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Energie & Management > Strom - Zahl der Stromsperren zuletzt kaum gesunken
Bild: ghazii / Fotolia
Strom

Zahl der Stromsperren zuletzt kaum gesunken

Im Kampf gegen Energiearmut fordern Verbraucherschützer und Sozialverbände die Bundesregierung auf, das Problem endlich anzupacken.
Im vergangenen Jahr ist rund 289.000 Haushalten bundesweit der Strom wegen unbezahlter Rechnungen abgestellt worden. Diese Zahl hat die Bundesnetzagentur für ihren neuen Monitoringbericht über die Entwicklungen auf den heimischen Energiemärkten ermittelt.

Im Vergleich zu 2018 ist die Zahl der Stromsperren damit um etwa 7.000 gesunken. Das ist der niedrigste Stand seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2011. Im Jahr 2014 hatten die Stromversorger noch mehr als 350.000 Haushalten den Anschluss abgeklemmt. Gründe für den leichten 2019er Rückgang nennen die Strommarkt-Experten der Bundesnetzagentur allerdings nicht.

Für Sven Lehmann, den sozialpolitischen Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, liegt die aktuelle Zahl der Stromsperren aber „schon seit Jahren auf einem konstant hohen Niveau“. „Das ist ein Armutszeugnis für ein reiches Land wie Deutschland.“ Er wirft der schwarz-roten Bundesregierung vor, seit Jahren nichts gegen die Energiearmut zu unternehmen. Lehmann fordert deshalb einen nationalen Aktionsplan: „Nichtstun ist keine Alternative; jede Stromsperre ist eine zu viel.“

Dieser Aktionsplan wäre sicherlich auch im Sinne von Thomas Schellenberg. Auch der Referent im Projekt „NRW bekämpft Energiearmut“ bei der Verbraucherzentrale NRW sieht in den vorliegenden Zahlen zu den Stromsperren keine Trendwende: Die Zahlen der Bundesnetzagentur klingen erst einmal erfreulich, haben aber zwei große Haken: Sie beziehen sich zum einen auf das Jahr 2019, und der sich zeigende positive Trend ist sicherlich bereits überholt. Denn es steht leider zu befürchten, dass sich die prekäre Situation vieler Haushalte durch die Corona-Krise 2020 auch in der Zahl der Stromsperren niederschlagen dürfte, betonte Schellenberg gegenüber E&M.

„Stromsperren sind in einer modernen Gesellschaft barbarisch“

Er verweist darauf, dass der „reine Blick“ auf abgeklemmte Stromanschlüsse zu kurz greift: „Energiearmut fängt nicht erst an, wenn es um das Abstellen des Stroms geht. Zahlungsprobleme bei Energierechnungen sind deutlich weiter verbreitet, als die Sperrzahlen erahnen lassen. Das muss noch klarer in den Blick auch der politisch Verantwortlichen geraten, damit das Problem nicht nur auf individueller Ebene, sondern auch strukturell effektiv angegangen werden kann.“

Deshalb fordert der Paritätische Wohlfahrtsverband eine Totalreform der Hartz-IV-Regularien. Die Energiekosten dürften demnach nicht mehr im Regelsatz pauschaliert erfasst werden, sondern müssten wie Miete und Heizkosten von den zuständigen Behörden übernommen werden. Auch wenn die meisten Energieversorger während der Corona-Pandemie mit einem Moratorium einige Monate lang auf das Verhängen neuer Stromsperren verzichtet haben, fehle es nach Einschätzung des Verbandes weiterhin an einer dauerhaften Lösung für das Problem.

„Stromsperren sind in unserer modernen Gesellschaft barbarisch. Energie gehört wie ein Dach über dem Kopf zum Existenzminimum“, betonte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider in einer Verbandsmitteilung. „Stromkosten lassen sich nicht pauschalieren und haben daher nichts im Regelsatz zu suchen. Klar und konsequent wäre es, wenn auch die Stromkosten genau wie die Heizkosten in tatsächlicher Höhe übernommen würden.”

Mittwoch, 7.10.2020, 14:51 Uhr
Ralf Köpke
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Zahl der Stromsperren zuletzt kaum gesunken
Im Kampf gegen Energiearmut fordern Verbraucherschützer und Sozialverbände die Bundesregierung auf, das Problem endlich anzupacken.
Im vergangenen Jahr ist rund 289.000 Haushalten bundesweit der Strom wegen unbezahlter Rechnungen abgestellt worden. Diese Zahl hat die Bundesnetzagentur für ihren neuen Monitoringbericht über die Entwicklungen auf den heimischen Energiemärkten ermittelt.

Im Vergleich zu 2018 ist die Zahl der Stromsperren damit um etwa 7.000 gesunken. Das ist der niedrigste Stand seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2011. Im Jahr 2014 hatten die Stromversorger noch mehr als 350.000 Haushalten den Anschluss abgeklemmt. Gründe für den leichten 2019er Rückgang nennen die Strommarkt-Experten der Bundesnetzagentur allerdings nicht.

Für Sven Lehmann, den sozialpolitischen Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, liegt die aktuelle Zahl der Stromsperren aber „schon seit Jahren auf einem konstant hohen Niveau“. „Das ist ein Armutszeugnis für ein reiches Land wie Deutschland.“ Er wirft der schwarz-roten Bundesregierung vor, seit Jahren nichts gegen die Energiearmut zu unternehmen. Lehmann fordert deshalb einen nationalen Aktionsplan: „Nichtstun ist keine Alternative; jede Stromsperre ist eine zu viel.“

Dieser Aktionsplan wäre sicherlich auch im Sinne von Thomas Schellenberg. Auch der Referent im Projekt „NRW bekämpft Energiearmut“ bei der Verbraucherzentrale NRW sieht in den vorliegenden Zahlen zu den Stromsperren keine Trendwende: Die Zahlen der Bundesnetzagentur klingen erst einmal erfreulich, haben aber zwei große Haken: Sie beziehen sich zum einen auf das Jahr 2019, und der sich zeigende positive Trend ist sicherlich bereits überholt. Denn es steht leider zu befürchten, dass sich die prekäre Situation vieler Haushalte durch die Corona-Krise 2020 auch in der Zahl der Stromsperren niederschlagen dürfte, betonte Schellenberg gegenüber E&M.

„Stromsperren sind in einer modernen Gesellschaft barbarisch“

Er verweist darauf, dass der „reine Blick“ auf abgeklemmte Stromanschlüsse zu kurz greift: „Energiearmut fängt nicht erst an, wenn es um das Abstellen des Stroms geht. Zahlungsprobleme bei Energierechnungen sind deutlich weiter verbreitet, als die Sperrzahlen erahnen lassen. Das muss noch klarer in den Blick auch der politisch Verantwortlichen geraten, damit das Problem nicht nur auf individueller Ebene, sondern auch strukturell effektiv angegangen werden kann.“

Deshalb fordert der Paritätische Wohlfahrtsverband eine Totalreform der Hartz-IV-Regularien. Die Energiekosten dürften demnach nicht mehr im Regelsatz pauschaliert erfasst werden, sondern müssten wie Miete und Heizkosten von den zuständigen Behörden übernommen werden. Auch wenn die meisten Energieversorger während der Corona-Pandemie mit einem Moratorium einige Monate lang auf das Verhängen neuer Stromsperren verzichtet haben, fehle es nach Einschätzung des Verbandes weiterhin an einer dauerhaften Lösung für das Problem.

„Stromsperren sind in unserer modernen Gesellschaft barbarisch. Energie gehört wie ein Dach über dem Kopf zum Existenzminimum“, betonte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider in einer Verbandsmitteilung. „Stromkosten lassen sich nicht pauschalieren und haben daher nichts im Regelsatz zu suchen. Klar und konsequent wäre es, wenn auch die Stromkosten genau wie die Heizkosten in tatsächlicher Höhe übernommen würden.”

Mittwoch, 7.10.2020, 14:51 Uhr
Ralf Köpke

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