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Energie & Management > Erneuerbare Energien - Internationale Investitionen als Schrittmacher für die Visegrad-Staaten 
Quelle: Pixabay / martaposemuckel
Erneuerbare Energien

Internationale Investitionen als Schrittmacher für die Visegrad-Staaten 

Die vier Visegrad-Staaten gelten als Nachzügler bei der Umsetzung des Europäischen Green Deal. 
Da die Länder Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn nach wie vor nur über eine vergleichsweise schwache industrielle Basis und nur bedingt technologische Kompetenz verfügten, seien internationale Investitionen und Kooperationen ein vielversprechender Weg für eine rasche Transformation. Dies geht aus einer Studie des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) hervor. Hervorzuheben seien dabei Gebäude- und Transportsektor, mangele es doch in den Visegrad-Staaten an Unternehmen, die etwa thermische Sanierungen durchführen könnten. 

Die Beobachtungen der Wissenschaftler decken sich mit den jüngsten Entwicklungen in Ostmitteleuropa. Tschechische Wärmepumpenhersteller sind nach einer Änderung der Förderrichtlinien aus dem heimischen Markt nach Westeuropa abgewandert, weil sie dort derzeit deutlich bessere Preise erzielen können. Dafür entdecken internationale Konzerne Polen als Produktionsstandort für Wärmepumpen. So investiert Viessmann rund 200 Millionen Euro in Legnica. Bosch wiederum plant ab 2024 den Bau eines neuen Werks für rund 250 Millionen Euro in Dobromierz. Bis 2025 zieht die japanische Daikin für knapp 0,2 Milliarden Euro eine Fabrik bei Lodz hoch. 

Massiver Aufholbedarf im EU-Vergleich

Ihre nationalen Ziele haben die vier ostmitteleuropäischen Staaten laut WIIW im Jahre 2020 eingehalten. Im EU-Vergleich bestehe aber noch immer massiver Aufholbedarf. So decke Österreich seinen Energiebedarf zu knapp 40 Prozent über erneuerbare Energien, während Visegrad-Spitzenreiter Slowakei auf gerade einmal 17 Prozent komme. Dabei hätten Tschechien und Ungarn die Investitionen in Erneuerbare in den vergangenen 10 Jahren nicht erhöht. 

Die Automobilindustrie, deren Wertschöpfung und Lieferketten nach wie vor auf den Verbrennungsmotor ausgerichtet seien, ist für die Wiener das bedeutendste Hemmnis bei der grünen Transformation. Ein Viertel aller in der EU gefertigten Autos stammt aus den vier Visegrad-Staaten. Daher könnte die Umstellung auf die Produktion von rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugen viele Arbeitsplätze kosten. Ähnliches gelte für den beschäftigungsintensiven Kohlebergbau in Polen. Als Treiber des grünen Umbaus fungierten hingegen die erheblichen Finanzmittel aus Brüssel, müssten doch fast 40 Prozent aller Projekte im Rahmen des Corona-Wiederaufbauprogramm "NextGenerationEU" klimarelevant sein. 

Experten aus den Visegrad-Staaten weisen darauf hin, dass Investitionen in erneuerbare Energien zumeist nicht an fehlendem Know-how sondern an verlässlichen politischen Rahmenbedingungen scheiterten. So sei etwa wegen der jahrelangen Querelen in der slowakischen Regierung nichts aus dem einst ambitionierten Vorhaben zur Erforschung und Erprobung von Wasserstoff im Transportwesen geworden. Ende April 2023 verabschiedete die Regierung in Bratislava erstmals nach 19 Jahren wieder zwei Pilotprojekte zur Fortschreibung der Nutzung von Windenergie.

Die Prognosen der slowakischen Solargis für die Auslastung von Solarkraftwerken wiederum gelten auch international mit einer durchschnittlichen Abweichung von maximal 2 Prozent als überaus exakt, das Unternehmen engagiert sich bisher aber vor allem außerhalb der Europäischen Union. 
 
 
Pläne für Erdgas aus Aserbaidschan

In Zeiten der Energiekrise scheint zudem kaum politischer Wille vorhanden, gänzlich von bisher bewährten Energieträgern abzugehen. So verständigten sich die Wirtschaftsminister Aserbaidschans, Bulgariens, Rumäniens, der Slowakei und Ungarns Ende April 2023 in Sofia auf eine intensive Zusammenarbeit der Gasversorger SOCAR, Bulgartransgaz, Transgaz, Eustream und FGSZ zur Sicherstellung von Erdgaslieferungen im Falle eines russischen Lieferstopps. Die beteiligten Unternehmen planen eine nahtlose Verquickung ihrer Infrastruktur um eine durchgängige Versorgung mit Erdgas aus Aserbaidschan zu garantieren.

Dienstag, 2.05.2023, 17:15 Uhr
Karin Rogalska
Energie & Management > Erneuerbare Energien - Internationale Investitionen als Schrittmacher für die Visegrad-Staaten 
Quelle: Pixabay / martaposemuckel
Erneuerbare Energien
Internationale Investitionen als Schrittmacher für die Visegrad-Staaten 
Die vier Visegrad-Staaten gelten als Nachzügler bei der Umsetzung des Europäischen Green Deal. 
Da die Länder Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn nach wie vor nur über eine vergleichsweise schwache industrielle Basis und nur bedingt technologische Kompetenz verfügten, seien internationale Investitionen und Kooperationen ein vielversprechender Weg für eine rasche Transformation. Dies geht aus einer Studie des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) hervor. Hervorzuheben seien dabei Gebäude- und Transportsektor, mangele es doch in den Visegrad-Staaten an Unternehmen, die etwa thermische Sanierungen durchführen könnten. 

Die Beobachtungen der Wissenschaftler decken sich mit den jüngsten Entwicklungen in Ostmitteleuropa. Tschechische Wärmepumpenhersteller sind nach einer Änderung der Förderrichtlinien aus dem heimischen Markt nach Westeuropa abgewandert, weil sie dort derzeit deutlich bessere Preise erzielen können. Dafür entdecken internationale Konzerne Polen als Produktionsstandort für Wärmepumpen. So investiert Viessmann rund 200 Millionen Euro in Legnica. Bosch wiederum plant ab 2024 den Bau eines neuen Werks für rund 250 Millionen Euro in Dobromierz. Bis 2025 zieht die japanische Daikin für knapp 0,2 Milliarden Euro eine Fabrik bei Lodz hoch. 

Massiver Aufholbedarf im EU-Vergleich

Ihre nationalen Ziele haben die vier ostmitteleuropäischen Staaten laut WIIW im Jahre 2020 eingehalten. Im EU-Vergleich bestehe aber noch immer massiver Aufholbedarf. So decke Österreich seinen Energiebedarf zu knapp 40 Prozent über erneuerbare Energien, während Visegrad-Spitzenreiter Slowakei auf gerade einmal 17 Prozent komme. Dabei hätten Tschechien und Ungarn die Investitionen in Erneuerbare in den vergangenen 10 Jahren nicht erhöht. 

Die Automobilindustrie, deren Wertschöpfung und Lieferketten nach wie vor auf den Verbrennungsmotor ausgerichtet seien, ist für die Wiener das bedeutendste Hemmnis bei der grünen Transformation. Ein Viertel aller in der EU gefertigten Autos stammt aus den vier Visegrad-Staaten. Daher könnte die Umstellung auf die Produktion von rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugen viele Arbeitsplätze kosten. Ähnliches gelte für den beschäftigungsintensiven Kohlebergbau in Polen. Als Treiber des grünen Umbaus fungierten hingegen die erheblichen Finanzmittel aus Brüssel, müssten doch fast 40 Prozent aller Projekte im Rahmen des Corona-Wiederaufbauprogramm "NextGenerationEU" klimarelevant sein. 

Experten aus den Visegrad-Staaten weisen darauf hin, dass Investitionen in erneuerbare Energien zumeist nicht an fehlendem Know-how sondern an verlässlichen politischen Rahmenbedingungen scheiterten. So sei etwa wegen der jahrelangen Querelen in der slowakischen Regierung nichts aus dem einst ambitionierten Vorhaben zur Erforschung und Erprobung von Wasserstoff im Transportwesen geworden. Ende April 2023 verabschiedete die Regierung in Bratislava erstmals nach 19 Jahren wieder zwei Pilotprojekte zur Fortschreibung der Nutzung von Windenergie.

Die Prognosen der slowakischen Solargis für die Auslastung von Solarkraftwerken wiederum gelten auch international mit einer durchschnittlichen Abweichung von maximal 2 Prozent als überaus exakt, das Unternehmen engagiert sich bisher aber vor allem außerhalb der Europäischen Union. 
 
 
Pläne für Erdgas aus Aserbaidschan

In Zeiten der Energiekrise scheint zudem kaum politischer Wille vorhanden, gänzlich von bisher bewährten Energieträgern abzugehen. So verständigten sich die Wirtschaftsminister Aserbaidschans, Bulgariens, Rumäniens, der Slowakei und Ungarns Ende April 2023 in Sofia auf eine intensive Zusammenarbeit der Gasversorger SOCAR, Bulgartransgaz, Transgaz, Eustream und FGSZ zur Sicherstellung von Erdgaslieferungen im Falle eines russischen Lieferstopps. Die beteiligten Unternehmen planen eine nahtlose Verquickung ihrer Infrastruktur um eine durchgängige Versorgung mit Erdgas aus Aserbaidschan zu garantieren.

Dienstag, 2.05.2023, 17:15 Uhr
Karin Rogalska

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