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Energie & Management > Kohlekraftwerke - Steag macht Gewinne und bietet längere Kohleverstromung an
Quelle: Photocase / Markus Imorde
Kohlekraftwerke

Steag macht Gewinne und bietet längere Kohleverstromung an

Gewinne darf Andreas Reichel vermelden, wenn er im Mai erstmals als Verantwortlicher die Bilanz der Steag GmbH offiziell vorstellt. Hohe Preise hieven den Stromproduzenten ins Plus.
Hohe Strompreise und eine gute Auslastung des Kraftwerksparks haben die im Umbruch befindliche Steag GmbH wieder in die Gewinnzone befördert. Gut einen Monat vor der offiziellen Bekanntgabe der Zahlen verweist Vorstandsvorsitzender Andreas Reichel auf vorläufige Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2021, die sich in fast allen Bereichen gegenüber 2020 verbessert hätten.

Die Steag habe demnach mit 2,8 Mrd. Euro einen um ein Drittel höheren Umsatz verzeichnet, so Reichel in einem Interview mit der Funke Mediengruppe. Aus dem Minus nach Steuern von zuletzt 170 Mio. Euro sei 2021 ein Gewinn von etwa 300 Mio. Euro geworden. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um ein Sechstel auf 230 Mio. Euro. Vor der offiziellen Bilanzpressekonferenz müssen noch zahlreiche Gremien beteiligt werden, die Steag wird von den kommunalen Versorgern in Dortmund, Duisburg, Bochum, Essen, Oberhausen und Dinslaken getragen.

Reichel bietet Beitrag zur Versorgungssicherheit an

Unerwartete Entwicklungen wie steigende Energiepreise und der Ukraine-Krieg haben starken Einfluss auf die Geschäftsentwicklung 2021 genommen. Eigentlich ächzt der Essener Energiekonzern unter seinen fossilen Altlasten und der Transformation zu einem Produzenten erneuerbarer Energien. In diesem Zuge hatte das Unternehmen vor, bis 2022 etwa 1.000 seiner 3.500 Arbeitsplätze in Deutschland vor allem im Kraftwerksbereich, aber auch im Verwaltungsbereich von Standorten abzubauen.

Mit den nun zu erzielenden Preisen für Strom und die Unsicherheit über die Versorgungslage denkt die Steag auch neu über den Ausstieg aus der Steinkohleverstromung nach. Angesichts der Entwicklungen auf den Energiemärkten wolle die Steag laut Reichel nicht mehr "möglichst schnell bis 2030 möglichst viele Anlagen vom Netz" nehmen. Über längere Laufzeiten der Steinkohlemeiler könne die Steag einen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Deutschland leisten.

Ein Sprecher der Steag ergänzte auf Anfrage unserer Redaktion, dass die Freude über das Ergebnis im Unternehmen angesichts der mitverantwortlichen Umstände gedämpft sei. Die Entwicklungen auf den Märkten seien "mit menschlichem Leid in dramatischer Dimension verbunden". Die Steag stehe daher mit Blick auf die Versorgungssicherheit mit ihrem Kraftwerkspark so weit wie möglich "bereit, wenn Wünsche an uns herangetragen werden".

Drei Blöcke sollen eigentlich Ende Oktober 2022 vom Netz gehen

Allerdings lassen sich Stilllegungen nicht so einfach rückgängig machen. Bis Ende Oktober 2022 sollen planmäßig laut Zuschlag durch die Bundesnetzagentur insgesamt drei Blöcke in Bergkamen (NRW) und Völklingen-Fenne (Saarland) vom Netz gehen. Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion und die Bundesnetzagentur lassen sich aktuell Zeit, diese Blöcke auf Systemrelevanz zu prüfen. Der Steag-Sprecher sagte, dass das dort arbeitende Personal bereits über Anschlussperspektiven verfüge und allein daraus Probleme für den Weiterbetrieb entstünden.

Die Steag betreibt aktuell an sechs Standorten Kohlekraftwerke: Duisburg-Walsum, Herne, Bergkamen (alle NRW), Fenne, Weiher und Bexbach (Saarland). An der Saar befinden die Anlagen sich bereits wegen ihrer Systemrelevanz nur mehr in Betriebsbereitschaft, seien also "keine Ergebnisbringer mehr", so der Sprecher. Hinzu kommt die Betriebsführung von Anlagen im Auftrag Dritter, zum Beispiel im westfälischen Lünen für das Trianel-Kohlekraftwerk oder im sachsen-anhaltinischen Leuna für das Raffineriekraftwerk von Total Energies. Vom jüngsten eigenen Kraftwerk in Duisburg-Walsum will die Steag sich ohnehin erst gegen Ende der gesetzlich vorgegebenen Kohleverstromung – das ist im Jahr 2038 – verabschieden. Der KWK-Block Herne IV soll eigentlich auf Gas umgerüstet werden und künftig die Fernwärmeproduktion absichern. Diese Umstellung hatte die Steag laut Mitteilung von Anfang März bereits vom Herbst 2022 auf das Frühjahr 2023 verschoben.

Für Andreas Reichel persönlich sind die Geschäftszahlen für 2021 ein erfreulicher Start in die gewachsene Verantwortung. Er war zu Jahresbeginn 2022auf Joachim Rumstadt als Vorsitzender der Geschäftsführung gefolgt. Rumstadt hatte nach 13 Jahren im Amt und 25 Jahren im Konzern einen Schlussstrich bei der Steag gezogen. Reichel war im August 2020 von Eon in die Geschäftsführung der Steag gewechselt.

Die Steag steckt auch als Gesellschaft mitten im Umbruchprozess. Die sechs Stadtwerke suchen mithilfe eines Treuhänders händeringend nach einem Abnehmer für das Unternehmen und wollen das Kapitel Steag möglichst bis Ende 2023 beenden.

Mittwoch, 30.03.2022, 13:39 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Kohlekraftwerke - Steag macht Gewinne und bietet längere Kohleverstromung an
Quelle: Photocase / Markus Imorde
Kohlekraftwerke
Steag macht Gewinne und bietet längere Kohleverstromung an
Gewinne darf Andreas Reichel vermelden, wenn er im Mai erstmals als Verantwortlicher die Bilanz der Steag GmbH offiziell vorstellt. Hohe Preise hieven den Stromproduzenten ins Plus.
Hohe Strompreise und eine gute Auslastung des Kraftwerksparks haben die im Umbruch befindliche Steag GmbH wieder in die Gewinnzone befördert. Gut einen Monat vor der offiziellen Bekanntgabe der Zahlen verweist Vorstandsvorsitzender Andreas Reichel auf vorläufige Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2021, die sich in fast allen Bereichen gegenüber 2020 verbessert hätten.

Die Steag habe demnach mit 2,8 Mrd. Euro einen um ein Drittel höheren Umsatz verzeichnet, so Reichel in einem Interview mit der Funke Mediengruppe. Aus dem Minus nach Steuern von zuletzt 170 Mio. Euro sei 2021 ein Gewinn von etwa 300 Mio. Euro geworden. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um ein Sechstel auf 230 Mio. Euro. Vor der offiziellen Bilanzpressekonferenz müssen noch zahlreiche Gremien beteiligt werden, die Steag wird von den kommunalen Versorgern in Dortmund, Duisburg, Bochum, Essen, Oberhausen und Dinslaken getragen.

Reichel bietet Beitrag zur Versorgungssicherheit an

Unerwartete Entwicklungen wie steigende Energiepreise und der Ukraine-Krieg haben starken Einfluss auf die Geschäftsentwicklung 2021 genommen. Eigentlich ächzt der Essener Energiekonzern unter seinen fossilen Altlasten und der Transformation zu einem Produzenten erneuerbarer Energien. In diesem Zuge hatte das Unternehmen vor, bis 2022 etwa 1.000 seiner 3.500 Arbeitsplätze in Deutschland vor allem im Kraftwerksbereich, aber auch im Verwaltungsbereich von Standorten abzubauen.

Mit den nun zu erzielenden Preisen für Strom und die Unsicherheit über die Versorgungslage denkt die Steag auch neu über den Ausstieg aus der Steinkohleverstromung nach. Angesichts der Entwicklungen auf den Energiemärkten wolle die Steag laut Reichel nicht mehr "möglichst schnell bis 2030 möglichst viele Anlagen vom Netz" nehmen. Über längere Laufzeiten der Steinkohlemeiler könne die Steag einen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Deutschland leisten.

Ein Sprecher der Steag ergänzte auf Anfrage unserer Redaktion, dass die Freude über das Ergebnis im Unternehmen angesichts der mitverantwortlichen Umstände gedämpft sei. Die Entwicklungen auf den Märkten seien "mit menschlichem Leid in dramatischer Dimension verbunden". Die Steag stehe daher mit Blick auf die Versorgungssicherheit mit ihrem Kraftwerkspark so weit wie möglich "bereit, wenn Wünsche an uns herangetragen werden".

Drei Blöcke sollen eigentlich Ende Oktober 2022 vom Netz gehen

Allerdings lassen sich Stilllegungen nicht so einfach rückgängig machen. Bis Ende Oktober 2022 sollen planmäßig laut Zuschlag durch die Bundesnetzagentur insgesamt drei Blöcke in Bergkamen (NRW) und Völklingen-Fenne (Saarland) vom Netz gehen. Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion und die Bundesnetzagentur lassen sich aktuell Zeit, diese Blöcke auf Systemrelevanz zu prüfen. Der Steag-Sprecher sagte, dass das dort arbeitende Personal bereits über Anschlussperspektiven verfüge und allein daraus Probleme für den Weiterbetrieb entstünden.

Die Steag betreibt aktuell an sechs Standorten Kohlekraftwerke: Duisburg-Walsum, Herne, Bergkamen (alle NRW), Fenne, Weiher und Bexbach (Saarland). An der Saar befinden die Anlagen sich bereits wegen ihrer Systemrelevanz nur mehr in Betriebsbereitschaft, seien also "keine Ergebnisbringer mehr", so der Sprecher. Hinzu kommt die Betriebsführung von Anlagen im Auftrag Dritter, zum Beispiel im westfälischen Lünen für das Trianel-Kohlekraftwerk oder im sachsen-anhaltinischen Leuna für das Raffineriekraftwerk von Total Energies. Vom jüngsten eigenen Kraftwerk in Duisburg-Walsum will die Steag sich ohnehin erst gegen Ende der gesetzlich vorgegebenen Kohleverstromung – das ist im Jahr 2038 – verabschieden. Der KWK-Block Herne IV soll eigentlich auf Gas umgerüstet werden und künftig die Fernwärmeproduktion absichern. Diese Umstellung hatte die Steag laut Mitteilung von Anfang März bereits vom Herbst 2022 auf das Frühjahr 2023 verschoben.

Für Andreas Reichel persönlich sind die Geschäftszahlen für 2021 ein erfreulicher Start in die gewachsene Verantwortung. Er war zu Jahresbeginn 2022auf Joachim Rumstadt als Vorsitzender der Geschäftsführung gefolgt. Rumstadt hatte nach 13 Jahren im Amt und 25 Jahren im Konzern einen Schlussstrich bei der Steag gezogen. Reichel war im August 2020 von Eon in die Geschäftsführung der Steag gewechselt.

Die Steag steckt auch als Gesellschaft mitten im Umbruchprozess. Die sechs Stadtwerke suchen mithilfe eines Treuhänders händeringend nach einem Abnehmer für das Unternehmen und wollen das Kapitel Steag möglichst bis Ende 2023 beenden.

Mittwoch, 30.03.2022, 13:39 Uhr
Volker Stephan

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