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Energie & Management > Bilanz - Amprion: Gute Zahlen und Wunsch nach „Realitätscheck“
Zufrieden mit den Zahlen für 2023: Amprion-CEO Hans-Jürgen Brick (Mitte) und CFO Peter Rüth (rechts). Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
Bilanz

Amprion: Gute Zahlen und Wunsch nach „Realitätscheck“

Übertragungsnetzbetreiber Amprion investiert Rekordsummen. Er blickt auf ein gutes Jahr 2023 zurück. Volkswirtschaftlich ist CEO Hans-Jürgen Brick allerdings nicht glücklich.
 
Hohe Energiekosten für Verbraucher und Unternehmen sowie Zweifel an der Bezahlbarkeit der Energiewende: Amprion-CEO Hans-Jürgen Brick sieht die Balance zwischen Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit in Deutschland als verloren gegangen. „Hier ist dringend ein Realitätscheck erforderlich“, sagte Brick auf der Bilanzpressekonferenz des Übertragungsnetzbetreibers, dessen Netz im Westen der Republik und in Bayerisch-Schwaben liegt.

Dabei sind die Unternehmenszahlen, die Amprion für das abgelaufene Geschäftsjahr präsentierte, durchaus erfreulich. CFO Peter Rüth sprach von einem „sehr erfolgreichen Jahr für Amprion“. So stieg das konsolidierte Konzernergebnis vom 228 Millionen Euro im Vorjahr auf 339 Millionen Euro in 2023. Das
 
bereinigte Konzernergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Adjusted Ebitda) belief sich auf rund 980 Millionen Euro, was einem Anstieg von rund 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (773 Millionen Euro) entspricht.

Und ebenfalls sehr deutlich gestiegen ist das Investitionsvolumen des Übertragungsnetzbetreibers: Mit rund 3,1 Milliarden Euro investierte Amprion mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr (1,5 Milliarden Euro).
 
CFO Peter Rüth präsentierte die Geschäftszahlen für das Jahr 2023
− für eine vergrößerte Ansicht bitte auf das Bild klicken −
Quelle: Screenshot E&M / Katia Meyer-Tien
 
Das Geld floss in den Netzum- und -ausbau, aber auch in den Aufbau von Produktions- und Installationskapazitäten, in erster Linie für den Offshore-Windkraft-Zubau. „Zur Umsetzung unserer Projekte benötigen wir in den kommenden Jahren eine Vielzahl von Komponenten und Dienstleistungen, die wir zum Teil bereits jetzt vertraglich gesichert haben“, so Rüth.

So könne man davon ausgehen, dass alle bis 2030 geplanten Projekte rechtzeitig fertiggestellt werden, so Hans-Jürgen Brick. Insgesamt habe Amprion die Realisierung zentraler Projekte massiv beschleunigt, sagte der CEO und verwies auf den das Mammutvorhaben A-Nord: Der Baubeginn der Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungs(HGÜ)-Verbindung, die Windstrom von der Nordsee ins Rheinland und dann in Verbindung mit der Leitung Ultranet bis nach Baden-Württemberg transportieren soll, wurde um ein Jahr vorgezogen. Die Fertigstellung ist für 2027 geplant.

Niedrigere Netzentgelte, höherer Eigenkapitalzinssatz

So positiv sich das alles auch darstellt: Brick blickt auch skeptisch auf die derzeitige Lage. Dass sein Unternehmen Ende des vergangenen Jahres eine Verdopplung der Netzentgelte ankündigen musste – Hintergrund war der Wegfall des ursprünglich vorgesehenen Bundeszuschusses in Höhe von 5,5 Milliarden Euro aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgerichtes – das stelle „eine enorme Belastungsprobe für unsere Kunden und die gesamte deutsche Volkswirtschaft dar“. Ein „Realitätscheck für eine effiziente Transformation“ müsse gewährleisten, dass Planungen robust und die daraus abgeleiteten Maßnahmen realistisch seien. „Die Rahmenbedingungen passen derzeit nicht zu den ehrgeizigen Klimazielen“.

​Zwei Vorschläge von Amprion

Zwei konkrete Vorschläge macht Brick deshalb: Zum einen sollten die bundesweiten Kosten für das Engpassmanagement (unter anderem Redispatch) aus den Netzentgelten herausgelöst werden. Für ihn sind diese Kosten eindeutig auf den Umbau des Energiesystems zurückzuführen und sollten folgerichtig auch aus den Erlösen des Klima- und Transformationsfonds (KTF) des Bundes finanziert werden: „Das würde die Netzentgelte fast halbieren sowie Wirtschaft und Verbraucher schnell und unbürokratisch entlasten“, so Brick.
 
 
Zum anderen forderte Brick einen international wettbewerbsfähigen Eigenkapital-Zinssatz in Höhe von 7,5 Prozent vor Steuern für sämtliche Investitionen, auch im Bestand. Derzeit liegt der Zinssatz für Bestandsanlagen bei 5,07 Prozent.

Einer Festlegung der Bundesnetzagentur aus dem Januar 2024 entsprechend, soll sich der Eigenkapital-Zinssatz für Neuinvestitionen künftig aus einem jährlich variablen Basiszins zuzüglich eines konstanten Wagniszuschlags von aktuell rund 3 Prozent ergeben. Amprion-CFO Peter Rüth zufolge entspricht das derzeit einem Zinssatz von etwa 7,09 Prozent. Man sei aber darüber mit der Bundesnetzagentur im Gespräch, so Rüth.

Donnerstag, 11.04.2024, 14:46 Uhr
Katia Meyer-Tien
Energie & Management > Bilanz - Amprion: Gute Zahlen und Wunsch nach „Realitätscheck“
Zufrieden mit den Zahlen für 2023: Amprion-CEO Hans-Jürgen Brick (Mitte) und CFO Peter Rüth (rechts). Quelle: E&M / Katia Meyer-Tien
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Amprion: Gute Zahlen und Wunsch nach „Realitätscheck“
Übertragungsnetzbetreiber Amprion investiert Rekordsummen. Er blickt auf ein gutes Jahr 2023 zurück. Volkswirtschaftlich ist CEO Hans-Jürgen Brick allerdings nicht glücklich.
 
Hohe Energiekosten für Verbraucher und Unternehmen sowie Zweifel an der Bezahlbarkeit der Energiewende: Amprion-CEO Hans-Jürgen Brick sieht die Balance zwischen Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit in Deutschland als verloren gegangen. „Hier ist dringend ein Realitätscheck erforderlich“, sagte Brick auf der Bilanzpressekonferenz des Übertragungsnetzbetreibers, dessen Netz im Westen der Republik und in Bayerisch-Schwaben liegt.

Dabei sind die Unternehmenszahlen, die Amprion für das abgelaufene Geschäftsjahr präsentierte, durchaus erfreulich. CFO Peter Rüth sprach von einem „sehr erfolgreichen Jahr für Amprion“. So stieg das konsolidierte Konzernergebnis vom 228 Millionen Euro im Vorjahr auf 339 Millionen Euro in 2023. Das
 
bereinigte Konzernergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Adjusted Ebitda) belief sich auf rund 980 Millionen Euro, was einem Anstieg von rund 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (773 Millionen Euro) entspricht.

Und ebenfalls sehr deutlich gestiegen ist das Investitionsvolumen des Übertragungsnetzbetreibers: Mit rund 3,1 Milliarden Euro investierte Amprion mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr (1,5 Milliarden Euro).
 
CFO Peter Rüth präsentierte die Geschäftszahlen für das Jahr 2023
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Quelle: Screenshot E&M / Katia Meyer-Tien
 
Das Geld floss in den Netzum- und -ausbau, aber auch in den Aufbau von Produktions- und Installationskapazitäten, in erster Linie für den Offshore-Windkraft-Zubau. „Zur Umsetzung unserer Projekte benötigen wir in den kommenden Jahren eine Vielzahl von Komponenten und Dienstleistungen, die wir zum Teil bereits jetzt vertraglich gesichert haben“, so Rüth.

So könne man davon ausgehen, dass alle bis 2030 geplanten Projekte rechtzeitig fertiggestellt werden, so Hans-Jürgen Brick. Insgesamt habe Amprion die Realisierung zentraler Projekte massiv beschleunigt, sagte der CEO und verwies auf den das Mammutvorhaben A-Nord: Der Baubeginn der Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungs(HGÜ)-Verbindung, die Windstrom von der Nordsee ins Rheinland und dann in Verbindung mit der Leitung Ultranet bis nach Baden-Württemberg transportieren soll, wurde um ein Jahr vorgezogen. Die Fertigstellung ist für 2027 geplant.

Niedrigere Netzentgelte, höherer Eigenkapitalzinssatz

So positiv sich das alles auch darstellt: Brick blickt auch skeptisch auf die derzeitige Lage. Dass sein Unternehmen Ende des vergangenen Jahres eine Verdopplung der Netzentgelte ankündigen musste – Hintergrund war der Wegfall des ursprünglich vorgesehenen Bundeszuschusses in Höhe von 5,5 Milliarden Euro aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgerichtes – das stelle „eine enorme Belastungsprobe für unsere Kunden und die gesamte deutsche Volkswirtschaft dar“. Ein „Realitätscheck für eine effiziente Transformation“ müsse gewährleisten, dass Planungen robust und die daraus abgeleiteten Maßnahmen realistisch seien. „Die Rahmenbedingungen passen derzeit nicht zu den ehrgeizigen Klimazielen“.

​Zwei Vorschläge von Amprion

Zwei konkrete Vorschläge macht Brick deshalb: Zum einen sollten die bundesweiten Kosten für das Engpassmanagement (unter anderem Redispatch) aus den Netzentgelten herausgelöst werden. Für ihn sind diese Kosten eindeutig auf den Umbau des Energiesystems zurückzuführen und sollten folgerichtig auch aus den Erlösen des Klima- und Transformationsfonds (KTF) des Bundes finanziert werden: „Das würde die Netzentgelte fast halbieren sowie Wirtschaft und Verbraucher schnell und unbürokratisch entlasten“, so Brick.
 
 
Zum anderen forderte Brick einen international wettbewerbsfähigen Eigenkapital-Zinssatz in Höhe von 7,5 Prozent vor Steuern für sämtliche Investitionen, auch im Bestand. Derzeit liegt der Zinssatz für Bestandsanlagen bei 5,07 Prozent.

Einer Festlegung der Bundesnetzagentur aus dem Januar 2024 entsprechend, soll sich der Eigenkapital-Zinssatz für Neuinvestitionen künftig aus einem jährlich variablen Basiszins zuzüglich eines konstanten Wagniszuschlags von aktuell rund 3 Prozent ergeben. Amprion-CFO Peter Rüth zufolge entspricht das derzeit einem Zinssatz von etwa 7,09 Prozent. Man sei aber darüber mit der Bundesnetzagentur im Gespräch, so Rüth.

Donnerstag, 11.04.2024, 14:46 Uhr
Katia Meyer-Tien

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