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Energie & Management > Klimaschutz - Deutsche Treibhausgasemissionen kaum verändert
Quelle: Shutterstock / 24Novembers
Klimaschutz

Deutsche Treibhausgasemissionen kaum verändert

Im Jahr 2022 emittierten die rund 1.730 im Europäischen Emissionshandelssystem (EU-ETS) erfassten stationären Anlagen in Deutschland rund 354 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente.
Im Vergleich zum Vorjahr 2021 (355 Millionen Tonnen) veränderten sich die Gesamtemissionen 2022 nur unwesentlich. In den maßgeblichen Sektoren Energie und Industrie war die Entwicklung gegenläufig: Die Emissionen der Energieanlagen stiegen um 3 Prozent, die der Industrie gingen um 6 Prozent zurück. Grund war der Krieg gegen die Ukraine und die damit verbundenen Verwerfungen auf den Energiemärkten, wie die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt (UBA) mitteilt.

Dirk Messner, Präsident des UBA, erklärte dazu: „Vor der Pandemie gab es deutliche Emissionsrückgänge bei den deutschen EU-ETS-Anlagen. Dieser Trend ist vorerst gestoppt. Als Folge der Russland-Aggression stagnieren die Emissionen auf dem Vor-Pandemie-Niveau und bei der Kohleverfeuerung beobachten wir sogar einen erneuten Anstieg.“ Hier müsse man nun entschieden gegensteuern und weg von den fossilen Energien. Der Ausbau der Erneuerbaren brauche noch mehr Tempo. „Wir müssen bis 2030 aus der Kohle aussteigen. Der nun reformierte Emissionshandel, mit deutlich abgesenkten Emissionsobergrenzen ab 2024 kann hierfür spürbare Impulse setzen.“

Finanzielle Spielräume zur Dekarbonisierung schaffen

Jürgen Landgrebe, Leiter des Fachbereichs „Klimaschutz, Energie, Deutsche Emissionshandelsstelle“ im UBA, ergänzte: „Die jüngsten Beschlüsse zur Neuausrichtung der europäischen Klimapolitik setzen auf eine ambitionierte Reform des Emissionshandels. Dies stärkt seine Rolle als zentraler Eckpfeiler der europäischen Klimapolitik.“ Neben abgesenkten Emissionsobergrenzen werde künftig auch der Anteil kostenloser Emissionsberechtigungen weiter zurückgehen. Gleichzeitig würden die aus den Auktionen eingenommenen Gelder erhebliche finanzielle Spielräume schaffen, um die sozialen Folgen der Dekarbonisierung gerecht abzufedern.“

Die Emissionen aus der Energieversorgung in Deutschland stiegen um 3 Prozent auf 242 Millionen Tonnen CO2 und damit das zweite Jahr in Folge. Im Energiebereich sank der Erdgaseinsatz in der Stromproduktion wegen der stark gestiegenen Gaspreise: Trotz der seit Einführung des EU-ETS höchsten Preise von durchschnittlich über 80 Euro pro Emissionsberechtigung waren viele Kohlekraftwerke im Betrieb wirtschaftlicher als Gaskraftwerke. Darum stieg der Einsatz von Braun- und Steinkohle für die Stromproduktion gegenüber 2021 deutlich.

Die Emissionen der bundesdeutschen Industrie sanken im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent auf 112 Millionen Tonnen, weil weniger produziert wurde. Das ist das niedrigste Niveau seit 2013. In fast allen Branchen gingen die Emissionen deutlich zurück: Am meisten in der chemischen Industrie (18 Prozent), gefolgt von den Nichteisenmetallen (15 Prozent). Lediglich die Emissionen der Raffinerien stiegen um 4 Prozent.

 
Ähnliche Entwicklung in Europa

Auch die Emissionen aller am EU-ETS teilnehmenden Anlagen (27 EU-Mitgliedsstaaten sowie Island, Liechtenstein und Norwegen) veränderten sich 2022 ebenfalls nur geringfügig: Nach Angaben der Europäischen Kommission sanken sie um 1 Prozent und lagen bei rund 1,32 Milliarden Tonnen. Maßgeblich für diese Entwicklung waren − analog zur Situation in Deutschland − ein Anstieg der Kohleverstromung und Rückgänge in der Industrieproduktion.

Die Emissionen der Stromerzeugung stiegen um rund 2 Prozent, während die Emissionen der Industrieanlagen um rund 5 Prozent sanken. Gegenüber 2005 − dem Startjahr des EU-ETS − sind die EU-ETS-Emissionen europaweit um rund 38 Prozent und damit stärker zurückgegangen als in Deutschland mit etwa 31 Prozent). Das aktuelle Emissionsniveau liegt damit 24 Prozentpunkte unterhalb der neu beschlossenen Zielvorgabe für 2030 (minus 62 Prozent). In den verbleibenden acht Jahren muss sich die Minderungsgeschwindigkeit damit deutlich erhöhen.

Freitag, 7.07.2023, 15:12 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Klimaschutz - Deutsche Treibhausgasemissionen kaum verändert
Quelle: Shutterstock / 24Novembers
Klimaschutz
Deutsche Treibhausgasemissionen kaum verändert
Im Jahr 2022 emittierten die rund 1.730 im Europäischen Emissionshandelssystem (EU-ETS) erfassten stationären Anlagen in Deutschland rund 354 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente.
Im Vergleich zum Vorjahr 2021 (355 Millionen Tonnen) veränderten sich die Gesamtemissionen 2022 nur unwesentlich. In den maßgeblichen Sektoren Energie und Industrie war die Entwicklung gegenläufig: Die Emissionen der Energieanlagen stiegen um 3 Prozent, die der Industrie gingen um 6 Prozent zurück. Grund war der Krieg gegen die Ukraine und die damit verbundenen Verwerfungen auf den Energiemärkten, wie die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt (UBA) mitteilt.

Dirk Messner, Präsident des UBA, erklärte dazu: „Vor der Pandemie gab es deutliche Emissionsrückgänge bei den deutschen EU-ETS-Anlagen. Dieser Trend ist vorerst gestoppt. Als Folge der Russland-Aggression stagnieren die Emissionen auf dem Vor-Pandemie-Niveau und bei der Kohleverfeuerung beobachten wir sogar einen erneuten Anstieg.“ Hier müsse man nun entschieden gegensteuern und weg von den fossilen Energien. Der Ausbau der Erneuerbaren brauche noch mehr Tempo. „Wir müssen bis 2030 aus der Kohle aussteigen. Der nun reformierte Emissionshandel, mit deutlich abgesenkten Emissionsobergrenzen ab 2024 kann hierfür spürbare Impulse setzen.“

Finanzielle Spielräume zur Dekarbonisierung schaffen

Jürgen Landgrebe, Leiter des Fachbereichs „Klimaschutz, Energie, Deutsche Emissionshandelsstelle“ im UBA, ergänzte: „Die jüngsten Beschlüsse zur Neuausrichtung der europäischen Klimapolitik setzen auf eine ambitionierte Reform des Emissionshandels. Dies stärkt seine Rolle als zentraler Eckpfeiler der europäischen Klimapolitik.“ Neben abgesenkten Emissionsobergrenzen werde künftig auch der Anteil kostenloser Emissionsberechtigungen weiter zurückgehen. Gleichzeitig würden die aus den Auktionen eingenommenen Gelder erhebliche finanzielle Spielräume schaffen, um die sozialen Folgen der Dekarbonisierung gerecht abzufedern.“

Die Emissionen aus der Energieversorgung in Deutschland stiegen um 3 Prozent auf 242 Millionen Tonnen CO2 und damit das zweite Jahr in Folge. Im Energiebereich sank der Erdgaseinsatz in der Stromproduktion wegen der stark gestiegenen Gaspreise: Trotz der seit Einführung des EU-ETS höchsten Preise von durchschnittlich über 80 Euro pro Emissionsberechtigung waren viele Kohlekraftwerke im Betrieb wirtschaftlicher als Gaskraftwerke. Darum stieg der Einsatz von Braun- und Steinkohle für die Stromproduktion gegenüber 2021 deutlich.

Die Emissionen der bundesdeutschen Industrie sanken im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent auf 112 Millionen Tonnen, weil weniger produziert wurde. Das ist das niedrigste Niveau seit 2013. In fast allen Branchen gingen die Emissionen deutlich zurück: Am meisten in der chemischen Industrie (18 Prozent), gefolgt von den Nichteisenmetallen (15 Prozent). Lediglich die Emissionen der Raffinerien stiegen um 4 Prozent.

 
Ähnliche Entwicklung in Europa

Auch die Emissionen aller am EU-ETS teilnehmenden Anlagen (27 EU-Mitgliedsstaaten sowie Island, Liechtenstein und Norwegen) veränderten sich 2022 ebenfalls nur geringfügig: Nach Angaben der Europäischen Kommission sanken sie um 1 Prozent und lagen bei rund 1,32 Milliarden Tonnen. Maßgeblich für diese Entwicklung waren − analog zur Situation in Deutschland − ein Anstieg der Kohleverstromung und Rückgänge in der Industrieproduktion.

Die Emissionen der Stromerzeugung stiegen um rund 2 Prozent, während die Emissionen der Industrieanlagen um rund 5 Prozent sanken. Gegenüber 2005 − dem Startjahr des EU-ETS − sind die EU-ETS-Emissionen europaweit um rund 38 Prozent und damit stärker zurückgegangen als in Deutschland mit etwa 31 Prozent). Das aktuelle Emissionsniveau liegt damit 24 Prozentpunkte unterhalb der neu beschlossenen Zielvorgabe für 2030 (minus 62 Prozent). In den verbleibenden acht Jahren muss sich die Minderungsgeschwindigkeit damit deutlich erhöhen.

Freitag, 7.07.2023, 15:12 Uhr
Günter Drewnitzky

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