der Ausbaulogik der Energiewende steigt die Direktvermarktungs-Leistung von Erneuerbare-Energien-Anlagen im November gegenüber dem Vormonat so gering wie im ganzen Jahr zuvor nicht.

Am 7. Oktober veröffentlichte Transparenzzahlen der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) deuten zudem für Oktober einen wesentlich geringeren Vermarktungserlös für geförderten Ökostrom an, der ein rascheres Abschmelzen des EEG-Kontoguthabens nahelegt. Der Stand des EEG-Kontos ist aber erst bis 30. September veröffentlicht, der Oktober fehlt noch.

Konkret steigt die Direktvermarktungs-Leistung in beiden Segmenten zusammengenommen gegenüber Oktober um nur noch 96 MW auf 104.241 MW. Das ist sowohl nominell als auch prozentual (0,09 Prozent) der mit Abstand geringste Zuwachs in diesem Jahr. In den Vormonaten waren stets jeweils per Saldo Hunderte MW dazugekommen, im Februar sogar 1.035 MW.

Dabei verschiebt sich der Zuwachs im November ins förderfreie Segment der sonstigen Direktvermarktung, die gegenüber Oktober um 525 MW auf 17.469 MW zulegt. Demgegenüber ließ das geförderte Segment des Marktprämienmodells um 429 MW Federn und landet nun bei 86.771 MW.

Ein Löwenanteil dieser Verschiebung geht aufs Konto der Offshore-Windkraft: 361 MW der bislang 7.856 MW sind für November aus der Marktprämie ausgeschieden. Allerdings sind nur 161 MW Windleistung auf See zeitgleich bei der förderfreien Direktvermarktung angekommen, die nun bei 665 MW steht. Dies liegt offenbar daran, dass bestimmte Windräder in der Statistik überhaupt keinem Segment mehr zugeordnet werden. Dies kann nur ein Statistikfehler sein − ein so großer Leistungsausfall hätte auf verschiedenen anderen Transparenzseiten gemeldet werden müssen.
 

​Weitere Offshore-Windräder gehen aus der Förderung

Tatsächlich ist der November 2023 aber der Monat, in dem einige weitere deutsche Offshore-Windparks teilweise aus der Förderung gegangen sind. Laut der anlagenscharfen ÜNB-Monatsstatistik sind davon vier Windparks betroffen, die alle in der Nordsee liegen:
  • Genau die Hälfte von „Bard Offshore“ ging aus der Förderung, nämlich 40 der 5-MW-Turbinen. Der Windpark gehört Ocean Breeze und wurde zwischen 2010 und 2015 errichtet.
  • Von dem Windpark „Butendiek“ vor Sylt, der 2015 errichtet wurde und einem Konsortium von Finanzinvestoren gehört, sind 21 der 80 3,6-MW-Windräder in der sonstigen Direktvermarktung gelandet.
  • RWE vermarktet nun 9 der 48 6,15-MW-Windräder von „Nordsee Ost“, die ebenfalls 2015 ans Netz gegangen waren, ohne Anspruch auf Marktprämie.
  • Ebenso vermarkten Vattenfall und Stadtwerke München (SWM) den Strom von 8 der 80 Windenergieanlagen von „Dan Tysk“ vor Sylt mit einer Einzelleistung von 3,78 MW seit Neuestem im förderfreien Segment. Auch dieser Windpark war 2015 fertig geworden.
  • Schon mindestens das ganze Jahr über förderfrei ist „Riffgat“ von EWE.
Ob die Förderung für die entsprechenden Windturbinen endgültig ausgelaufen ist oder die DIrektvermarkter nur von ihrem Wahlrecht Gebrauch machten, ist aus der Direktvermarktungs-Statistik nicht herauszulesen.

In der Ostsee gab es aktuell keine Verschiebungen; „Baltic 1“ von EnBW und „Arcadis Ost“ der belgischen Parkwind werden schon seit Mai förderfrei vermarktet.

Die größte Technologie in der Direktvermarktung, Wind an Land, nahm gut 100 MW aus der Förderung heraus, worin dann 47.294 MW verbleiben, während das förderfreie Segment um das Doppelte auf 11.166 MW wuchs.

Photovoltaik als direktvermarktete Energiequelle Nummer zwei stagniert praktisch, indem grob 150 MW in die sonstige Direktvermarktung gewandert sind. Darin stecken jetzt 4.565 MW und in der Marktprämie 23.658 MW.

Abweichung größer als Segmentwechsel

An den Abweichungen der jetzigen Oktoberzahlen zu denen, die Anfang Oktober gemeldet worden waren, ließe sich aber auch über einen komplett gegenläufigen Trend spekulieren. Schließlich ist jetzt die Marktprämie im Oktober plötzlich um 163 MW größer geworden und die Sonstige um 81 MW. Insgesamt waren im Oktober für Oktober über alle Segmente hinweg 283 MW zu wenig gemeldet worden, die nun nachgeholt wurden. Es spricht viel dafür, dass sich dieses intransparente Nachmeldespiel Anfang Dezember mit den November-Zahlen wiederholen wird. Insofern sind alle angeblich abzulesenden Trends mit Vorsicht zu genießen.

Biomasse bewegte sich gegenüber Oktober so gut wie gar nicht, sodass 7.259 MW im Marktprämienmodell bleiben und 578 MW in der sonstigen Direktvermarktung.

Marktwerte zurück auf August-Stände

Im Zusammenspiel mit allgemein sinkenden Day-ahead-Preisen am Graustrom-Markt der Börse Epex Spot sind auch die tatsächlichen Markterlöse der geförderten Erneuerbaren pro kWh im Oktober gesunken: Während der Spotpreis-Durchschnitt gegenüber September wieder einstellig wurde, nämlich von 10,072 Ct/kWh auf 8,738 Ct/kWh sank, gingen die Grünstrom-Marktwerte auf die niedrigeren Stände von August zurück, PV sogar darunter. Es gab aber dieses Jahr schon Monate mit noch geringeren Marktwerten.

Am meisten pro kWh erzielte noch Offshore-Windstrom: 7,426 Ct/kWh nach 8,874 Ct/kWh. Windkraft an Land sank von 8,566 auf 6,864 Ct/kWh ab, Solarkraft von 7,447 auf 6,763 Ct/kWh. Den sechsten Monat in Folge wurden mindestens einmal im Monat sechs negative Stundenpreise hintereinander erzielt, das heißt, die Vermarkter mussten in jenen Stunden des Überangebotes an Strom dafür zahlen, um ihn loszuwerden. Da dies normalerweise kein Marktteilnehmer tut, muss es sich im Wesentlichen um die gesetzliche Pflichtvermarktung geförderter Ökostrom-Mengen durch die ÜNB handeln. In solchen Sechs-Stunden-Abschnitten fällt auch die Marktprämie weg, als Anreiz für Direktvermarkter, ihre Anlagen zeitgleich vom Netz zu nehmen.

Mittwoch, 8.11.2023, 09:35 Uhr
Georg Eble
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Quelle: Fotolia / Jürgen Fälchle
Regenerative
Direktvermarktung tritt auf der Stelle
Die grüne Direktvermarktungs-Leistung ist im November trotz Energiewende fast stabil geblieben. Und die kWh-Erlöse von Ökostrom sind im Vormonat deutlich gesunken.
Entgegen der Ausbaulogik der Energiewende steigt die Direktvermarktungs-Leistung von Erneuerbare-Energien-Anlagen im November gegenüber dem Vormonat so gering wie im ganzen Jahr zuvor nicht.

Am 7. Oktober veröffentlichte Transparenzzahlen der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) deuten zudem für Oktober einen wesentlich geringeren Vermarktungserlös für geförderten Ökostrom an, der ein rascheres Abschmelzen des EEG-Kontoguthabens nahelegt. Der Stand des EEG-Kontos ist aber erst bis 30. September veröffentlicht, der Oktober fehlt noch.

Konkret steigt die Direktvermarktungs-Leistung in beiden Segmenten zusammengenommen gegenüber Oktober um nur noch 96 MW auf 104.241 MW. Das ist sowohl nominell als auch prozentual (0,09 Prozent) der mit Abstand geringste Zuwachs in diesem Jahr. In den Vormonaten waren stets jeweils per Saldo Hunderte MW dazugekommen, im Februar sogar 1.035 MW.

Dabei verschiebt sich der Zuwachs im November ins förderfreie Segment der sonstigen Direktvermarktung, die gegenüber Oktober um 525 MW auf 17.469 MW zulegt. Demgegenüber ließ das geförderte Segment des Marktprämienmodells um 429 MW Federn und landet nun bei 86.771 MW.

Ein Löwenanteil dieser Verschiebung geht aufs Konto der Offshore-Windkraft: 361 MW der bislang 7.856 MW sind für November aus der Marktprämie ausgeschieden. Allerdings sind nur 161 MW Windleistung auf See zeitgleich bei der förderfreien Direktvermarktung angekommen, die nun bei 665 MW steht. Dies liegt offenbar daran, dass bestimmte Windräder in der Statistik überhaupt keinem Segment mehr zugeordnet werden. Dies kann nur ein Statistikfehler sein − ein so großer Leistungsausfall hätte auf verschiedenen anderen Transparenzseiten gemeldet werden müssen.
 

​Weitere Offshore-Windräder gehen aus der Förderung

Tatsächlich ist der November 2023 aber der Monat, in dem einige weitere deutsche Offshore-Windparks teilweise aus der Förderung gegangen sind. Laut der anlagenscharfen ÜNB-Monatsstatistik sind davon vier Windparks betroffen, die alle in der Nordsee liegen:
  • Genau die Hälfte von „Bard Offshore“ ging aus der Förderung, nämlich 40 der 5-MW-Turbinen. Der Windpark gehört Ocean Breeze und wurde zwischen 2010 und 2015 errichtet.
  • Von dem Windpark „Butendiek“ vor Sylt, der 2015 errichtet wurde und einem Konsortium von Finanzinvestoren gehört, sind 21 der 80 3,6-MW-Windräder in der sonstigen Direktvermarktung gelandet.
  • RWE vermarktet nun 9 der 48 6,15-MW-Windräder von „Nordsee Ost“, die ebenfalls 2015 ans Netz gegangen waren, ohne Anspruch auf Marktprämie.
  • Ebenso vermarkten Vattenfall und Stadtwerke München (SWM) den Strom von 8 der 80 Windenergieanlagen von „Dan Tysk“ vor Sylt mit einer Einzelleistung von 3,78 MW seit Neuestem im förderfreien Segment. Auch dieser Windpark war 2015 fertig geworden.
  • Schon mindestens das ganze Jahr über förderfrei ist „Riffgat“ von EWE.
Ob die Förderung für die entsprechenden Windturbinen endgültig ausgelaufen ist oder die DIrektvermarkter nur von ihrem Wahlrecht Gebrauch machten, ist aus der Direktvermarktungs-Statistik nicht herauszulesen.

In der Ostsee gab es aktuell keine Verschiebungen; „Baltic 1“ von EnBW und „Arcadis Ost“ der belgischen Parkwind werden schon seit Mai förderfrei vermarktet.

Die größte Technologie in der Direktvermarktung, Wind an Land, nahm gut 100 MW aus der Förderung heraus, worin dann 47.294 MW verbleiben, während das förderfreie Segment um das Doppelte auf 11.166 MW wuchs.

Photovoltaik als direktvermarktete Energiequelle Nummer zwei stagniert praktisch, indem grob 150 MW in die sonstige Direktvermarktung gewandert sind. Darin stecken jetzt 4.565 MW und in der Marktprämie 23.658 MW.

Abweichung größer als Segmentwechsel

An den Abweichungen der jetzigen Oktoberzahlen zu denen, die Anfang Oktober gemeldet worden waren, ließe sich aber auch über einen komplett gegenläufigen Trend spekulieren. Schließlich ist jetzt die Marktprämie im Oktober plötzlich um 163 MW größer geworden und die Sonstige um 81 MW. Insgesamt waren im Oktober für Oktober über alle Segmente hinweg 283 MW zu wenig gemeldet worden, die nun nachgeholt wurden. Es spricht viel dafür, dass sich dieses intransparente Nachmeldespiel Anfang Dezember mit den November-Zahlen wiederholen wird. Insofern sind alle angeblich abzulesenden Trends mit Vorsicht zu genießen.

Biomasse bewegte sich gegenüber Oktober so gut wie gar nicht, sodass 7.259 MW im Marktprämienmodell bleiben und 578 MW in der sonstigen Direktvermarktung.

Marktwerte zurück auf August-Stände

Im Zusammenspiel mit allgemein sinkenden Day-ahead-Preisen am Graustrom-Markt der Börse Epex Spot sind auch die tatsächlichen Markterlöse der geförderten Erneuerbaren pro kWh im Oktober gesunken: Während der Spotpreis-Durchschnitt gegenüber September wieder einstellig wurde, nämlich von 10,072 Ct/kWh auf 8,738 Ct/kWh sank, gingen die Grünstrom-Marktwerte auf die niedrigeren Stände von August zurück, PV sogar darunter. Es gab aber dieses Jahr schon Monate mit noch geringeren Marktwerten.

Am meisten pro kWh erzielte noch Offshore-Windstrom: 7,426 Ct/kWh nach 8,874 Ct/kWh. Windkraft an Land sank von 8,566 auf 6,864 Ct/kWh ab, Solarkraft von 7,447 auf 6,763 Ct/kWh. Den sechsten Monat in Folge wurden mindestens einmal im Monat sechs negative Stundenpreise hintereinander erzielt, das heißt, die Vermarkter mussten in jenen Stunden des Überangebotes an Strom dafür zahlen, um ihn loszuwerden. Da dies normalerweise kein Marktteilnehmer tut, muss es sich im Wesentlichen um die gesetzliche Pflichtvermarktung geförderter Ökostrom-Mengen durch die ÜNB handeln. In solchen Sechs-Stunden-Abschnitten fällt auch die Marktprämie weg, als Anreiz für Direktvermarkter, ihre Anlagen zeitgleich vom Netz zu nehmen.

Mittwoch, 8.11.2023, 09:35 Uhr
Georg Eble

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