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Energie & Management > Gasnetz - Auch Uniper schreibt Milliardenbeteiligung an Nord Stream 2 ab
Quelle: Fotolia / ldprod
Gasnetz

Auch Uniper schreibt Milliardenbeteiligung an Nord Stream 2 ab

Der Krieg des Putin-Regimes in der Ukraine schlägt nun auch voll auf die Bücher von Uniper durch. Der Düsseldorfer Konzern schreibt seine Beteiligung an Nord Stream 2 vollständig ab.
Die Nordsee-Pipeline Nord Stream 2 wird für alle Beteiligten zu einer schweren wirtschaftlichen Hypothek. Nach den Anteilseignern Wintershall Dea (Kassel/Hamburg) und OMV (Österreich) verbucht nun auch der in finnischer Hand befindliche Düsseldorfer Energiekonzern Uniper seine Milliardenbeteiligung an der russisch-deutschen Gasröhre vollständig als Verlust.

Wie Wintershall Dea und OMV, die am 2. beziehungsweise am 5. März das Engagement in den Wind schrieben, hat auch Uniper kurzfristig 987 Millionen Euro abzuschreiben, die sich aus einem Darlehen an die Betreibergesellschaft in Höhe von 695 Mio. Euro und daraus bereits erwarteten Zinseinnahmen von 292 Mio. Euro ergeben. Das Verlustgeschäft wird die Milliardengrenze überschreiten, weil Uniper von jährlichen Zinseinnahmen in Höhe von 100 Mio. Euro ausgehen durfte.

Düsseldorfer Konzern hält noch an der Erwartung für 2022 fest

Uniper betont in einer Mitteilung, dass die vorzunehmende Wertminderung „keinen Einfluss auf die bereinigten Ergebniszahlen“ haben werde. Der Verlust werde allein im nicht-operativen Geschäft für das erste Quartal ausgewiesen. Der Ausblick für das Gesamtjahr 2022, den Uniper Ende Februar einen Tag vor dem russischen Überfall auf die Ukraine veröffentlicht hatte, bleibe insofern "vorerst unverändert". Was das konkret bedeutet, kann auch Uniper nicht sagen. Das Unternehmen werde die Entwicklungen im "derzeit volatilen Geschäftsumfeld genau verfolgen".

Uniper-Vorstandsvorsitzender Klaus-Dieter Maubach kündigt in der Mitteilung an, dass Uniper keine neuen langfristigen Lieferverträge für Erdgas mit Russland abschließen werde. An bestehenden Lieferverträgen mit russischen Unternehmen werde Uniper aktuell gleichwohl festhalten. „Zwei Dinge müssen jetzt getan werden“, so Maubach, „die bestehenden Energieströme aufrechterhalten und gleichzeitig Mittel und Wege finden, um die Gasversorgung für Deutschland und Europa kurz-, mittel- und langfristig vielfältiger und damit weniger anfällig für geopolitische Risiken zu machen.“

Auf Forderungen im politischen Raum, Energieimporte aus Russland komplett auszusetzen, reagiert Uniper-Finanzchefin Tiina Tuomela zurückhaltend. Sie schätze die Wahrscheinlichkeit einer Unterbrechung russischer Gaslieferungen „zum jetzigen Zeitpunkt als gering ein“. Geschehe dies, würde es gleichwohl das deutsche Gasimportsystem und „damit auch Uniper betreffen“.

Auch Mehrheitsanteile an Kraftwerksbetreiber Unipro eine Belastung

Uniper teilt mit, bei einer begrenzten und kurzfristigen Drosselung der Gasflüsse aus Russland diese Ausfälle „voraussichtlich“ durch seine flexiblen Vermögenswerte, einschließlich der Gasspeicher „weitgehend“ kompensieren zu können. „Erhebliche Unterbrechungen der Gasflüsse würden dagegen die Stabilität des deutschen Gassystems gefährden und höchstwahrscheinlich zu einer Ausrufung des Notstands durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz führen“, heißt es weiter.

Uniper empfindet offenbar ebenfalls die Mehrheitsbeteiligung (83,73%) am russischen Kraftwerksbetreiber PAO Unipro zunehmend als Belastung. Schon Ende 2021 wollten die Düsseldorfer sich von diesen Anteilen trennen, haben das Ansinnen aber vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges zurückgestellt. Uniper ist in den fünf fossilen Unipro-Meilern Arbeitgeber von 4.300 Menschen in Russland und strich aus diesen Geschäften im vergangenen Jahr 230 Mio. Euro ein, was nach eigener Darstellung rund einem Fünftel des operativen Uniper-Ergebnisses (Ebit) ausmache bzw. etwa 160 Mio. Euro des bereinigten Nettoergebnisses. Vorstandsvorsitzender Maubach erklärt, dass Uniper keine neuen Investitionen in Russland tätigen und bis auf Weiteres keine Mittel an Unipro überweisen werde.

Dienstag, 8.03.2022, 11:38 Uhr
Volker Stephan
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Quelle: Fotolia / ldprod
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Auch Uniper schreibt Milliardenbeteiligung an Nord Stream 2 ab
Der Krieg des Putin-Regimes in der Ukraine schlägt nun auch voll auf die Bücher von Uniper durch. Der Düsseldorfer Konzern schreibt seine Beteiligung an Nord Stream 2 vollständig ab.
Die Nordsee-Pipeline Nord Stream 2 wird für alle Beteiligten zu einer schweren wirtschaftlichen Hypothek. Nach den Anteilseignern Wintershall Dea (Kassel/Hamburg) und OMV (Österreich) verbucht nun auch der in finnischer Hand befindliche Düsseldorfer Energiekonzern Uniper seine Milliardenbeteiligung an der russisch-deutschen Gasröhre vollständig als Verlust.

Wie Wintershall Dea und OMV, die am 2. beziehungsweise am 5. März das Engagement in den Wind schrieben, hat auch Uniper kurzfristig 987 Millionen Euro abzuschreiben, die sich aus einem Darlehen an die Betreibergesellschaft in Höhe von 695 Mio. Euro und daraus bereits erwarteten Zinseinnahmen von 292 Mio. Euro ergeben. Das Verlustgeschäft wird die Milliardengrenze überschreiten, weil Uniper von jährlichen Zinseinnahmen in Höhe von 100 Mio. Euro ausgehen durfte.

Düsseldorfer Konzern hält noch an der Erwartung für 2022 fest

Uniper betont in einer Mitteilung, dass die vorzunehmende Wertminderung „keinen Einfluss auf die bereinigten Ergebniszahlen“ haben werde. Der Verlust werde allein im nicht-operativen Geschäft für das erste Quartal ausgewiesen. Der Ausblick für das Gesamtjahr 2022, den Uniper Ende Februar einen Tag vor dem russischen Überfall auf die Ukraine veröffentlicht hatte, bleibe insofern "vorerst unverändert". Was das konkret bedeutet, kann auch Uniper nicht sagen. Das Unternehmen werde die Entwicklungen im "derzeit volatilen Geschäftsumfeld genau verfolgen".

Uniper-Vorstandsvorsitzender Klaus-Dieter Maubach kündigt in der Mitteilung an, dass Uniper keine neuen langfristigen Lieferverträge für Erdgas mit Russland abschließen werde. An bestehenden Lieferverträgen mit russischen Unternehmen werde Uniper aktuell gleichwohl festhalten. „Zwei Dinge müssen jetzt getan werden“, so Maubach, „die bestehenden Energieströme aufrechterhalten und gleichzeitig Mittel und Wege finden, um die Gasversorgung für Deutschland und Europa kurz-, mittel- und langfristig vielfältiger und damit weniger anfällig für geopolitische Risiken zu machen.“

Auf Forderungen im politischen Raum, Energieimporte aus Russland komplett auszusetzen, reagiert Uniper-Finanzchefin Tiina Tuomela zurückhaltend. Sie schätze die Wahrscheinlichkeit einer Unterbrechung russischer Gaslieferungen „zum jetzigen Zeitpunkt als gering ein“. Geschehe dies, würde es gleichwohl das deutsche Gasimportsystem und „damit auch Uniper betreffen“.

Auch Mehrheitsanteile an Kraftwerksbetreiber Unipro eine Belastung

Uniper teilt mit, bei einer begrenzten und kurzfristigen Drosselung der Gasflüsse aus Russland diese Ausfälle „voraussichtlich“ durch seine flexiblen Vermögenswerte, einschließlich der Gasspeicher „weitgehend“ kompensieren zu können. „Erhebliche Unterbrechungen der Gasflüsse würden dagegen die Stabilität des deutschen Gassystems gefährden und höchstwahrscheinlich zu einer Ausrufung des Notstands durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz führen“, heißt es weiter.

Uniper empfindet offenbar ebenfalls die Mehrheitsbeteiligung (83,73%) am russischen Kraftwerksbetreiber PAO Unipro zunehmend als Belastung. Schon Ende 2021 wollten die Düsseldorfer sich von diesen Anteilen trennen, haben das Ansinnen aber vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges zurückgestellt. Uniper ist in den fünf fossilen Unipro-Meilern Arbeitgeber von 4.300 Menschen in Russland und strich aus diesen Geschäften im vergangenen Jahr 230 Mio. Euro ein, was nach eigener Darstellung rund einem Fünftel des operativen Uniper-Ergebnisses (Ebit) ausmache bzw. etwa 160 Mio. Euro des bereinigten Nettoergebnisses. Vorstandsvorsitzender Maubach erklärt, dass Uniper keine neuen Investitionen in Russland tätigen und bis auf Weiteres keine Mittel an Unipro überweisen werde.

Dienstag, 8.03.2022, 11:38 Uhr
Volker Stephan

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