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Energie & Management > Klimaschutz - CO2-Verpressung Teil der europäischen Strategie
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Klimaschutz

CO2-Verpressung Teil der europäischen Strategie

Auf dem Dena-Kongress ging es um den Umgang mit unvermeidbaren Treibhausgasemissionen. Die EU-Kommission befasst sich mit Plänen Dänemarks und Norwegens, CO2 unterseeisch einzulagern.
Auch bei einer Transformation der Energieerzeugung werde es Treibhausgasemissionen zum Beispiel aus der Industrie geben, die unvermeidbar seien. Um dennoch die Klimaneutralität der EU-Mitglieder zu erreichen, erwägt die EU-Kommission Kohlendioxid (CO2) abzuscheiden und unterseeisch einzulagern. Erste Projekte für die Abscheidung, Nutzung oder Einlagerung von CO2 (Carbon Capture and Usage/Storage – CCU/CCS) sind in Dänemark und Norwegen bereits im Gang. Darüber sprachen auf dem Kongress der Deutschen Energieagentur (Dena) in Berlin Vertreterinnen der beteiligten Länder.

Katrine Haukenes, Abteilungsleiterin im norwegischen Energieministerium, informierte über das weit fortgeschrittene Projekt ihres Landes. Seit 2008 gebe es bereits positive Erfahrungen mit der CO2-Einlagerung, die allein über die CO2-Steuer finanziert worden seien. Die Energieunternehmen hätten die Erfahrung, dass die Technik „sicher und beherrschbar“ ist und keine Lecks aufweist, sagte Haukenes.

Erstes Projekt in Norwegen läuft

Ab 2024 starte die Demonstration des Projekts „Northern Lights“ der Energieunternehmen Equinor, Shell und Total Energies. Es würden dann 400.000 Tonnen CO2 jährlich aus einer Zementfabrik und einem anderen Unternehmen verflüssigt, per Schiff zu einem Shelfspeicher gebracht und dort unterseeisch in über 2.000 Meter Tiefe verpresst.

Die geplanten Speicherstätten des Projekts können in der ersten Phase jährlich bis zu 1,5 Millionen Tonnen CO2 aufnehmen. Die Speicherkapazität sei bis 2040 entsprechend der Marktnachfrage auf fünf Millionen Tonnen CO2 pro Jahr erweiterbar, stellte Katrine Haukenes in Aussicht. Seit Januar 2020 verfügt das Projekt Northern Lights den Status als „Project of Common Interest“ (PCI). Die norwegische Regierung darf sich mit bis zu 80 Prozent am Projekt beteiligen, was 2,1 Milliarden Euro entspräche, so eine Entscheidung der Aufsichtsbehörde der Europäische Freihandelsassoziation (EFTA).

Dabei ginge es nicht um Abgase der norwegischen Stromproduktion, die bereits fast vollständig aus erneuerbaren Quellen geschehe, erläuterte Haukenes. Die CO2-Abscheidung sei für Industrieabgase nötig sowie für die Herstellung von „blauem“ Wasserstoff, bei dem aus Erdgas der CO2-Anteil abgespalten wird. Norwegen plane, ein wichtiger Wasserstofflieferant für die EU und besonders Deutschland zu werden, sagte Haukenes. Und gleichzeitig biete es ganz Europa seine Speicher für CO2 an.

Johanna Fiksdahl, norwegische Gesandte für CCS/CCU bei der Europäischen Kommission, erläuterte, dass es aktuell darum gehe, einen regulatorischen Rahmen für die Abscheidung, den Transport und die Einlagerung von CO2 zu setzen. Dazu gehörten auch Differenzverträge (CfD), mit denen Industriepartner unterstützt werden sollen, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren.

Dänemark steigt in CO2-Speicherung ein

Katrine Thomsen, Abteilungsleiterin im dänischen Energieministerium, gestand ein, dass CCS eine teure Technologie sei. Zugleich gebe es aus Sicht der dänischen Regierung keinen anderen Weg, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Dänemark habe seine Pläne in der Entwicklung eng mit der EU-Kommission und seinen Nachbarländern wie Deutschland und Norwegen abgestimmt, auch um die geplanten Speicher unter dem Meer möglichst kostengünstig einzurichten und zu betreiben.

Für Dänemarks Emissionen allein werde sich das Projekt nicht lohnen, daher werbe man bereits jetzt bei den Nachbarländern wie auch Belgien und den Niederlanden, sich zur Zusammenarbeit zu verpflichten. Für Deutschland nahm Beate Baron, stellvertretende Generaldirektorin für Dekarbonisierung im Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) an der Diskussion teil. Sie erinnerte, dass die Vermeidung von Treibhausgasemissionen Priorität habe.

Aber gerade für die Industrie müsse es Wege geben, unvermeidbare Emissionen klimaneutral zu entsorgen. Dafür werde es vom BMWK eine CCU/CCS-Strategie geben, kündige sie an. Dafür setze Deutschland auch auf Angebote der Partner in Dänemark und Norwegen. Basis der Strategie sei eine Analyse der Treibhausgasemissionen und möglicher Vermeidungswege. Darin war die Entwicklung einer Carbon-Management-Strategie empfohlen worden für unvermeidbare Restemissionen sowie ein Regelwerk für den Transport von CO2.

Die gesetzlichen Regelungen seien in Arbeit, sagte Baron. Von März bis August 2023 seien mithilfe der Dena alle Stakeholder beteiligt worden, darunter auch Klimaschutzverbände. Die Auswertung dieses Inputs laufe noch. Aber in der im Oktober vorgestellten Industriestrategie von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sei die Möglichkeit von CCU/CCS bereits einbezogen worden, erinnerte Baron.

Dienstag, 14.11.2023, 15:21 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Klimaschutz - CO2-Verpressung Teil der europäischen Strategie
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Klimaschutz
CO2-Verpressung Teil der europäischen Strategie
Auf dem Dena-Kongress ging es um den Umgang mit unvermeidbaren Treibhausgasemissionen. Die EU-Kommission befasst sich mit Plänen Dänemarks und Norwegens, CO2 unterseeisch einzulagern.
Auch bei einer Transformation der Energieerzeugung werde es Treibhausgasemissionen zum Beispiel aus der Industrie geben, die unvermeidbar seien. Um dennoch die Klimaneutralität der EU-Mitglieder zu erreichen, erwägt die EU-Kommission Kohlendioxid (CO2) abzuscheiden und unterseeisch einzulagern. Erste Projekte für die Abscheidung, Nutzung oder Einlagerung von CO2 (Carbon Capture and Usage/Storage – CCU/CCS) sind in Dänemark und Norwegen bereits im Gang. Darüber sprachen auf dem Kongress der Deutschen Energieagentur (Dena) in Berlin Vertreterinnen der beteiligten Länder.

Katrine Haukenes, Abteilungsleiterin im norwegischen Energieministerium, informierte über das weit fortgeschrittene Projekt ihres Landes. Seit 2008 gebe es bereits positive Erfahrungen mit der CO2-Einlagerung, die allein über die CO2-Steuer finanziert worden seien. Die Energieunternehmen hätten die Erfahrung, dass die Technik „sicher und beherrschbar“ ist und keine Lecks aufweist, sagte Haukenes.

Erstes Projekt in Norwegen läuft

Ab 2024 starte die Demonstration des Projekts „Northern Lights“ der Energieunternehmen Equinor, Shell und Total Energies. Es würden dann 400.000 Tonnen CO2 jährlich aus einer Zementfabrik und einem anderen Unternehmen verflüssigt, per Schiff zu einem Shelfspeicher gebracht und dort unterseeisch in über 2.000 Meter Tiefe verpresst.

Die geplanten Speicherstätten des Projekts können in der ersten Phase jährlich bis zu 1,5 Millionen Tonnen CO2 aufnehmen. Die Speicherkapazität sei bis 2040 entsprechend der Marktnachfrage auf fünf Millionen Tonnen CO2 pro Jahr erweiterbar, stellte Katrine Haukenes in Aussicht. Seit Januar 2020 verfügt das Projekt Northern Lights den Status als „Project of Common Interest“ (PCI). Die norwegische Regierung darf sich mit bis zu 80 Prozent am Projekt beteiligen, was 2,1 Milliarden Euro entspräche, so eine Entscheidung der Aufsichtsbehörde der Europäische Freihandelsassoziation (EFTA).

Dabei ginge es nicht um Abgase der norwegischen Stromproduktion, die bereits fast vollständig aus erneuerbaren Quellen geschehe, erläuterte Haukenes. Die CO2-Abscheidung sei für Industrieabgase nötig sowie für die Herstellung von „blauem“ Wasserstoff, bei dem aus Erdgas der CO2-Anteil abgespalten wird. Norwegen plane, ein wichtiger Wasserstofflieferant für die EU und besonders Deutschland zu werden, sagte Haukenes. Und gleichzeitig biete es ganz Europa seine Speicher für CO2 an.

Johanna Fiksdahl, norwegische Gesandte für CCS/CCU bei der Europäischen Kommission, erläuterte, dass es aktuell darum gehe, einen regulatorischen Rahmen für die Abscheidung, den Transport und die Einlagerung von CO2 zu setzen. Dazu gehörten auch Differenzverträge (CfD), mit denen Industriepartner unterstützt werden sollen, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren.

Dänemark steigt in CO2-Speicherung ein

Katrine Thomsen, Abteilungsleiterin im dänischen Energieministerium, gestand ein, dass CCS eine teure Technologie sei. Zugleich gebe es aus Sicht der dänischen Regierung keinen anderen Weg, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Dänemark habe seine Pläne in der Entwicklung eng mit der EU-Kommission und seinen Nachbarländern wie Deutschland und Norwegen abgestimmt, auch um die geplanten Speicher unter dem Meer möglichst kostengünstig einzurichten und zu betreiben.

Für Dänemarks Emissionen allein werde sich das Projekt nicht lohnen, daher werbe man bereits jetzt bei den Nachbarländern wie auch Belgien und den Niederlanden, sich zur Zusammenarbeit zu verpflichten. Für Deutschland nahm Beate Baron, stellvertretende Generaldirektorin für Dekarbonisierung im Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) an der Diskussion teil. Sie erinnerte, dass die Vermeidung von Treibhausgasemissionen Priorität habe.

Aber gerade für die Industrie müsse es Wege geben, unvermeidbare Emissionen klimaneutral zu entsorgen. Dafür werde es vom BMWK eine CCU/CCS-Strategie geben, kündige sie an. Dafür setze Deutschland auch auf Angebote der Partner in Dänemark und Norwegen. Basis der Strategie sei eine Analyse der Treibhausgasemissionen und möglicher Vermeidungswege. Darin war die Entwicklung einer Carbon-Management-Strategie empfohlen worden für unvermeidbare Restemissionen sowie ein Regelwerk für den Transport von CO2.

Die gesetzlichen Regelungen seien in Arbeit, sagte Baron. Von März bis August 2023 seien mithilfe der Dena alle Stakeholder beteiligt worden, darunter auch Klimaschutzverbände. Die Auswertung dieses Inputs laufe noch. Aber in der im Oktober vorgestellten Industriestrategie von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sei die Möglichkeit von CCU/CCS bereits einbezogen worden, erinnerte Baron.

Dienstag, 14.11.2023, 15:21 Uhr
Susanne Harmsen

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