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Energie & Management > Politik - Grüne wollen das Strommarktdesign reformieren
Bild: canadastock / Shutterstock.com
Politik

Grüne wollen das Strommarktdesign reformieren

Mit acht Punkten wollen die Grünen das Strommarktdesign in Deutschland den Erfordernissen der Zukunft anpassen. 
In einem Positionspapier hat die Bundestagsfraktion der Grünen wesentliche Punkte eines künftigen Strommarktdesigns niedergelegt, das für eine sichere und kostengünstige Stromversorgung auf dem Weg hin zu 100 % erneuerbaren Energien sorgen soll.

In dem Papier werden die folgenden Maßnahmen vorgeschlagen:
  • Richtige Anreize durch starken CO2-Preis: Ein wirkungsvoller CO2-Preis ist zentral für eine marktorientierte Energiepolitik. Er beeinflusst die Preise an der Strombörse so, dass in Stunden mit viel Strom aus Erneuerbaren der Strom deutlich günstiger wird als in Stunden mit viel Kohlestrom. Das gibt allen Verbrauchern und Verbraucherinnen das Signal, dass sich erstens Flexibilität lohnt wegen der stärkeren Spreizung der Preise und zweitens Wasserstoff oder Wärme tatsächlich dann flexibel produziert werden, wenn viele Erneuerbare im System sind. Die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie im internationalen Handel muss dabei gesichert werden.
  • Kurzfristig zeitliche Preissignale durch gezielt verringerte EEG-Umlage setzen: Erneuerbarer Strom wird entscheidend dazu beitragen, auch die anderen Sektoren auf klimafreundliche Energie umzustellen. Dazu muss der Strom nicht immer und überall günstig sein, aber dann und dort, wo viel Erneuerbare zur Verfügung stehen. Deshalb lautet der Vorschlag, die EEG-Umlage künftig dann stärker zu senken, wenn die Stromerzeugung CO2-arm ist.
  • Netzengpässe im Markt abbilden: Der zügige Ausbau der Stromnetze ist ein zentraler Beitrag zum Gelingen der Energiewende. Trotzdem sind derzeit nicht so viele Stromleitungen in Planung, dass es wieder zu einer Stromversorgung ohne Netzengpässe kommen wird. Statt dessen könnten sich mehrere Ansätze ergänzen: Etwa Grünstrom für Wärme oder Wasserstoff nutzbar zu machen, der derzeit verloren geht, wenn Windräder bei einem Netzengpass zum Stillstand verdonnert werden. Das gelingt, indem der Strom dann ohne oder mit reduzierten Abgaben und Entgelten verwendet werden kann. Variable Verteilnetzentgelte könnten zudem Anpassungen im Verbrauch hervorrufen und so regionale Engpässe in Verteilnetzen beim Abtransport von erneuerbarem Strom entschärfen.
  • Stringentes Marktdesign statt einer Flut von Ausnahmen und Sonderregeln: Es sei höchste Zeit, den Strommarkt konsequent und marktorientiert aufzustellen. Erleichterungen bei den Entgelten und Umlagen sollten Unternehmen künftig dann erhalten, wenn sie besonders energieintensiv sind und im internationalen Wettbewerb stehen – und nicht für völlig nutzloses Verhalten wie gleichmäßige Stromentnahme bei schwankendem Angebot oder den Betrieb fossiler Kraftwerke.
  • Aktive Teilnahme am Strommarkt für alle ermöglichen: Die Grünen wollen "bürokratische Schikanen und unnötige Kosten" abbauen, um es Bürgern zu erleichtern, Wärmepumpen mit Sonnenstrom vom eigenen Dach zu betreiben und E-Autos oder E-Bikes mit dem selbst geernteten Strom aufzuladen.
  • Ausbau intelligenter Netze und Einführung von Smart Metern: Die Grünen wollen mit finanziellen Anreizen und Vorgaben dafür sorgen, dass Verteilnetzbetreiber nicht nur in Kupfer, sondern auch in die Intelligenz ihrer Netze investieren. Dabei dürfen Haushalte durch die intelligenten Messsysteme aber nicht zu Mehrkosten ohne entsprechenden Nutzen verpflichtet werden. Für den Rollout der Smart-Meter-Gateways (SMGW) ist die Stärkung der Preissignale notwendig. Dazu sind intelligente, zeitvariable Stromtarife notwendig, die die Verfügbarkeit von günstigem Strom bei hohen Anteilen von Wind- und Sonnenenergie realistisch widerspiegeln.
  • Mit Differenzverträgen Kosten senken, Erneuerbare verlässlich ausbauen und das Strompreissignal stärken: Strom könne mit Differenzverträgen um 15 bis 35 % günstiger erzeugt werden als ohne diese − "ein Preisvorteil, den wir Haushalten, Industrie und Mittelstand zugutekommen lassen wollen", so die Grünen im Positionspapier. Verlässliche Rahmenbedingungen bei der Finanzierung allein reichten aber nicht aus, um den dramatisch eingebrochenen Ausbau der Erneuerbaren wieder auf Tempo zu bringen. Dafür müssen die Ausbauziele erhöht werden. Zudem sollen Solaranlagen auf den Dächern für jeden Neubau verpflichtend machen und perspektivisch
    auch bei jeder Dachsanierung.
  • Ausreichend gesicherte Leistung: Dafür wollen die Grünen die bestehenden zahlreichen Instrumente bündeln, effektiv aufstellen und zielorientiert weiterentwickeln sowie einen ökologischen Flexibilitätsmarkt schaffen. 
"Wir wollen den Strommarkt stärken und so den Ausbau von erneuerbaren Energien weiter vorantreiben", sagte die Energieexpertin der Grünen, Ingrid Nestle. Dafür sei es jedoch notwendig, die wahren Kosten für die Erzeugung von Energie ehrlich zu benennen und die Preissignale des Marktes auch an die Verbraucher und Verbraucherinnen weiterzugeben.


 
Das Positionspapier zum Strommarktdesign der Grünen
Zur Vollansicht bitte klicken





 

Montag, 26.04.2021, 13:47 Uhr
Peter Koller
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Grüne wollen das Strommarktdesign reformieren
Mit acht Punkten wollen die Grünen das Strommarktdesign in Deutschland den Erfordernissen der Zukunft anpassen. 
In einem Positionspapier hat die Bundestagsfraktion der Grünen wesentliche Punkte eines künftigen Strommarktdesigns niedergelegt, das für eine sichere und kostengünstige Stromversorgung auf dem Weg hin zu 100 % erneuerbaren Energien sorgen soll.

In dem Papier werden die folgenden Maßnahmen vorgeschlagen:
  • Richtige Anreize durch starken CO2-Preis: Ein wirkungsvoller CO2-Preis ist zentral für eine marktorientierte Energiepolitik. Er beeinflusst die Preise an der Strombörse so, dass in Stunden mit viel Strom aus Erneuerbaren der Strom deutlich günstiger wird als in Stunden mit viel Kohlestrom. Das gibt allen Verbrauchern und Verbraucherinnen das Signal, dass sich erstens Flexibilität lohnt wegen der stärkeren Spreizung der Preise und zweitens Wasserstoff oder Wärme tatsächlich dann flexibel produziert werden, wenn viele Erneuerbare im System sind. Die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie im internationalen Handel muss dabei gesichert werden.
  • Kurzfristig zeitliche Preissignale durch gezielt verringerte EEG-Umlage setzen: Erneuerbarer Strom wird entscheidend dazu beitragen, auch die anderen Sektoren auf klimafreundliche Energie umzustellen. Dazu muss der Strom nicht immer und überall günstig sein, aber dann und dort, wo viel Erneuerbare zur Verfügung stehen. Deshalb lautet der Vorschlag, die EEG-Umlage künftig dann stärker zu senken, wenn die Stromerzeugung CO2-arm ist.
  • Netzengpässe im Markt abbilden: Der zügige Ausbau der Stromnetze ist ein zentraler Beitrag zum Gelingen der Energiewende. Trotzdem sind derzeit nicht so viele Stromleitungen in Planung, dass es wieder zu einer Stromversorgung ohne Netzengpässe kommen wird. Statt dessen könnten sich mehrere Ansätze ergänzen: Etwa Grünstrom für Wärme oder Wasserstoff nutzbar zu machen, der derzeit verloren geht, wenn Windräder bei einem Netzengpass zum Stillstand verdonnert werden. Das gelingt, indem der Strom dann ohne oder mit reduzierten Abgaben und Entgelten verwendet werden kann. Variable Verteilnetzentgelte könnten zudem Anpassungen im Verbrauch hervorrufen und so regionale Engpässe in Verteilnetzen beim Abtransport von erneuerbarem Strom entschärfen.
  • Stringentes Marktdesign statt einer Flut von Ausnahmen und Sonderregeln: Es sei höchste Zeit, den Strommarkt konsequent und marktorientiert aufzustellen. Erleichterungen bei den Entgelten und Umlagen sollten Unternehmen künftig dann erhalten, wenn sie besonders energieintensiv sind und im internationalen Wettbewerb stehen – und nicht für völlig nutzloses Verhalten wie gleichmäßige Stromentnahme bei schwankendem Angebot oder den Betrieb fossiler Kraftwerke.
  • Aktive Teilnahme am Strommarkt für alle ermöglichen: Die Grünen wollen "bürokratische Schikanen und unnötige Kosten" abbauen, um es Bürgern zu erleichtern, Wärmepumpen mit Sonnenstrom vom eigenen Dach zu betreiben und E-Autos oder E-Bikes mit dem selbst geernteten Strom aufzuladen.
  • Ausbau intelligenter Netze und Einführung von Smart Metern: Die Grünen wollen mit finanziellen Anreizen und Vorgaben dafür sorgen, dass Verteilnetzbetreiber nicht nur in Kupfer, sondern auch in die Intelligenz ihrer Netze investieren. Dabei dürfen Haushalte durch die intelligenten Messsysteme aber nicht zu Mehrkosten ohne entsprechenden Nutzen verpflichtet werden. Für den Rollout der Smart-Meter-Gateways (SMGW) ist die Stärkung der Preissignale notwendig. Dazu sind intelligente, zeitvariable Stromtarife notwendig, die die Verfügbarkeit von günstigem Strom bei hohen Anteilen von Wind- und Sonnenenergie realistisch widerspiegeln.
  • Mit Differenzverträgen Kosten senken, Erneuerbare verlässlich ausbauen und das Strompreissignal stärken: Strom könne mit Differenzverträgen um 15 bis 35 % günstiger erzeugt werden als ohne diese − "ein Preisvorteil, den wir Haushalten, Industrie und Mittelstand zugutekommen lassen wollen", so die Grünen im Positionspapier. Verlässliche Rahmenbedingungen bei der Finanzierung allein reichten aber nicht aus, um den dramatisch eingebrochenen Ausbau der Erneuerbaren wieder auf Tempo zu bringen. Dafür müssen die Ausbauziele erhöht werden. Zudem sollen Solaranlagen auf den Dächern für jeden Neubau verpflichtend machen und perspektivisch
    auch bei jeder Dachsanierung.
  • Ausreichend gesicherte Leistung: Dafür wollen die Grünen die bestehenden zahlreichen Instrumente bündeln, effektiv aufstellen und zielorientiert weiterentwickeln sowie einen ökologischen Flexibilitätsmarkt schaffen. 
"Wir wollen den Strommarkt stärken und so den Ausbau von erneuerbaren Energien weiter vorantreiben", sagte die Energieexpertin der Grünen, Ingrid Nestle. Dafür sei es jedoch notwendig, die wahren Kosten für die Erzeugung von Energie ehrlich zu benennen und die Preissignale des Marktes auch an die Verbraucher und Verbraucherinnen weiterzugeben.


 
Das Positionspapier zum Strommarktdesign der Grünen
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