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Energie & Management > Kohle - Sinkende Nachfrage und stabile Preise bei Kohle
Quelle: Shutterstock / rclassen
Kohle

Sinkende Nachfrage und stabile Preise bei Kohle

Die weltweite Kohleförderung hat 2022 einen neuen Höchstwert erreicht. Auch in der EU stieg der Verbrauch, erreichte aber nicht mehr das Niveau von 2019.
Das geht aus dem jüngsten Bericht des europäischen Dachverbandes der Branche, Eurocoal, hervor. Danach wurden im vergangenen Jahr weltweit 7,9 Gigatonnen Steinkohle gefördert − 5 Prozent mehr als 2021. Größter Produzent war erneut die Volksrepublik China mit 4.489 Millionen Tonnen (+11,5 Prozent). Angesichts 94 im Bau befindlicher Kohlekraftwerke erwartet die europäische Kohlelobby, dass der chinesische Verbrauch in den nächsten Jahren weiter steigt. China importierte 2022 auch wieder australische Kohle, nachdem Peking während der Corona-Krise einen Boykott gegen Importe aus Australien verhängt hatte.

Zweitgrößtes Förderland war Indien mit 850 Millionen Tonnen (+11 Plus). Ziel der Regierung in Neu-Delhi sei es, die Eigenproduktion auf 1.000 Millionen Tonnen zu erhöhen, um unabhängig von importierter Kohle zu werden, heißt es in dem Bericht. In Indonesien stieg die Förderung auf 539 Millionen Tonnen (+2,7 Prozent), hinzu kamen 669 Millionen Tonnen Braunkohle. In den USA stagnierte die Förderung praktisch bei 482 Millionen Tonnen. Davon wurden 73 Millionen Tonnen exportiert, unter anderem in die EU.

In Russland blieb die Förderung trotz der Sanktionen mit 431 Millionen Tonnen (-1,4 Prozent) nahezu stabil. Die russischen Exporteure hätten zwar deutlich weniger erlöst, in Asien hätten die Russen aber schnell verkaufen können, was die Europäer nicht länger haben wollten. Ohne die russischen Kohleexporte von 197 Millionen Tonnen "hätte der globale Kohlehandel einen sehr viel schwereren Schock erlitten". Einen dämpfenden Effekt hatte auch der Umstand, dass der Importstopp der EU erst im August in Kraft trat. Danach stiegen die Exporte nach China, Indien und in andere Ländern kräftig an. Dafür erhielten die Russen zwar nur die Hälfte des Weltmarktpreises, aber immer noch mehr als in der Vergangenheit.

Der weltweite Handel mit Kesselkohle, die in Kraftwerken zum Einsatz kommt, ging 2022 um 4,1 Prozent zurück auf 877,1 Millionen Tonnen. Größter Exporteur war Indonesien mit 360,3 Millionen Tonnen (+4,3 Prozent), das vom Boykott der russischen Kohle profitierte. Die Preise für Kesselkohle bewegten sich nach dem 24. Februar, dem Beginn des russischen Angriffskrieg in der Ukraine, zwischen 300 und 400 US-Dollar je Tonne, erreichten im Juni 2022 den Höchstwert von 426 Dollar und gingen seit September auf unter 300 Dollar zurück.Steinkohle wurde in der EU nur noch in Polen: 52,8 Millionen Tonnen (-4 Prozent) und Tschechien: 1,8 Millionen Tonnen (-18 Prozent) gefördert.

Die Bedeutung der Braunkohle als heimischer Energieträger nahm dagegen wieder zu. Insgesamt belief sich die Förderung auf 294,3 Millionen Tonnen (+7,1 Prozent), davon 130,8 Millionen Tonnen (+3,6 Prozent) in Deutschland. Hinzu kamen Importe von 126,8 Millionen Tonnen (+18,3 Prozent), die damit nahezu das Vor-Corona-Niveau erreichten. Größter Importeur war Deutschland mit 39,9 Millionen Tonnen (+3,1 Prozent), gefolgt von Polen, Spanien und Italien.

Künftige Bedeutung der Kohle

In den nächsten Jahren erwartet Eurocoal einen Rückgang des globalen Kohlehandels. Neue Kohleminen könnten kaum noch finanziert werden und die Nachfrage sei eher rückläufig. Die größten Verbraucher, China und Indien, versuchten Importe durch eigene Förderung zu ersetzen, China auch durch mehr LNG, Atomkraft und mehr erneuerbare Energien. Die Volksrepublik könnte schon 2030 ohne Importe auskommen. In Japan und Korea sei die Bedeutung der Kohle für die Energieversorgung rückläufig. Dagegen rechnet Eurocoal in anderen asiatischen Ländern wie Vietnam oder Thailand mit einer wachsenden Nachfrage nach Kraftwerkskohle.

Insgesamt geht der Verband in den kommenden Jahren von stabilen Preisen aus. Davon dürften vor allem die Anbieter profitieren, die schon heute im Geschäft sind. Weil jedoch andere Energieträger wie Öl oder Gas ebenfalls teuer blieben, sei die Kohle in der Stromerzeugung auch in Zukunft wettbewerbsfähig.

Montag, 24.04.2023, 10:52 Uhr
Tom Weingärtner
Energie & Management > Kohle - Sinkende Nachfrage und stabile Preise bei Kohle
Quelle: Shutterstock / rclassen
Kohle
Sinkende Nachfrage und stabile Preise bei Kohle
Die weltweite Kohleförderung hat 2022 einen neuen Höchstwert erreicht. Auch in der EU stieg der Verbrauch, erreichte aber nicht mehr das Niveau von 2019.
Das geht aus dem jüngsten Bericht des europäischen Dachverbandes der Branche, Eurocoal, hervor. Danach wurden im vergangenen Jahr weltweit 7,9 Gigatonnen Steinkohle gefördert − 5 Prozent mehr als 2021. Größter Produzent war erneut die Volksrepublik China mit 4.489 Millionen Tonnen (+11,5 Prozent). Angesichts 94 im Bau befindlicher Kohlekraftwerke erwartet die europäische Kohlelobby, dass der chinesische Verbrauch in den nächsten Jahren weiter steigt. China importierte 2022 auch wieder australische Kohle, nachdem Peking während der Corona-Krise einen Boykott gegen Importe aus Australien verhängt hatte.

Zweitgrößtes Förderland war Indien mit 850 Millionen Tonnen (+11 Plus). Ziel der Regierung in Neu-Delhi sei es, die Eigenproduktion auf 1.000 Millionen Tonnen zu erhöhen, um unabhängig von importierter Kohle zu werden, heißt es in dem Bericht. In Indonesien stieg die Förderung auf 539 Millionen Tonnen (+2,7 Prozent), hinzu kamen 669 Millionen Tonnen Braunkohle. In den USA stagnierte die Förderung praktisch bei 482 Millionen Tonnen. Davon wurden 73 Millionen Tonnen exportiert, unter anderem in die EU.

In Russland blieb die Förderung trotz der Sanktionen mit 431 Millionen Tonnen (-1,4 Prozent) nahezu stabil. Die russischen Exporteure hätten zwar deutlich weniger erlöst, in Asien hätten die Russen aber schnell verkaufen können, was die Europäer nicht länger haben wollten. Ohne die russischen Kohleexporte von 197 Millionen Tonnen "hätte der globale Kohlehandel einen sehr viel schwereren Schock erlitten". Einen dämpfenden Effekt hatte auch der Umstand, dass der Importstopp der EU erst im August in Kraft trat. Danach stiegen die Exporte nach China, Indien und in andere Ländern kräftig an. Dafür erhielten die Russen zwar nur die Hälfte des Weltmarktpreises, aber immer noch mehr als in der Vergangenheit.

Der weltweite Handel mit Kesselkohle, die in Kraftwerken zum Einsatz kommt, ging 2022 um 4,1 Prozent zurück auf 877,1 Millionen Tonnen. Größter Exporteur war Indonesien mit 360,3 Millionen Tonnen (+4,3 Prozent), das vom Boykott der russischen Kohle profitierte. Die Preise für Kesselkohle bewegten sich nach dem 24. Februar, dem Beginn des russischen Angriffskrieg in der Ukraine, zwischen 300 und 400 US-Dollar je Tonne, erreichten im Juni 2022 den Höchstwert von 426 Dollar und gingen seit September auf unter 300 Dollar zurück.Steinkohle wurde in der EU nur noch in Polen: 52,8 Millionen Tonnen (-4 Prozent) und Tschechien: 1,8 Millionen Tonnen (-18 Prozent) gefördert.

Die Bedeutung der Braunkohle als heimischer Energieträger nahm dagegen wieder zu. Insgesamt belief sich die Förderung auf 294,3 Millionen Tonnen (+7,1 Prozent), davon 130,8 Millionen Tonnen (+3,6 Prozent) in Deutschland. Hinzu kamen Importe von 126,8 Millionen Tonnen (+18,3 Prozent), die damit nahezu das Vor-Corona-Niveau erreichten. Größter Importeur war Deutschland mit 39,9 Millionen Tonnen (+3,1 Prozent), gefolgt von Polen, Spanien und Italien.

Künftige Bedeutung der Kohle

In den nächsten Jahren erwartet Eurocoal einen Rückgang des globalen Kohlehandels. Neue Kohleminen könnten kaum noch finanziert werden und die Nachfrage sei eher rückläufig. Die größten Verbraucher, China und Indien, versuchten Importe durch eigene Förderung zu ersetzen, China auch durch mehr LNG, Atomkraft und mehr erneuerbare Energien. Die Volksrepublik könnte schon 2030 ohne Importe auskommen. In Japan und Korea sei die Bedeutung der Kohle für die Energieversorgung rückläufig. Dagegen rechnet Eurocoal in anderen asiatischen Ländern wie Vietnam oder Thailand mit einer wachsenden Nachfrage nach Kraftwerkskohle.

Insgesamt geht der Verband in den kommenden Jahren von stabilen Preisen aus. Davon dürften vor allem die Anbieter profitieren, die schon heute im Geschäft sind. Weil jedoch andere Energieträger wie Öl oder Gas ebenfalls teuer blieben, sei die Kohle in der Stromerzeugung auch in Zukunft wettbewerbsfähig.

Montag, 24.04.2023, 10:52 Uhr
Tom Weingärtner

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