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Energie & Management > Wasserstoff - Briten geben Pilotprojekte zum Heizen mit Wasserstoff auf
Quelle: Shutterstock / petrmalinak
Wasserstoff

Briten geben Pilotprojekte zum Heizen mit Wasserstoff auf

Wärmeversorgung von Haushalten mit Wasserstoff: Das hätte nach dem Willen der britischen Regierung im Städtchen Redcar erprobt werden sollen. Die Anwohner gingen auf die Straße.
Mit einem „Wasserstoff-Dorf“ in Großbritannien wird es so schnell nichts werden. Der Regierung schwebte vor, bis zum Jahr 2025 Haushalte einer Gemeinde von Gas- auf Wasserstoffheizung umzustellen. Als heißer Kandidat galt die Stadt Redcar in der Grafschaft North Yorkshire. Ab dem Jahr 2025 sollten 2.000 Gebäude zu 100 Prozent mit Wasserstoff geheizt werden. Realisieren wollte das Pilotprojekt das Unternehmen Northern Gas Networks (NGN).

Die Wahl sei auf Redcar gefallen, „weil es bereits Verpflichtungen zur Herstellung von Wasserstoff in der Region gibt und es sinnvoll ist, dass die Gemeinden, die am nächsten an der Produktion liegen, die ersten sind, die ihn nutzen“, erklärte NGN den Anwohnern auf einer eigens eingerichteten Website. Die Wasserstoffwirtschaft stelle eine große Chance für Redcar und die Region dar, warb man für das Projekt.

Doch unter Anwohnern stieß die Idee der Regierung auf Ablehnung. Wie britische Medien berichteten, herrschen große Zweifel an der Sicherheit an der Technik. Und viele haben die Sorge, dass nicht nur möglicherweise Wasserstoff im Haus explodiert, sondern auch die Heizrechnung. Bilder des Senders BBC zeigen Anwohner, die mit Transparenten mit der Aufschrift „Stoppt das Wasserstoff-Experiment„ auf die Straße gingen. Die Proteste zogen sich monatelang hin.

Wasserstoff „steht nicht zur Verfügung“

Und blieben der Politik nicht verborgen. Im Dezember schließlich blies die Regierung das Vorhaben ab. Sie habe “beschlossen, den Wasserstoffversuch in Redcar nicht fortzusetzen“, teilte das Department of Energy Security and Net Zero (DESNZ) mit. Begründet wurde die Entscheidung nicht mit dem Widerstand der Bevölkerung. Vielmehr hieß, die Hauptquelle für Wasserstoff werde nicht zur Verfügung stehen.

Es ist nicht der erste Rückschlag für Regierung mit ihrer Wasserstoffstrategie. Anfang vergangenen Jahres wurden Pläne für einen ähnlichen Versuch in der Nähe von Ellesmere Port, südlich von Liverpool, nach Protesten in der Bevölkerung ebenfalls verworfen. Ganz aufgegeben hat man in London die Überlegungen deswegen nicht.

„Die Regierung erkennt die potenzielle Rolle von Wasserstoff beim Heizen von Privathaushalten an und wird die Ergebnisse des Nachbarschaftsversuchs in Fife sowie ähnlicher Systeme in ganz Europa auswerten, um 2026 zu entscheiden, ob und wie Wasserstoff den Haushalten auf dem Weg zum Netto-Nullverbrauch helfen könnte“, erklärte das DESNZ im Dezember.

Auch die FAZ hat über den Fall berichtet und sie schreibt, die britische Infrastrukturkommission habe statt der Wasserstoffheizungen den Einbau von Wärmepumpen empfohlen und schlug vor, den Anschluss neuer Gasheizungen vom Jahr 2025 an zu verbieten. Allerdings hat die konservative Regierung von Rishi Sunak dabei nicht mitgemacht. Für 80 Prozent der Haushalte wurde das Verbot von neuen Gasboilern auf das Jahr 2035 verschoben. Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist auf der Insel bislang nur sehr verhalten.
 

Freitag, 12.01.2024, 16:51 Uhr
Manfred Fischer
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Wasserstoff
Briten geben Pilotprojekte zum Heizen mit Wasserstoff auf
Wärmeversorgung von Haushalten mit Wasserstoff: Das hätte nach dem Willen der britischen Regierung im Städtchen Redcar erprobt werden sollen. Die Anwohner gingen auf die Straße.
Mit einem „Wasserstoff-Dorf“ in Großbritannien wird es so schnell nichts werden. Der Regierung schwebte vor, bis zum Jahr 2025 Haushalte einer Gemeinde von Gas- auf Wasserstoffheizung umzustellen. Als heißer Kandidat galt die Stadt Redcar in der Grafschaft North Yorkshire. Ab dem Jahr 2025 sollten 2.000 Gebäude zu 100 Prozent mit Wasserstoff geheizt werden. Realisieren wollte das Pilotprojekt das Unternehmen Northern Gas Networks (NGN).

Die Wahl sei auf Redcar gefallen, „weil es bereits Verpflichtungen zur Herstellung von Wasserstoff in der Region gibt und es sinnvoll ist, dass die Gemeinden, die am nächsten an der Produktion liegen, die ersten sind, die ihn nutzen“, erklärte NGN den Anwohnern auf einer eigens eingerichteten Website. Die Wasserstoffwirtschaft stelle eine große Chance für Redcar und die Region dar, warb man für das Projekt.

Doch unter Anwohnern stieß die Idee der Regierung auf Ablehnung. Wie britische Medien berichteten, herrschen große Zweifel an der Sicherheit an der Technik. Und viele haben die Sorge, dass nicht nur möglicherweise Wasserstoff im Haus explodiert, sondern auch die Heizrechnung. Bilder des Senders BBC zeigen Anwohner, die mit Transparenten mit der Aufschrift „Stoppt das Wasserstoff-Experiment„ auf die Straße gingen. Die Proteste zogen sich monatelang hin.

Wasserstoff „steht nicht zur Verfügung“

Und blieben der Politik nicht verborgen. Im Dezember schließlich blies die Regierung das Vorhaben ab. Sie habe “beschlossen, den Wasserstoffversuch in Redcar nicht fortzusetzen“, teilte das Department of Energy Security and Net Zero (DESNZ) mit. Begründet wurde die Entscheidung nicht mit dem Widerstand der Bevölkerung. Vielmehr hieß, die Hauptquelle für Wasserstoff werde nicht zur Verfügung stehen.

Es ist nicht der erste Rückschlag für Regierung mit ihrer Wasserstoffstrategie. Anfang vergangenen Jahres wurden Pläne für einen ähnlichen Versuch in der Nähe von Ellesmere Port, südlich von Liverpool, nach Protesten in der Bevölkerung ebenfalls verworfen. Ganz aufgegeben hat man in London die Überlegungen deswegen nicht.

„Die Regierung erkennt die potenzielle Rolle von Wasserstoff beim Heizen von Privathaushalten an und wird die Ergebnisse des Nachbarschaftsversuchs in Fife sowie ähnlicher Systeme in ganz Europa auswerten, um 2026 zu entscheiden, ob und wie Wasserstoff den Haushalten auf dem Weg zum Netto-Nullverbrauch helfen könnte“, erklärte das DESNZ im Dezember.

Auch die FAZ hat über den Fall berichtet und sie schreibt, die britische Infrastrukturkommission habe statt der Wasserstoffheizungen den Einbau von Wärmepumpen empfohlen und schlug vor, den Anschluss neuer Gasheizungen vom Jahr 2025 an zu verbieten. Allerdings hat die konservative Regierung von Rishi Sunak dabei nicht mitgemacht. Für 80 Prozent der Haushalte wurde das Verbot von neuen Gasboilern auf das Jahr 2035 verschoben. Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist auf der Insel bislang nur sehr verhalten.
 

Freitag, 12.01.2024, 16:51 Uhr
Manfred Fischer

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