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Energie & Management > Stadtwerke - Warburger Versorger will ein großes Stück vom Windkraft-Kuchen
Quelle: E&MJonas / Rosenberger
Stadtwerke

Warburger Versorger will ein großes Stück vom Windkraft-Kuchen

Beim Ausbau der Windkraft im Ort wollen die Stadtwerke Warburg ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Das kommunale Unternehmen betritt damit Neuland in der Energieversorgung.
In Ostwestfalen betritt ein neuer Akteur das Feld der Windenergie: die Stadtwerke Warburg. Sie planen ihren Einstieg als Projektierer und Investor für bis zu 70 Windkraftanlagen, die ab 2027 zusätzlich in der 25.000-Einwohner-Kommune entstehen sollen.

Da der Wettbewerb um die geeigneten Flächen voll entbrannt ist, hofft Stadtwerke-Geschäftsführer Leander Sasse auf einen wesentlichen Anteil am Erneuerbaren-Kuchen für den städtischen Versorger: „Ich würde mich freuen, wenn wir selbst etwa 25 Anlagen bauen könnten“, sagte er auf Anfrage unserer Redaktion. Diese seien in Form von Windparks oder als Einzelanlagen denkbar.

Hintergrund der Ausbau-Offensive in der alten Hansestadt an der hessischen Grenze ist ein neuer Flächennutzungsplan (FNP). Er lässt in Warburg erwartbar mehr Windturbinen zu, weil die Deutsche Luftsicherung inzwischen die Schutzbereiche um Drehfunkfeuer verkleinert hat. Der größere Radius hatte in der Vergangenheit eine Vielzahl von Windkraftanlagen verhindert. Gültig sein soll der neue FNP ab Ende 2023. Ab dann könnten Bauanträge erfolgen und Genehmigungsverfahren beginnen.
 
Steigt ins Windkraft-Geschäft ein: Leander Sasse, Geschäftsführer der ostwestfälischen Stadtwerke Warburg.
Quelle: SWW
 
 
Keine Lust auf Überbietungswettbewerb mit anderen Projektierern

Als Partnerunternehmen für die eigenen Windenergiepläne haben die Stadtwerke sich die Naturstrom AG ausgesucht. Für das Düsseldorfer Ökoenergie-Unternehmen wird dann auf Seiten der Stadtwerke ein neuer Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Aktuell läuft die Ausschreibung für eine entsprechende Stelle im Projektmanagement für die Energie- und Wärmewende. Der bisherige Beauftragte Stefan Prott macht diesen Job frei und wechselt zur Bezirksregierung.

Stadtwerke-Geschäftsführer Leander Sasse glaubt, als verlässlicher Partner gute Karten im Werben um die Windkraft-Flächen in der Kommune zu haben. Sein Unternehmen wolle die Windkraftprojekte vom Beginn bis zum Rückbau begleiten. Allerdings gab es auch schon Rückmeldungen, dass andere Bieter schneller oder mit dem Angebot höherer Pachtzahlungen vorstellig geworden seien. An einem Überbietungswettbewerb teilzunehmen schließt Leander Sasse für die Stadtwerke indes aus: „Wir glauben an die Stärke unseres Konzepts mit einer umfassenden Bürgerbeteiligung und der Maximierung der regionalen Wertschöpfung.“

Einen Rückschlag haben die Ambitionen der Stadtwerke erhalten, weil Kalamitätsflächen in den Wäldern doch nicht für den Windkraftausbau zur Verfügung stehen dürfen. Die Bezirksregierung hatte dies der Stadt mitgeteilt und auf den Vorrang von Natur- und Vogelschutz verwiesen. Dies ist von Nachteil für die Stadtwerke, weil die Kommune einer der größten Waldbesitzer in Nordrhein-Westfalen ist und sie die Tochter bei der Vergabe von Flächen hätte berücksichtigen können. In Warburg drehen sich bereits die Rotoren von mehr als 200 Anlagen, das Gebiet am Rande des Paderborner Landes ist vom Winde verwöhnt.

Leander Sasse neuerdings Alleingeschäftsführer

Für die erhofften Anlagen schwebt Leander Sasse ein Genossenschaftsmodell vor, an dem die Bevölkerung sich auch direkt beteiligen kann. Wer keine finanziellen Mittel zum Investieren hat, der profitiere künftig indirekt von den städtischen Turbinen. „Den Rückfluss an alle Bürger gewährleisten wir über unsere Angebote der Daseinsvorsorge“, so der Geschäftsführer.

Für die anstehenden Millionen-Investitionen in die Windkraft soll das Geld weitgehend von den Stadtwerken selbst kommen, dazu von der Bürgerenergiegenossenschaft „Energie für den Kreis Höxter". Auch direkte Bürgerbeteiligung und Mittel von Projektpartnern sind geplant. Das Gesamtbudget stehe laut Leander Sasse indes noch nicht fest.

Der Versorger ist mit seinen knapp 100 Beschäftigten bisher in der Stromversorgung tätig, betreibt dafür auch das zugehörige Netz sowie Wasserkraftwerke. Einzelne Blockheizkraftwerke und ein Holzheizkraftwerk liefern zudem Wärme an ein Unternehmen und für ein Nahwärmenetz. Den Umsatz beziffert Leander Sasse mit zuletzt rund 40 Millionen Euro. Die Stadtwerke Warburg GmbH war seit 2015 Teil des regionalen Unternehmensverbunds „BeSte Stadtwerke GmbH“, dem auch die Versorger aus Beverungen, Steinheim, Bad Driburg und Borgentreich angehören. Der Zusammenschluss ist seit Januar 2021 Eigentum der kommunalen EAM-Gruppe aus dem benachbarten Kassel, Warburg verkaufte seine Anteile damals an EAM.

Nach gut einem Jahr im Verbund mit Co-Geschäftsführer Andreas Niggemeyer ist Leander Sasse nun allein für die Stadtwerke verantwortlich. Sein Pendant ist Erster Beigeordneter der Kommune und seit Ende März 2023 Aufsichtsratsvorsitzender des Versorgers. Nach Angaben von Leander Sasse ist künftig keine Doppelspitze mehr bei den Stadtwerken vorgesehen.

Dienstag, 30.05.2023, 14:39 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Stadtwerke - Warburger Versorger will ein großes Stück vom Windkraft-Kuchen
Quelle: E&MJonas / Rosenberger
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Warburger Versorger will ein großes Stück vom Windkraft-Kuchen
Beim Ausbau der Windkraft im Ort wollen die Stadtwerke Warburg ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Das kommunale Unternehmen betritt damit Neuland in der Energieversorgung.
In Ostwestfalen betritt ein neuer Akteur das Feld der Windenergie: die Stadtwerke Warburg. Sie planen ihren Einstieg als Projektierer und Investor für bis zu 70 Windkraftanlagen, die ab 2027 zusätzlich in der 25.000-Einwohner-Kommune entstehen sollen.

Da der Wettbewerb um die geeigneten Flächen voll entbrannt ist, hofft Stadtwerke-Geschäftsführer Leander Sasse auf einen wesentlichen Anteil am Erneuerbaren-Kuchen für den städtischen Versorger: „Ich würde mich freuen, wenn wir selbst etwa 25 Anlagen bauen könnten“, sagte er auf Anfrage unserer Redaktion. Diese seien in Form von Windparks oder als Einzelanlagen denkbar.

Hintergrund der Ausbau-Offensive in der alten Hansestadt an der hessischen Grenze ist ein neuer Flächennutzungsplan (FNP). Er lässt in Warburg erwartbar mehr Windturbinen zu, weil die Deutsche Luftsicherung inzwischen die Schutzbereiche um Drehfunkfeuer verkleinert hat. Der größere Radius hatte in der Vergangenheit eine Vielzahl von Windkraftanlagen verhindert. Gültig sein soll der neue FNP ab Ende 2023. Ab dann könnten Bauanträge erfolgen und Genehmigungsverfahren beginnen.
 
Steigt ins Windkraft-Geschäft ein: Leander Sasse, Geschäftsführer der ostwestfälischen Stadtwerke Warburg.
Quelle: SWW
 
 
Keine Lust auf Überbietungswettbewerb mit anderen Projektierern

Als Partnerunternehmen für die eigenen Windenergiepläne haben die Stadtwerke sich die Naturstrom AG ausgesucht. Für das Düsseldorfer Ökoenergie-Unternehmen wird dann auf Seiten der Stadtwerke ein neuer Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Aktuell läuft die Ausschreibung für eine entsprechende Stelle im Projektmanagement für die Energie- und Wärmewende. Der bisherige Beauftragte Stefan Prott macht diesen Job frei und wechselt zur Bezirksregierung.

Stadtwerke-Geschäftsführer Leander Sasse glaubt, als verlässlicher Partner gute Karten im Werben um die Windkraft-Flächen in der Kommune zu haben. Sein Unternehmen wolle die Windkraftprojekte vom Beginn bis zum Rückbau begleiten. Allerdings gab es auch schon Rückmeldungen, dass andere Bieter schneller oder mit dem Angebot höherer Pachtzahlungen vorstellig geworden seien. An einem Überbietungswettbewerb teilzunehmen schließt Leander Sasse für die Stadtwerke indes aus: „Wir glauben an die Stärke unseres Konzepts mit einer umfassenden Bürgerbeteiligung und der Maximierung der regionalen Wertschöpfung.“

Einen Rückschlag haben die Ambitionen der Stadtwerke erhalten, weil Kalamitätsflächen in den Wäldern doch nicht für den Windkraftausbau zur Verfügung stehen dürfen. Die Bezirksregierung hatte dies der Stadt mitgeteilt und auf den Vorrang von Natur- und Vogelschutz verwiesen. Dies ist von Nachteil für die Stadtwerke, weil die Kommune einer der größten Waldbesitzer in Nordrhein-Westfalen ist und sie die Tochter bei der Vergabe von Flächen hätte berücksichtigen können. In Warburg drehen sich bereits die Rotoren von mehr als 200 Anlagen, das Gebiet am Rande des Paderborner Landes ist vom Winde verwöhnt.

Leander Sasse neuerdings Alleingeschäftsführer

Für die erhofften Anlagen schwebt Leander Sasse ein Genossenschaftsmodell vor, an dem die Bevölkerung sich auch direkt beteiligen kann. Wer keine finanziellen Mittel zum Investieren hat, der profitiere künftig indirekt von den städtischen Turbinen. „Den Rückfluss an alle Bürger gewährleisten wir über unsere Angebote der Daseinsvorsorge“, so der Geschäftsführer.

Für die anstehenden Millionen-Investitionen in die Windkraft soll das Geld weitgehend von den Stadtwerken selbst kommen, dazu von der Bürgerenergiegenossenschaft „Energie für den Kreis Höxter". Auch direkte Bürgerbeteiligung und Mittel von Projektpartnern sind geplant. Das Gesamtbudget stehe laut Leander Sasse indes noch nicht fest.

Der Versorger ist mit seinen knapp 100 Beschäftigten bisher in der Stromversorgung tätig, betreibt dafür auch das zugehörige Netz sowie Wasserkraftwerke. Einzelne Blockheizkraftwerke und ein Holzheizkraftwerk liefern zudem Wärme an ein Unternehmen und für ein Nahwärmenetz. Den Umsatz beziffert Leander Sasse mit zuletzt rund 40 Millionen Euro. Die Stadtwerke Warburg GmbH war seit 2015 Teil des regionalen Unternehmensverbunds „BeSte Stadtwerke GmbH“, dem auch die Versorger aus Beverungen, Steinheim, Bad Driburg und Borgentreich angehören. Der Zusammenschluss ist seit Januar 2021 Eigentum der kommunalen EAM-Gruppe aus dem benachbarten Kassel, Warburg verkaufte seine Anteile damals an EAM.

Nach gut einem Jahr im Verbund mit Co-Geschäftsführer Andreas Niggemeyer ist Leander Sasse nun allein für die Stadtwerke verantwortlich. Sein Pendant ist Erster Beigeordneter der Kommune und seit Ende März 2023 Aufsichtsratsvorsitzender des Versorgers. Nach Angaben von Leander Sasse ist künftig keine Doppelspitze mehr bei den Stadtwerken vorgesehen.

Dienstag, 30.05.2023, 14:39 Uhr
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