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Energie & Management > Kohle - Warum in Asien ein Kohleausstieg noch gar kein Thema ist
Quelle: Shutterstock/rclassen
Kohle

Warum in Asien ein Kohleausstieg noch gar kein Thema ist

Während in Deutschland darum gestritten wird, ob 2038 für den Kohleausstieg nicht zu spät ist, läuft in anderen Regionen der Welt der Kohlekraftwerksbau auf Hochtouren.
Der Name bedeutet "sanfter Regen", aber mit dieser Assoziation hat das neue südafrikanische Kohlekraftwerk Medupi nichts gemeinsam. Rund 14 Jahre nach dem Baustart hat der südafrikanische Energieversorger vor Kurzem die Fertigstellung des Kohlemeilers verkündet. Er ist mit einer Leistung von 4.764 MW einer der größten der Welt und soll eine Betriebsdauer von 50 Jahren haben − also noch lange nach der für 2050 angestrebten globalen Klimaneutralität CO2 in die Atmosphäre blasen.

Und Medupi ist beileibe kein Einzelfall, wie kürzlich eine Studie der Nichtregierungsorganisation Carbon Tracker gezeigt hat. Der Bericht "Do not revive Coal" richtet seinen Blick dabei vor allem auf Asien − und das aus gutem Grund: Allein dort sind rund 600 neue Kohlekraftwerke in Planung. Die neuen Kohlekapazitäten in den Staaten China, Indien, Indonesien, Japan und Vietnam sollen eine gemeinsame Leistung von mehr als 300.000 MW haben. Die geografische Ballung neuer Kohlekraftwerke in Asien ist kein Zufall: Die fünf genannten Länder stehen bereits heute für fast drei Viertel der in Betrieb befindlichen Kohleleistung im Stromsektor. Allein China betreibt mit 55 % und 1,2 Mio. MW Leistung mehr als die Hälfte der globalen Kohlekraftwerksflotte.
 
Vergleich der Grenzkosten von Kohle (blau) und der Stromgestehungskosten Erneuerbarer (rot) in verschiedenen Teilen der Erde
Quelle: Carbon Tracker

Der Carbon-Tracker-Bericht sät allerdings Zweifel, ob sich die Investitionen in große kohlebasierte Stromerzeugungskapazitäten wirtschaftlich je rechnen werden. Als entscheidender Faktor wird hier der Vergleich der Grenzkosten existierender Kohlekraftwerke mit den Stromgestehungskosten neuer regenerativer Kapazitäten gesehen. Während Erneuerbare in vielen Teilen der Erde wie der EU oder den Vereinigten Staaten bereits sehr deutlich unter den Grenzkosten der Kohlekraftwerke liegen, ist eine regenerative Stromerzeugung in vielen asiatischen Staaten noch deutlich teurer als Kohle.
 
 
Ein Zustand, der wohl nicht auf Dauer anhalten wird. Die Analysten von Carbon Tracker gehen jedenfalls davon aus, dass rund 92 % der in Asien geplanten neuen Kohlekapazitäten selbst unter den heute existierenden Gegebenheiten unwirtschaftlich sein werden und warnt vor "Stranded Assets" in Höhe von umgerechnet 125 Mrd. Euro. Catharina Hillenbrand Von Der Neyen, Carbon Trackers Head of Power & Utilities: "Investoren sollten sich von neuen Kohleprojekten fernhalten, die meisten werden von Anfang an nur Verluste produzieren." 

Dienstag, 3.08.2021, 11:50 Uhr
Peter Koller
Energie & Management > Kohle - Warum in Asien ein Kohleausstieg noch gar kein Thema ist
Quelle: Shutterstock/rclassen
Kohle
Warum in Asien ein Kohleausstieg noch gar kein Thema ist
Während in Deutschland darum gestritten wird, ob 2038 für den Kohleausstieg nicht zu spät ist, läuft in anderen Regionen der Welt der Kohlekraftwerksbau auf Hochtouren.
Der Name bedeutet "sanfter Regen", aber mit dieser Assoziation hat das neue südafrikanische Kohlekraftwerk Medupi nichts gemeinsam. Rund 14 Jahre nach dem Baustart hat der südafrikanische Energieversorger vor Kurzem die Fertigstellung des Kohlemeilers verkündet. Er ist mit einer Leistung von 4.764 MW einer der größten der Welt und soll eine Betriebsdauer von 50 Jahren haben − also noch lange nach der für 2050 angestrebten globalen Klimaneutralität CO2 in die Atmosphäre blasen.

Und Medupi ist beileibe kein Einzelfall, wie kürzlich eine Studie der Nichtregierungsorganisation Carbon Tracker gezeigt hat. Der Bericht "Do not revive Coal" richtet seinen Blick dabei vor allem auf Asien − und das aus gutem Grund: Allein dort sind rund 600 neue Kohlekraftwerke in Planung. Die neuen Kohlekapazitäten in den Staaten China, Indien, Indonesien, Japan und Vietnam sollen eine gemeinsame Leistung von mehr als 300.000 MW haben. Die geografische Ballung neuer Kohlekraftwerke in Asien ist kein Zufall: Die fünf genannten Länder stehen bereits heute für fast drei Viertel der in Betrieb befindlichen Kohleleistung im Stromsektor. Allein China betreibt mit 55 % und 1,2 Mio. MW Leistung mehr als die Hälfte der globalen Kohlekraftwerksflotte.
 
Vergleich der Grenzkosten von Kohle (blau) und der Stromgestehungskosten Erneuerbarer (rot) in verschiedenen Teilen der Erde
Quelle: Carbon Tracker

Der Carbon-Tracker-Bericht sät allerdings Zweifel, ob sich die Investitionen in große kohlebasierte Stromerzeugungskapazitäten wirtschaftlich je rechnen werden. Als entscheidender Faktor wird hier der Vergleich der Grenzkosten existierender Kohlekraftwerke mit den Stromgestehungskosten neuer regenerativer Kapazitäten gesehen. Während Erneuerbare in vielen Teilen der Erde wie der EU oder den Vereinigten Staaten bereits sehr deutlich unter den Grenzkosten der Kohlekraftwerke liegen, ist eine regenerative Stromerzeugung in vielen asiatischen Staaten noch deutlich teurer als Kohle.
 
 
Ein Zustand, der wohl nicht auf Dauer anhalten wird. Die Analysten von Carbon Tracker gehen jedenfalls davon aus, dass rund 92 % der in Asien geplanten neuen Kohlekapazitäten selbst unter den heute existierenden Gegebenheiten unwirtschaftlich sein werden und warnt vor "Stranded Assets" in Höhe von umgerechnet 125 Mrd. Euro. Catharina Hillenbrand Von Der Neyen, Carbon Trackers Head of Power & Utilities: "Investoren sollten sich von neuen Kohleprojekten fernhalten, die meisten werden von Anfang an nur Verluste produzieren." 

Dienstag, 3.08.2021, 11:50 Uhr
Peter Koller

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