E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Stadtwerke - Augsburg widerspricht Berichten über Gasnetz-Aus
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stadtwerke

Augsburg widerspricht Berichten über Gasnetz-Aus

„Heizschock“, „Doppel-Hammer für Haushalte“: Bild verkündete, Augsburg wolle als erste Großstadt das Gasnetz stilllegen. Einmal mehr zielt das Medium mit dem Bericht auf etwas anderes.
Die mediale Dynamik hat die Stadtwerke überrascht. Seit vier Jahren informiere man Gewerbebetriebe und Wohnnungsgesellschaften „in einigen wenigen Gebieten“, dass in einem Zeitraum von etwa zehn Jahren Fernwärme verfügbar sein werde, berichtet ein Sprecher des Kommunalversorgers. „Wir haben positive Rückmeldungen“. In das Gasnetz dort werde man nicht mehr investieren. „In anderen Gebieten erhalten wir unser Gasnetz und pflegen es sehr“, betont der Stadtwerke-Sprecher. Und dementiert anderslautende Medienberichte.

Im März war das Handelsblatt auf die Kundenschreiben in der Fuggerstadt aufmerksam geworden. „In Augsburg geschieht bereits, was in vielen anderen Städten noch undenkbar erscheint: Gaskunden bekommen Briefe, die ein Ende der Belieferung mit Erdgas ankündigen. Zugegeben: mit einem Vorlauf von zehn Jahren“, schrieb die Zeitung. Im April griff das Medium Bild das Thema auf und titelte: „Heizschock für Millionen Deutsche droht. Erste Großstadt will Gasnetz stillllegen“.

Derzeit kein Rückbau des Gasnetzes geplant

Augsburgs Plan sei ein „Doppel-Hammer für Haushalte mit Gas-Heizung“, erklärte das Springer-Organ. Verbraucher müssten zehn Jahre früher, „als das Heizgesetz vorsieht“, auf Gas verzichten, selbst der Einbau einer wasserstoff-tauglichen Gas-Heizung bringe nichts. Den Hauptverantwortlichen dafür sieht das Blatt in Berlin: Augsburg setze das „Heizgesetz von Wirtschaftsminister Robert Habeck (54, Grüne) vorzeitig um“.

Bei dem Stadtwerk reibt man sich angesichts einer solchen Exegese die Augen, zumal sie mehrere Medien prompt übernahmen. „Die Gasversorgung in Augsburg bleibt im Rahmen der gesetzlichen Regelungen auch weiterhin gesichert“, erklären die Stadtwerke. Derzeit sei „kein Rückbau des Gasnetzes geplant“. Die Fernwärme soll „als alternative Wärmeversorgung“ massiv ausgebaut werden. Die Rede ist von einem „fließenden Übergang“ zu Fernwärme.

Wann oder in welchen Mengen alternative Gase wie Wasserstoff oder Biogas für die breite Wärmeversorgung zur Verfügung stehe, lasse sich noch nicht absehen. Gleichwohl bereite man das Netz in Teilen auf mögliche alternative Gase vor. Für den Ausbau der Fern- und Nahwärme, in neue regenerative Erzeugungsanlangen und die Nutzung von Abwärme wollen die Stadtwerke bis 2040 rund eine Milliarde Euro investieren. Hintergrund: Bayern will bis dahin − fünf Jahre vor der Bund − klimaneutral sein. „Wir wünschen uns von der Politik für die Verbraucher klare und ehrliche Aussagen, wie diese selbstgesteckten Klimaziele erreicht werden sollen“, sagt der Stadtwerke-Vertriebsleiter Ulrich Längle.

Nächste Desinformationskampagne?

Der Rückschluss auf Habecks „Heizgesetz“ als Grund für die Gasnetz-Stilllegung reiht sich in eine Serie einschlägiger Berichte. „Heiz-Hammer ist eine Atombombe für unser Land“, „Wärmepumpen-Muffeln drohen Mega-Strafen“,„Habecks Heiz-Hammer würde uns 590.000 Euro kosten“ − mit Formulierungen wie diesen stimmte Bild seine Leser ein. Der Wirtschafts- und Energiejournalist Malte Kreutzfeldt von Table Media sprach gegenüber dem Deutschlandfunk vergangenes Jahr von einer Desinformationskampagne zum Gebäudeenergiegesetz.

Zuspruch bekommen die Stadtwerke Augsburg aus der Wärmepumpen-Industrie. „Aus heutiger Sicht ist diese Planung visionär und konsequent – sie legt den Grundstein für eine zukunftsorientierte Energieversorgung“, sagt Leonhard von Harrach, Chef des Anbieters Aira. Die politische und mediale Instrumentalisierung dieses Themas habe „eine große Unsicherheit erzeugt, die erfordert, dass die Komplexität solcher Ankündigungen möglichst konstruktiv debattiert werden sollte“.

Mittwoch, 10.04.2024, 14:17 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Stadtwerke - Augsburg widerspricht Berichten über Gasnetz-Aus
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stadtwerke
Augsburg widerspricht Berichten über Gasnetz-Aus
„Heizschock“, „Doppel-Hammer für Haushalte“: Bild verkündete, Augsburg wolle als erste Großstadt das Gasnetz stilllegen. Einmal mehr zielt das Medium mit dem Bericht auf etwas anderes.
Die mediale Dynamik hat die Stadtwerke überrascht. Seit vier Jahren informiere man Gewerbebetriebe und Wohnnungsgesellschaften „in einigen wenigen Gebieten“, dass in einem Zeitraum von etwa zehn Jahren Fernwärme verfügbar sein werde, berichtet ein Sprecher des Kommunalversorgers. „Wir haben positive Rückmeldungen“. In das Gasnetz dort werde man nicht mehr investieren. „In anderen Gebieten erhalten wir unser Gasnetz und pflegen es sehr“, betont der Stadtwerke-Sprecher. Und dementiert anderslautende Medienberichte.

Im März war das Handelsblatt auf die Kundenschreiben in der Fuggerstadt aufmerksam geworden. „In Augsburg geschieht bereits, was in vielen anderen Städten noch undenkbar erscheint: Gaskunden bekommen Briefe, die ein Ende der Belieferung mit Erdgas ankündigen. Zugegeben: mit einem Vorlauf von zehn Jahren“, schrieb die Zeitung. Im April griff das Medium Bild das Thema auf und titelte: „Heizschock für Millionen Deutsche droht. Erste Großstadt will Gasnetz stillllegen“.

Derzeit kein Rückbau des Gasnetzes geplant

Augsburgs Plan sei ein „Doppel-Hammer für Haushalte mit Gas-Heizung“, erklärte das Springer-Organ. Verbraucher müssten zehn Jahre früher, „als das Heizgesetz vorsieht“, auf Gas verzichten, selbst der Einbau einer wasserstoff-tauglichen Gas-Heizung bringe nichts. Den Hauptverantwortlichen dafür sieht das Blatt in Berlin: Augsburg setze das „Heizgesetz von Wirtschaftsminister Robert Habeck (54, Grüne) vorzeitig um“.

Bei dem Stadtwerk reibt man sich angesichts einer solchen Exegese die Augen, zumal sie mehrere Medien prompt übernahmen. „Die Gasversorgung in Augsburg bleibt im Rahmen der gesetzlichen Regelungen auch weiterhin gesichert“, erklären die Stadtwerke. Derzeit sei „kein Rückbau des Gasnetzes geplant“. Die Fernwärme soll „als alternative Wärmeversorgung“ massiv ausgebaut werden. Die Rede ist von einem „fließenden Übergang“ zu Fernwärme.

Wann oder in welchen Mengen alternative Gase wie Wasserstoff oder Biogas für die breite Wärmeversorgung zur Verfügung stehe, lasse sich noch nicht absehen. Gleichwohl bereite man das Netz in Teilen auf mögliche alternative Gase vor. Für den Ausbau der Fern- und Nahwärme, in neue regenerative Erzeugungsanlangen und die Nutzung von Abwärme wollen die Stadtwerke bis 2040 rund eine Milliarde Euro investieren. Hintergrund: Bayern will bis dahin − fünf Jahre vor der Bund − klimaneutral sein. „Wir wünschen uns von der Politik für die Verbraucher klare und ehrliche Aussagen, wie diese selbstgesteckten Klimaziele erreicht werden sollen“, sagt der Stadtwerke-Vertriebsleiter Ulrich Längle.

Nächste Desinformationskampagne?

Der Rückschluss auf Habecks „Heizgesetz“ als Grund für die Gasnetz-Stilllegung reiht sich in eine Serie einschlägiger Berichte. „Heiz-Hammer ist eine Atombombe für unser Land“, „Wärmepumpen-Muffeln drohen Mega-Strafen“,„Habecks Heiz-Hammer würde uns 590.000 Euro kosten“ − mit Formulierungen wie diesen stimmte Bild seine Leser ein. Der Wirtschafts- und Energiejournalist Malte Kreutzfeldt von Table Media sprach gegenüber dem Deutschlandfunk vergangenes Jahr von einer Desinformationskampagne zum Gebäudeenergiegesetz.

Zuspruch bekommen die Stadtwerke Augsburg aus der Wärmepumpen-Industrie. „Aus heutiger Sicht ist diese Planung visionär und konsequent – sie legt den Grundstein für eine zukunftsorientierte Energieversorgung“, sagt Leonhard von Harrach, Chef des Anbieters Aira. Die politische und mediale Instrumentalisierung dieses Themas habe „eine große Unsicherheit erzeugt, die erfordert, dass die Komplexität solcher Ankündigungen möglichst konstruktiv debattiert werden sollte“.

Mittwoch, 10.04.2024, 14:17 Uhr
Manfred Fischer

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.